Battleship Island: Ein episches Drama über Mut, Überleben und den unbezwingbaren menschlichen Geist
Battleship Island, im Original „Gunhamdo“ (군함도) genannt, ist ein südkoreanischer Historienfilm aus dem Jahr 2017, der unter der Regie von Ryoo Seung-wan entstand. Dieser packende Film entführt uns in die dunkle Zeit der japanischen Kolonialherrschaft und erzählt die Geschichte von hunderten koreanischen Zwangsarbeitern, die auf der japanischen Insel Hashima, auch bekannt als „Battleship Island“ oder „Gunkanjima“, unter unmenschlichen Bedingungen schufteten. Battleship Island ist mehr als nur ein Film; er ist ein Denkmal für die Opfer, eine Anklage gegen die Gräueltaten der Vergangenheit und eine Hommage an den unbezwingbaren menschlichen Geist.
Die historische Kulisse: Hashima – Insel des Schreckens
Die Geschichte von Battleship Island ist untrennbar mit der realen Insel Hashima verbunden. Hashima, eine kleine Insel vor der Küste Nagasakis, wurde im späten 19. Jahrhundert von Mitsubishi gekauft, um Kohle abzubauen. In den 1930er und 1940er Jahren, während des Zweiten Weltkriegs und der japanischen Kolonialzeit in Korea, wurden hunderte koreanische Zwangsarbeiter und chinesische Kriegsgefangene dorthin verschleppt, um unter extrem gefährlichen Bedingungen Kohle zu fördern. Die Insel wurde zu einem Symbol für Ausbeutung, Leid und Tod. Die Arbeitsbedingungen waren katastrophal: Hitze, Dunkelheit, Einsturzgefahr und mangelnde Versorgung prägten den Alltag der Arbeiter. Viele starben an Erschöpfung, Unterernährung oder bei Unfällen. Nach dem Krieg wurde die Insel verlassen und verfiel zusehends. Erst in den letzten Jahren wurde Hashima als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannt, was zu Kontroversen führte, da die Geschichte der Zwangsarbeit nicht angemessen dargestellt wurde. Battleship Island greift diese Kontroverse auf und rückt das Schicksal der koreanischen Zwangsarbeiter in den Mittelpunkt.
Die Handlung: Ein Kampf ums Überleben
Der Film spielt im Jahr 1945, kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Hunderte koreanische Zwangsarbeiter, darunter Musiker Lee Kang-ok (Hwang Jung-min) und seine Tochter Sohee (Kim Su-an), die Straßenschläger Choi Chil-sung (So Ji-sub) und Park Moo-young (Song Joong-ki), ein Mitglied der koreanischen Unabhängigkeitsbewegung, werden unter falschen Versprechungen nach Hashima gelockt. Dort angekommen, müssen sie feststellen, dass sie in einer Hölle auf Erden gelandet sind. Sie werden gezwungen, in den tiefen, dunklen Minenschächten Kohle abzubauen, unter ständiger Gefahr und unter den Augen der grausamen japanischen Aufseher.
Die Zustände sind unerträglich: Hunger, Krankheit und Gewalt sind an der Tagesordnung. Kang-ok versucht, das Überleben seiner Tochter zu sichern, indem er sich bei den Japanern einschmeichelt und als Informant dient. Chil-sung, der unaufhaltsame Kämpfer, schlägt sich mit seiner Faust durch und versucht, die Schwachen zu beschützen. Moo-young, der im Untergrund aktiv ist, plant eine Rebellion und sucht nach einer Möglichkeit, die Insel zu verlassen.
Als sich die Nachricht von der bevorstehenden Kapitulation Japans verbreitet, geraten die Dinge außer Kontrolle. Die japanischen Verantwortlichen versuchen, alle Beweise ihrer Gräueltaten zu vernichten, und planen, die koreanischen Arbeiter auf der Insel zu töten. In einem Wettlauf gegen die Zeit müssen Kang-ok, Chil-sung, Moo-young und die anderen Zwangsarbeiter zusammenarbeiten, um einen verzweifelten Fluchtversuch zu wagen und ihr Leben zu retten.
Charaktere: Zwischen Hoffnung und Verzweiflung
Battleship Island zeichnet sich durch seine vielschichtigen Charaktere aus, die alle auf ihre eigene Weise mit den schrecklichen Umständen auf der Insel umgehen.
- Lee Kang-ok (Hwang Jung-min): Ein talentierter Musiker und liebevoller Vater, der alles tut, um seine Tochter zu beschützen. Seine Entscheidungen sind oft moralisch fragwürdig, aber immer von dem Wunsch getrieben, Sohee das Überleben zu ermöglichen. Hwang Jung-min liefert eine beeindruckende Leistung, die die Zerrissenheit und den inneren Kampf seiner Figur glaubhaft vermittelt.
- Sohee (Kim Su-an): Kang-oks Tochter, ein mutiges und intelligentes Mädchen, das trotz der grausamen Realität ihre Hoffnung nicht verliert. Kim Su-an, die bereits in „Train to Busan“ ihr Talent bewiesen hat, überzeugt erneut mit ihrer Darstellung.
- Choi Chil-sung (So Ji-sub): Ein rauer, aber im Herzen guter Straßenschläger, der sich um die Schwachen kümmert und für Gerechtigkeit kämpft. So Ji-sub verleiht seiner Figur eine beeindruckende Präsenz und physische Stärke.
- Park Moo-young (Song Joong-ki): Ein Mitglied der koreanischen Unabhängigkeitsbewegung, der als Spion auf die Insel geschickt wird. Er ist entschlossen, die Wahrheit ans Licht zu bringen und eine Rebellion anzuführen. Song Joong-ki verkörpert den Idealismus und die Entschlossenheit seiner Figur auf überzeugende Weise.
Neben den Hauptcharakteren gibt es eine Vielzahl von Nebenfiguren, die das Bild der koreanischen Zwangsarbeiter auf Hashima vervollständigen. Jede Figur hat ihre eigene Geschichte und trägt dazu bei, die Vielschichtigkeit des Leidens und des Überlebenswillens auf der Insel zu verdeutlichen.
Die Inszenierung: Eine visuelle Meisterleistung
Ryoo Seung-wan hat mit Battleship Island ein visuell beeindruckendes und emotional aufwühlendes Werk geschaffen. Die detailgetreue Nachbildung der Insel Hashima, die mit enormem Aufwand errichtet wurde, ist atemberaubend und vermittelt dem Zuschauer ein beklemmendes Gefühl der Isolation und des Eingesperrtseins. Die dunklen, klaustrophobischen Minenschächte, die überfüllten Baracken und die trostlose Landschaft tragen dazu bei, die Hölle auf Erden, die Hashima für die Zwangsarbeiter war, realistisch darzustellen.
Die Kameraführung ist dynamisch und fängt die Brutalität und die Verzweiflung der Situation eindrücklich ein. Die Actionszenen sind packend und mitreißend, ohne dabei die menschliche Tragödie zu überdecken. Die Farbpalette des Films ist überwiegend düster und trist, was die hoffnungslose Atmosphäre unterstreicht. Gelegentliche Farbtupfer, wie das rote Kleid eines Mädchens oder das leuchtende Blau des Himmels, wirken umso stärker und erinnern an die Schönheit und das Leben, das den Menschen auf der Insel genommen wurde.
Themen: Erinnerung, Versöhnung und der Kampf für Freiheit
Battleship Island behandelt eine Reihe wichtiger Themen, die über die reine Darstellung historischer Ereignisse hinausgehen. Der Film ist in erster Linie eine Auseinandersetzung mit der dunklen Vergangenheit und eine Mahnung, die Gräueltaten der Kolonialzeit nicht zu vergessen. Er erinnert an das Leid der koreanischen Zwangsarbeiter und fordert eine Anerkennung ihrer Opfer.
Gleichzeitig thematisiert Battleship Island den Kampf für Freiheit und Gerechtigkeit. Die Zwangsarbeiter, die unter unmenschlichen Bedingungen leiden, geben ihren Widerstand nicht auf und suchen nach Wegen, sich zu befreien. Ihre Rebellion ist ein Ausdruck des unbezwingbaren menschlichen Geistes und des unbedingten Willens, die eigene Würde zu verteidigen.
Ein weiteres wichtiges Thema ist die Frage nach Versöhnung und Vergebung. Der Film zeigt die Schwierigkeit, mit der Vergangenheit abzuschließen, und die Notwendigkeit, sich mit den eigenen Fehlern auseinanderzusetzen. Er wirft die Frage auf, ob Versöhnung möglich ist, wenn die Schuldigen ihre Taten nicht anerkennen und keine Verantwortung übernehmen.
Kritik und Kontroversen: Ein Film spaltet die Gemüter
Battleship Island war in Südkorea ein großer kommerzieller Erfolg, stieß aber auch auf Kritik und Kontroversen. Einige Kritiker bemängelten, dass der Film zu sehr auf Spektakel und Action setze und die historischen Fakten zugunsten einer dramatischeren Erzählung verzerre. Andere warfen dem Film vor, nationalistische Tendenzen zu haben und das Bild der japanischen Kolonialherrschaft zu einseitig darzustellen.
Besonders in Japan löste der Film heftige Reaktionen aus. Einige japanische Medien und Politiker kritisierten die Darstellung der japanischen Aufseher als übertrieben grausam und warfen dem Film Geschichtsfälschung vor. Die Kontroverse um Battleship Island verdeutlicht die schwierige und sensible Beziehung zwischen Südkorea und Japan, die durch die gemeinsame Geschichte der Kolonialzeit geprägt ist.
Fazit: Ein bewegendes Mahnmal
Trotz der Kontroversen ist Battleship Island ein wichtiger und sehenswerter Film, der das Schicksal der koreanischen Zwangsarbeiter auf Hashima eindrücklich schildert. Er ist ein bewegendes Mahnmal für die Opfer der Kolonialzeit und eine Hommage an den unbezwingbaren menschlichen Geist. Der Film regt zum Nachdenken über die Vergangenheit an und fordert eine Auseinandersetzung mit den Themen Erinnerung, Versöhnung und Gerechtigkeit.
Battleship Island ist kein einfacher Film. Er ist brutal, schockierend und emotional aufwühlend. Aber er ist auch inspirierend, hoffnungsvoll und zutiefst menschlich. Wer sich für die Geschichte Koreas, für Filme über Widerstand und Überleben oder einfach nur für packendes und bewegendes Kino interessiert, sollte sich Battleship Island unbedingt ansehen.
Film-Details im Überblick
Originaltitel | Gunhamdo (군함도) |
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Deutscher Titel | Battleship Island |
Regie | Ryoo Seung-wan |
Drehbuch | Ryoo Seung-wan |
Hauptdarsteller | Hwang Jung-min, So Ji-sub, Song Joong-ki, Lee Jung-hyun, Kim Su-an |
Erscheinungsjahr | 2017 |
Genre | Historienfilm, Drama, Action |
Länge | 132 Minuten |