Glücklich wie Lazzaro: Eine zeitlose Geschichte von Güte und Ausbeutung
In den abgelegenen Hügeln Italiens, fernab vom modernen Trubel, existiert Inviolata, ein vergessenes Tabakanbaugebiet, das von der Marchesa Alfonsina de Luna regiert wird. Hier, in einer Welt, die scheinbar aus der Zeit gefallen ist, lebt Lazzaro, ein junger Mann von außergewöhnlicher Reinheit und Naivität. „Glücklich wie Lazzaro“ entführt uns in eine berührende Geschichte über Unschuld, Ausbeutung und die Suche nach Menschlichkeit in einer Welt, die sich rasant verändert.
Eine Welt der Ausbeutung und der unbefleckten Seele Lazzaros
Lazzaro ist mehr als nur ein junger Mann; er ist eine Verkörperung von Reinheit und Selbstlosigkeit. Er arbeitet unermüdlich auf den Feldern der Marchesa, ohne jemals eine Frage zu stellen oder eine Gegenleistung zu erwarten. Seine Gutmütigkeit ist grenzenlos, seine Bereitschaft zu helfen unerschöpflich. In der kleinen Gemeinschaft von Inviolata wird Lazzaro von allen ausgenutzt, seine Gutmütigkeit als selbstverständlich angesehen. Er ist derjenige, der für alle Botengänge erledigt, der sich um die Tiere kümmert, der die einfachen Arbeiten verrichtet, ohne jemals zu murren. Doch Lazzaro klagt nicht. Seine Welt ist einfach, seine Bedürfnisse bescheiden. Er findet Freude in den kleinen Dingen des Lebens, in der Schönheit der Natur, in der Gemeinschaft mit seinen Mitmenschen. Er verkörpert eine unerschütterliche Unschuld, die in der rauen Realität von Inviolata wie ein Leuchtfeuer wirkt.
Die Marchesa Alfonsina de Luna, eine zynische und herrschsüchtige Frau, beutet die Bewohner von Inviolata auf perfide Weise aus. Sie hält sie in einem Zustand der Unwissenheit und Abhängigkeit, um ihre eigene Macht und ihren Reichtum zu sichern. Sie manipuliert die Dorfbewohner, indem sie ihnen vorgaukelt, dass sie ohne sie verloren wären und dass sie ihnen Schutz und Sicherheit bietet. In Wahrheit ist sie jedoch die Quelle ihres Elends. Sie verweigert ihnen angemessene Löhne, zwingt sie zu harter Arbeit unter unmenschlichen Bedingungen und hält sie in einem Teufelskreis der Armut gefangen.
Tancredi, der junge Sohn der Marchesa, ist gelangweilt von seinem privilegierten Leben und sehnt sich nach Abenteuer. Er freundet sich mit Lazzaro an und inszeniert eine Entführung, um seiner dominanten Mutter eins auszuwischen. Diese fingierte Entführung setzt eine Kette von Ereignissen in Gang, die die Bewohner von Inviolata aus ihrer Isolation reißt und sie in die moderne Welt katapultiert.
Der Sturz in die Moderne und die Suche nach Menschlichkeit
Als die Polizei in Inviolata eintrifft, um nach Tancredi zu suchen, fliegt die Fassade der Marchesa auf. Die Dorfbewohner werden aus ihrer mittelalterlichen Lebensweise gerissen und in die Realität des modernen Italiens katapultiert. Inviolata wird verlassen, und die Bewohner werden gezwungen, sich in der Großstadt ein neues Leben aufzubauen. Doch die Anpassung an das neue Leben ist alles andere als einfach. Die Dorfbewohner sind ungebildet und unerfahren in den Gepflogenheiten der modernen Welt. Sie werden weiterhin ausgebeutet und finden sich in prekären Arbeitsverhältnissen wieder.
Lazzaro, der bei der Auflösung von Inviolata zurückgelassen wurde, erlebt ein traumatisches Ereignis. Er stürzt von einem Hügel und verliert das Bewusstsein. Als er wieder erwacht, hat sich die Welt um ihn herum verändert. Die Marchesa und ihr Sohn sind verschwunden, Inviolata ist verlassen, und die Dorfbewohner sind in alle Winde zerstreut. Lazzaro, der zeitlos und unberührt von den Veränderungen der Welt geblieben ist, begibt sich auf die Suche nach seinen Freunden und seiner Familie.
Seine Reise führt ihn in die Großstadt, wo er auf seine ehemaligen Mitbewohner trifft, die sich in der neuen Umgebung nur schwer zurechtfinden. Sie leben in heruntergekommenen Wohnungen, arbeiten unterbezahlt und kämpfen ums Überleben. Doch trotz ihrer Schwierigkeiten haben sie ihre Menschlichkeit nicht verloren. Sie helfen sich gegenseitig, teilen das Wenige, das sie haben, und halten an ihrer Hoffnung auf eine bessere Zukunft fest.
Eine zeitlose Botschaft über Gutmütigkeit und die verlorene Unschuld
„Glücklich wie Lazzaro“ ist mehr als nur ein Film über Ausbeutung und Armut. Es ist eine tiefgründige Meditation über die Natur der Menschlichkeit, die Kraft der Gutmütigkeit und die Bedeutung von Hoffnung. Der Film stellt die Frage, was es bedeutet, wirklich glücklich zu sein, und ob Unschuld und Reinheit in einer Welt, die von Zynismus und Egoismus geprägt ist, überleben können.
Lazzaro verkörpert eine unerschütterliche Gutmütigkeit, die selbst in den dunkelsten Momenten der Verzweiflung nicht erlischt. Er ist ein Symbol für die Hoffnung, dass es immer noch Menschen gibt, die bereit sind, anderen zu helfen, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Seine Unschuld und sein Glaube an das Gute im Menschen sind eine Inspiration für alle, die ihn treffen.
Der Film kritisiert auf subtile Weise die Ungleichheit und Ungerechtigkeit in der modernen Gesellschaft. Er zeigt, wie Ausbeutung und Armut Generationen überdauern und wie Menschen, die am Rande der Gesellschaft leben, oft vergessen und ignoriert werden. Gleichzeitig feiert der Film die Widerstandsfähigkeit und den Überlebenswillen der Menschen, die trotz aller Widrigkeiten ihre Menschlichkeit bewahren.
Die schauspielerischen Leistungen und die visuelle Poesie
Die schauspielerischen Leistungen in „Glücklich wie Lazzaro“ sind durchweg herausragend. Adriano Tardiolo verkörpert die Rolle des Lazzaro mit einer unglaublichen Natürlichkeit und Authentizität. Seine Darstellung ist so überzeugend, dass man das Gefühl hat, einen Engel auf Erden zu sehen. Alba Rohrwacher überzeugt als Marchesa Alfonsina de Luna, indem sie die Komplexität und Widersprüchlichkeit ihrer Figur zum Ausdruck bringt. Sie ist eine Frau, die von ihrer eigenen Macht und ihrem Reichtum besessen ist, aber gleichzeitig auch von ihren eigenen Ängsten und Unsicherheiten geplagt wird.
Die Regisseurin Alice Rohrwacher inszeniert den Film mit einer poetischen und einfühlsamen Handschrift. Die Bilder sind von einer außergewöhnlichen Schönheit und erzählen eine eigene Geschichte. Die Kamera fängt die Kargheit der Landschaft und die Einfachheit des Lebens in Inviolata ein. Gleichzeitig vermittelt sie die Hektik und die Entfremdung der Großstadt. Die Musik von Helene Vogelsinger unterstreicht die emotionale Tiefe des Films und verstärkt die Wirkung der Bilder.
Ein Film, der lange nachwirkt
„Glücklich wie Lazzaro“ ist ein Film, der lange nachwirkt. Er berührt das Herz und regt zum Nachdenken an. Er ist eine Mahnung, die Menschlichkeit nicht zu vergessen und sich für eine gerechtere Welt einzusetzen. Der Film ist ein Plädoyer für die Unschuld, die Güte und die Hoffnung, die in jedem von uns schlummert. Er ist ein Geschenk an die Menschheit und ein Meisterwerk des italienischen Kinos.
Details zum Film:
Kategorie | Information |
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Originaltitel | Lazzaro felice |
Regie | Alice Rohrwacher |
Drehbuch | Alice Rohrwacher |
Hauptdarsteller | Adriano Tardiolo, Alba Rohrwacher, Luca Chikovani |
Erscheinungsjahr | 2018 |
Länge | 125 Minuten |
Genre | Drama, Fantasy |
Abschließend lässt sich sagen, dass „Glücklich wie Lazzaro“ ein außergewöhnlicher Film ist, der durch seine poetische Erzählweise, seine herausragenden schauspielerischen Leistungen und seine tiefgründige Botschaft besticht. Er ist ein Muss für alle, die sich für anspruchsvolles und bewegendes Kino interessieren.