Mad Men – Season 6

Mad Men – Staffel 6: Ein Abstieg in die Schatten des Erfolgs

Die sechste Staffel von Mad Men, Matthew Weiners Meisterwerk über die amerikanische Werbeindustrie der 1960er Jahre, markiert einen Wendepunkt. Nach dem euphorischen Aufstieg von Sterling Cooper Draper Price (SCDP) und dem persönlichen Wachstum, das die Charaktere in den vorherigen Staffeln durchliefen, sehen wir nun einen zunehmenden Abstieg in die Schattenseiten des Erfolgs. Die Fassade des glamourösen Lebens in der Madison Avenue beginnt zu bröckeln, und die tief verwurzelten Konflikte und Unsicherheiten der Figuren treten immer deutlicher zutage.

Ein Neuanfang mit dunklen Vorzeichen

Die Staffel beginnt mit Don Draper, seiner Frau Megan und einer Reise nach Hawaii. Doch statt Entspannung und Zweisamkeit erleben wir einen Don, der zunehmend von seiner Vergangenheit eingeholt wird. Seine Affäre mit Sylvia Rosen, der Frau seines Nachbarn, eskaliert und offenbart seine Unfähigkeit zur wahren Intimität. Die Bilder von Kriegsveteranen am Strand erinnern an Dons eigene traumatische Erlebnisse und dienen als düstere Vorahnung für die kommenden Ereignisse.

Zurück in New York steht SCDP vor neuen Herausforderungen. Die Fusion mit Cutler Gleason and Chaough (CGC) bringt neue Dynamiken und Spannungen in die Agentur. Ted Chaough, Dons Gegenstück, verkörpert eine andere Art von Kreativität und Idealismus, die Don zunehmend in Frage stellt. Die Konkurrenz zwischen den beiden Männern wird nicht nur beruflich, sondern auch persönlich ausgetragen.

Die Zerrissenheit der Charaktere

Jede der Hauptfiguren in Staffel 6 ist auf ihre eigene Weise zerrissen. Peggy Olson, inzwischen selbst eine erfolgreiche Werbetexterin, kämpft mit dem Gefühl der Leere und der Einsamkeit. Ihre Beziehung zu Abe Drexler zerbricht, als er sie als Teil des Problems der bourgeoisen Gesellschaft sieht. Roger Sterling, immer noch auf der Suche nach Sinn und Bedeutung in seinem Leben, findet kurzzeitig Trost in einer spirituellen Gemeinschaft, doch auch dieser Ausflug bleibt letztendlich unbefriedigend.

Pete Campbell, der ewige Aufsteiger, sieht seinen Erfolg durch den Umzug seiner Firma nach Kalifornien in Gefahr. Seine Ehe mit Trudy ist endgültig gescheitert, und er fühlt sich in seinem Leben gefangen. Joan Holloway, inzwischen Partnerin bei SCDP, kämpft mit den Herausforderungen, eine berufstätige Mutter in einer von Männern dominierten Welt zu sein.

Don Drapers tiefer Fall

Don Draper steht im Zentrum der Staffel und durchläuft eine besonders schmerzhafte Entwicklung. Seine zunehmende Selbstzerstörung manifestiert sich in exzessivem Alkoholkonsum, riskanten Affären und unberechenbarem Verhalten. Er sabotiert nicht nur seine Beziehungen, sondern auch seine Arbeit. Seine Vergangenheit, insbesondere seine Kindheit in einem Bordell und der Tod seines Vaters, verfolgen ihn weiterhin.

Ein entscheidender Moment ist Dons Zusammenbruch während einer Präsentation für Hershey. Anstatt die übliche Werbelyrik zu präsentieren, offenbart er seine traumatische Kindheit und zerstört damit die Chance, den prestigeträchtigen Account zu gewinnen. Dieser Vorfall führt zu seiner Suspendierung von SCDP und zwingt ihn, sich seinen Dämonen zu stellen.

Die Suche nach Identität und Bedeutung

Trotz der dunklen Thematik gibt es in Staffel 6 auch Momente der Hoffnung und der menschlichen Verbindung. Die Charaktere suchen verzweifelt nach Identität und Bedeutung in einer Welt, die sich im Wandel befindet. Die politischen und sozialen Umwälzungen der 1960er Jahre, insbesondere der Vietnamkrieg und die Bürgerrechtsbewegung, beeinflussen die Denkweise und das Verhalten der Figuren.

Ted Chaough und Peggy Olson entwickeln eine tiefe Verbindung zueinander, die über eine bloße Arbeitsbeziehung hinausgeht. Ihre gemeinsame Leidenschaft für die Werbung und ihre ähnlichen Werte verbinden sie auf einer Ebene, die Don Draper nie erreichen konnte. Ihre Romanze bietet einen Hoffnungsschimmer in der ansonsten düsteren Welt von Mad Men.

Die dunkle Seite des amerikanischen Traums

Staffel 6 dekonstruiert den amerikanischen Traum und zeigt die dunkle Seite des Erfolgs. Der materielle Wohlstand und der berufliche Aufstieg können die innere Leere und die persönlichen Probleme der Charaktere nicht füllen. Im Gegenteil, sie verstärken oft die Isolation und die Entfremdung.

Die Staffel endet mit Don Draper, der gezwungen ist, sich seinen Fehlern zu stellen. Er gesteht seinen Partnern seine Lügen und seine Vergangenheit. Ob dies der Beginn einer echten Veränderung ist oder nur ein weiterer Akt der Selbsttäuschung, bleibt offen. Doch die letzte Szene, in der Don seine Kinder in das heruntergekommene Haus seiner Kindheit führt, deutet an, dass er bereit ist, sich seiner Vergangenheit zu stellen und die Wahrheit zu akzeptieren.

Episoden Highlights

Einige Episoden der sechsten Staffel stechen besonders hervor:

• „The Doorway, Part 1 & 2“: Der Auftakt der Staffel, der Dons Reise nach Hawaii und seine Affäre mit Sylvia Rosen thematisiert.
• „Man with a Plan“: Fokussiert auf Pete Campbells Umzug nach Kalifornien und seine Eheprobleme.
• „The Crash“: Eine surreale Episode, in der die Mitarbeiter von SCDP unter dem Einfluss von Amphetaminen arbeiten.
• „For Immediate Release“: Die Episode, in der Don Draper seine katastrophale Präsentation für Hershey hält.
• „In Care Of“: Das Finale der Staffel, in dem Don seine Vergangenheit offenbart und suspendiert wird.

Die wichtigsten Charaktere in Staffel 6

Die sechste Staffel konzentriert sich weiterhin auf die folgenden Hauptcharaktere, wobei ihre Beziehungen und persönlichen Kämpfe im Vordergrund stehen:

Charakter	Bedeutung in Staffel 6
Don Draper	Durchläuft eine tiefe Krise, konfrontiert seine Vergangenheit und verliert die Kontrolle über sein Leben.
Peggy Olson	Erfolgreich, aber einsam, sucht nach Liebe und Anerkennung und entwickelt eine Verbindung zu Ted Chaough.
Roger Sterling	Suche nach Sinn und Bedeutung, findet kurzzeitig Trost in einer spirituellen Gemeinschaft.
Pete Campbell	Frustriert von seinem Leben, kämpft mit seiner Ehe und seiner Karriere und zieht nach Kalifornien.
Joan Holloway	Meistert die Herausforderungen als berufstätige Mutter und Partnerin bei SCDP.
Ted Chaough	Dons Gegenstück, idealistisch und kreativ, entwickelt eine Romanze mit Peggy Olson.

Fazit: Eine Staffel der Dunkelheit und der Hoffnung

Die sechste Staffel von Mad Men ist eine düstere und intensive Auseinandersetzung mit den Schattenseiten des Erfolgs und der menschlichen Psyche. Die Charaktere sind zerrissen und auf der Suche nach Identität und Bedeutung. Trotz der dunklen Thematik gibt es auch Momente der Hoffnung und der menschlichen Verbindung. Die Staffel ist ein Meisterwerk der Charakterzeichnung und ein Spiegelbild der turbulenten 1960er Jahre. Sie zeigt uns, dass der amerikanische Traum oft eine Illusion ist und dass wahre Erfüllung nur durch die Konfrontation mit der eigenen Vergangenheit und die Akzeptanz der Wahrheit erreicht werden kann.

Staffel 6 ist ein Muss für alle Mad Men-Fans und ein faszinierender Einblick in die dunkle Seite des amerikanischen Traums. Die komplexen Charaktere, die brillante Drehbuchschreibe und die herausragenden schauspielerischen Leistungen machen diese Staffel zu einem unvergesslichen Fernseherlebnis. Sie ist eine Erinnerung daran, dass Erfolg nicht alles ist und dass wahre Größe darin liegt, sich seinen Fehlern zu stellen und aus ihnen zu lernen.

Studio	Universal Pictures Germany GmbH