Was geschah wirklich mit Baby Jane? Eine Filmbeschreibung, die unter die Oberfläche blickt
Robert Aldrichs „Was geschah wirklich mit Baby Jane?“ ist mehr als nur ein Psychothriller – es ist eine tiefgreifende Studie über Ruhm und Vergänglichkeit, über Abhängigkeit und Hass, über die Abgründe der menschlichen Seele. Der Film, der 1962 in die Kinos kam, katapultierte Bette Davis und Joan Crawford, zwei Hollywood-Diven, die selbst eine legendäre Rivalität verband, in neue Höhen und schuf ein Meisterwerk, das bis heute nichts von seiner verstörenden Faszination verloren hat.
Die Geschichte zweier Schwestern
Die Handlung dreht sich um die Schwestern Jane und Blanche Hudson, deren Leben auf tragische Weise miteinander verwoben sind. Jane, einst ein gefeierter Kinderstar, bekannt als „Baby Jane“, konnte ihren Erfolg im Erwachsenenalter nicht wiederholen. Ihr Ruhm verblasste, während ihre Schwester Blanche in den 1930er Jahren zu einer gefeierten Filmschauspielerin aufstieg.
Ein mysteriöser Autounfall, der sich viele Jahre zuvor ereignete, beendete Blanches Karriere und machte sie an den Rollstuhl gefesselt. Jane, verbittert und alkoholabhängig, kümmert sich seitdem um ihre Schwester, doch die Pflege verwandelt sich zunehmend in eine sadistische Tortur.
Die Villa, in der die beiden zurückgezogen leben, wird zum Schauplatz eines psychologischen Katz-und-Maus-Spiels. Jane isoliert Blanche immer weiter, verweigert ihr Kontakte zur Außenwelt und behandelt sie mit zunehmender Grausamkeit. Blanche, gefangen in ihrer körperlichen Hilflosigkeit, versucht verzweifelt, Hilfe zu rufen, doch ihre Versuche bleiben lange Zeit erfolglos.
Die Ikonischen Darstellungen von Davis und Crawford
Bette Davis als Jane Hudson ist schlichtweg unvergesslich. Ihre Darstellung einer alternden, verbitterten Frau, die an ihrem vergangenen Ruhm festhält und in ihrer eigenen Realität gefangen ist, ist von einer erschreckenden Intensität. Davis‘ exzentrisches Make-up, ihre manischen Bewegungen und ihr durchdringender Blick machen Jane zu einer der ikonischsten Schurkinnen der Filmgeschichte.
Joan Crawford verkörpert Blanche mit einer stillen Würde und einer tiefen Verletzlichkeit. Obwohl sie körperlich eingeschränkt ist, gelingt es Crawford, die innere Stärke und den Überlebenswillen ihrer Figur zu vermitteln. Ihre Augen sprechen Bände, und ihr Leiden ist für den Zuschauer spürbar.
Die Chemie zwischen Davis und Crawford, die von ihrer realen Rivalität befeuert wurde, ist elektrisierend. Ihre Szenen sind voller Spannung und unterschwelliger Aggression, was dem Film eine zusätzliche Ebene der Authentizität verleiht.
Themen und Motive
„Was geschah wirklich mit Baby Jane?“ ist ein Film, der zahlreiche Themen und Motive aufgreift:
- Ruhm und Vergänglichkeit: Der Film zeigt auf schonungslose Weise, wie schnell Ruhm vergehen kann und welche Auswirkungen dies auf die Psyche eines Menschen haben kann. Jane ist ein tragisches Beispiel für jemanden, der an der Vergangenheit festhält und nicht in der Lage ist, die Realität zu akzeptieren.
- Abhängigkeit und Hass: Die Beziehung zwischen Jane und Blanche ist von einer toxischen Mischung aus Abhängigkeit und Hass geprägt. Jane ist von Blanche abhängig, da sie ihr ein Gefühl von Bedeutung verleiht, während sie gleichzeitig von Hass auf ihre Schwester zerfressen wird, die einst erfolgreicher war als sie.
- Psychische Krankheit: Obwohl der Film keine explizite Diagnose liefert, deutet er stark darauf hin, dass Jane unter einer psychischen Krankheit leidet. Ihr Verhalten ist von Realitätsverlust, Paranoia und Gewalt geprägt.
- Isolation und Einsamkeit: Die Villa, in der Jane und Blanche leben, wird zum Symbol ihrer Isolation und Einsamkeit. Sie sind von der Außenwelt abgeschnitten und leben in ihrer eigenen, verdrehten Realität.
- Die Macht der Vergangenheit: Die Vergangenheit spielt eine entscheidende Rolle im Leben der Schwestern. Der Autounfall, der Blanches Karriere beendete, und Janes vergangener Ruhm als Kinderstar prägen ihre Gegenwart und bestimmen ihr Handeln.
Die Bedeutung des Titels
Der Titel „Was geschah wirklich mit Baby Jane?“ ist mehrdeutig und regt zum Nachdenken an. Er suggeriert, dass hinter der Fassade der berühmten „Baby Jane“ eine dunkle Wahrheit verborgen liegt. Der Zuschauer wird dazu aufgefordert, die Ereignisse aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten und die Motive der Charaktere zu hinterfragen.
Die Inszenierung und der Stil
Robert Aldrichs Regie ist meisterhaft. Er schafft eine beklemmende Atmosphäre, die den Zuschauer von Anfang bis Ende in ihren Bann zieht. Die Kameraführung ist dynamisch und fängt die Emotionen der Charaktere auf eindringliche Weise ein. Die Schwarz-Weiß-Fotografie verstärkt die düstere Stimmung des Films und verleiht ihm einen zeitlosen Charakter.
Die Musik von Frank De Vol ist ebenso effektiv. Sie untermalt die Handlung mit einer Mischung aus Melancholie und Spannung und trägt dazu bei, die psychologische Intensität des Films zu verstärken.
Kontroversen und Rezeption
„Was geschah wirklich mit Baby Jane?“ war bei seinem Erscheinen ein großer Erfolg an den Kinokassen und wurde von der Kritik hochgelobt. Bette Davis wurde für ihre Darstellung für den Oscar als beste Hauptdarstellerin nominiert, und Norma Koch gewann den Oscar für das beste Kostümdesign.
Der Film war jedoch auch Gegenstand von Kontroversen. Einige Kritiker bemängelten die Darstellung von psychischer Krankheit und die explizite Gewalt. Andere störten sich an der Tatsache, dass Davis und Crawford, zwei alternde Schauspielerinnen, in ihren Rollen als verbitterte Schwestern parodiert wurden.
Trotz der Kontroversen hat „Was geschah wirklich mit Baby Jane?“ seinen Platz in der Filmgeschichte gefestigt. Er gilt als einer der besten Psychothriller aller Zeiten und hat zahlreiche Filme und Fernsehserien beeinflusst.
Der Einfluss auf die Popkultur
„Was geschah wirklich mit Baby Jane?“ hat einen nachhaltigen Einfluss auf die Popkultur gehabt. Der Film wurde mehrfach parodiert und zitiert, und seine Charaktere und Motive sind in zahlreichen anderen Werken aufgegriffen worden.
Die Rivalität zwischen Davis und Crawford, die durch den Film noch verstärkt wurde, ist zu einer Legende geworden. Sie symbolisiert die Konkurrenz und den Druck, dem Frauen in Hollywood ausgesetzt sind.
Fazit: Ein Meisterwerk der Filmgeschichte
„Was geschah wirklich mit Baby Jane?“ ist ein Film, der noch lange nach dem Abspann nachwirkt. Er ist eine verstörende, aber auch faszinierende Studie über die menschliche Natur, über die Abgründe der Seele und über die zerstörerische Kraft von Ruhm und Vergänglichkeit. Die schauspielerischen Leistungen von Bette Davis und Joan Crawford sind schlichtweg herausragend, und Robert Aldrichs Regie ist meisterhaft.
Dieser Film ist ein Muss für alle, die sich für Psychothriller, Hollywood-Geschichte und die komplexen Beziehungen zwischen Frauen interessieren. Er ist ein zeitloses Meisterwerk, das uns daran erinnert, dass hinter jeder Fassade eine Wahrheit verborgen sein kann.
Weitere Informationen
Kategorie | Information |
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Regie | Robert Aldrich |
Hauptdarsteller | Bette Davis, Joan Crawford |
Erscheinungsjahr | 1962 |
Genre | Psychothriller |
Ich hoffe, diese Filmbeschreibung hat Ihnen gefallen! Wenn Sie mehr über „Was geschah wirklich mit Baby Jane?“ erfahren möchten, empfehle ich Ihnen, den Film selbst anzusehen und sich weiterführende Analysen und Kritiken durchzulesen.