Good: Eine Reise in die Abgründe der Normalität
Der Film „Good“, basierend auf dem gleichnamigen Roman von Cecil Philip Taylor, ist mehr als nur eine Geschichtsstunde. Er ist eine beklemmende und tiefgründige Auseinandersetzung mit den Mechanismen der Verführung, der Selbsttäuschung und dem erschreckenden Potenzial des Bösen, das in uns allen schlummern kann. Viggo Mortensen brilliert in der Rolle des Professor John Halder, einem vermeintlich guten Mann, dessen Weg in die Dunkelheit der NS-Ideologie auf erschreckend subtile Weise dargestellt wird.
Die Geschichte eines Mannes, der sich verliert
„Good“ entführt uns ins Deutschland der 1930er Jahre. John Halder ist ein Literaturprofessor, ein guter Ehemann und Vater, ein liebevoller Mensch, der sich um seine psychisch kranke Mutter kümmert. Doch er ist auch ein Mann, der sich in einer persönlichen Krise befindet. Seine Ehe ist unglücklich, seine Mutter eine Belastung, und er sucht nach Anerkennung für seine Arbeit. In dieser fragilen Situation gerät er ins Visier der Nationalsozialisten.
Halder veröffentlicht ein Buch, in dem er sich für Euthanasie ausspricht – ein Gedanke, der in seiner persönlichen Not geboren wurde. Das Buch erregt die Aufmerksamkeit der Partei, und Halder wird hofiert. Anfangs ist er widerwillig, doch die Anerkennung, die er erfährt, und die subtile Manipulation der Machthaber beginnen, ihn zu verändern. Er sieht in der Partei eine Chance, sein Leben zu verbessern, seine Probleme zu lösen und endlich Bedeutung zu erlangen.
Schritt für Schritt lässt sich Halder auf die Ideologie ein. Er tritt der Partei bei, verliert den Kontakt zu seinem jüdischen Freund Maurice und wird immer tiefer in die Maschinerie des Nationalsozialismus hineingezogen. Er rechtfertigt seine Taten mit dem Glauben, Gutes zu tun, und blendet die Gräueltaten um ihn herum aus. Doch je weiter er geht, desto mehr verliert er sich selbst und seine Menschlichkeit.
Die Mechanismen der Verführung
„Good“ ist keine Geschichte von monströsen Bösewichten, sondern von ganz normalen Menschen, die sich dem Bösen zuwenden. Der Film zeigt auf erschreckende Weise, wie subtil die Mechanismen der Verführung wirken können. Anerkennung, Karrierechancen, das Gefühl, dazuzugehören – all das sind Köder, mit denen die Nationalsozialisten ihre Anhänger angelockt haben. Der Film verdeutlicht, dass es nicht immer die offensichtliche Brutalität ist, die Menschen zu Tätern macht, sondern oft die schleichende Anpassung an ein System, das ihre Werte und Überzeugungen untergräbt.
Besonders eindrücklich ist die Darstellung von Halders Selbsttäuschung. Er redet sich ein, dass er mit seiner Arbeit Gutes bewirkt, dass er das System von innen heraus verändern kann. Er blendet die Realität aus und verdrängt die Schuldgefühle, die ihn plagen. Diese Selbsttäuschung ist ein zentrales Thema des Films und zeigt, wie leicht es ist, sich selbst zu belügen, um die eigenen Taten zu rechtfertigen.
Freundschaft im Angesicht der Gefahr
Ein besonders emotionaler Aspekt des Films ist die Freundschaft zwischen John Halder und seinem jüdischen Freund Maurice, gespielt von Jason Isaacs. Ihre Beziehung ist von tiefer Verbundenheit und gegenseitigem Respekt geprägt. Doch mit dem Aufstieg der Nationalsozialisten gerät ihre Freundschaft unter immer größeren Druck. Halder versucht, Maurice zu helfen, doch seine Bemühungen sind von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Der Film zeigt auf schmerzhafte Weise, wie politische Ideologien selbst die engsten Bindungen zerstören können.
Die Szenen zwischen Halder und Maurice sind besonders ergreifend, da sie die Tragödie des Holocaust aus einer sehr persönlichen Perspektive zeigen. Wir sehen, wie Maurice zunehmend isoliert und entrechtet wird, und wie Halder hilflos zusehen muss. Die Freundschaft zwischen den beiden Männern wird zum Symbol für die Zerrissenheit einer Gesellschaft, die sich in den Abgrund stürzt.
Die Darstellung des Bösen
„Good“ verzichtet auf eine plakative Darstellung des Bösen. Stattdessen zeigt der Film, wie das Böse in den Alltag eindringt, wie es sich in den Köpfen der Menschen festsetzt und wie es sich durch scheinbar harmlose Handlungen manifestiert. Der Film vermeidet es, die Nationalsozialisten als Monster darzustellen. Stattdessen zeigt er sie als Menschen mit ganz normalen Bedürfnissen und Ängsten, die jedoch von einer Ideologie verführt wurden, die sie zu unmenschlichen Taten treibt.
Die subtile Inszenierung des Bösen macht den Film umso erschreckender. Wir sehen, wie Halder langsam, aber sicher seine moralischen Prinzipien aufgibt, wie er sich anpasst und wie er schließlich zum Teil eines Systems wird, das für den Tod von Millionen Menschen verantwortlich ist. Der Film zeigt, dass das Böse nicht immer von außen kommt, sondern dass es in uns allen schlummert und nur darauf wartet, geweckt zu werden.
Viggo Mortensen: Eine Meisterleistung der Schauspielkunst
Viggo Mortensen liefert in „Good“ eine herausragende Leistung ab. Er verkörpert John Halder mit einer beeindruckenden Authentizität und Verletzlichkeit. Mortensen zeigt die innere Zerrissenheit des Charakters auf eindringliche Weise. Wir sehen, wie Halder unter dem Druck der Umstände leidet, wie er sich selbst belügt und wie er schließlich seine Menschlichkeit verliert. Mortensens Darstellung ist nuanciert und subtil, und er vermeidet es, Halder zu verurteilen. Stattdessen zeigt er uns einen Mann, der sich in einer ausweglosen Situation befindet und der falsche Entscheidungen trifft.
Mortensens Performance ist das Herzstück des Films und trägt maßgeblich dazu bei, dass „Good“ so eindringlich und bewegend ist. Er verleiht dem Charakter Tiefe und Glaubwürdigkeit, und er ermöglicht es dem Zuschauer, sich mit Halder zu identifizieren, auch wenn man seine Taten nicht gutheißen kann.
Die Bedeutung des Films heute
Auch wenn „Good“ in der Vergangenheit spielt, ist der Film von großer Bedeutung für die Gegenwart. Er erinnert uns daran, wie wichtig es ist, wachsam zu sein und sich gegen Ideologien zu stellen, die unsere Werte und Überzeugungen untergraben. Der Film zeigt, wie schnell sich eine Gesellschaft verändern kann und wie leicht es ist, sich von Hass und Vorurteilen verführen zu lassen.
„Good“ ist eine Mahnung, die uns auffordert, Verantwortung zu übernehmen und für unsere Überzeugungen einzustehen. Der Film zeigt, dass jeder Einzelne von uns einen Beitrag leisten kann, um eine bessere Welt zu schaffen. Er erinnert uns daran, dass es wichtig ist, tolerant und respektvoll miteinander umzugehen und dass wir uns niemals von Angst und Hass leiten lassen dürfen.
Fazit: Ein Film, der nachwirkt
„Good“ ist ein Film, der lange nachwirkt. Er ist eine beklemmende und tiefgründige Auseinandersetzung mit den dunkelsten Kapiteln der Menschheitsgeschichte. Der Film zeigt, wie leicht es ist, sich dem Bösen zuzuwenden, und wie wichtig es ist, wachsam zu sein und für unsere Werte einzustehen. „Good“ ist ein Film, der zum Nachdenken anregt und der uns dazu auffordert, Verantwortung zu übernehmen.
Der Film ist ein Meisterwerk der Schauspielkunst, der Regie und des Drehbuchs. Viggo Mortensen liefert eine herausragende Leistung ab, und der Film ist von Anfang bis Ende fesselnd und bewegend. „Good“ ist ein Film, den man gesehen haben muss, um die Abgründe der menschlichen Natur zu verstehen und um zu erkennen, wie wichtig es ist, für eine gerechtere und friedlichere Welt zu kämpfen.
Besetzung und Crew
Rolle | Schauspieler/in |
---|---|
John Halder | Viggo Mortensen |
Maurice | Jason Isaacs |
Anne | Mark Strong |
Film Details
- Regie: Vicente Amorim
- Drehbuch: John Wrathall (basierend auf dem Roman von Cecil Philip Taylor)
- Erscheinungsjahr: 2008
- Genre: Drama, Kriegsfilm
- Laufzeit: 96 Minuten