Clash

Clash – Eine Stadt im Ausnahmezustand, ein Film über Hoffnung und Überleben

Clash, ein intensives und packendes Filmdrama aus dem Jahr 2016, entführt uns in das Herz von Kairo während der politischen Unruhen nach dem Sturz von Präsident Mursi im Jahr 2013. Der Film, der fast ausschließlich im Inneren eines Gefangenentransporters spielt, ist ein beklemmendes und zugleich faszinierendes Kammerspiel, das die Zerrissenheit der ägyptischen Gesellschaft aufzeigt und die Frage nach Menschlichkeit in extremen Situationen aufwirft.

Die Handlung: Ein Gefangenentransporter als Mikrokosmos

Die Handlung von Clash ist denkbar einfach, aber gerade in ihrer Simplizität liegt ihre Stärke. Verschiedenste Menschen, Anhänger und Gegner der Muslimbruderschaft, Journalisten, unbeteiligte Passanten – sie alle werden von der Polizei wahllos festgenommen und in einen überfüllten Gefangenentransporter gesperrt. Was als temporäre Maßnahme beginnt, entwickelt sich schnell zu einem Albtraum. Die Hitze ist unerträglich, die Luft zum Atmen wird knapp, und die Spannungen zwischen den Gefangenen steigen ins Unermessliche. Der Transporter wird zum Spiegelbild der gespaltenen Gesellschaft, in dem sich Misstrauen, Hass und Gewalt entladen, aber auch Momente der Solidarität und des Mitgefühls aufblitzen.

Die Kamera verlässt den Transporter kaum, was dem Zuschauer eine klaustrophobische und immersive Erfahrung ermöglicht. Man spürt die stickige Luft, die Angst und die Verzweiflung der Gefangenen hautnah. Man wird Zeuge von Streitigkeiten, die ausbrechen, von Verletzungen, die zugefügt werden, und von der zunehmenden Hoffnungslosigkeit, die sich breit macht. Doch inmitten dieser Dunkelheit gibt es auch immer wieder Lichtblicke: Momente, in denen die Gefangenen trotz ihrer unterschiedlichen Überzeugungen zusammenhalten, sich gegenseitig helfen und versuchen, die Würde zu bewahren.

Die Charaktere: Ein Spiegelbild der ägyptischen Gesellschaft

Die Stärke von Clash liegt nicht nur in der spannenden Handlung, sondern vor allem in der vielschichtigen Darstellung der Charaktere. Jeder der Gefangenen hat seine eigene Geschichte, seine eigenen Motive und seine eigene Sicht auf die Ereignisse. Durch ihre Interaktionen im Transporter lernen wir sie besser kennen und verstehen die komplexen sozialen und politischen Dynamiken, die in Ägypten herrschen. Hier sind einige Beispiele:

• Der idealistische Journalist: Er versucht, die Wahrheit zu dokumentieren und die Ereignisse objektiv zu beurteilen, gerät aber selbst ins Visier der Sicherheitskräfte.
• Die Anhänger der Muslimbruderschaft: Sie sind überzeugt von ihren Idealen und verteidigen diese vehement, auch unter schwierigsten Bedingungen.
• Die Gegner der Muslimbruderschaft: Sie sehen in der Bewegung eine Gefahr für die Demokratie und sind bereit, für ihre Überzeugungen zu kämpfen.
• Die unbeteiligten Passanten: Sie geraten zufällig in die Turbulenzen und versuchen, unbeschadet aus der Situation herauszukommen.

Durch die Augen dieser unterschiedlichen Charaktere erleben wir die Zerrissenheit der ägyptischen Gesellschaft und die Schwierigkeit, in einem Klima der Angst und des Misstrauens einen gemeinsamen Weg zu finden. Clash verzichtet auf einfache Schuldzuweisungen und zeigt stattdessen die Komplexität der Situation auf. Der Film fordert uns heraus, unsere eigenen Vorurteile zu hinterfragen und uns in die Lage der anderen hineinzuversetzen.

Die Inszenierung: Ein Meisterwerk der Spannung und Atmosphäre

Regisseur Mohamed Diab gelingt es mit Clash, ein beklemmendes und zugleich faszinierendes Kammerspiel zu inszenieren. Die Enge des Gefangenentransporters wird durch die dynamische Kameraführung und den intensiven Einsatz von Soundeffekten noch verstärkt. Die Hitze, der Schweiß und die stickige Luft sind förmlich spürbar. Die Schauspieler liefern allesamt herausragende Leistungen ab und verleihen ihren Charakteren Authentizität und Tiefe.

Besonders beeindruckend ist die Art und Weise, wie Diab die Spannung aufbaut und bis zum Schluss aufrechterhält. Man weiß nie, was als nächstes passieren wird, und man bangt ständig um das Leben der Gefangenen. Der Film ist ein nervenaufreibendes Erlebnis, das einen lange nach dem Abspann nicht mehr loslässt.

Themen und Botschaften: Mehr als nur ein Politthriller

Clash ist mehr als nur ein spannender Politthriller. Der Film wirft wichtige Fragen nach Menschlichkeit, Toleranz und Versöhnung auf. Er zeigt, wie schnell eine Gesellschaft in Gewalt und Chaos versinken kann, wenn Misstrauen und Hass die Oberhand gewinnen. Gleichzeitig macht er aber auch Mut und zeigt, dass selbst in den dunkelsten Momenten Hoffnung und Solidarität möglich sind.

Der Film thematisiert unter anderem:

• Politische Repression: Die willkürlichen Verhaftungen und die brutale Behandlung der Gefangenen zeigen die dunkle Seite des autoritären Regimes.
• Soziale Ungerechtigkeit: Die unterschiedlichen sozialen Hintergründe der Gefangenen verdeutlichen die Ungleichheit in der ägyptischen Gesellschaft.
• Religiöse Intoleranz: Die Konflikte zwischen Anhängern und Gegnern der Muslimbruderschaft spiegeln die religiöse Spaltung des Landes wider.
• Die Suche nach Menschlichkeit: Trotz aller Widrigkeiten versuchen die Gefangenen, ihre Würde zu bewahren und einander zu helfen.

Clash ist ein aufrüttelnder Film, der zum Nachdenken anregt und uns dazu auffordert, uns für eine gerechtere und tolerantere Welt einzusetzen. Er ist ein Plädoyer für Menschlichkeit und Versöhnung, das in der heutigen Zeit wichtiger denn je ist.

Auszeichnungen und Kritiken: Ein internationaler Erfolg

Clash feierte seine Premiere bei den Filmfestspielen von Cannes 2016 in der Sektion Un Certain Regard und wurde dort mit Standing Ovations gefeiert. Der Film wurde von der Kritik hoch gelobt und gewann zahlreiche Preise, darunter den Preis für den besten arabischen Film beim Internationalen Filmfestival von Kairo. Clash wurde auch als ägyptischer Beitrag für den besten fremdsprachigen Film bei den Oscars 2017 eingereicht, schaffte es aber nicht auf die Shortlist.

Die Kritiker lobten vor allem die intensive Atmosphäre, die herausragenden schauspielerischen Leistungen und die mutige Auseinandersetzung mit den politischen und sozialen Problemen Ägyptens. Clash wurde als Meisterwerk des politischen Kinos gefeiert und gilt als einer der wichtigsten ägyptischen Filme der letzten Jahre.

Fazit: Ein Film, der unter die Haut geht

Clash ist ein Film, der unter die Haut geht und einen lange nach dem Abspann nicht mehr loslässt. Er ist ein beklemmendes und zugleich faszinierendes Kammerspiel, das die Zerrissenheit der ägyptischen Gesellschaft aufzeigt und die Frage nach Menschlichkeit in extremen Situationen aufwirft. Der Film ist ein Muss für alle, die sich für politische und soziale Themen interessieren und sich von intelligenten und anspruchsvollen Filmen berühren lassen wollen.

Clash ist nicht nur ein Film über Ägypten, sondern auch ein Film über uns alle. Er zeigt, wie wichtig es ist, tolerant zu sein, aufeinander zuzugehen und sich für eine gerechtere Welt einzusetzen. Er ist ein Plädoyer für Menschlichkeit und Versöhnung, das in der heutigen Zeit wichtiger denn je ist.

Clash – Ein Film, der bewegt, der inspiriert und der uns daran erinnert, was es bedeutet, Mensch zu sein.

Studio	Missing Films