Bernardo Bertolucci – Arthaus Close-Up: Eine Reise in die Tiefen der menschlichen Seele
Bernardo Bertolucci, ein Name, der in der Filmgeschichte wie kaum ein anderer für sinnliche Opulenz, politische Brisanz und psychologische Tiefenschärfe steht. „Bernardo Bertolucci – Arthaus Close-Up“ ist mehr als nur eine Dokumentation; es ist eine Hommage an einen Meisterregisseur, eine intime Begegnung mit einem Künstler, der das Kino revolutioniert und die Grenzen des Erzählbaren immer wieder neu ausgelotet hat. Diese Filmbeschreibung lädt Sie ein, tief in das Werk und die Welt von Bertolucci einzutauchen, seine Obsessionen zu erkunden und die zeitlose Relevanz seiner Filme zu entdecken.
Ein Leben im Zeichen des Kinos
Geboren 1941 in Parma, Italien, in eine Familie von Intellektuellen und Künstlern, war Bernardo Bertolucci von klein auf von der Welt der Literatur und des Films umgeben. Sein Vater, Attilio Bertolucci, war ein bekannter Dichter und Filmkritiker, der ihm den Weg in die Welt der Kunst ebnete. Bereits mit 20 Jahren assistierte Bertolucci Pier Paolo Pasolini bei dessen Film „Accattone“ und legte damit den Grundstein für seine eigene beeindruckende Karriere.
Doch Bertolucci war mehr als nur ein talentierter Handwerker; er war ein Visionär, ein Provokateur, ein Künstler, der sich nicht scheute, Tabus zu brechen und unbequeme Fragen zu stellen. Seine Filme sind geprägt von einer tiefen Auseinandersetzung mit Sexualität, Macht, Politik und der Suche nach Identität. Er verstand es wie kaum ein anderer, die inneren Konflikte seiner Figuren auf die Leinwand zu bringen und das Publikum in ihren Bann zu ziehen.
Die frühen Werke: Rebellion und Identitätssuche
Bertoluccis frühe Filme, wie „Vor der Revolution“ (1964) und „Partner“ (1968), spiegeln den Geist der 68er-Bewegung wider und zeugen von einer tiefen Unzufriedenheit mit der bürgerlichen Gesellschaft. Seine Protagonisten sind junge Menschen auf der Suche nach ihrer Identität, gefangen zwischen Idealen und Realität, zwischen Rebellion und Konformität.
In „Vor der Revolution“ erzählt Bertolucci die Geschichte des jungen Fabrizio, der sich zwischen seinen marxistischen Idealen und seiner Liebe zu seiner Tante Gina hin- und hergerissen fühlt. Der Film ist eine leidenschaftliche Auseinandersetzung mit den politischen und gesellschaftlichen Umwälzungen der Zeit, aber auch eine intime Studie über die emotionalen Verwirrungen eines jungen Mannes.
Der internationale Durchbruch: Sinnlichkeit und Kontroverse
Mit „Der letzte Tango in Paris“ (1972) gelang Bertolucci der internationale Durchbruch, aber auch ein Skandal, der ihn jahrelang verfolgen sollte. Der Film, der Marlon Brando und Maria Schneider in den Hauptrollen zeigt, erzählt die Geschichte einer leidenschaftlichen und destruktiven Affäre zwischen einem verwitweten Amerikaner und einer jungen Französin in Paris.
Die expliziten Sexszenen und die Darstellung von Gewalt und Erniedrigung sorgten für heftige Kontroversen und führten zu einer Anklage wegen Obszönität. Doch hinter der Provokation verbirgt sich eine tiefgründige Auseinandersetzung mit den Themen Einsamkeit, Entfremdung und der Suche nach Sinn in einer Welt, die ihre Werte verloren hat.
Die Epischen Werke: Geschichte und Politik
In den 1970er und 1980er Jahren wandte sich Bertolucci epischen Stoffen zu und inszenierte Filme, die die großen historischen und politischen Umwälzungen des 20. Jahrhunderts thematisierten. „1900“ (1976), ein monumentales Epos über das Leben zweier Familien in Italien zwischen 1900 und 1945, ist ein leidenschaftliches Plädoyer für soziale Gerechtigkeit und eine Kritik des Kapitalismus.
Auch „Der letzte Kaiser“ (1987), der die Lebensgeschichte des letzten chinesischen Kaisers Pu Yi erzählt, ist ein Meisterwerk der Inszenierung und ein faszinierendes Porträt einer historischen Figur. Der Film wurde mit neun Oscars ausgezeichnet und festigte Bertoluccis Ruf als einer der bedeutendsten Regisseure seiner Generation.
Die späten Werke: Intimität und Reflexion
In seinen späten Filmen, wie „Himmel über der Wüste“ (1990), „Little Buddha“ (1993) und „Die Träumer“ (2003), kehrte Bertolucci zu intimeren Themen zurück und beschäftigte sich mit Fragen der Spiritualität, der Identität und der Macht der Träume.
„Die Träumer“, ein Film über drei junge Cineasten in Paris im Jahr 1968, ist eine nostalgische Hommage an das Kino und ein leidenschaftliches Plädoyer für die Freiheit der Kunst. Der Film zeigt Bertoluccis tiefe Liebe zum Kino und seine Fähigkeit, komplexe Themen auf sinnliche und anregende Weise zu vermitteln.
Bertolucci’s Einfluss und Vermächtnis
Bernardo Bertolucci hat das Kino nachhaltig geprägt und Generationen von Filmemachern inspiriert. Seine Filme sind geprägt von einer einzigartigen visuellen Ästhetik, einer tiefen psychologischen Durchdringung und einer leidenschaftlichen Auseinandersetzung mit den großen Fragen der Menschheit.
Sein Werk ist ein Spiegelbild seiner Zeit, aber auch ein zeitloses Zeugnis der menschlichen Fähigkeit zu Liebe, Leidenschaft und Rebellion. Bertolucci war ein Meister des Kinos, ein Visionär, ein Provokateur – ein Künstler, der uns mit seinen Filmen immer wieder aufs Neue herausfordert und berührt. Er starb 2018 in Rom, hinterließ aber ein beeindruckendes filmisches Erbe, das auch in Zukunft die Zuschauer begeistern und inspirieren wird.
Filmografie (Auswahl)
Jahr | Titel |
---|---|
1962 | La Commare Secca (als Regieassistent) |
1964 | Vor der Revolution |
1968 | Partner |
1970 | Die Strategie der Spinne |
1970 | Der Konformist |
1972 | Der letzte Tango in Paris |
1976 | 1900 |
1979 | Luna |
1981 | Die Tragödie eines lächerlichen Mannes |
1987 | Der letzte Kaiser |
1990 | Himmel über der Wüste |
1993 | Little Buddha |
1996 | Gefühl und Verführung |
2003 | Die Träumer |
2012 | Ich und Du |
Fazit: Eine Einladung zur Entdeckung
„Bernardo Bertolucci – Arthaus Close-Up“ ist mehr als nur eine Dokumentation; es ist eine Einladung, das Werk eines der größten Regisseure des 20. Jahrhunderts neu zu entdecken. Tauchen Sie ein in die Welt von Bertolucci, lassen Sie sich von seiner Sinnlichkeit, seiner Leidenschaft und seiner tiefgründigen Auseinandersetzung mit den großen Fragen der Menschheit berühren. Erleben Sie das Kino als Kunst, als Spiegelbild der Gesellschaft und als Fenster zur Seele.