
Story:
Der 5. Januar soll der Beginn des Leidenswegs von Alfred Dreyfus werden, einem aufsteigenden Offizier der französischen Armee mit jüdischer Abstammung. Diesem wird vorgeworfen, für die Deutschen spioniert zu haben. So wird er mit jeglicher öffentlichen Demütigung seines Rangs enthoben und auf die Teufelsinsel deportiert. Sein ehemaliger Mentor Marie-Georges Picquart, der zum Schriftenvergleich Arbeiten von Dreyfuss und anderen Verdächtigen zur Verfügung gestellt hat, hat so seine Zweifel an der schnellen Auswahl Dreyfuss als potentieller Täter. Dennoch glaubt er an die Richtigkeit der französischen Justiz. Kurz nach Dreyfuss Deportation wird Picquart zum Nachfolger des französischen militärischen Geheimdienstes ernannt. Die Abteilung, die er dort übernimmt, scheint recht lax geführt zu werden und so bringt er erstmal Ordnung in diesen unkoordinierten Haufen. Dabei stolpert er eher unbewusst wieder über den Fall von Alfred Dreyfuss. Seine damaligen Zweifel finden neue Nahrung in einigen Ungereimtheiten, die zur Verurteilung seines ehemaligen Schülers führten. Picquart ist zwar kein großer Freund der jüdischen Bevölkerung, dennoch würde er es nie zu lassen, dass seine Antipathie sein Urteilsvermögen beeinflusst. So beginnt er weiter zu graben und stößt auf Informationen, die selbst sein bisheriges Leben gefährden könnten. Trotzdem gräbt er weiter, denn egal welcher Abstammung jemand ist, ist dies kein Grund, einen möglicherweise Unschuldigen auf einer fernen Insel verrotten zu lassen.
Meinung:
Polanskis neustes Werk bietet eine ganze Menge Zündstoff, der den französischen Landesvätern selbst heute nicht gefallen wird. Polanski geht mit seinem Film auf eine weitere dunkle Zeit in der Geschichte Frankreichs ein. Seit „Papillon“, aus dem Jahre 1973 mit Steve McQueen („Gesprengte Ketten“) und Dustin Hoffman („Rain Man“) in den Hauptrollen, weiß der Zuschauer, wie Frankreich mit Verbrechern, Spionen, Deserteuren und Verrätern umgesprungen ist. Diese wurde auf ferne Kolonien verbannt und ihre Heimat samt Volk und Politik wand sich von ihnen ab und ließ sie fern der Heimat ohne Chance auf Rehabilitierung verrotten. So soll es auch dem angeblichen Landesverräter Alfred Dreyfuss ergehen. Wie „Papillon“ basiert auch „Intrige“ auf einer wahren Begebenheit. In dieser ging es darum, ein Bauernopfer über die Klinge springen zu lassen. Als wäre dies nicht schon schändlich genug, griff man auch noch auf einen Franzosen mit jüdischen Wurzeln zurück, da man keinen „reinrassigen“ Franzosen opfern wollte. Ein großer politischer Skandal, der glücklicherweise aufgedeckt wurde und Alfred Dreyfuss rehabilitiert werden konnte. Doch auch hier zeigt Polanski, dass die Obrigkeit dies nur unter heftigem Zähneknirschen zuließ. Allgemein lässt Polanski kein gutes Haar an der damaligen Landesführung, egal ob auf politischer noch auf militärischer Ebene. Er zeigt unverhüllt den Machtmissbrauch, die damals herrschende Korruption und die Fremdenfeindlichkeit.

Fazit:
So wie Picquart die wahren Schuldigen entlarvte, so decken wir nun das Fazit auf: Mit „Intrige“ verfilmte Polanski einen Skandal, der auf wahren Begebenheiten der französischen Geschichte beruht. Doch der Versuch, diese Geschichte in einen spannenden und fesselnden Thriller zu verwandeln, ist in meinen Augen etwas misslungen. Dem gegenüber steht dennoch eine handwerklich fehlerfreie Inszenierung. Die Krux an der Geschichte, Polanski scheint den emotionalen Part gänzlich vergessen zu haben. Mir als Zuschauer fehlte die emotionale Bindung an die Figuren. Oder auch der nicht auftretende Wow-Effekt, als sich dem Zuschauer die Größe des Skandals und die tiefe Verwicklung der Obrigkeit offenbaren. Selbst die Figuren zeigen sich trotz der weitreichenden Verflechtungen nicht groß schockiert. Somit erhält man ein fast schon dokumentarisches Enthüllungsdrama, anstatt eines Enthüllungsthrillers. Mit „Intrige“ bleibt Polanski meiner Meinung nach, hinter seinen früheren Filmen ähnlichen Themas wie „Der Ghostwriter“ oder auch „Frantic“ zurück. Und das, obwohl kurioserweise der Film handwerklich wirklich toll umgesetzt wurde, nur auf den emotionalen Anteil scheint man bewusst oder unbewusst verzichtet zu haben. Ebenso der Spannungsanteil, es steht zwar immer eine Spannung im Raum, der wie ein böser Schatten, der über dem Handlungsstrang schwebt, doch verharrt dieser auf einem gleichbleibenden Niveau, anstatt sich im Verlauf zu steigern. Auch wenn dem Film die emotionale Tiefe fehlt, drückt er dennoch sehr real und eindringlich aus, wie schnell man von der geachteten Obrigkeit zum unschuldigen Bauernopfer verdammt werden kann. Dass der Film, obwohl es sich um einen Fall aus dem Jahr 1898 handelt, aktueller denn je ist. Zeigt leider auch dass diese Vorgehensweise von Machthabern rund um den Globus immer noch Tagesaktuell ist. Somit kann man Polanskis Film auch als Mahnmal sehen, das sich manche Vorgehensweisen von den mächtigen dieser Welt, selbst hundert Jahre später nicht wirklich groß verändert haben.
Habt ihr den Film gesehen, wie habt ihr ihn empfunden, hat er euch gefallen, bejubelt ihr ihn oder fandet ihr ihn bescheiden, wenn nicht sogar schlecht? Teilt es uns in den Kommentaren mit.
Bild:
Das Bild ist für eine aktuelle Produktion ordentlich ausgefallen. Auf der Habenseite gibt es eine sehr gute Schärfe und sehr gute Farben. Neutral fallen die Kontraste aus, auch der Schwarzwert könnte etwas besser sein. Negativ sind mir aber immer wieder Szenen aufgefallen, die wie durch einen Dunst wirkten. Dies aber nicht nur bei Sonneneinstrahlung bei Tagszenen, sondern auch bei Nachtszenen in Treppenhäusern oder Räumen. Hier wurde eventuell als Stilmittel die Klarheit etwas reduziert oder es liegt an fehlendem Filmkorn, was dem Bild in diesem Falle vielleicht sogar geholfen hätte. So liegt die Bewertung für das Bild zwar noch im oberen Bereich, verhindert aber wegen der genannten Defizite die Höchstwertung, die eine aktuelle Produktion eigentlich erreichen sollte.
Ton:
Der Ton liegt jeweils für Deutsch und Französisch im Format: DTS-HD MA 5.1 vor. Da der Film überwiegend dialoglastig ist, vermisst man hier auch keine räumlichen Surroundsoundeffekte. Dennoch wird eine räumliche Atmosphäre geboten, die gerade in den alten Treppenhäusern oder großen Räumen diese tonal gut wiedergibt. Die Dialoge sind jederzeit sehr gut und klar verständlich. Somit habe ich an dem Ton eigentlich nichts auszusetzen. Selbst die oft geforderte Aufwertung auf Dolby Atmos, würde den Ton vermutlich nicht besser klingen lassen. Genrebedingt gibt’s hier eine Bewertung in oberen Bereich.
Extras:
- Making of
 - Trailer
 - Trailershow
 
Technische Bewertungen beziehen sich immer auf das Alter und das vorhandene Ausgangsmaterial!
Wie immer möchte ich mich für eure Aufmerksamkeit bedanken und hoffe wir lesen uns bei meinem nächsten Review wieder.
(Marc Maurer)
©Bilder, Trailer und Medium zur Verfügung gestellt von Leonie – Alle Rechte vorbehalten.
							
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