Der Mann, der vom Himmel fiel: Eine Reise zwischen den Sternen und der Einsamkeit der Erde
Nicolas Roegs „Der Mann, der vom Himmel fiel“ aus dem Jahr 1976 ist weit mehr als nur ein Science-Fiction-Film. Er ist eine tiefgründige Auseinandersetzung mit Entfremdung, der menschlichen Natur und der Zerbrechlichkeit des Daseins, verpackt in eine visuell atemberaubende und emotional berührende Erzählung. Mit David Bowie in der Hauptrolle, der hier eine seiner ikonischsten Performances abliefert, entführt uns der Film in eine Welt, in der die Grenzen zwischen Realität und Fantasie verschwimmen, und stellt uns Fragen, die noch lange nach dem Abspann in uns nachhallen.
Die Geschichte eines Fremden auf fremdem Terrain
Thomas Jerome Newton (David Bowie) landet auf der Erde, ein Außerirdischer von einem ausgetrockneten Planeten, der seine Familie und sein Volk retten will. Er besitzt überlegene Intelligenz und fortschrittliche Technologie, die er nutzt, um ein riesiges Vermögen aufzubauen. Sein Ziel ist es, ein Raumschiff zu konstruieren und Wasser auf seinen Heimatplaneten zurückzubringen. Doch Newtons Reise ist von Anfang an von Herausforderungen und Gefahren geprägt.
Auf seinem Weg trifft er auf Nathan Bryce (Rip Torn), einen alkoholkranken Professor, der Newtons Potenzial erkennt und ihm hilft, seine Firma World Enterprises aufzubauen. Bryce wird zu Newtons engstem Vertrauten, aber auch zu einem Zeugen seines langsamen Verfalls. Eine weitere wichtige Person in Newtons Leben ist Mary-Lou (Candy Clark), ein einfaches Mädchen vom Land, die sich in ihn verliebt und ihm die menschliche Seite der Erde näherbringt. Doch auch ihre Beziehung ist von Anfang an zum Scheitern verurteilt, da die Unterschiede zwischen ihnen unüberbrückbar scheinen.
Während Newton Fortschritte bei der Verwirklichung seiner Pläne macht, gerät er zunehmend ins Visier der Regierung und skrupelloser Konzerne, die seine Technologie für ihre eigenen Zwecke nutzen wollen. Die Isolation, die er als Außerirdischer auf der Erde empfindet, und der zunehmende Druck durch seine Umwelt führen zu einem langsamen, aber unaufhaltsamen Abstieg. Er verfällt dem Alkohol, der ihn in einen Zustand der Apathie und des Stillstands versetzt.
David Bowie: Eine Performance von außerweltlicher Intensität
David Bowies Darstellung des Thomas Jerome Newton ist schlichtweg außergewöhnlich. Seine androgyne Erscheinung, seine zerbrechliche Aura und seine melancholische Ausstrahlung machen ihn zur perfekten Besetzung für diesen geheimnisvollen Fremden. Bowie verkörpert Newtons innere Zerrissenheit, seine Sehnsucht nach seiner Heimat und seine Verzweiflung über die Unverständlichkeit der menschlichen Welt auf eine Art und Weise, die den Zuschauer tief berührt. Es ist nicht nur eine schauspielerische Leistung, sondern eine Verschmelzung von Künstler und Rolle, die den Film zu einem unvergesslichen Erlebnis macht.
Die visuelle Poesie von Nicolas Roeg
Nicolas Roeg ist bekannt für seinen experimentellen und assoziativen Regiestil, und „Der Mann, der vom Himmel fiel“ ist ein Paradebeispiel dafür. Er verwendet fragmentierte Erzählungen, surreale Bilder und suggestive Musik, um eine Atmosphäre der Entfremdung und des Unbehagens zu erzeugen. Die Kameraarbeit ist atemberaubend, mit wunderschönen Landschaftsaufnahmen und verstörenden Nahaufnahmen, die die innere Welt der Charaktere widerspiegeln. Roegs Film ist ein visuelles Gedicht, das den Zuschauer in einen hypnotischen Zustand versetzt und ihn dazu zwingt, über die tieferen Bedeutungsebenen der Geschichte nachzudenken.
Themen und Motive: Eine vielschichtige Interpretation
„Der Mann, der vom Himmel fiel“ ist reich an Themen und Motiven, die den Film zu einer vielschichtigen und interpretationsbedürftigen Erfahrung machen. Einige der wichtigsten Aspekte sind:
- Entfremdung und Isolation: Newton ist ein Fremder in einer fremden Welt, der sich nirgendwo zugehörig fühlt. Seine Isolation wird durch seine außerirdische Herkunft noch verstärkt, aber sie spiegelt auch die Erfahrungen vieler Menschen wider, die sich in der modernen Gesellschaft verloren und entwurzelt fühlen.
- Die Zerstörungskraft der menschlichen Natur: Der Film zeichnet ein düsteres Bild der menschlichen Natur, die von Gier, Korruption und Selbstsucht geprägt ist. Newton wird von skrupellosen Geschäftemachern und Regierungsbeamten ausgebeutet, die seine Technologie für ihre eigenen Zwecke missbrauchen.
- Die Sehnsucht nach Heimat: Newtons Sehnsucht nach seinem Heimatplaneten ist ein zentrales Motiv des Films. Sie symbolisiert die Sehnsucht nach Zugehörigkeit, nach einem Ort, an dem man sich geborgen und verstanden fühlt.
- Die Macht der Technologie: Der Film thematisiert die Macht der Technologie und ihre potenziellen Gefahren. Newtons fortschrittliche Technologie wird sowohl für positive als auch für negative Zwecke eingesetzt, und sie führt letztendlich zu seinem Untergang.
- Die Suche nach Liebe und Akzeptanz: Newton sucht auf der Erde nach Liebe und Akzeptanz, aber er findet sie nur in begrenztem Maße. Seine Beziehungen zu Bryce und Mary-Lou sind von Anfang an zum Scheitern verurteilt, da die Unterschiede zwischen ihnen unüberbrückbar scheinen.
Der Soundtrack: Eine Klanglandschaft der Melancholie
Der Soundtrack von John Phillips und Stomu Yamashta ist ein integraler Bestandteil der Atmosphäre des Films. Er besteht aus einer Mischung aus elektronischen Klängen, Rockmusik und klassischen Elementen, die die Stimmung der jeweiligen Szene perfekt unterstreichen. Die Musik ist oft melancholisch und düster, was die innere Welt der Charaktere und die Thematik des Films widerspiegelt. Besonders hervorzuheben ist das Lied „Boys from the Wood“ von John Phillips, das eine zentrale Rolle im Film spielt und Newtons Sehnsucht nach seiner Heimat zum Ausdruck bringt.
Ein Meisterwerk der Science-Fiction und darüber hinaus
„Der Mann, der vom Himmel fiel“ ist ein Meisterwerk der Science-Fiction, das weit über die Genregrenzen hinausgeht. Er ist ein tiefgründiger und emotional berührender Film, der den Zuschauer dazu zwingt, über die großen Fragen des Lebens nachzudenken. Mit David Bowie in einer seiner besten Rollen, Nicolas Roegs visionärer Regie und einem unvergesslichen Soundtrack ist der Film ein unvergessliches Erlebnis, das noch lange nach dem Abspann in uns nachhallt. Es ist ein Film über Entfremdung, die Zerbrechlichkeit des Daseins und die Suche nach Sinn in einer Welt, die oft unverständlich und grausam erscheint.
Fazit: Ein Film, der Spuren hinterlässt
„Der Mann, der vom Himmel fiel“ ist kein Film für den schnellen Konsum. Er ist ein Werk, das Zeit und Aufmerksamkeit erfordert, aber er belohnt den Zuschauer mit einer tiefen und nachhaltigen Erfahrung. Es ist ein Film, der uns dazu anregt, über uns selbst, unsere Gesellschaft und unsere Rolle im Universum nachzudenken. Es ist ein Film, der Spuren hinterlässt und uns noch lange nach dem Abspann beschäftigt. Wenn Sie auf der Suche nach einem Film sind, der Sie herausfordert, berührt und inspiriert, dann sollten Sie sich „Der Mann, der vom Himmel fiel“ auf keinen Fall entgehen lassen.
Besetzung
Schauspieler | Rolle |
---|---|
David Bowie | Thomas Jerome Newton |
Rip Torn | Nathan Bryce |
Candy Clark | Mary-Lou |
Buck Henry | Oliver Farnsworth |
Bernie Casey | Peters |
Film-Details
- Originaltitel: The Man Who Fell to Earth
- Erscheinungsjahr: 1976
- Regie: Nicolas Roeg
- Drehbuch: Paul Mayersberg (basierend auf dem Roman von Walter Tevis)
- Genre: Science-Fiction, Drama
- Länge: 139 Minuten
- FSK: 16