
Allen Ginsberg, Jack Kerouac und William Burroughs gelten gemeinhin als Gründer der sogenannten Beat-Generation. Die Werke der Schriftsteller sind nach wie vor Bestseller und auch heute noch bekannt und beliebt. Lediglich Lucien Carr, der hier in diesem Film – der auf wahren Begebenheiten beruht – neben Ginsberg den wohl wichtigsten Charakter darstellt, blieb der Durchbruch verwehrt. Zu ihrer Zeit waren sie allerdings alles andere als beliebt und wurden gar angefeindet, da sie sich über sämtliche Konventionen hinwegsetzten.

Ein weiteres Lob gilt den grandiosen Darstellern. Allen voran natürlich Daniel Radcliffe, welcher hier letztendlich den Bruch mit seiner Rolle als blitzbenarbter Zauberlehrling Harry Potter vollkommen macht. Bereits auf der Theaterbühne konnte der Brite zeigen, dass mehr in ihm steckt als ein Kinderstar, und mit seiner Darstellung in diesem Film dürfte auch der letzte Zweifler eines Besseren belehrt werden. Mit viel Körpereinsatz und einer überzeugenden Darstellung lässt Radcliffe alle Stimmen verstummen, die meinten, nach dem letzten Teil der Harry-Potter-Reihe wäre es aus mit seiner Schauspielkarriere.

Die weiteren Darsteller, darunter Größen wie Ben Foster und Jennifer Jason Leigh, werden durch dieses hervorragend aufspielende Triumvirat ein wenig in den Hintergrund gedrückt und fungieren damit lediglich als schmückendes Beiwerk, welches zwar aus historischer Sicht wichtig, für die hier dargestellte Handlung allerdings nur zweitrangig ist.
Unterm Strich ist Krodikas Langfilmdebut ebenso eine Liebeserklärung an die Literatur und die Begründer der Beat-Generation wie ein flammender Aufruf für mehr Toleranz. Schon alleine dank der intensiv aufspielenden Darsteller ist „Kill Your Darlings“ ein echter Geheimtipp, den man nicht verpassen sollte.

Die Farben sind teilweise ein wenig unnatürlich und in düsteren, erdigen Farben gehalten, was an dieser Stelle jedoch zweifellos als Stilmittel gewertet wird, da es sowohl den Zeitgeist der 1940er Jahre trifft, als auch die durchgängig warme Atmosphäre in dieser so kalten Zeit unterstreicht. Der Kontrast ist nicht ganz optimal, was in dunkleren Szenen – wovon es hier reichlich gibt – ein wenig zu Ungunsten kleinerer Details geht, die in den großen Schwarzflächen einfach verschwinden. Dafür wird das Schwarz tief und satt dargestellt. Ansonsten gibt es hier nicht viel zu bemängeln, lediglich ein leichtes Bildrauschen ist das einzige, was ein kleinwenig ins Gewicht fällt.

Extras: Ein sehr gelungener Audio-Kommentar, ein kurzes Interview mit Dane DeHaan und Daniel Radcliffe (6 Minuten), ein Special zum Toronto Film Festival (7 Minuten), einige entfernte Szenen (7 Minuten) und ein paar Trailer ergänzen die Blu-ray.
Das Menü ist übersichtlich und ansprechend gestaltet und vermittelt bereits das Filmgefühl, noch bevor man den Film gestartet hat. Das Bonusmaterial besteht im Kern aus kurzen Interviews mit Dane DeHaan und Daniel Radcliffe (ca. 6 Minuten) und einem Special zum Toronto Film Festival (7 Minuten). Obendrauf gibt es noch sieben Minuten mit geschnittenen Szenen, die den Film zwar nicht bereichert hätten, aber ein wenig mehr über die Charaktere in Erfahrung bringen lassen.
Das Highlight des Bonussektors ist ein Audiokommentar, der allerdings denkbar ungünstig eingebracht wurde.
Der Audiokommentar lässt sich nicht beliebig zuschalten oder deaktivieren, sondern befindet sich gesondert auf der Disc. Im Endeffekt sieht das so aus, dass der Film entweder mit oder ohne Audiokommentar gestartet werden kann, und diese Entscheidung nicht wiederrufbar ist. Wählt man erstere Option, so wird gleichzeitig das Pop-Up-Menü deaktiviert. Es ist also nicht möglich, den Film ohne Audiokommentar an der Stelle weiterzuschauen, an der man gerade war. Dies ist nicht nur sehr kundenunfreundlich, sondern schlicht und einfach unnötig und störend. Darüber hinaus sind keine deutschen Untertitel für den Kommentar vorhanden, was für einen weiteren Punktabzug sorgt.
Über die Verpackung und ein eventuelles Wendecover kann an dieser Stelle leider ebenfalls nichts gesagt werden, da man uns lediglich die Disc zur Verfügung gestellt hat.
Fazit: Mit „Kill Your Darlings“ erscheint ein echter Geheimtipp auf dem deutschen Blu-Ray-Markt. Die technischen Aspekte sind sicherlich nicht ganz optimal, können aber alles in allem dennoch überzeugen. Das Bild ist teilweise von überzeugender Qualität, fällt aber zu häufig ab und verfügt über zahlreiche Mankos, die jedes für sich allerdings auch als Stilmittel geltend gemacht werden könnten. Der Ton ist zweckmäßig und kann dadurch vollends überzeugen, erreicht jedoch Genrebedingt keine Höchstleistungen. Der Extra-Sektor ist spärlich und kundenunfreundlich gestaltet. Vor allem der Audiokommentar hätte eine bessere Präsentation verdient und wird durch die Darreichungsform beinahe schon zum Ärgernis.
Der Film ist ein interessantes Portrait der Begründer der Beat-Generation und kann in dieser Hinsicht absolut überzeugen. Nebenbei bietet der Streifen eine perfekte Abbildung der damaligen Zeit. Grandiose Darsteller und ein tolles Setting runden das Filmerlebnis ab, das lediglich durch seine Vorhersehbarkeit und seine wenigen Wendungen im Mittelteil ein wenig in die Länge gezogen wirkt. Dennoch eine klare Empfehlung für alle, die an dem Stoff interessiert sind, oder sich davon überzeugen möchten, dass Daniel Radcliffe mehr kann, als mit dem Zauberstab wedeln.
(Michael Speier)
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