Django – Niemand zog schneller seinen Colt: Eine Legende des Italowestern
In der staubigen und blutgetränkten Welt des Italowesterns gibt es Namen, die wie Donnerhall durch die Jahrzehnte widerhallen. Einer dieser Namen ist Django. Und während es viele „Django“-Filme gibt, steht Sergio Corbuccis „Django – Niemand zog schneller seinen Colt“ von 1966 als ein Meilenstein des Genres, ein Film, der Schock, Stil und subtile politische Kommentare zu einem unvergesslichen Kinoerlebnis vereint.
Eine Geschichte von Rache, Verrat und Erlösung
Die Geschichte beginnt mit einer gespenstischen Szene: Ein einsamer Mann, Django (dargestellt vom unvergesslichen Franco Nero), zieht einen Sarg hinter sich her durch eine trostlose Wüstenlandschaft. Die Musik von Luis Enríquez Bacalov, ein pochender Herzschlag der Verzweiflung, begleitet ihn. Bald wird klar, dass dieser Sarg kein gewöhnlicher Sarg ist – er birgt eine tödliche Überraschung.
Django gerät zwischen zwei rivalisierende Banden: Auf der einen Seite stehen die mexikanischen Revolutionäre unter General Hugo Rodriguez, auf der anderen Seite eine Gruppe rassistischer Südstaaten-Ex-Konföderierte unter dem sadistischen Major Jackson. Beide Seiten sind brutal und skrupellos, und Django, ein wortkarger Einzelgänger, sieht in ihnen lediglich Mittel zum Zweck, um seine eigene Rache zu vollziehen.
Er manipuliert beide Gruppen gegeneinander, schürt Misstrauen und Chaos, während er im Schatten seinen eigenen Plan verfolgt. Im Laufe der Handlung wird enthüllt, dass Django einst von Major Jackson schwer misshandelt und verraten wurde. Der Sarg, gefüllt mit einem Gatling-Maschinengewehr, ist sein Werkzeug der Vergeltung.
Doch Django ist nicht nur ein Racheengel. Er rettet auch die junge Maria, eine Frau, die von Jacksons Männern misshandelt wurde, und entwickelt eine tiefe Bindung zu ihr. Durch Maria wird in Django eine Seite menschlicher Wärme geweckt, die lange unter einer Schicht aus Hass und Verbitterung verborgen lag.
Die ikonische Figur des Django
Franco Nero verkörpert Django mit einer zurückhaltenden Intensität, die ihn zu einer Ikone des Italowesterns macht. Sein Django ist kein strahlender Held, sondern ein gebrochener Mann, der von Rache getrieben wird. Seine Augen spiegeln den Schmerz und die Wut wider, die in ihm brodeln. Er ist wortkarg, aber seine Taten sprechen lauter als Worte.
Django ist ein Antiheld, der moralisch ambivalent ist. Er tötet skrupellos, manipuliert und benutzt andere für seine Zwecke. Doch gleichzeitig besitzt er einen Ehrenkodex und eine tiefe Abneigung gegen Ungerechtigkeit. Diese Widersprüchlichkeit macht ihn zu einer faszinierenden und unvergesslichen Figur.
Warum Django so einflussreich ist
„Django – Niemand zog schneller seinen Colt“ ist mehr als nur ein blutiger Rachewestern. Der Film hat das Genre maßgeblich beeinflusst und zahlreiche Nachahmer inspiriert. Dafür gibt es mehrere Gründe:
- Der Antiheld: Django ist kein strahlender Held, sondern ein gebrochener Mann, der von Rache getrieben wird. Dies war ein Bruch mit den traditionellen Westernhelden und machte den Film düsterer und realistischer.
- Die Gewalt: Der Film ist für seine explizite Gewalt bekannt. Diese Gewalt ist jedoch nicht selbstzweckhaft, sondern dient dazu, die Brutalität und Sinnlosigkeit des Krieges und der Rache zu verdeutlichen.
- Die Thematik: Der Film behandelt Themen wie Rassismus, Unterdrückung und die Sinnlosigkeit von Gewalt. Diese Themen sind auch heute noch relevant und machen den Film zu einem zeitlosen Klassiker.
- Der Stil: Der Film ist stilistisch innovativ und verwendet ungewöhnliche Kameraperspektiven und eine düstere Farbpalette, um eine beklemmende Atmosphäre zu erzeugen. Die Musik von Luis Enríquez Bacalov ist ebenso ikonisch wie der Film selbst.
Die Bedeutung der Nebenfiguren
Obwohl Django im Zentrum der Geschichte steht, sind auch die Nebenfiguren von entscheidender Bedeutung für die Wirkung des Films:
- Major Jackson (Eduardo Fajardo): Jackson ist der Inbegriff des sadistischen und rassistischen Bösewichts. Seine Grausamkeit und sein Hass machen ihn zu einem unvergesslichen Antagonisten.
- General Hugo Rodriguez (José Bódalo): Rodriguez ist ein mexikanischer Revolutionär, der für seine Ideale kämpft, aber auch bereit ist, Gewalt einzusetzen. Er ist ein komplexer Charakter, der zwischen Gut und Böse schwankt.
- Maria (Loredana Nusciak): Maria ist eine Frau, die von Jackson misshandelt wurde und von Django gerettet wird. Sie symbolisiert die Hoffnung und die Möglichkeit zur Erlösung in einer von Gewalt geprägten Welt.
Die Kontroverse um die Gewalt
„Django – Niemand zog schneller seinen Colt“ war seinerzeit für seine explizite Gewalt berüchtigt. Die Darstellung von Folter, Blut und Tod war für viele Zuschauer schockierend und führte zu Kontroversen. Einige Kritiker warfen dem Film vor, die Gewalt zu verherrlichen, während andere argumentierten, dass sie notwendig sei, um die Brutalität der Zeit und die psychologischen Auswirkungen der Gewalt zu verdeutlichen.
Heutzutage wird die Gewalt im Film oft im Kontext seiner Zeit und des Genres betrachtet. Der Italowestern war bekannt für seine übertriebene Darstellung von Gewalt, und „Django“ war in dieser Hinsicht keine Ausnahme. Die Gewalt dient jedoch nicht nur zur Schau, sondern auch dazu, die Charaktere zu definieren und die moralische Ambiguität der Handlung zu unterstreichen.
Der Einfluss auf spätere Filme
Der Einfluss von „Django – Niemand zog schneller seinen Colt“ ist in zahlreichen späteren Filmen zu erkennen. Quentin Tarantino ist ein bekennender Fan des Films und hat ihn in seinem Film „Django Unchained“ (2012) auf vielfältige Weise geehrt. Auch andere Filmemacher haben sich von „Django“ inspirieren lassen, sei es in Bezug auf die Darstellung von Gewalt, die Thematik oder den Stil.
Der Name „Django“ wurde im Laufe der Jahre zu einer Art Markenzeichen für Italowestern und andere Genrefilme. Es gibt unzählige Filme, die den Namen „Django“ im Titel tragen, obwohl sie oft keine direkte Fortsetzung oder Remakes des Originals sind. Dies zeigt, wie tief verwurzelt der Film in der Filmgeschichte ist.
Fazit: Ein Meisterwerk des Italowesterns
„Django – Niemand zog schneller seinen Colt“ ist ein Meisterwerk des Italowesterns, das bis heute nichts von seiner Faszination verloren hat. Der Film ist brutal, stilistisch innovativ und thematisch anspruchsvoll. Franco Nero liefert eine ikonische Performance als Django, und die Geschichte von Rache und Erlösung ist fesselnd und bewegend.
Obwohl der Film für seine Gewalt bekannt ist, ist er weit mehr als nur ein blutiger Western. Er ist eine Auseinandersetzung mit Themen wie Rassismus, Unterdrückung und die Sinnlosigkeit von Gewalt. Er ist ein Film, der zum Nachdenken anregt und noch lange nach dem Abspann im Gedächtnis bleibt. Für Liebhaber des Italowesterns und des anspruchsvollen Kinos ist „Django – Niemand zog schneller seinen Colt“ ein absolutes Muss.