Angeklagt: Ein erschütterndes Drama über Gerechtigkeit und Überleben
„Angeklagt“ (Originaltitel: „The Accused“) ist ein US-amerikanisches Gerichtsdrama aus dem Jahr 1988, das unter der Regie von Jonathan Kaplan entstand. Der Film, der auf wahren Begebenheiten basiert, erzählt die Geschichte von Sarah Tobias, einer jungen Frau, die in einer Bar Opfer einer brutalen Gruppenvergewaltigung wird. Was folgt, ist ein Kampf um Gerechtigkeit, der nicht nur die Täter, sondern auch die Mitwisser und eine gleichgültige Gesellschaft in den Fokus rückt.
Die Handlung: Ein Albtraum beginnt
Sarah Tobias, gespielt von Jodie Foster in einer ihrer prägnantesten Rollen, ist eine junge Frau mit einem unkonventionellen Lebensstil. Nach einem Abend in einer Bar wird sie von mehreren Männern brutal vergewaltigt, während zahlreiche andere Gäste zusehen oder wegschauen. Die traumatische Erfahrung hinterlässt tiefe Wunden, sowohl physisch als auch psychisch.
Die Staatsanwältin Kathryn Murphy, dargestellt von Kelly McGillis, übernimmt den Fall. Zunächst konzentriert sie sich auf die Anklage der Männer wegen Körperverletzung, da sie glaubt, eine Verurteilung wegen Vergewaltigung sei aufgrund von Sarahs Verhalten in der Bar unwahrscheinlich. Doch als Kathryn die Grausamkeit der Tat und die Gleichgültigkeit der Zeugen erkennt, ändert sie ihre Strategie. Sie klagt die anwesenden Männer, die zur Vergewaltigung angestiftet oder sie begünstigt haben, wegen Anstiftung zur Körperverletzung an – ein juristischer Schachzug, der Neuland betritt und weitreichende Konsequenzen hat.
Sarah Tobias: Ein Opfer kämpft um ihre Würde
Jodie Foster verkörpert Sarah Tobias mit einer Intensität und Verletzlichkeit, die den Zuschauer tief berührt. Sarah ist keine perfekte Heldin. Sie ist impulsiv, manchmal widersprüchlich und trägt Narben aus ihrer Vergangenheit. Doch gerade diese Unvollkommenheit macht sie so glaubwürdig und menschlich.
Nach der Vergewaltigung kämpft Sarah nicht nur mit den körperlichen und seelischen Folgen des Übergriffs, sondern auch mit der Stigmatisierung und dem Misstrauen ihres Umfelds. Sie wird als „Schuldige“ betrachtet, weil sie sich „falsch“ verhalten habe. Dieser Umstand macht ihren Kampf um Gerechtigkeit umso schwieriger und bedeutender. Sarahs Geschichte ist ein Appell an die Gesellschaft, Opfer von sexueller Gewalt nicht zu verurteilen, sondern zu unterstützen und ihnen zuzuhören.
Kathryn Murphy: Eine Anwältin mit moralischem Kompass
Kelly McGillis spielt Kathryn Murphy, eine ehrgeizige Staatsanwältin, die zunächst pragmatisch und distanziert an den Fall herangeht. Sie ist besorgt um ihre Karriere und scheut das Risiko, einen schwierigen Vergewaltigungsprozess zu führen. Doch im Laufe der Ermittlungen erkennt Kathryn die Ungerechtigkeit und Brutalität des Verbrechens. Sie sieht, wie Sarah von der Gesellschaft verurteilt wird, anstatt Unterstützung zu erfahren.
Kathryns Wandel ist ein zentrales Element des Films. Sie entwickelt Mitgefühl für Sarah und setzt sich mit aller Kraft für ihre Rechte ein. Sie riskiert ihre Karriere, um die Täter und die Mitwisser zur Rechenschaft zu ziehen. Kathryn Murphy ist eine Figur, die zeigt, dass man sich auch in einem etablierten System für Gerechtigkeit einsetzen und Veränderungen bewirken kann.
Themen und Botschaften: Mehr als nur ein Gerichtsdrama
„Angeklagt“ ist weit mehr als nur ein spannendes Gerichtsdrama. Der Film behandelt eine Vielzahl wichtiger Themen, die bis heute relevant sind:
- Sexuelle Gewalt: Der Film thematisiert die verheerenden Folgen sexueller Gewalt für die Opfer und die Notwendigkeit, diese Verbrechen ernst zu nehmen und zu verfolgen.
- Schuld und Verantwortung: „Angeklagt“ stellt die Frage nach der individuellen und kollektiven Verantwortung. Wer ist schuldig, wenn ein Verbrechen vor den Augen einer Menge geschieht? Welche Rolle spielen Mitwisser und passive Zuschauer?
- Vorurteile und Stigmatisierung: Der Film zeigt, wie Vorurteile gegenüber Opfern sexueller Gewalt dazu führen können, dass sie stigmatisiert und isoliert werden.
- Gerechtigkeit und Rechtssystem: „Angeklagt“ wirft einen kritischen Blick auf das Rechtssystem und die Schwierigkeiten, Gerechtigkeit für Opfer sexueller Gewalt zu erlangen.
- Zivilcourage: Der Film ermutigt dazu, Zivilcourage zu zeigen und sich gegen Ungerechtigkeit und Gewalt einzusetzen.
Die Inszenierung: Intensität und Authentizität
Jonathan Kaplan inszeniert „Angeklagt“ mit großer Intensität und Authentizität. Die Vergewaltigungsszene wird nicht explizit gezeigt, sondern durch die Reaktionen von Sarah und den Zuschauern in der Bar angedeutet. Dadurch wird die Grausamkeit des Verbrechens umso eindringlicher vermittelt, ohne voyeuristisch zu sein.
Die Kameraarbeit und der Schnitt tragen dazu bei, die Spannung und das emotionale Gewicht der Geschichte zu verstärken. Die Dialoge sind realistisch und pointiert, und die Schauspielerleistungen sind durchweg überzeugend.
Der Soundtrack: Eine emotionale Untermalung
Der Soundtrack von Brad Fiedel unterstreicht die emotionale Wirkung des Films. Die Musik ist mal düster und bedrohlich, mal zart und hoffnungsvoll und spiegelt die inneren Konflikte der Charaktere wider.
Auszeichnungen und Kritiken: Ein Meilenstein des Genre
„Angeklagt“ wurde von Kritikern und Publikum gleichermaßen gelobt und erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter:
- Oscar für die beste Hauptdarstellerin (Jodie Foster)
- Golden Globe Award für die beste Hauptdarstellerin – Drama (Jodie Foster)
- Nominierung für den Golden Globe Award für das beste Filmdrama
Der Film gilt als Meilenstein des Gerichtsdramas und hat maßgeblich dazu beigetragen, das Bewusstsein für sexuelle Gewalt und die Rechte von Opfern zu schärfen.
Die Bedeutung des Films heute
Auch mehr als 30 Jahre nach seiner Veröffentlichung ist „Angeklagt“ ein Film von großer Relevanz. Die Themen, die er behandelt, sind nach wie vor aktuell und brisant. Der Film erinnert uns daran, dass sexuelle Gewalt ein ernstes Problem ist, das jeden betrifft. Er fordert uns auf, uns gegen Vorurteile und Stigmatisierung zu stellen und uns für Gerechtigkeit und die Rechte von Opfern einzusetzen.
„Angeklagt“ ist ein erschütterndes und bewegendes Drama, das den Zuschauer noch lange nach dem Abspann beschäftigt. Er ist ein wichtiger Beitrag zur Diskussion über sexuelle Gewalt und ein Appell an die Menschlichkeit.
Die Schauspieler im Überblick
Schauspieler | Rolle |
---|---|
Jodie Foster | Sarah Tobias |
Kelly McGillis | Kathryn Murphy |
Bernie Coulson | Ken Joyce |
Leo Rossi | Cliff Albrect |
Carmen Argenziano | Paul Rudolph |
Fazit: Ein Film, der Spuren hinterlässt
„Angeklagt“ ist ein Film, der unter die Haut geht. Er ist schmerzhaft, aber auch mutig und inspirierend. Er zeigt die Grausamkeit sexueller Gewalt, aber auch die Stärke des menschlichen Geistes und die Bedeutung von Zivilcourage. Es ist ein Film, der zum Nachdenken anregt und uns daran erinnert, dass Gerechtigkeit kein Selbstläufer ist, sondern immer wieder erkämpft werden muss.
Wenn Sie einen Film suchen, der Sie emotional berührt und Ihnen gleichzeitig wichtige Denkanstöße gibt, dann ist „Angeklagt“ eine klare Empfehlung. Bereiten Sie sich jedoch darauf vor, dass dieser Film Sie nicht unberührt lässt.