Frankenstein Junior: Eine zeitlose Komödie über Wissenschaft, Wahnsinn und die Suche nach sich selbst
Mel Brooks‘ „Frankenstein Junior“ ist mehr als nur eine Parodie des klassischen Horrorfilms. Es ist eine liebevolle Hommage, eine intelligente Satire und eine urkomische Komödie, die seit ihrer Veröffentlichung im Jahr 1974 Generationen von Zuschauern begeistert. Der Film, der in Schwarz-Weiß gedreht wurde, um die Atmosphäre der Original-Frankenstein-Filme der 1930er Jahre einzufangen, ist ein Meisterwerk des filmischen Humors und ein Beweis für Brooks‘ Genie als Regisseur und Drehbuchautor.
Die Geschichte: Eine Erbschaft des Wahnsinns
Die Geschichte beginnt mit Dr. Frederick Frankenstein (gespielt von Gene Wilder), einem angesehenen Neurochirurgen in den Vereinigten Staaten, der sich peinlich berührt, mit dem berüchtigten Victor Frankenstein verwandt zu sein. Frederick besteht darauf, dass sein Name „FrankenSTIEN“ ausgesprochen wird, um sich von seinem verrückten Vorfahren zu distanzieren. Doch das Schicksal hat andere Pläne mit ihm.
Als Frederick das Schloss seines Großvaters in Transsylvanien erbt, reist er widerwillig dorthin. Dort trifft er auf den buckligen Diener Igor (gespielt von Marty Feldman), dessen hervorstechende Augen und schiefes Grinsen sofort für komödiantisches Chaos sorgen, und die strenge Haushälterin Frau Blücher (gespielt von Cloris Leachman), deren Name Pferde in panische Angst versetzt. Gemeinsam entdecken sie Victors geheimes Labor und seine Aufzeichnungen über die Erschaffung eines künstlichen Lebens.
Fasziniert und getrieben von wissenschaftlicher Neugier – oder vielleicht doch von der Erbschaft des Wahnsinns – beschließt Frederick, das Werk seines Großvaters fortzusetzen. Mit Igors „Hilfe“ (die meistens aus Missgeschicken besteht) und den gesammelten Körperteilen von Leichen baut er ein eigenes Monster (gespielt von Peter Boyle). Durch einen unglücklichen Zufall erhält das Monster jedoch nicht das erwartete Gehirn eines genialen Wissenschaftlers, sondern das eines Kriminellen.
Die Charaktere: Ein Ensemble des Exzentrischen
Die Stärke von „Frankenstein Junior“ liegt nicht nur in seiner cleveren Handlung, sondern auch in seinen unvergesslichen Charakteren. Jeder von ihnen ist eine Karikatur, aber gleichzeitig auch zutiefst menschlich und liebenswert:
- Dr. Frederick Frankenstein: Der intellektuelle und zunächst zögerliche Wissenschaftler, der sich im Laufe der Geschichte immer mehr dem Wahnsinn seiner Familie hingibt. Gene Wilder verkörpert die Rolle mit einer Mischung aus Arroganz, Verzweiflung und komödiantischem Timing, die seinesgleichen sucht.
- Igor: Marty Feldmans Igor ist die Inkarnation des ungeschickten, aber loyalen Gehilfen. Seine schiefen Augen, sein Sarkasmus und seine unvorhersehbaren Handlungen sind für viele der lustigsten Momente des Films verantwortlich.
- Frau Blücher: Cloris Leachman verleiht der unheimlichen Haushälterin eine Aura des Mysteriösen und Bedrohlichen. Die Reaktion der Pferde auf ihren Namen ist ein Running Gag, der sich immer wieder als urkomisch erweist.
- Das Monster: Peter Boyles Monster ist nicht nur furchterregend, sondern auch überraschend sensibel und lernfähig. Seine Entwicklung von einem wilden Tier zu einem kultivierten Gentleman (wenn auch nur kurzzeitig) ist ein Highlight des Films.
- Inga: Teri Garr spielt Fredericks blonde und naive Assistentin, die sich schnell in das transsylvanische Chaos einfindet und Fredericks Herz erobert.
Humor, Hommage und Herz
„Frankenstein Junior“ ist ein Meisterwerk der Parodie, das sich an den visuellen Stil, die Dialoge und die Handlungselemente der Original-Frankenstein-Filme anlehnt. Brooks und Wilder, die gemeinsam das Drehbuch schrieben, zollen den Klassikern Respekt, während sie gleichzeitig liebevoll ihre Schwächen und Klischees aufdecken.
Der Humor des Films ist vielfältig und reicht von Slapstick und visuellen Gags bis hin zu Wortspielen und satirischen Kommentaren. Einige der denkwürdigsten Szenen sind:
- Die legendäre Tanzszene zwischen Frederick und dem Monster, in der sie in Frack und Zylinder zu Irving Berlins „Puttin‘ on the Ritz“ eine urkomische Stepptanznummer aufführen.
- Die Szene, in der Igor versucht, Frederick ein Gehirn zu beschaffen, aber versehentlich das eines „Abnormalen“ auswählt.
- Frau Blüchers unheimliche Präsenz und die panische Reaktion der Pferde auf ihren Namen.
- Das Monster, das von einem blinden Einsiedler (gespielt von Gene Hackman in einem unvergesslichen Cameo-Auftritt) „bewirtet“ wird, mit verheerenden Folgen.
Doch „Frankenstein Junior“ ist mehr als nur eine Aneinanderreihung von Gags. Der Film hat auch ein Herz. Die Geschichte erkundet Themen wie Identität, Akzeptanz und die Verantwortung des Wissenschaftlers. Frederick Frankenstein muss sich mit dem Vermächtnis seines Großvaters auseinandersetzen und seinen eigenen Platz in der Welt finden. Das Monster, das von der Gesellschaft abgelehnt wird, sehnt sich nach Liebe und Verständnis.
Visuelle Brillanz und musikalisches Genie
Die Entscheidung, „Frankenstein Junior“ in Schwarz-Weiß zu drehen, war ein Geniestreich. Sie verleiht dem Film nicht nur einen authentischen Retro-Look, sondern ermöglicht es Brooks auch, visuelle Gags und Running Gags zu kreieren, die in Farbe nicht funktioniert hätten. Die Beleuchtung, die Kameraführung und das Setdesign sind meisterhaft und tragen zur unheimlichen und zugleich komischen Atmosphäre des Films bei.
Auch die Musik spielt eine wichtige Rolle in „Frankenstein Junior“. Die Verwendung von klassischen Filmmusikmotiven und die eigens für den Film komponierten Stücke verstärken die emotionale Wirkung und den komödiantischen Effekt. Die Tanzszene zu „Puttin‘ on the Ritz“ ist ein perfektes Beispiel dafür, wie Musik und Bild sich zu einem unvergesslichen Moment vereinen.
Die Bedeutung von „Frankenstein Junior“
„Frankenstein Junior“ ist mehr als nur eine Komödie. Es ist ein kulturelles Phänomen, das die Art und Weise, wie wir über Horrorfilme und Wissenschaft denken, beeinflusst hat. Der Film hat eine ganze Generation von Filmemachern und Komikern inspiriert und seine Zitate und Running Gags sind in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen.
Der Film erinnert uns daran, dass Lachen eine mächtige Waffe ist, um Ängste zu überwinden und Vorurteile abzubauen. Er lehrt uns, dass es in Ordnung ist, über uns selbst und unsere Macken zu lachen, und dass es wichtig ist, die Dinge nicht zu ernst zu nehmen.
„Frankenstein Junior“ ist ein zeitloser Klassiker, der auch nach fast 50 Jahren nichts von seiner Aktualität und seinem Humor verloren hat. Er ist ein Muss für alle, die gute Komödien, intelligente Satire und liebevolle Hommagen zu schätzen wissen. Der Film ist ein Beweis für das Genie von Mel Brooks und Gene Wilder und ein Denkmal für die Kraft des Lachens.
Fazit: Ein unvergessliches Filmerlebnis
Ob Sie ein Fan des Original-Frankenstein-Films sind oder einfach nur eine gute Komödie suchen, „Frankenstein Junior“ wird Sie nicht enttäuschen. Der Film ist eine Achterbahnfahrt der Emotionen, die Sie zum Lachen, zum Nachdenken und zum Staunen bringen wird. Er ist ein Meisterwerk des filmischen Humors und ein Muss für jeden Filmliebhaber.
Also, schnappen Sie sich Popcorn, dimmen Sie das Licht und lassen Sie sich von „Frankenstein Junior“ in eine Welt voller Wahnsinn, Wissenschaft und unvergesslicher Charaktere entführen. Sie werden es nicht bereuen!
Besetzung:
Schauspieler | Rolle |
---|---|
Gene Wilder | Dr. Frederick Frankenstein |
Marty Feldman | Igor |
Peter Boyle | Das Monster |
Cloris Leachman | Frau Blücher |
Teri Garr | Inga |
Kenneth Mars | Inspektor Kemp |
Gene Hackman | Blinder Einsiedler |