
Es wird Sangria gereicht, geredet und getanzt. Alles wirkt wie eine typische Party und jeder scheint sich zu amüsieren. Doch nach und nach kippt die Stimmung, und das Verhalten einzelner wird plötzlich merkwürdiger. Allmählich scheint kaum jemand er selbst zu sein, aus der anfänglichen Party entwickeln sich zunehmend albtraumhafte Zustände. Das Auftreten einiger steigert sich regelrecht zu einer Paranoia, die Tänze unter den dröhnenden Beats werden impulsiver und nehmen bizarre Züge an. Einige verlassen den Übungsraum, in dem gefeiert wird, verlieren sich aber in den Gängen rundherum. Diese wirken nun labyrinthartig und letztlich landen sie fast alle wieder in dem Raum, hier scheinen die übrigen sich mittlerweile dem Kontrollverlust komplett ergeben zu haben.

Ich kann mich noch an „Irreversibel“ erinnern, mein erster Kontakt mit Gaspar, der zugleich mein Filmverständnis infrage stellte. Die ungewöhnliche Herangehensweise der Erzählstruktur irritierte und faszinierte mich zugleich. Meine Wahrnehmung, nicht nur zu seinen Filmen, hat sich somit auch verändert. Sicherlich wirkt vieles in seinen Filmen moralisch bedenklich und erzeugt bei den meisten wohl eher für Kopfschütteln. So regen seine Filme dennoch zum Nachdenken an, bieten genug Platz für eigene Interpretation und schaffen es immer wieder, einen zu überraschen. Mit Bildern, die so einnehmend sind, die einen eintauchen lassen in die Geschichte, dass man sich manchmal selbst darin verliert.
Auch in „Climax“ holt er der Zuschauer ab, mit jeder Filmminute mehr fühlt man sich als Teil der Party. Man wird zur Kamera, zum Voyeur und schließlich zum Gast, eine beängstigend wirkende Entwicklung, aber eine extrem reizvolle.

Nun wer „Irreversible“, „Enter the Void, Love..“ von Gaspar etwas abgewinnen konnte, der wird hier nicht annähernd enttäuscht sein. Dieser ist wieder anders als seine Vorgänger, was ebenfalls hervorzuheben ist. Sicherlich keine sonderlich leichte Kost, auch dank der eigenwilligen Inszenierung. Daher sollte man dennoch mal so mutig sein, wie Gaspar mit seinen Filmen. Sich mal über den üblichen Tellerrand hinaus trauen, einfach mal den Film anschauen, es wird garantiert eine außergewöhnliche Erfahrung. Und wer weiß, vielleicht bekommt man ja Lust auf seine weiteren Werke?!
Bild: Mit guter Schärfe sowie Kontrast wird der Übungs-Partyraum wiedergegeben. Farblich stimmig und lebendig wirkend, transportiert das gezeigte die Location perfekt auf die Leinwand. Man hat teils das Gefühl, in so einem Partykeller war man auch einmal. Der Schwarzwert könnte besser sein, erfüllt aber dennoch seinen Zweck und fügt sich in das entsprechende Gesamtbild. Auch gegen Ende hin, wenn die Farbgebung rötlicher wird, bleibt es dem Stil treu und passend. Insgesamt kein Hochglanz Bild, bietet aber ausreichend HD-Feeling und überzeugt mit einer wirklichkeitsnahen Atmosphäre.

Auch wenn man mal abseits des Partyraumes ist, wird das wummern der Beats entsprechend realistisch abgebildet. Hier hat der Sub gut zu tun und trägt seinen Teil zur Stimmung bei. Der häufig trocken und wabernd durch den Raum zieht. Auch die Rears werden bestens einbezogen, nicht nur beim Score, ebenfalls die Dialoge werden ausgezeichnet von diesen wiedergegeben. Welches das Mittendrin-Gefühl nur noch verstärkt, daher eine sehr gelungene Vertonung.
Extras:
- Gaspar Noé & Jan Kounen im Gespräch
- Interview mit Gaspar Noé
- Titeldesign – Making Of
- Trailer
Testequipment
JVC DLA-X35
Panasonic DMP UB704
Marantz AV8801 / MM7055
B&W 7er Serie 5.1
(Hartmut Haake)
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