In Zeiten des abnehmenden Lichts

In Zeiten des abnehmenden Lichts: Ein Familiendrama im Spiegel der Geschichte

„In Zeiten des abnehmenden Lichts“, basierend auf dem gleichnamigen Roman von Eugen Ruge, ist mehr als nur ein Film; es ist eine bewegende Reise durch die deutsche Geschichte, ein intimes Familiengemälde und eine tiefgründige Auseinandersetzung mit Idealen, Illusionen und der unaufhaltsamen Kraft der Zeit. Regisseur Matti Geschonneck entfaltet eine vielschichtige Erzählung, die den Zuschauer von Ost-Berlin über Mexiko bis nach Sibirien führt und dabei die Lebenswege mehrerer Generationen einer Familie beleuchtet, die auf tragische Weise mit den politischen Umbrüchen des 20. Jahrhunderts verwoben sind.

Die Geschichte einer Familie im Schatten der Ideologie

Im Zentrum der Handlung steht Wilhelm Powileit, ein überzeugter Kommunist und Held der Arbeiterbewegung, der im Jahr 1989 seinen 90. Geburtstag feiert. Die Feierlichkeiten in seinem Garten in Ost-Berlin, ein Festakt der DDR-Obrigkeit, dienen als Kulisse für die Enthüllung eines Netzwerks aus Lügen, Geheimnissen und unerfüllten Träumen. Während die politische Ordnung, an die Wilhelm sein Leben lang geglaubt hat, ins Wanken gerät, bröckelt auch das Fundament seiner Familie.

Wilhelms Enkel Sascha, ein rebellischer junger Mann, der sich von den Idealen seines Großvaters entfremdet hat, befindet sich zur gleichen Zeit in einem Moskauer Gefängnis. Seine Flucht aus der DDR und sein Wunsch nach einem freien Leben im Westen werfen einen dunklen Schatten auf die Geburtstagsfeier und zwingen die Familie, sich mit ihrer Vergangenheit und den Entscheidungen auseinanderzusetzen, die sie an diesen Punkt geführt haben.

Der Film springt zwischen den Zeitebenen und enthüllt die bewegte Geschichte der Powileits. Wir erleben Wilhelms Jugend im Exil in Mexiko, seine Rückkehr nach Deutschland und seinen unerschütterlichen Glauben an den Kommunismus. Wir sehen seine Frau Charlotte, eine intelligente und sensible Frau, die sich den Zwängen des Systems und den Erwartungen ihres Mannes unterordnet. Und wir lernen Kurt, Wilhelms Sohn, kennen, einen Wissenschaftler, der unter dem Druck der Ideologie leidet und versucht, seinen eigenen Weg zu finden.

Ein Kaleidoskop der Charaktere

„In Zeiten des abnehmenden Lichts“ besticht durch seine vielschichtigen Charaktere, die von einem herausragenden Ensemble zum Leben erweckt werden. Bruno Ganz verkörpert Wilhelm Powileit mit einer beeindruckenden Mischung aus Stärke, Sturheit und Verletzlichkeit. Seine Darstellung eines Mannes, der bis zuletzt an seine Ideale glaubt, ist ebenso berührend wie erschreckend.

Hildegard Schmahl brilliert als Charlotte Powileit, eine Frau, die im Schatten ihres Mannes steht, aber dennoch eine innere Stärke und Würde bewahrt. Alexander Fehling überzeugt als Kurt Powileit, ein Intellektueller, der zwischen Anpassung und Rebellion hin- und hergerissen ist.

Die weiteren Rollen sind ebenso präzise besetzt und tragen dazu bei, ein authentisches und lebendiges Bild einer Familie im Spannungsfeld der Geschichte zu zeichnen.

Die Themen des Films

„In Zeiten des abnehmenden Lichts“ ist ein Film, der viele wichtige Themen anspricht:

• Ideologie und Realität: Der Film zeigt, wie Ideologien das Leben der Menschen beeinflussen können, sowohl positiv als auch negativ. Er hinterfragt den blinden Glauben an Ideale und die Konsequenzen, wenn diese mit der Realität kollidieren.
• Familie und Generationen: Die Geschichte der Powileits ist eine Geschichte von Liebe, Konflikten und Missverständnissen zwischen den Generationen. Der Film zeigt, wie die Vergangenheit die Gegenwart prägt und wie die Entscheidungen der Eltern das Leben ihrer Kinder beeinflussen.
• Freiheit und Unterdrückung: Saschas Wunsch nach Freiheit und sein Kampf gegen die Unterdrückung in der DDR sind ein zentrales Thema des Films. Er symbolisiert die Sehnsucht nach einem selbstbestimmten Leben und die Ablehnung von politischen Zwängen.
• Vergangenheit und Erinnerung: Der Film thematisiert die Bedeutung der Erinnerung und die Schwierigkeit, mit der Vergangenheit umzugehen. Er zeigt, wie die Geschichte die Gegenwart beeinflusst und wie die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit zur Versöhnung führen kann.

Die Inszenierung und der Stil

Matti Geschonneck inszeniert „In Zeiten des abnehmenden Lichts“ mit großer Sorgfalt und Sensibilität. Er verzichtet auf vordergründige Effekte und konzentriert sich stattdessen auf die Entwicklung der Charaktere und die Entfaltung der Geschichte.

Die Kameraarbeit von Hanno Lentz fängt die Atmosphäre der verschiedenen Zeitebenen und Orte auf beeindruckende Weise ein. Die Bilder sind mal düster und bedrückend, mal hell und hoffnungsvoll, je nachdem, welche Stimmung gerade vorherrscht.

Die Musik von Matthias Weber unterstreicht die emotionalen Momente des Films und trägt dazu bei, die Geschichte zu vertiefen.

Die Bedeutung des Titels

Der Titel „In Zeiten des abnehmenden Lichts“ ist vielschichtig und symbolträchtig. Er bezieht sich einerseits auf das Ende der DDR und den Niedergang des Kommunismus, andererseits aber auch auf das Alter und den bevorstehenden Tod von Wilhelm Powileit. Das abnehmende Licht steht für das Verblassen von Idealen, das Ende einer Ära und die Vergänglichkeit des Lebens.

Eine Reise in die Vergangenheit, ein Blick in die Zukunft

„In Zeiten des abnehmenden Lichts“ ist ein Film, der lange nachwirkt. Er ist ein Mahnmal für die Opfer des Kommunismus, eine Hommage an die Freiheit und eine Erinnerung daran, dass die Vergangenheit nicht vergessen werden darf. Gleichzeitig ist er aber auch ein Film über die Hoffnung, die Versöhnung und die Kraft der Familie.

Der Film regt zum Nachdenken an und fordert den Zuschauer heraus, sich mit der deutschen Geschichte und den eigenen Werten auseinanderzusetzen. Er ist ein wichtiger Beitrag zur Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und ein Plädoyer für eine offene und ehrliche Erinnerungskultur.

Die Rezeption des Films

„In Zeiten des abnehmenden Lichts“ wurde von Kritikern und Publikum gleichermaßen positiv aufgenommen. Der Film wurde für seine sensible Inszenierung, die herausragenden schauspielerischen Leistungen und die tiefgründige Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte gelobt.

Der Film erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Deutschen Filmpreis in der Kategorie „Bester Film“.

„In Zeiten des abnehmenden Lichts“ ist ein bewegender, intelligenter und wichtiger Film, der jeden Zuschauer berührt. Er ist ein Muss für alle, die sich für die deutsche Geschichte, für Familiengeschichten und für die großen Fragen des Lebens interessieren. Lassen Sie sich von diesem Film mitnehmen auf eine Reise in die Vergangenheit und entdecken Sie die universellen Themen, die uns alle verbinden.

Studio	Warner Bros (Universal Pictures)