Die Legende von Barney Thomson: Ein schottischer Friseur zwischen Schere, Mord und Mutterwitz
Willkommen in der aberwitzigen und blutigen Welt von Barney Thomson, einem unscheinbaren Friseur aus Glasgow, der sich wider Willen in ein Netz aus Mord, Missverständnissen und mütterlicher „Fürsorge“ verstrickt. „Die Legende von Barney Thomson“ ist mehr als nur eine rabenschwarze Komödie; es ist eine Geschichte über Identität, Familie und die überraschenden Abgründe, die sich hinter der Fassade des Alltäglichen verbergen können. Der Film, inszeniert vom brillanten Robert Carlyle, der auch die Hauptrolle spielt, entführt uns in eine schottische Parallelwelt, in der der Humor so trocken ist wie das schottische Hochland und die Gewalt so plötzlich und unerwartet wie ein schottischer Regenschauer.
Ein Friseur mit Pech: Barneys tristes Dasein
Barney Thomson ist kein Held. Er ist ein grauer, unscheinbarer Friseur in einem heruntergekommenen Salon in Glasgow. Sein Leben ist eine monotone Abfolge aus verpatzten Haarschnitten, zermürbenden Kundengesprächen und dem nagenden Gefühl, dass das Leben mehr zu bieten haben muss. Barney ist ein Versager, zumindest in seinen eigenen Augen. Er ist der Inbegriff des Antihelden, ein Mann, der weder charismatisch noch fähig ist, sich selbst aus dem Schlamassel zu ziehen. Seine Kollegen verspotten ihn, seine Chefin droht mit Entlassung und sein soziales Leben beschränkt sich auf sporadische Besuche bei seiner exzentrischen Mutter.
Robert Carlyle verkörpert Barney mit einer entwaffnenden Mischung aus Verlegenheit und Verzweiflung. Man spürt förmlich seine Unsicherheit, seine Angst vor dem Scheitern und seine Sehnsucht nach einem besseren Leben. Doch Barney ist nicht nur ein bemitleidenswerter Loser; er besitzt auch einen unbeugsamen Überlebenswillen, der ihn immer wieder aufstehen lässt, selbst wenn er am Boden liegt.
Ein unglücklicher Unfall: Der Beginn einer mörderischen Karriere
Das eintönige Leben von Barney Thomson nimmt eine dramatische Wendung, als er versehentlich seinen Chef während eines Streits tötet. Panik übermannt ihn, und er versucht, die Spuren zu beseitigen, doch das Chaos nimmt erst richtig seinen Lauf. In seiner Verzweiflung wendet er sich an seine Mutter, Cemolina, eine schillernde Persönlichkeit mit einer dunklen Vergangenheit. Emma Thompson spielt Cemolina mit einer diabolischen Freude, die einem kalte Schauer über den Rücken jagt. Cemolina ist alles andere als eine typische Mutter. Sie ist manipulativ, kontrollierend und besitzt ein makabres Geheimnis, das Barney das Blut in den Adern gefrieren lässt.
Cemolina nimmt die Sache in die Hand und hilft Barney, die Leiche zu beseitigen. Doch ihre „Hilfe“ ist alles andere als uneigennützig. Sie sieht in Barneys Unglück eine Chance, ihre eigenen dunklen Geheimnisse zu bewahren und ihre Macht über ihren Sohn zu festigen. Die Dynamik zwischen Barney und Cemolina ist das Herzstück des Films. Ihre Beziehung ist geprägt von Liebe, Hass, Abhängigkeit und Verrat. Sie sind ein dysfunktionales Duo, das sich gegenseitig in den Wahnsinn treibt, aber auch bedingungslos füreinander einsteht.
Ein Katz-und-Maus-Spiel mit der Polizei: Die Jagd beginnt
Die Polizei, angeführt von dem zynischen Detective Inspector Holdall (Ray Winstone) und der ehrgeizigen Detective Sergeant June Robertson (Ashley Jensen), nimmt die Ermittlungen auf. Holdall ist ein abgebrühter Veteran, der schon alles gesehen hat, während Robertson von dem Ehrgeiz getrieben wird, sich in einer von Männern dominierten Welt zu beweisen. Die beiden bilden ein ungleiches Team, das sich gegenseitig ergänzt und herausfordert.
Barney und Cemolina geraten ins Visier der Ermittler, und ein spannendes Katz-und-Maus-Spiel beginnt. Barney versucht verzweifelt, seine Unschuld zu beweisen, während Cemolina mit allen Mitteln versucht, die Polizei von der Wahrheit abzulenken. Die Situation eskaliert, als weitere Morde geschehen und Barney zum Hauptverdächtigen wird. Er wird zur Legende, wenn auch nicht zu der, die er sich erträumt hat – er wird zum berüchtigten „Friseur-Killer“.
Humor und Grausamkeit: Eine perfekte Balance
„Die Legende von Barney Thomson“ ist eine Meisterleistung in der Balance zwischen Humor und Grausamkeit. Der Film scheut sich nicht vor expliziter Gewalt, doch diese wird stets mit einem Augenzwinkern präsentiert. Der Humor ist rabenschwarz, zynisch und oft makaber, aber er dient dazu, die Absurdität der Situation zu unterstreichen und die Charaktere menschlicher zu machen. Die Dialoge sind scharfzüngig und voller schottischem Slang, was dem Film eine zusätzliche Authentizität verleiht.
Der Film ist nicht für Zartbesaitete geeignet, aber wer schwarzen Humor mag und sich von der Kombination aus Gewalt und Komödie nicht abschrecken lässt, wird bestens unterhalten. „Die Legende von Barney Thomson“ ist ein Fest für Fans von Filmen wie „Fargo“ oder „Snatch“.
Die schottische Seele: Ein Blick hinter die Fassade
Der Film ist nicht nur eine Krimikomödie, sondern auch ein Porträt der schottischen Gesellschaft. Er wirft einen Blick hinter die Fassade der malerischen Landschaften und der freundlichen Menschen und zeigt die dunklen Abgründe, die sich unter der Oberfläche verbergen können. Der Film thematisiert Armut, Arbeitslosigkeit, Kriminalität und die Schwierigkeit, in einer Welt zurechtzukommen, die von Konkurrenz und Leistungsdruck geprägt ist.
Die Charaktere sind allesamt schrullig und exzentrisch, aber sie sind auch zutiefst menschlich. Sie kämpfen mit ihren Dämonen, ihren Ängsten und ihren Sehnsüchten. Sie sind Verlierer und Gewinner zugleich, und sie zeigen uns, dass das Leben oft absurd und unberechenbar ist.
Ein Film mit Herz: Die Botschaft von „Die Legende von Barney Thomson“
Trotz all der Gewalt und des schwarzen Humors ist „Die Legende von Barney Thomson“ ein Film mit Herz. Er erzählt eine Geschichte über Familie, Freundschaft und die Bedeutung, zu sich selbst zu stehen. Barney Thomson ist ein Außenseiter, ein Mann, der nie wirklich dazugehört hat. Doch im Laufe der Geschichte findet er seinen Platz und lernt, sich selbst zu akzeptieren, mit all seinen Fehlern und Schwächen.
Der Film erinnert uns daran, dass das Leben oft unerwartete Wendungen nimmt und dass wir nicht immer die Kontrolle über unser Schicksal haben. Aber er zeigt uns auch, dass wir die Kraft haben, uns selbst zu definieren und unsere eigene Legende zu schreiben, egal wie unscheinbar wir auch sein mögen.
Die Besetzung: Ein schottisches Staraufgebot
Die Besetzung von „Die Legende von Barney Thomson“ ist schlichtweg brillant. Robert Carlyle überzeugt nicht nur als Regisseur, sondern auch als Hauptdarsteller. Er verkörpert Barney Thomson mit einer entwaffnenden Authentizität, die einem das Herz aufgehen lässt. Emma Thompson ist grandios als Cemolina, die sie mit einer diabolischen Freude und einer gehörigen Portion Wahnsinn spielt. Ray Winstone und Ashley Jensen liefern ebenfalls hervorragende Leistungen als Ermittlerduo, das sich gegenseitig in den Wahnsinn treibt.
Die Nebenrollen sind ebenfalls perfekt besetzt und tragen dazu bei, die schottische Atmosphäre des Films authentisch einzufangen. Die Darsteller sprechen mit einem starken schottischen Akzent, was für manche Zuschauer gewöhnungsbedürftig sein mag, aber dem Film eine zusätzliche Authentizität verleiht.
Fazit: Ein Muss für Liebhaber schwarzer Komödien
„Die Legende von Barney Thomson“ ist ein Film, der polarisiert. Entweder man liebt ihn oder man hasst ihn. Aber wer sich auf den schwarzen Humor, die explizite Gewalt und die schottische Atmosphäre einlassen kann, wird bestens unterhalten. Der Film ist ein Muss für Liebhaber von Filmen wie „Fargo“, „Snatch“ oder „Trainspotting“. Er ist intelligent, witzig, spannend und überraschend. Und er zeigt uns, dass das Leben oft genauso absurd und unberechenbar ist wie die Legende von Barney Thomson.
Die wichtigsten Darsteller im Überblick:
Schauspieler | Rolle |
---|---|
Robert Carlyle | Barney Thomson |
Emma Thompson | Cemolina Thomson |
Ray Winstone | DI Holdall |
Ashley Jensen | DS June Robertson |
Fakten zum Film:
- Regie: Robert Carlyle
- Drehbuch: Colin McLaren, Richard Cowan
- Erscheinungsjahr: 2015
- Genre: Schwarze Komödie, Krimi
- Land: Großbritannien
- Laufzeit: 96 Minuten