Possessor: Ein verstörender Trip in die Tiefen der menschlichen Psyche
In der düsteren und verstörenden Welt von „Possessor“ entführt uns Regisseur Brandon Cronenberg in eine Zukunft, in der die Grenzen zwischen Körper und Geist, Realität und Technologie auf beängstigende Weise verschwimmen. Der Film ist mehr als nur ein Thriller; er ist eine tiefgründige Auseinandersetzung mit Identität, Kontrolle und den Konsequenzen technologischer Fortschritte, die uns die Kontrolle über unser eigenes Bewusstsein entreißen könnten.
Die Handlung: Mord im Auftrag, ausgeführt aus fremden Körpern
Tasya Vos (Andrea Riseborough) arbeitet für eine geheime Organisation, die sich auf Auftragsmorde spezialisiert hat. Doch Tasya ist keine gewöhnliche Killerin. Sie nutzt eine hochentwickelte Technologie, um in den Körper anderer Menschen einzudringen und diese als Marionetten zu steuern. So kann sie Attentate verüben, ohne selbst direkt am Tatort zu sein. Nach dem Mord verlässt sie den Körper des Wirts und hinterlässt keine Spuren, die auf sie zurückführen würden.
Diese Methode fordert jedoch einen hohen Preis. Jeder Einsatz hinterlässt tiefe Narben in Tasya’s Psyche. Sie kämpft mit Erinnerungslücken, Identitätskrisen und der wachsenden Unfähigkeit, zwischen ihrer eigenen Persönlichkeit und den übernommenen Charakterzügen ihrer Wirte zu unterscheiden. Ihre Ehe mit Michael (Rossif Sutherland) ist zerbrochen, und das Verhältnis zu ihrem Sohn Ira (Gage Graham-Arbuthnot) ist angespannt.
Ihr nächster Auftrag führt sie in den Körper von Colin Tate (Christopher Abbott), dem Verlobten von Ava Parse (Tuppence Middleton), der Tochter des wohlhabenden und einflussreichen John Parse (Sean Bean). Der Plan ist, John Parse zu töten. Doch je tiefer Tasya in Colins Geist eindringt, desto mehr verliert sie die Kontrolle. Colins Persönlichkeit wehrt sich, und Tasya findet sich in einem brutalen Kampf um die Herrschaft über seinen Körper wieder. Die Grenzen zwischen Realität und Illusion verschwimmen, und der Auftrag droht, in einem blutigen Albtraum zu enden.
Die Charaktere: Verloren in der eigenen Identität
- Tasya Vos (Andrea Riseborough): Eine erfahrene Auftragsmörderin, die jedoch unter den psychischen Belastungen ihrer Arbeit leidet. Riseborough verkörpert Tasya mit einer bemerkenswerten Intensität, die die Zerrissenheit und Verletzlichkeit der Figur spürbar macht.
- Colin Tate (Christopher Abbott): Ein junger Mann, dessen Körper von Tasya übernommen wird. Abbott liefert eine beeindruckende Leistung, indem er sowohl Colins ursprüngliche Persönlichkeit als auch die zunehmende Verwirrung und den Widerstand gegen Tasya’s Kontrolle glaubhaft darstellt.
- John Parse (Sean Bean): Ein mächtiger und skrupelloser Geschäftsmann, der zum Ziel von Tasya’s Auftrag wird. Bean verkörpert Parse mit einer bedrohlichen Präsenz, die die Gefahr unterstreicht, die von ihm ausgeht.
- Ava Parse (Tuppence Middleton): Die Tochter von John Parse und Colins Verlobte. Middleton verleiht Ava eine Mischung aus Verletzlichkeit und Stärke, die ihre Verzweiflung angesichts der Ereignisse glaubhaft macht.
Die Themen: Kontrolle, Identität und die dunkle Seite der Technologie
„Possessor“ ist ein Film, der eine Vielzahl von komplexen Themen anspricht:
- Kontrolle: Der Film untersucht die Frage, wer die Kontrolle über unseren Körper und unseren Geist hat. Tasya’s Fähigkeit, in andere Körper einzudringen, wirft ethische Fragen auf und stellt die Grenzen der persönlichen Freiheit infrage.
- Identität: Tasya’s Identitätskrise ist ein zentrales Thema des Films. Je mehr Zeit sie in anderen Körpern verbringt, desto mehr verliert sie den Bezug zu ihrer eigenen Persönlichkeit. Der Film stellt die Frage, was uns wirklich ausmacht und wie leicht unsere Identität manipuliert werden kann.
- Technologie: „Possessor“ wirft ein beunruhigendes Bild einer Zukunft, in der Technologie die Grenzen des menschlichen Bewusstseins überschreitet. Der Film warnt vor den potenziellen Gefahren des technologischen Fortschritts und den Konsequenzen, wenn wir die Kontrolle über unsere eigene Technologie verlieren.
- Trauma und Gewalt: Die Traumata, die Tasya durch ihre Arbeit erlebt, und die Gewalt, die sie ausübt, hinterlassen tiefe Spuren in ihrer Psyche. Der Film zeigt auf verstörende Weise, wie Gewalt unser Leben beeinflussen und unsere Identität zerstören kann.
Die Inszenierung: Ein Albtraum in Neonfarben
Brandon Cronenberg beweist mit „Possessor“ erneut sein Talent für verstörende und visuell beeindruckende Filme. Die Inszenierung ist düster, beklemmend und von einer surrealen Atmosphäre durchzogen. Die Neonfarben und die expressionistischen Bilder verstärken den Eindruck eines Albtraums, in dem die Grenzen zwischen Realität und Illusion verschwimmen. Die Special Effects sind verstörend realistisch und tragen maßgeblich zur Intensität des Films bei.
Der Soundtrack von Jim Williams verstärkt die beklemmende Atmosphäre des Films. Die elektronischen Klänge und die dissonanten Melodien erzeugen ein Gefühl von Unbehagen und Angst, das den Zuschauer bis zum Ende des Films begleitet.
Die Botschaft: Eine Warnung vor der Entmenschlichung
„Possessor“ ist kein Film, der uns mit einem guten Gefühl entlässt. Er ist eine verstörende und beunruhigende Auseinandersetzung mit den dunklen Seiten der menschlichen Natur und den potenziellen Gefahren des technologischen Fortschritts. Der Film wirft wichtige Fragen auf und regt zum Nachdenken über unsere eigene Identität, die Kontrolle über unser Leben und die ethischen Grenzen der Technologie an.
Er ist eine Warnung vor der Entmenschlichung, die droht, wenn wir uns zu sehr von Technologie abhängig machen und die Kontrolle über unser eigenes Bewusstsein verlieren. Er ist eine Aufforderung, unsere Menschlichkeit zu bewahren und uns gegen die Kräfte zu wehren, die uns zu Marionetten degradieren wollen.
Fazit: Ein verstörendes Meisterwerk für Liebhaber des anspruchsvollen Kinos
„Possessor“ ist ein Film, der polarisiert. Er ist nichts für schwache Nerven und erfordert vom Zuschauer die Bereitschaft, sich auf eine verstörende und herausfordernde Erfahrung einzulassen. Wer sich jedoch darauf einlässt, wird mit einem Film belohnt, der lange nachwirkt und zum Nachdenken anregt.
Es ist ein verstörendes Meisterwerk, das die Grenzen des Genres sprengt und uns in die Tiefen der menschlichen Psyche entführt. Ein Film, der uns daran erinnert, wie wichtig es ist, unsere Menschlichkeit zu bewahren und uns gegen die Kräfte zu wehren, die uns die Kontrolle über unser eigenes Leben entreißen wollen.
Für Liebhaber des anspruchsvollen Kinos und Fans von Brandon Cronenberg ist „Possessor“ ein absolutes Muss.