Death Proof – Todsicher: Ein Trip in die Abgründe der Coolness und des Terrors
Quentin Tarantino, der Meister des postmodernen Kinos, präsentiert uns mit „Death Proof – Todsicher“ einen Film, der mehr ist als nur ein Beitrag zum Grindhouse-Revival. Es ist eine Hommage an Exploitation-Filme der 70er, eine düstere Charakterstudie und eine rasante Achterbahnfahrt, die den Zuschauer bis zur letzten Minute in Atem hält. Doch „Death Proof“ ist auch ein Film, der polarisiert – und genau das macht ihn so faszinierend.
Die zwei Gesichter des Stuntman Mike
Der Film teilt sich in zwei Segmente, die durch den charismatischen Kurt Russell als Stuntman Mike verbunden sind. Mike ist ein abgehalfterter Stuntman mit einem gefährlichen Hobby: Er verfolgt junge Frauen in seinem „todsicheren“ Muscle-Car und inszeniert Unfälle, die für seine Opfer tödlich enden, während er selbst unverletzt bleibt. Er ist ein Psychopath im Gewand des charmanten Machos, ein Mann, der seine sexuelle Frustration in brutaler Gewalt auslebt.
Im ersten Segment treffen wir auf eine Gruppe junger Frauen in Austin, Texas: Arlene (Vanessa Ferlito), Shanna (Jordan Ladd) und Jungle Julia (Sydney Tamiia Poitier), eine Radiomoderatorin. Sie feiern, tanzen und genießen ihr Leben, unwissend, dass Mike sie bereits ins Visier genommen hat. Tarantino inszeniert diese Szenen mit einer spielerischen Leichtigkeit, die fast schon an seine früheren Werke erinnert. Doch unter der Oberfläche brodelt die Gefahr. Die Dialoge sind scharfzüngig, die Kameraführung dynamisch und der Soundtrack voller treibender Rock’n’Roll-Klassiker. Alles scheint perfekt, bis Mike zuschlägt.
Die darauffolgende Verfolgungsjagd ist ein brutaler Schock. Tarantino verzichtet auf jegliche Beschönigung und zeigt die Gewalt in ihrer ganzen Hässlichkeit. Der Unfall ist schnell, brutal und endgültig. Die ausgelassene Stimmung weicht blankem Entsetzen. Mike entkommt unverletzt, während seine Opfer grausam sterben. Dieses erste Segment ist ein Meisterwerk der Spannung und des Suspense, ein Paradebeispiel für Tarantinos Fähigkeit, den Zuschauer emotional zu involvieren und dann mit einem Schlag zu schockieren.
Die Rache der Stuntfrauen
Das zweite Segment verlagert die Handlung nach Lebanon, Tennessee, wo wir auf eine neue Gruppe von Frauen treffen: Abernathy (Rosario Dawson), Kim (Tracie Thoms) und Lee (Mary Elizabeth Winstead). Sie sind Stuntfrauen und verfügen über ein ebenso großes Talent wie Selbstbewusstsein. Als sie in den Besitz eines seltenen 1970er Dodge Challenger kommen, beschließen sie, eine Spritztour zu unternehmen. Doch auch Mike ist wieder auf der Jagd.
Dieses Mal ist er jedoch nicht auf wehrlose Opfer gestoßen. Abernathy, Kim und Lee sind kampferprobte Frauen, die sich nicht so leicht unterkriegen lassen. Es kommt zu einer spektakulären Verfolgungsjagd, die alles in den Schatten stellt, was wir bisher gesehen haben. Die Stunts sind atemberaubend, die Spannung ist kaum auszuhalten und der Ausgang ungewiss. Tarantino zelebriert hier nicht nur die Frauenpower, sondern auch die Kunst des Stuntfahrens. Er zeigt uns, dass diese Frauen genauso mutig und talentiert sind wie ihre männlichen Kollegen.
Anders als im ersten Segment, wo Mike die Kontrolle hatte, gerät er nun selbst in die Defensive. Die Frauen wehren sich, sie kämpfen zurück und sie lassen sich nicht einschüchtern. Sie wenden Mikes eigene Waffen gegen ihn und machen ihm klar, dass er es mit den Falschen zu tun hat. Die finale Konfrontation ist ein Triumph der weiblichen Selbstbehauptung, ein Akt der Rache, der befriedigender nicht sein könnte.
Tarantinos Hommage an das Exploitation-Kino
„Death Proof“ ist eine Liebeserklärung an das Exploitation-Kino der 70er Jahre. Tarantino zitiert nicht nur Genre-Konventionen, sondern imitiert auch den Look und die Atmosphäre dieser Filme. Das Bild ist körnig, die Farben sind verwaschen und es gibt absichtliche Filmfehler wie Kratzer und Sprünge. Auch der Soundtrack ist eine Hommage an die Musik dieser Zeit. Er besteht aus einer Mischung aus Rock’n’Roll, Soul und Funk, die perfekt zur Stimmung des Films passt.
Doch „Death Proof“ ist mehr als nur eine bloße Kopie. Tarantino nimmt die Elemente des Exploitation-Kinos und verwandelt sie in etwas Neues und Eigenständiges. Er dekonstruiert die Genre-Konventionen und spielt mit den Erwartungen des Zuschauers. Er stellt Fragen nach Gewalt, Sexismus und der Rolle der Frau im Film. „Death Proof“ ist ein Film, der unterhält, provoziert und zum Nachdenken anregt.
Die Charaktere: Mehr als nur Klischees
Obwohl „Death Proof“ auf den ersten Blick wie ein typischer Exploitation-Film wirkt, sind die Charaktere überraschend vielschichtig. Tarantino nimmt sich Zeit, um sie zu entwickeln und ihnen eine Persönlichkeit zu geben. Die Frauen sind nicht nur bloße Sexobjekte oder hilflose Opfer, sondern starke und unabhängige Individuen. Sie haben Träume, Ängste und Wünsche. Sie sind mehr als nur Klischees.
Auch Stuntman Mike ist eine interessante Figur. Er ist nicht einfach nur ein böser Psychopath, sondern ein komplexer Charakter mit einer dunklen Vergangenheit. Tarantino deutet an, dass Mike traumatische Erlebnisse hatte, die ihn zu dem gemacht haben, was er ist. Er ist ein Mann, der von seiner eigenen Gewalt besessen ist, ein Mann, der nicht in der Lage ist, gesunde Beziehungen einzugehen.
Fazit: Ein Film, der im Gedächtnis bleibt
„Death Proof – Todsicher“ ist ein kontroverser Film, der nicht jedem gefallen wird. Er ist brutal, gewalttätig und sexistisch. Aber er ist auch intelligent, spannend und unterhaltsam. Tarantino beweist erneut sein Talent als Regisseur und Drehbuchautor. Er schafft es, ein Genre zu revitalisieren und ihm gleichzeitig eine neue Richtung zu geben. „Death Proof“ ist ein Film, der im Gedächtnis bleibt – ob man ihn nun liebt oder hasst.
Die Besetzung im Überblick
Schauspieler | Rolle |
---|---|
Kurt Russell | Stuntman Mike |
Rosario Dawson | Abernathy Ross |
Vanessa Ferlito | Arlene/Butterfly |
Jordan Ladd | Shanna |
Sydney Tamiia Poitier | Jungle Julia Lucai |
Tracie Thoms | Kim Mathis |
Mary Elizabeth Winstead | Lee Montgomery |
Zoë Bell | Zoe Bell |
Weitere interessante Fakten zum Film
- „Death Proof“ wurde ursprünglich als Teil des Double Features „Grindhouse“ zusammen mit Robert Rodriguez‘ „Planet Terror“ veröffentlicht.
- Der Film ist eine Hommage an den Stuntman Terry Leonard, der an Filmen wie „Indiana Jones“ und „Rambo“ mitgearbeitet hat.
- Quentin Tarantino führte bei den Stunts selbst Regie, um sicherzustellen, dass sie so authentisch wie möglich aussehen.
- Der Film enthält zahlreiche Anspielungen auf andere Tarantino-Filme, insbesondere „Pulp Fiction“ und „Kill Bill“.
- Die Dreharbeiten fanden in Austin, Texas und Lebanon, Tennessee statt.