In den Straßen der Bronx: Eine Geschichte von Loyalität, Liebe und Entscheidungen
„In den Straßen der Bronx“ (Originaltitel: „A Bronx Tale“) ist mehr als nur ein Gangsterfilm. Es ist eine tiefgründige Erzählung über das Erwachsenwerden, die Suche nach Identität und die schwierigen Entscheidungen, die das Leben prägen. Regisseur Robert De Niro, der hier sein Regiedebüt gab, schuf ein Meisterwerk, das auf Chazz Palminteris gleichnamigem Bühnenstück basiert und die Zuschauer emotional berührt. Der Film, der im Jahr 1993 veröffentlicht wurde, entführt uns in die raue und zugleich faszinierende Welt der italienisch-amerikanischen Community in der Bronx der 1960er Jahre.
Die Geschichte: Zwischen zwei Welten
Die Handlung dreht sich um Calogero Anello, einen jungen Mann, der zwischen zwei gegensätzlichen Welten aufwächst. Auf der einen Seite steht sein liebevoller Vater, Lorenzo Anello, ein Busfahrer mit einem starken moralischen Kompass und dem Wunsch, seinem Sohn ein ehrliches und anständiges Leben zu ermöglichen. Auf der anderen Seite steht Sonny LoSpecchio, ein charismatischer und einflussreicher Gangsterboss, der Calogero unter seine Fittiche nimmt und ihm die Verlockungen des schnellen Geldes und der Macht zeigt.
Als der neunjährige Calogero (Francis Capra) Zeuge eines Mordes von Sonny (Chazz Palminteri) wird, deckt er ihn gegenüber der Polizei. Diese Loyalität beeindruckt Sonny so sehr, dass er Calogero fortan beschützt und ihm nach und nach in seine Welt einführt. Lorenzo (Robert De Niro), der von Sonys Einfluss auf seinen Sohn alarmiert ist, versucht verzweifelt, Calogero von der Straße fernzuhalten und ihm die Werte zu vermitteln, die ihm wichtig sind: Ehrlichkeit, harte Arbeit und Respekt.
Während Calogero älter wird (und von Lillo Brancato Jr. gespielt wird), gerät er immer tiefer in den Konflikt zwischen den beiden Männern. Er ist hin- und hergerissen zwischen der Liebe zu seinem Vater und der Faszination für Sonys Macht und Lebensstil. Er lernt die Regeln der Straße kennen, die Bedeutung von Loyalität und die Konsequenzen von Verrat. Doch er entdeckt auch die dunkle Seite des Gangsterlebens, die Gewalt, die Angst und den Verlust.
Die Charaktere: Mehr als nur Klischees
„In den Straßen der Bronx“ zeichnet sich durch seine vielschichtigen und authentischen Charaktere aus, die weit über gängige Gangsterklischees hinausgehen.
- Calogero Anello: Der Protagonist des Films ist ein junger Mann, der auf der Suche nach seiner Identität ist. Er ist intelligent, neugierig und hat ein gutes Herz, aber er ist auch anfällig für die Verlockungen der Straße. Er muss lernen, seinen eigenen Weg zu finden und die richtigen Entscheidungen zu treffen, auch wenn sie schwierig sind.
- Lorenzo Anello: Der Vater von Calogero ist ein einfacher Mann mit einem starken moralischen Kompass. Er ist ein liebevoller und fürsorglicher Vater, der alles dafür tun würde, seinen Sohn vor den Gefahren der Straße zu schützen. Er ist ein Vorbild für Ehrlichkeit, Integrität und harte Arbeit.
- Sonny LoSpecchio: Der Gangsterboss ist ein komplexer Charakter, der sowohl charmant als auch brutal sein kann. Er ist ein Mentor für Calogero, aber er ist auch ein gefährlicher Mann, der bereit ist, Gewalt einzusetzen, um seine Ziele zu erreichen. Er hat seine eigenen Regeln und Prinzipien, und er glaubt, dass die Straße die beste Schule des Lebens ist.
Die Beziehungen zwischen diesen drei Männern bilden das Herzstück des Films. Ihre Interaktionen sind geprägt von Liebe, Respekt, Konflikt und Verrat. Sie sind alle auf ihre Art und Weise aufrichtig und versuchen, das Beste für Calogero zu tun, aber ihre unterschiedlichen Weltanschauungen führen zu unüberbrückbaren Gegensätzen.
Die Themen: Mehr als nur Gangsterromantik
„In den Straßen der Bronx“ behandelt eine Vielzahl von wichtigen Themen, die über die reine Gangsterromantik hinausgehen. Der Film beschäftigt sich mit:
- Identität: Calogero ist auf der Suche nach seiner eigenen Identität. Er muss herausfinden, wer er ist und was er will. Er muss sich entscheiden, ob er dem Weg seines Vaters folgen oder den Verlockungen der Straße nachgeben will.
- Moralische Entscheidungen: Der Film stellt die Frage, was richtig und was falsch ist. Calogero muss immer wieder moralische Entscheidungen treffen, die sein Leben und das Leben der Menschen um ihn herum beeinflussen.
- Loyalität: Loyalität ist ein zentrales Thema des Films. Calogero muss sich entscheiden, wem er loyal sein soll: seinem Vater oder Sonny. Er lernt, dass Loyalität eine wertvolle Eigenschaft ist, aber dass sie auch blind machen kann.
- Liebe: Der Film zeigt verschiedene Formen der Liebe: die Liebe zwischen Vater und Sohn, die Liebe zwischen Freunden und die romantische Liebe. Calogero lernt, dass Liebe eine starke Kraft ist, die sowohl Freude als auch Schmerz bringen kann.
- Rassismus: Der Film thematisiert auch den Rassismus in den 1960er Jahren. Calogero lernt, dass Vorurteile und Hass zu Gewalt und Leid führen können. Er muss sich entscheiden, ob er sich von Vorurteilen leiten lassen oder ob er sich für Toleranz und Akzeptanz einsetzen will.
Die Inszenierung: Eine Reise in die Vergangenheit
Robert De Niro gelingt es in seinem Regiedebüt, die Atmosphäre der Bronx der 1960er Jahre authentisch einzufangen. Die detailgetreuen Sets, die Kostüme und die Musik versetzen den Zuschauer in eine vergangene Zeit. Die Kameraführung ist dynamisch und fängt die Energie und die Spannung der Straße ein. Die Dialoge sind scharfzüngig und realistisch, und die Schauspieler liefern herausragende Leistungen. Besonders hervorzuheben sind die Leistungen von Robert De Niro als Lorenzo Anello und Chazz Palminteri als Sonny LoSpecchio. Ihre Darstellung der beiden gegensätzlichen Welten, in denen Calogero aufwächst, ist schlichtweg brillant.
Die Musik: Ein Soundtrack der Emotionen
Der Soundtrack von „In den Straßen der Bronx“ ist ein weiteres Highlight des Films. Er besteht aus einer Mischung aus Doo-Wop, Soul und Rock ’n’ Roll, die perfekt die Stimmung der 1960er Jahre widerspiegelt. Die Musik untermalt die emotionalen Momente des Films und verstärkt die Wirkung der Handlung.
Hier eine kleine Tabelle, welche die Musik noch einmal hervorhebt:
Song | Künstler | Szene |
---|---|---|
„A Thousand Stars“ | The Rivileers | Eröffnungsszene, die das Lebensgefühl der Bronx einfängt. |
„This Magic Moment“ | The Drifters | Calogeros erste Begegnung mit Jane, symbolisiert die aufkeimende Liebe. |
„Come See About Me“ | The Supremes | Hintergrundmusik in einer Szene, die die Unbeschwertheit der Jugend unterstreicht. |
Die Botschaft: Wähle deinen eigenen Weg
„In den Straßen der Bronx“ ist ein Film, der zum Nachdenken anregt. Er erinnert uns daran, dass wir alle Entscheidungen treffen müssen, die unser Leben prägen. Er zeigt uns, dass es wichtig ist, unseren eigenen Weg zu finden und uns nicht von anderen beeinflussen zu lassen. Er mahnt uns, tolerant zu sein und Vorurteile abzubauen. Und er erinnert uns daran, dass Liebe und Familie die wichtigsten Dinge im Leben sind.
Der Film lehrt uns auch die Bedeutung von Verantwortungsbewusstsein und die Konsequenzen unserer Handlungen. Calogero lernt, dass jede Entscheidung, die er trifft, Auswirkungen auf sein Leben und das Leben der Menschen um ihn herum hat. Er lernt, dass er für seine Handlungen verantwortlich ist und dass er die Konsequenzen tragen muss.
Fazit: Ein zeitloses Meisterwerk
„In den Straßen der Bronx“ ist ein zeitloses Meisterwerk, das auch nach fast 30 Jahren nichts von seiner Relevanz verloren hat. Es ist ein Film, der uns zum Lachen, zum Weinen und zum Nachdenken bringt. Es ist ein Film, der uns zeigt, dass das Leben voller Herausforderungen und Entscheidungen ist, aber dass es auch voller Liebe, Hoffnung und Möglichkeiten ist. Es ist ein Film, den man immer wieder sehen kann und der immer wieder etwas Neues zu bieten hat.
Für Filmliebhaber, die nach einer intelligenten, emotionalen und packenden Geschichte suchen, ist „In den Straßen der Bronx“ ein absolutes Muss. Er ist mehr als nur ein Gangsterfilm – er ist eine Geschichte über das Leben selbst.