Leoparden küsst man nicht (Bringing Up Baby): Eine zeitlose Screwball-Komödie
„Leoparden küsst man nicht“, im Original „Bringing Up Baby“, ist mehr als nur ein Film – er ist eine Ikone der Screwball-Komödie. Unter der Regie von Howard Hawks entstand 1938 ein Meisterwerk, das bis heute Generationen von Zuschauern begeistert. Cary Grant und Katharine Hepburn brillieren in ihren Rollen als ungleiches Paar, das in ein aberwitziges Abenteuer voller Missverständnisse, Verwechslungen und tierischer Eskapaden verwickelt wird. Doch was macht diesen Film so besonders? Tauchen wir ein in die Welt von David Huxley, Susan Vance und dem titelgebenden Leoparden Baby.
Die Geschichte: Chaos, Liebe und ein Leopard
David Huxley (Cary Grant) ist ein zerstreuter Paläontologe, der kurz vor der Vollendung seines Mammutskeletts steht – seinem Lebenswerk. Er benötigt dringend eine Million Dollar, um die Skelett-Ausstellung zu finanzieren, und trifft daher auf die wohlhabende Elizabeth Random (May Robson), die potenzielle Geldgeberin. Doch bevor er überhaupt die Chance hat, sie zu überzeugen, stolpert er über die exzentrische Susan Vance (Katharine Hepburn), die sein Leben von Grund auf verändert.
Susan, eine ungestüme und impulsive junge Frau, hält David fälschlicherweise für einen Zoologen und verwickelt ihn in eine Reihe von aberwitzigen Situationen. Sie entführt ihn auf das Landgut ihrer Tante Elizabeth, wo sich ein zahmer Leopard namens Baby befindet, den Susan nach Philadelphia bringen soll. Von diesem Moment an gerät Davids geordnetes Leben völlig aus den Fugen. Baby entkommt, ein weiterer, gefährlicherer Leopard bricht aus dem Zirkus aus, und David findet sich plötzlich im Gefängnis wieder, verkleidet als Susans Tante.
Die Handlung ist ein einziges, großes Chaos, das sich immer weiter zuspitzt. Doch inmitten all der Turbulenzen entwickelt sich eine unwahrscheinliche Liebesgeschichte zwischen David und Susan. Ihre gegensätzlichen Persönlichkeiten ziehen sich auf magische Weise an, und sie lernen, die Welt aus einer neuen Perspektive zu betrachten.
Charaktere, die im Gedächtnis bleiben
„Leoparden küsst man nicht“ lebt von seinen unvergesslichen Charakteren:
- David Huxley (Cary Grant): Ein ernsthafter und pedantischer Paläontologe, dessen Leben durch Susan völlig auf den Kopf gestellt wird. Cary Grant verkörpert ihn mit einer perfekten Mischung aus Verwirrung, Hilflosigkeit und wachsender Zuneigung.
- Susan Vance (Katharine Hepburn): Eine exzentrische, impulsive und unabhängige junge Frau, die keine Regeln kennt. Katharine Hepburn spielt sie mit so viel Energie und Charme, dass man sich ihrem Wirbelwind einfach nicht entziehen kann.
- Baby (Nissa): Der zahme Leopard, der für zahlreiche urkomische Situationen verantwortlich ist. Baby ist nicht nur ein Tier, sondern ein wichtiger Bestandteil der Handlung, der Davids und Susans Leben auf humorvolle Weise miteinander verknüpft.
- Tante Elizabeth Random (May Robson): Susans wohlhabende und exzentrische Tante, die sich von dem Chaos um sie herum köstlich amüsiert.
- Constable Slocum (Walter Catlett): Ein übereifriger Polizist, der versucht, die Ordnung in dem ganzen Durcheinander wiederherzustellen, was ihm natürlich nicht gelingt.
Die Dynamik zwischen David und Susan ist das Herzstück des Films. Ihre gegensätzlichen Persönlichkeiten prallen aufeinander, was zu urkomischen Dialogen und Slapstick-Einlagen führt. Doch je mehr Zeit sie miteinander verbringen, desto mehr erkennen sie, dass sie sich gegenseitig ergänzen und voneinander lernen können.
Humor, der Generationen verbindet
„Leoparden küsst man nicht“ ist ein Paradebeispiel für intelligenten und temporeichen Humor. Der Film lebt von:
- Wortwitz: Die Dialoge sind gespickt mit geistreichen Bemerkungen und doppelbödigen Anspielungen.
- Situationskomik: Die aberwitzigen Situationen, in die David und Susan geraten, sind schlichtweg zum Schreien komisch.
- Slapstick: Verfolgungsjagden, Stolperfallen und andere physische Gags sorgen für zusätzliche Lacher.
- Ironie: Der Film spielt auf ironische Weise mit gesellschaftlichen Konventionen und Erwartungen.
Der Humor in „Leoparden küsst man nicht“ ist zeitlos, weil er auf universellen menschlichen Erfahrungen basiert. Wir alle kennen das Gefühl, uns in einer ungewohnten Situation wiederzufinden, uns zu blamieren oder uns in jemanden zu verlieben, der völlig anders ist als wir selbst. Der Film erlaubt uns, über diese Erfahrungen zu lachen und uns daran zu erinnern, dass das Leben nicht immer ernst sein muss.
Die Inszenierung: Ein Meisterwerk der Regie
Howard Hawks war ein Meister der Vielseitigkeit. Er drehte Western, Kriegsfilme, Dramen und Komödien, und in jedem Genre bewies er sein außergewöhnliches Talent. In „Leoparden küsst man nicht“ demonstriert er sein Können in der Inszenierung einer Screwball-Komödie:
- Tempo: Der Film hat ein rasantes Tempo, das den Zuschauer von Anfang bis Ende fesselt. Die Handlung entwickelt sich schnell, und es gibt kaum Leerlauf.
- Timing: Hawks beherrscht das Timing perfekt. Er weiß genau, wann er eine Pointe setzen muss, um den maximalen komischen Effekt zu erzielen.
- Visuelle Gags: Hawks setzt visuelle Gags gekonnt ein, um die Komik der Situationen zu verstärken.
- Kameraarbeit: Die Kameraarbeit ist dynamisch und unterstützt das rasante Tempo des Films.
Hawks‘ Regie ist unaufdringlich, aber äußerst effektiv. Er lässt seinen Schauspielern Raum, um sich zu entfalten, und sorgt dafür, dass der Humor natürlich und authentisch wirkt. Er versteht es, aus den Gegensätzen und dem Chaos eine harmonische Einheit zu formen.
Die Bedeutung des Films: Mehr als nur Klamauk
Obwohl „Leoparden küsst man nicht“ in erster Linie ein unterhaltsamer Film ist, steckt mehr dahinter als nur Klamauk. Der Film wirft einen Blick auf:
- Gesellschaftliche Konventionen: Der Film hinterfragt auf humorvolle Weise gesellschaftliche Konventionen und Erwartungen an Männer und Frauen.
- Individuelle Freiheit: Susan Vance ist eine Verkörperung individueller Freiheit und Unabhängigkeit. Sie lässt sich nicht von gesellschaftlichen Normen einschränken und lebt ihr Leben nach ihren eigenen Regeln.
- Die Kraft der Liebe: Die Liebesgeschichte zwischen David und Susan zeigt, dass Gegensätze sich anziehen und dass Liebe uns verändern und wachsen lassen kann.
„Leoparden küsst man nicht“ ist eine Ode an die Spontaneität, die Lebensfreude und die Bereitschaft, sich auf das Unerwartete einzulassen. Der Film ermutigt uns, unsere Komfortzone zu verlassen, unsere Ängste zu überwinden und das Leben in vollen Zügen zu genießen.
Der Einfluss des Films: Ein Meilenstein der Filmgeschichte
„Leoparden küsst man nicht“ gilt als einer der wichtigsten und einflussreichsten Filme der Screwball-Komödie. Er hat zahlreiche spätere Filme inspiriert und das Genre maßgeblich geprägt. Der Film hat:
- Den Standard für Screwball-Komödien gesetzt: Der Film hat die typischen Elemente der Screwball-Komödie, wie rasantes Tempo, Wortwitz, Slapstick und ein ungleiches Paar, perfektioniert.
- Das Genre populär gemacht: Der Film hat dazu beigetragen, die Screwball-Komödie in den 1930er und 1940er Jahren zu einem der beliebtesten Filmgenres zu machen.
- Zahlreiche Filmemacher inspiriert: Viele spätere Filmemacher haben sich von „Leoparden küsst man nicht“ inspirieren lassen, darunter Woody Allen, Peter Bogdanovich und Wes Anderson.
„Leoparden küsst man nicht“ ist nicht nur ein unterhaltsamer Film, sondern auch ein wichtiges Stück Filmgeschichte. Er hat das Genre der Screwball-Komödie maßgeblich geprägt und zahlreiche spätere Filme beeinflusst.
Kritik und Rezeption: Ein anfänglicher Flop, der zum Kult wurde
Ironischerweise war „Leoparden küsst man nicht“ bei seiner ursprünglichen Veröffentlichung im Jahr 1938 kein großer Erfolg. Der Film wurde von Kritikern gemischt aufgenommen und floppte an den Kinokassen. Viele Zuschauer und Kritiker waren von dem rasanten Tempo, dem unkonventionellen Humor und den exzentrischen Charakteren überfordert.
Doch im Laufe der Jahre hat sich „Leoparden küsst man nicht“ zu einem Kultfilm entwickelt, der von Filmkritikern und Publikum gleichermaßen gefeiert wird. Der Film gilt heute als Meisterwerk der Screwball-Komödie und als einer der besten Filme von Howard Hawks, Cary Grant und Katharine Hepburn. Die anfängliche Ablehnung wich einer breiten Anerkennung für seinen innovativen Humor, seine exzellenten Darstellerleistungen und seine zeitlose Botschaft.
Fazit: Ein Film, der glücklich macht
„Leoparden küsst man nicht“ ist ein Film, der glücklich macht. Er ist ein Fest des Humors, der Lebensfreude und der Liebe. Cary Grant und Katharine Hepburn brillieren in ihren Rollen als ungleiches Paar, das in ein aberwitziges Abenteuer verwickelt wird. Die Regie von Howard Hawks ist meisterhaft, und die Handlung ist voller Überraschungen und Wendungen.
Wenn Sie einen Film suchen, der Sie zum Lachen bringt, Ihnen den Alltag vergessen lässt und Ihnen ein gutes Gefühl gibt, dann ist „Leoparden küsst man nicht“ genau das Richtige für Sie. Er ist ein zeitloser Klassiker, der auch nach über 80 Jahren noch nichts von seinem Charme verloren hat.
Besetzung und Crew: Die Köpfe hinter dem Meisterwerk
Eine Übersicht der wichtigsten Beteiligten:
Funktion | Name |
---|---|
Regie | Howard Hawks |
Drehbuch | Dudley Nichols, Hagar Wilde |
Hauptdarsteller | Cary Grant, Katharine Hepburn |
Musik | Roy Webb |
Kamera | Russell Metty |