Der kleine Lord

Der Kleine Lord: Eine zeitlose Geschichte über Güte und Veränderung

„Der Kleine Lord“ ist mehr als nur ein Weihnachtsfilm; er ist ein zeitloses Märchen über die Kraft der Güte, die transformative Wirkung von Liebe und die Möglichkeit, selbst verhärtete Herzen zu erweichen. Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Frances Hodgson Burnett aus dem Jahr 1886, entführt uns der Film in eine Welt des späten 19. Jahrhunderts, in der Standesunterschiede das Leben bestimmen und ein kleiner Junge aus New York die Chance erhält, das Herz eines verbitterten alten Earls zu erobern.

Die Geschichte: Vom New Yorker Hinterhof in den englischen Adel

Die Geschichte beginnt mit dem kleinen Cedric Errol (Freddie Bartholomew), einem aufgeweckten und liebenswerten Jungen, der mit seiner verwitweten Mutter Dearest (Dolores Costello) in bescheidenen Verhältnissen in Brooklyn, New York, lebt. Cedrics Leben ändert sich schlagartig, als Mr. Havisham (Henry Stephenson), ein englischer Anwalt, die beiden aufsucht. Er überbringt die Nachricht, dass Cedric der letzte lebende Erbe des Earl of Dorincourt (C. Aubrey Smith) ist und somit der nächste Lord Fauntleroy werden soll. Cedrics Vater, Captain Errol, war der Lieblingssohn des Earls, wurde jedoch enterbt, als er eine Amerikanerin heiratete. Nach dem Tod der beiden älteren Söhne des Earls ist Cedric nun der einzige legitime Nachfolger.

Dearest zögert zunächst, ihren Sohn nach England zu schicken, willigt aber schließlich ein, da sie Cedrics Zukunft sichern möchte. Sie begleitet ihn nach Dorincourt Castle, wo sie jedoch nicht mit ihrem Sohn zusammenleben darf. Der Earl besteht darauf, Cedric allein zu erziehen und zu formen, um ihn zu einem würdigen Lord zu machen. Dearest wird in ein separates Haus auf dem Anwesen untergebracht und darf ihren Sohn nur unter strengen Auflagen sehen.

Der Earl, ein alter Mann, der für seine Härte und Strenge bekannt ist, hat sich nach dem Tod seiner Söhne in Bitterkeit und Isolation zurückgezogen. Er verachtet Amerikaner und ist misstrauisch gegenüber Dearest. Cedric begegnet seinem Großvater jedoch mit offenem Herzen und unerschütterlicher Freundlichkeit. Seine natürliche Herzlichkeit, seine Ehrlichkeit und sein aufrichtiges Interesse an den Menschen in seiner Umgebung beginnen, das Herz des alten Earls zu erweichen.

Cedric: Ein Kind, das Herzen öffnet

Cedric ist kein gewöhnlicher Junge. Er ist klug, aufmerksam und besitzt eine außergewöhnliche Fähigkeit, das Gute in anderen zu sehen. Er freundet sich schnell mit den Dorfbewohnern an, hilft ihnen, wo er kann, und setzt sich für ihre Belange ein. Seine unvoreingenommene Art und seine selbstlose Hilfsbereitschaft machen ihn schnell zum Liebling der Gemeinde. Auch der Earl kann sich Cedrics Charme nicht entziehen. Durch die Interaktion mit seinem Enkel beginnt er, seine starren Ansichten zu hinterfragen und die Welt mit anderen Augen zu sehen.

Cedric bringt dem Earl bei, dass wahre Größe nicht in Titeln und Reichtum liegt, sondern in Freundlichkeit, Mitgefühl und der Bereitschaft, anderen zu helfen. Er zeigt ihm, dass es wichtiger ist, das Wohl der Gemeinschaft im Blick zu haben, als nur den eigenen Vorteil zu suchen. Durch Cedrics Einfluss lernt der Earl, seine Vorurteile abzubauen und die Menschen um sich herum wertzuschätzen.

Die Intrige: Eine falsche Behauptung und die Bewährungsprobe

Das Glück währt jedoch nicht ewig. Eine Frau namens Minna Tipton (Constance Collier) taucht auf und behauptet, die Witwe des älteren Bruders des Earls zu sein. Sie präsentiert ihren Sohn Tom (Jackie Searl) als den rechtmäßigen Erben von Dorincourt. Der Earl ist zunächst überzeugt, dass Cedrics Erbe in Gefahr ist.

In dieser schwierigen Situation beweist Cedric seinen wahren Charakter. Er verhält sich loyal und respektvoll gegenüber seinem Großvater, obwohl er befürchten muss, seinen Titel und sein Zuhause zu verlieren. Seine Mutter, Dearest, steht ihm in dieser Zeit zur Seite und unterstützt ihn mit ihrer Weisheit und ihrem Mut.

Cedrics Freunde aus New York, Dick (Mickey Rooney), ein Schuhputzer, und Mr. Hobbs (Guy Kibbee), der Lebensmittelhändler, spielen eine entscheidende Rolle bei der Aufdeckung der Wahrheit. Sie reisen nach England und beweisen, dass Minnas Behauptungen falsch sind und dass Tom nicht der rechtmäßige Erbe ist. Cedric bleibt der wahre Lord Fauntleroy.

Die Wandlung des Earls: Von Bitterkeit zu Mitgefühl

Die Intrige um Cedrics Erbe führt zu einer tiefgreifenden Veränderung im Earl. Er erkennt, dass er seinem Enkel Unrecht getan hat, indem er ihm misstraute und ihn von seiner Mutter fernhielt. Er bereut seine Härte und beschließt, sein Leben zu ändern. Er öffnet sich Dearest und erkennt ihre Qualitäten als Mutter und Mensch. Er erlaubt ihr, mit Cedric im Schloss zu leben und behandelt sie mit Respekt und Zuneigung.

Der Earl beginnt, sich aktiv für das Wohl seiner Pächter einzusetzen. Er senkt die Pachtpreise, verbessert die Lebensbedingungen und unterstützt die Gemeinschaft. Er wird zu einem gerechten und mitfühlenden Lord, der von seinem Volk geliebt und respektiert wird. Cedric hat es geschafft, das Herz seines Großvaters zu erweichen und ihn zu einem besseren Menschen zu machen.

Die Botschaft: Güte als Weg zur Veränderung

„Der Kleine Lord“ ist mehr als nur eine herzerwärmende Geschichte; er ist eine Parabel über die Kraft der Güte und die Möglichkeit der Veränderung. Der Film zeigt, dass selbst die verbittertsten und verschlossensten Herzen durch Freundlichkeit und Mitgefühl geöffnet werden können. Er erinnert uns daran, dass jeder Mensch die Fähigkeit hat, sich zum Besseren zu verändern, und dass Kinder oft die besten Lehrer sind.

Der Film vermittelt wichtige Werte wie Ehrlichkeit, Loyalität, Mitgefühl und die Bedeutung von Familie und Freundschaft. Er zeigt, dass wahre Größe nicht in Reichtum und Macht liegt, sondern in der Fähigkeit, anderen zu helfen und die Welt zu einem besseren Ort zu machen.

Die schauspielerischen Leistungen und die Inszenierung

Die schauspielerischen Leistungen in „Der Kleine Lord“ sind herausragend. Freddie Bartholomew verkörpert den kleinen Cedric mit einer entwaffnenden Natürlichkeit und Herzlichkeit. C. Aubrey Smith brilliert als verbitterter Earl, der durch die Begegnung mit seinem Enkel eine Wandlung durchmacht. Dolores Costello spielt die Rolle der Dearest mit Würde und Anmut.

Die Inszenierung von John Cromwell ist meisterhaft. Er fängt die Atmosphäre des späten 19. Jahrhunderts perfekt ein und erzählt die Geschichte mit viel Gefühl und Feingefühl. Die Kostüme und die Ausstattung sind opulent und detailreich, was zum visuellen Reiz des Films beiträgt.

Ein Film für die ganze Familie

„Der Kleine Lord“ ist ein Film, der Jung und Alt gleichermaßen begeistert. Er ist ein zeitloser Klassiker, der jedes Jahr zu Weihnachten viele Menschen berührt. Der Film bietet Unterhaltung, Spannung und eine wichtige Botschaft über die Kraft der Güte und die Möglichkeit der Veränderung.

Es ist ein Film, der zum Nachdenken anregt und dazu ermutigt, selbst freundlicher, mitfühlender und hilfsbereiter zu sein. Er erinnert uns daran, dass jeder von uns einen Beitrag dazu leisten kann, die Welt zu einem besseren Ort zu machen, indem wir einfach freundlich zu unseren Mitmenschen sind.

Die zeitlose Relevanz von „Der Kleine Lord“

Auch in der heutigen Zeit, in der Kriege, Krisen und soziale Ungerechtigkeiten die Welt erschüttern, hat „Der Kleine Lord“ nichts von seiner Relevanz verloren. Im Gegenteil, die Botschaft des Films ist vielleicht wichtiger denn je. Er erinnert uns daran, dass Freundlichkeit, Mitgefühl und die Bereitschaft zum Dialog die Grundlage für eine friedliche und gerechte Welt sind.

Der Film zeigt, dass selbst die größten Hindernisse überwunden werden können, wenn wir mit offenem Herzen und positiver Einstellung aufeinander zugehen. Er ermutigt uns, Vorurteile abzubauen, Unterschiede zu akzeptieren und uns für das Wohl der Gemeinschaft einzusetzen.

Fazit: Ein Film, der das Herz berührt und die Seele wärmt

„Der Kleine Lord“ ist ein Meisterwerk des klassischen Kinos, das durch seine zeitlose Geschichte, seine hervorragenden schauspielerischen Leistungen und seine inspirierende Botschaft besticht. Es ist ein Film, der das Herz berührt, die Seele wärmt und uns daran erinnert, dass die Welt ein besserer Ort sein kann, wenn wir alle ein bisschen mehr wie der kleine Lord sind.

Studio	Filmjuwelen (Alive AG)