Simpel – Eine berührende Geschichte über Brüderlichkeit und die Suche nach dem eigenen Weg
„Simpel“ ist ein deutscher Spielfilm aus dem Jahr 2017, der auf dem gleichnamigen Roman von Marie-Aude Murail basiert. Regisseur Markus Goller inszenierte eine ebenso humorvolle wie tiefgründige Geschichte über die bedingungslose Liebe zweier Brüder, die unterschiedlicher nicht sein könnten, und ihren gemeinsamen Weg, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Der Film berührt, regt zum Nachdenken an und feiert die Kraft der Familie und die Bedeutung von Inklusion.
Die Handlung: Eine außergewöhnliche Verbindung
Im Zentrum der Erzählung stehen die Brüder Ben und Barnabas, genannt Simpel. Ben, der ältere Bruder, ist 22 Jahre alt und kümmert sich aufopferungsvoll um Simpel, der geistig behindert ist und das Verhalten eines Dreijährigen zeigt. Nach dem Tod ihrer Mutter, die sich um Simpel gekümmert hatte, sieht sich Ben gezwungen, eine Lösung für Simpels Zukunft zu finden. Das Jugendamt drängt darauf, Simpel in einem Heim unterzubringen, doch Ben weigert sich. Er verspricht seinem Bruder, dass sie immer zusammenbleiben werden.
Um der drohenden Trennung zu entgehen, beschließt Ben, Simpel zu ihrem Vater zu bringen, den sie seit 15 Jahren nicht mehr gesehen haben. Dieser lebt mit seiner neuen Familie in Hamburg und führt ein erfolgreiches, aber auch distanziertes Leben. Die Ankunft der ungleichen Brüder stellt das Leben der Familie völlig auf den Kopf. Während Simpels unbeschwerte Art und seine unkonventionellen Fragen die Fassade der bürgerlichen Familie aufbrechen, muss Ben sich mit der Vergangenheit auseinandersetzen und seinen Platz in dieser neuen Umgebung finden.
In Hamburg angekommen, tauchen Ben und Simpel in ein neues Leben ein. Ben findet einen Job in einer Bar und lernt die lebensfrohe und warmherzige Ari kennen. Sie wird zu einer wichtigen Bezugsperson für die beiden Brüder und unterstützt Ben bei der Betreuung von Simpel. Gleichzeitig versucht Ben, eine Beziehung zu seinem Vater aufzubauen, der sich jedoch zunächst schwer tut, die Verantwortung für Simpel zu übernehmen. Dieser kämpft mit seiner eigenen Vergangenheit und der Rolle, die er in Simpels Leben spielen soll.
Simpel hingegen erobert mit seiner offenen und liebevollen Art die Herzen der Menschen um ihn herum. Er freundet sich mit dem Nachbarsjungen Enzo an und findet Freude an den kleinen Dingen des Lebens. Doch Simpels unberechenbares Verhalten stellt Ben immer wieder vor Herausforderungen. Als Simpel eines Tages wegläuft, wird Ben klar, dass er seinen Bruder nicht alleine beschützen kann. Er muss lernen, Hilfe anzunehmen und Simpel die Freiheit zu geben, die er braucht.
Die Charaktere: Authentizität und Tiefe
„Simpel“ überzeugt durch seine glaubwürdigen und vielschichtigen Charaktere, die von den Schauspielern mit großer Sensibilität und Authentizität verkörpert werden.
Ben (Frederick Lau)
Ben ist der Fels in der Brandung für seinen Bruder Simpel. Er ist loyal, verantwortungsbewusst und kämpft unermüdlich für das Wohl seines Bruders. Doch unter seiner starken Fassade verbirgt sich auch eine Verletzlichkeit und die Sehnsucht nach einem eigenen Leben. Frederick Lau verkörpert Ben mit großer Intensität und zeigt eindrücklich die Zerrissenheit eines jungen Mannes, der zwischen der Verantwortung für seinen Bruder und dem Wunsch nach Selbstverwirklichung steht.
Simpel (David Kross)
David Kross liefert eine herausragende schauspielerische Leistung als Simpel. Er verkörpert die Unschuld, die Lebensfreude und die Verletzlichkeit eines Menschen mit geistiger Behinderung auf berührende Weise. Simpels direkte Art und seine unkonventionellen Fragen bringen die Menschen um ihn herum zum Nachdenken und regen dazu an, die Welt aus einer anderen Perspektive zu betrachten.
David (Devid Striesow)
Devid Striesow spielt den Vater David, der sich lange Zeit vor der Verantwortung für Simpel gedrückt hat. Er verkörpert die innere Zerrissenheit eines Mannes, der mit seiner Vergangenheit hadert und sich erst allmählich der Herausforderung stellt, ein Vater für Simpel zu sein. Striesow gelingt es, die Entwicklung von David vom distanzierten Geschäftsmann zum liebevollen Vater glaubwürdig darzustellen.
Ari (Emilia Schüle)
Emilia Schüle verleiht der Rolle der Ari eine besondere Wärme und Lebensfreude. Sie ist eine wichtige Stütze für Ben und Simpel und zeigt, dass Familie nicht immer Blutsverwandtschaft bedeuten muss. Ari verkörpert die Hoffnung und die Zuversicht, dass es immer einen Weg gibt, ein glückliches Leben zu führen.
Themen und Motive: Mehr als nur eine Geschichte
„Simpel“ ist mehr als nur eine Geschichte über zwei Brüder. Der Film behandelt eine Vielzahl von wichtigen Themen und Motiven, die zum Nachdenken anregen und berühren.
- Brüderliche Liebe: Im Zentrum des Films steht die bedingungslose Liebe zwischen Ben und Simpel. Sie ist der Motor der Handlung und zeigt, dass Familie nicht immer traditionellen Mustern entsprechen muss.
- Inklusion: „Simpel“ plädiert für eine inklusive Gesellschaft, in der Menschen mit Behinderung ihren Platz finden und ein selbstbestimmtes Leben führen können. Der Film zeigt, dass Inklusion eine Bereicherung für alle Beteiligten ist.
- Verantwortung: Der Film thematisiert die Frage, welche Verantwortung wir für unsere Mitmenschen haben, insbesondere für diejenigen, die auf unsere Hilfe angewiesen sind.
- Familie: „Simpel“ zeigt, dass Familie viele Gesichter haben kann. Sie kann aus Blutsverwandten bestehen, aber auch aus Menschen, die sich füreinander verantwortlich fühlen und einander unterstützen.
- Selbstbestimmung: Der Film ermutigt dazu, den eigenen Weg zu gehen und sich nicht von gesellschaftlichen Normen oder Erwartungen einschränken zu lassen.
- Akzeptanz: „Simpel“ lehrt uns, die Dinge zu akzeptieren, die wir nicht ändern können.
Die Inszenierung: Gefühlvoll und authentisch
Markus Goller inszeniert „Simpel“ mit viel Gefühl und Authentizität. Er verzichtet auf übertriebene Dramatik und setzt stattdessen auf die Kraft der zwischenmenschlichen Beziehungen. Die Kamera fängt die Emotionen der Charaktere auf einfühlsame Weise ein und vermittelt dem Zuschauer das Gefühl, hautnah dabei zu sein.
Die Musik von Andrej Melita unterstreicht die Stimmung des Films und trägt dazu bei, die Emotionen der Charaktere zu transportieren. Die Drehorte, insbesondere die Hamburger Schauplätze, sind sorgfältig ausgewählt und tragen zur Authentizität der Geschichte bei.
Kritik und Auszeichnungen: Ein Film, der berührt
„Simpel“ wurde von Kritikern und Publikum gleichermaßen positiv aufgenommen. Gelobt wurden vor allem die herausragenden schauspielerischen Leistungen von Frederick Lau und David Kross, die sensible Inszenierung und die wichtigen Themen, die der Film behandelt.
„Simpel“ wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter:
Preis | Kategorie |
---|---|
Deutscher Filmpreis | Beste männliche Nebenrolle (David Kross) |
Bayerischer Filmpreis | Bester Darsteller (Frederick Lau) |
Gilde Filmpreis | Bester Film – National |
Darüber hinaus wurde „Simpel“ für den Europäischen Filmpreis nominiert.
Fazit: Ein Film, der lange nachwirkt
„Simpel“ ist ein berührender und inspirierender Film, der lange nachwirkt. Er erzählt eine Geschichte über Brüderlichkeit, Verantwortung und die Suche nach dem eigenen Weg. Der Film regt zum Nachdenken an und ermutigt dazu, die Welt mit anderen Augen zu sehen. Dank der herausragenden schauspielerischen Leistungen und der einfühlsamen Inszenierung ist „Simpel“ ein Film, den man so schnell nicht vergisst.
„Simpel“ ist ein Plädoyer für Inklusion und Toleranz und zeigt, dass jeder Mensch, unabhängig von seinen Fähigkeiten oder Einschränkungen, ein wertvolles Mitglied der Gesellschaft ist. Der Film ist eine Hommage an die Kraft der Familie und die Bedeutung von Liebe und Zusammenhalt. Wenn Sie auf der Suche nach einem Film sind, der Sie berührt, zum Nachdenken anregt und Ihnen Hoffnung schenkt, dann sollten Sie sich „Simpel“ unbedingt ansehen.