17 Mädchen: Eine Geschichte von Rebellion, Freundschaft und der Suche nach Identität
Der französische Film „17 Mädchen“ (Originaltitel: „17 Filles“) aus dem Jahr 2011 ist mehr als nur ein Drama; er ist ein eindringliches Porträt einer Gruppe junger Frauen, die in der abgeschiedenen bretonischen Küstenstadt Lorient leben und durch ein ungewöhnliches und schockierendes Ereignis miteinander verbunden werden: Ein Schwangerschafts-Pakt. Regisseurin Delphine Coulin und Muriel Coulin, die auch das Drehbuch verfassten, schufen ein Werk, das Fragen nach Identität, Freundschaft, Rebellion und den Erwartungen an junge Frauen aufwirft.
Die Ausgangssituation: Langeweile und die Suche nach einem Ausweg
Die Geschichte beginnt mit der 16-jährigen Emma, einer stillen und nachdenklichen Schülerin. Sie ist die Erste in ihrem Freundeskreis, die schwanger wird. Doch anstatt Panik oder Verzweiflung zu zeigen, fasst Emma einen ungewöhnlichen Entschluss: Sie will das Kind bekommen. Diese Entscheidung löst eine Kettenreaktion aus. Um Emma zu unterstützen und vielleicht auch aus einer Mischung aus Neugier, Langeweile und dem Wunsch nach Aufmerksamkeit, schließen 16 weitere Mädchen aus Emmas Clique einen Pakt: Auch sie wollen schwanger werden.
Die Mädchen leben in einer Umgebung, die ihnen wenig Perspektiven bietet. Lorient, eine Hafenstadt, die von Fischerei und Werften geprägt ist, wirkt auf die jungen Frauen oft trist und einengend. Die Schule erscheint ihnen irrelevant, die Zukunft ungewiss. In dieser Atmosphäre der Perspektivlosigkeit wird die Schwangerschaft zu einer Art Befreiungsschlag, zu einem Akt der Rebellion gegen die vorherrschenden Normen und Erwartungen. Sie sehen darin eine Möglichkeit, ihrem Leben einen Sinn zu geben und eine neue Identität zu finden.
Der Pakt: Freundschaft, Gruppenzwang und die Suche nach Bedeutung
Der Schwangerschafts-Pakt entwickelt sich zu einem komplexen Geflecht aus Freundschaft, Gruppenzwang und dem verzweifelten Versuch, der eigenen Existenz Bedeutung zu verleihen. Die Mädchen verbringen ihre Zeit damit, über ihre Schwangerschaften zu sprechen, sich gegenseitig zu unterstützen und sich auf die Ankunft ihrer Babys vorzubereiten. Sie teilen ihre Ängste und Hoffnungen, aber auch ihre Unsicherheiten und Zweifel. Die Schwangerschaft wird zu einem gemeinsamen Projekt, das sie zusammenschweißt.
Doch hinter der Fassade der Solidarität und Freundschaft verbergen sich auch Konflikte und Spannungen. Nicht alle Mädchen sind gleichermaßen von ihrer Entscheidung überzeugt. Einige werden von ihren Eltern unter Druck gesetzt, abzutreiben, andere zweifeln an ihren Fähigkeiten als Mütter. Der Gruppenzwang spielt eine große Rolle, und nicht jede der 17 Mädchen ist wirklich bereit für die Verantwortung, die eine Schwangerschaft mit sich bringt.
Die Konsequenzen: Realität trifft auf Idealismus
Als die ersten Babys geboren werden, ändert sich die Dynamik der Gruppe. Die Mädchen werden mit der harten Realität des Mutterseins konfrontiert. Schlaflose Nächte, finanzielle Sorgen und die ständige Verantwortung für ein kleines Kind stellen ihre Freundschaft und ihren Idealismus auf die Probe. Einige Mädchen sind überfordert und fühlen sich alleingelassen, während andere in ihrer Rolle als Mutter aufblühen.
Die Eltern der Mädchen sind entsetzt und hilflos. Sie versuchen, die Situation zu kontrollieren und ihre Töchter zu unterstützen, aber sie stoßen oft auf Ablehnung und Widerstand. Die Schule ist überfordert und versucht, die Mädchen wieder in den Unterricht zu integrieren, aber dies gestaltet sich schwierig. Die Gemeinschaft in Lorient ist schockiert und verurteilt das Verhalten der Mädchen. Die Schwangerschaften werden zum Stadtgespräch, und die Mädchen werden zu Außenseitern.
Die Themen: Identität, Rebellion und die Rolle der Frau
„17 Mädchen“ behandelt eine Vielzahl von Themen, die für junge Frauen von Bedeutung sind. Der Film wirft Fragen nach der Identität, der Rolle der Frau in der Gesellschaft und den Erwartungen an junge Menschen auf. Er thematisiert die Schwierigkeiten, in einer Welt erwachsen zu werden, die von sozialen Medien, Konsum und Leistungsdruck geprägt ist. Der Film zeigt, wie junge Frauen nach ihrem Platz in der Welt suchen und wie sie versuchen, sich von den Erwartungen anderer zu befreien.
Die Rebellion der Mädchen ist ein Versuch, sich gegen die Langeweile, die Perspektivlosigkeit und die fehlende Anerkennung zu wehren. Sie wollen etwas Besonderes sein, etwas bewegen und ihrem Leben einen Sinn geben. Die Schwangerschaft wird zu einem Symbol für ihre Unabhängigkeit und ihre Fähigkeit, eigene Entscheidungen zu treffen. Doch der Film zeigt auch die Konsequenzen dieser Rebellion und die Schwierigkeiten, mit den eigenen Entscheidungen zu leben.
Der Film beleuchtet auch die Rolle der Frau in der Gesellschaft. Die Mädchen werden mit traditionellen Rollenbildern konfrontiert, die ihnen vorschreiben, wie sie sich zu verhalten haben und welche Entscheidungen sie treffen sollen. Die Schwangerschaft wird zu einem Test für ihre Fähigkeit, diese Rollenbilder zu hinterfragen und eigene Wege zu gehen.
Die Inszenierung: Realistisch und authentisch
Delphine und Muriel Coulin haben „17 Mädchen“ auf eine sehr realistische und authentische Weise inszeniert. Der Film wurde mit jungen, unbekannten Schauspielerinnen gedreht, die die Charaktere überzeugend verkörpern. Die Dialoge sind natürlich und glaubwürdig, und die Kamera fängt die Atmosphäre in Lorient treffend ein.
Die Regisseurinnen verzichten auf eine moralisierende Haltung und lassen die Zuschauer selbst entscheiden, wie sie die Handlungen der Mädchen bewerten. Sie zeigen die positiven und negativen Seiten der Schwangerschaften und die komplexen Beziehungen zwischen den Mädchen. Der Film ist weder eine Verherrlichung noch eine Verurteilung der Teenagerschwangerschaft, sondern eine einfühlsame und differenzierte Darstellung eines ungewöhnlichen Ereignisses.
Die Botschaft: Ein Appell zur Selbstbestimmung und Verantwortungsbewusstsein
„17 Mädchen“ ist ein Film, der zum Nachdenken anregt und Diskussionen auslöst. Er ist ein Appell zur Selbstbestimmung und zum Verantwortungsbewusstsein. Der Film zeigt, dass junge Frauen das Recht haben, eigene Entscheidungen zu treffen, aber auch die Pflicht, die Konsequenzen ihrer Handlungen zu tragen. Er mahnt, dass Rebellion und Freiheit nicht ohne Verantwortung und Selbstreflexion möglich sind.
Der Film ist aber auch ein Plädoyer für Freundschaft, Solidarität und gegenseitige Unterstützung. Er zeigt, wie wichtig es ist, in schwierigen Zeiten zusammenzuhalten und sich gegenseitig zu helfen. Die Mädchen in „17 Mädchen“ lernen, dass sie nicht allein sind und dass sie gemeinsam stark sein können.
Fazit: Ein berührender und wichtiger Film
„17 Mädchen“ ist ein berührender und wichtiger Film, der sich mit den Herausforderungen des Erwachsenwerdens, der Suche nach Identität und den Erwartungen an junge Frauen auseinandersetzt. Er ist ein Film, der Mut macht, eigene Wege zu gehen und für die eigenen Überzeugungen einzustehen. Gleichzeitig mahnt er, dass Freiheit und Rebellion nicht ohne Verantwortung und Selbstreflexion möglich sind. „17 Mädchen“ ist ein Film, der lange nachwirkt und zum Nachdenken anregt.
Hier eine kurze Übersicht über die wichtigsten Aspekte des Films:
Aspekt | Beschreibung |
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Thema | Teenagerschwangerschaft, Freundschaft, Rebellion, Identität, Erwachsenwerden |
Regie | Delphine Coulin, Muriel Coulin |
Darsteller | Pauline Étienne, Louise Grinberg, Roxane Duran, Esther Garrel |
Erscheinungsjahr | 2011 |
Land | Frankreich |
Tonalität | Freundlich, seriös, emotional, inspirierend |
Wir empfehlen „17 Mädchen“ allen, die sich für die Themen Identität, Freundschaft, Rebellion und die Herausforderungen des Erwachsenwerdens interessieren. Es ist ein Film, der zum Nachdenken anregt und lange nachwirkt.