Staying Alive: Der Tanz um den Traum und die Härte der Realität
„Staying Alive“, die Fortsetzung des Kultfilms „Saturday Night Fever“, katapultiert uns zurück in die pulsierende Welt des Tanzes, doch dieses Mal mit einem John Travolta, der nicht mehr der ungestüme Teenager von einst ist. Unter der Regie von Sylvester Stallone, der hier eine überraschende und durchaus kontroverse Wendung in seiner Karriere wagte, präsentiert uns der Film einen John Travolta, der verbissener, ehrgeiziger und vielleicht auch ein wenig düsterer geworden ist. Aber ist es auch ein guter Film?
Die Geschichte: Vom Disco-König zum Broadway-Aspiranten
Sechs Jahre sind vergangen seit Tony Manero (John Travolta) die Tanzflächen von Brooklyn hinter sich ließ. Nun lebt er in Manhattan, fest entschlossen, seinen Traum von einer Karriere als professioneller Tänzer am Broadway zu verwirklichen. Doch das Leben in der glitzernden Metropole ist hart. Tony schlägt sich mit Gelegenheitsjobs durch, während er unermüdlich für Vorsprechen trainiert und von der großen Chance träumt. Er lebt ein asketisches Leben, fast schon manisch auf sein Ziel fokussiert. Die Disco-Kugel ist lange verblasst, und an ihre Stelle ist ein gnadenloser Wettbewerb getreten.
Tony ist besessen von seinem Ziel, auch wenn dies bedeutet, Beziehungen zu opfern und Kompromisse einzugehen. Er ist egozentrisch und manchmal sogar rücksichtslos, was ihn zu einer ambivalenten Figur macht. Wir sehen ihn, wie er mit harter Arbeit und Entbehrungen versucht, seinen Traum zu verwirklichen, aber auch, wie er dabei an seine Grenzen stößt und Fehler macht. Er ist kein strahlender Held mehr, sondern ein Mensch mit Fehlern und Schwächen, der versucht, in einer harten Welt zu überleben.
Die Figuren: Zwischen Traum und Realität
Neben Tony Manero begegnen wir zwei wichtigen Frauen in seinem Leben:
- Jackie (Cynthia Rhodes): Eine talentierte Tänzerin und Sängerin, die Tonys Freundin ist und ihn bedingungslos unterstützt. Sie ist der emotionale Anker in seinem Leben, doch Tony scheint ihre Liebe und Loyalität oft als selbstverständlich anzusehen.
- Laura (Finola Hughes): Eine gefeierte Broadway-Tänzerin, die Tony fasziniert und ihn in Versuchung führt. Sie ist selbstbewusst, ehrgeizig und bereit, alles für ihren Erfolg zu tun. Laura verkörpert die Verlockungen und Gefahren der Broadway-Welt und stellt Tonys Moral und seine Beziehungen auf die Probe.
Die Dynamik zwischen diesen drei Figuren bildet das Herzstück des Films. Tony ist hin- und hergerissen zwischen der ehrlichen Zuneigung von Jackie und der verführerischen Anziehungskraft von Laura. Er muss lernen, was ihm wirklich wichtig ist und welche Opfer er bereit ist, für seinen Traum zu bringen.
Die Musik und der Tanz: Ein Feuerwerk der Emotionen
Natürlich darf in einem Film über das Tanzen die Musik nicht fehlen. Der Soundtrack zu „Staying Alive“ ist geprägt von treibenden Synthesizer-Klängen und eingängigen Melodien, die den Zeitgeist der 80er Jahre perfekt einfangen. Songs wie „Far From Over“ von Frank Stallone (Sylvesters Bruder) und „Staying Alive“ in einer neuen Interpretation von den Bee Gees treiben die Handlung voran und unterstreichen die emotionalen Momente. Die Tanzszenen sind energiegeladen und visuell beeindruckend, auch wenn sie sich stilistisch von den Disco-Klängen des Vorgängers unterscheiden. Sie spiegeln Tonys Entwicklung als Tänzer wider, der sich von den improvisierten Bewegungen der Disco hin zu den anspruchsvollen Choreografien des Broadway bewegt.
Die Choreografie ist athletisch und anspruchsvoll, und John Travolta zeigt sein Können als Tänzer. Die Tanzszenen sind ein Fest für die Augen und vermitteln die Leidenschaft und den Enthusiasmus, die Tony für das Tanzen empfindet. Sie sind aber auch ein Spiegel seiner inneren Kämpfe und seines Strebens nach Perfektion.
Die Regie: Stallones Vision des Tanzes
Sylvester Stallone als Regisseur eines Tanzfilms? Eine ungewöhnliche Wahl, die im Vorfeld für Skepsis sorgte. Und tatsächlich ist „Staying Alive“ stilistisch deutlich anders als „Saturday Night Fever“. Stallone verleiht dem Film eine düstere, fast schon brutale Atmosphäre. Er konzentriert sich auf den körperlichen Aspekt des Tanzes und betont die Härte und den Wettbewerb der Broadway-Welt. Seine Regie ist weniger subtil und einfühlsam als die von John Badham im ersten Teil, aber sie ist zweifellos kraftvoll und visuell eindrucksvoll.
Stallone legt den Fokus auf Tonys körperliche und emotionale Kämpfe. Er zeigt ihn, wie er sich quält, um seine Ziele zu erreichen, und wie er mit seinen eigenen Dämonen ringt. Der Film ist weniger eine Hommage an die Lebensfreude des Tanzes als vielmehr eine Auseinandersetzung mit den Schattenseiten des Erfolgs und den Opfern, die man dafür bringen muss.
Kritik und Rezeption: Ein umstrittenes Sequel
„Staying Alive“ wurde von Kritikern größtenteils negativ aufgenommen. Viele bemängelten die eindimensionale Handlung, die klischeehaften Charaktere und die fehlende Tiefe im Vergleich zum Vorgänger. Auch Stallones Regie wurde kritisiert, da sie dem Film eine übertriebene Dramatik und einen Mangel an Authentizität verleihe. John Travolta selbst verteidigte den Film und betonte, dass er eine wichtige Phase in seiner Karriere darstelle und ihm die Möglichkeit gegeben habe, sein Können als Tänzer zu zeigen.
Trotz der negativen Kritiken war „Staying Alive“ ein kommerzieller Erfolg. Der Film spielte weltweit über 127 Millionen Dollar ein und trug dazu bei, John Travoltas Status als Superstar zu festigen. Das Publikum schien sich weniger an den Schwächen des Films zu stören als die Kritiker und genoss die energiegeladenen Tanzszenen und die mitreißende Musik. Der Film wurde zu einem Kultfilm der 80er Jahre und wird bis heute von vielen Zuschauern geschätzt.
Die Themen: Erfolg, Ehrgeiz und die Suche nach sich selbst
Trotz seiner Schwächen berührt „Staying Alive“ wichtige Themen wie Erfolg, Ehrgeiz und die Suche nach sich selbst. Der Film zeigt, wie der Traum vom Erfolg Menschen verändern und zu rücksichtslosen Handlungen treiben kann. Er thematisiert auch die Bedeutung von Freundschaft, Liebe und Loyalität und die Notwendigkeit, authentisch zu bleiben, auch wenn man unter Druck steht.
Tony Manero ist ein komplexer Charakter, der sich im Laufe des Films weiterentwickelt. Er lernt, dass Erfolg nicht alles ist und dass es im Leben wichtigere Dinge gibt als Ruhm und Anerkennung. Er erkennt, dass er seine Beziehungen zu anderen Menschen vernachlässigt hat und dass er seine eigenen Werte verraten hat. Am Ende des Films steht er vor der Entscheidung, welchen Weg er einschlagen will und was ihm wirklich wichtig ist.
Fazit: Ein Tanz zwischen Genie und Wahnsinn
„Staying Alive“ ist ein Film, der polarisiert. Er ist weder so tiefgründig noch so authentisch wie „Saturday Night Fever“, aber er ist zweifellos unterhaltsam und visuell beeindruckend. Er ist ein Spiegelbild der 80er Jahre, einer Zeit des Exzesses, des Ehrgeizes und der musikalischen Experimente. Der Film ist ein Tanz zwischen Genie und Wahnsinn, zwischen Traum und Realität.
Ob man den Film mag oder nicht, er regt zum Nachdenken an. Er wirft Fragen auf über Erfolg, Ehrgeiz, Freundschaft und die Bedeutung, sich selbst treu zu bleiben. Er ist ein Mahnmal dafür, dass der Weg zum Erfolg oft steinig ist und dass man auf diesem Weg leicht die Orientierung verlieren kann. Aber er ist auch eine Hommage an die Kraft des Tanzes und die Fähigkeit des Menschen, seine Träume zu verwirklichen, egal wie groß die Hindernisse auch sein mögen.
„Staying Alive“ ist mehr als nur ein Sequel. Er ist ein eigenständiges Werk, das eine andere Perspektive auf die Geschichte von Tony Manero bietet und uns einen Einblick in die glitzernde und zugleich gnadenlose Welt des Broadway gewährt. Ein Film, der nicht perfekt ist, aber der uns mit seiner Energie und seinen emotionalen Momenten dennoch in seinen Bann zieht.
Die Darsteller im Überblick
Schauspieler | Rolle |
---|---|
John Travolta | Tony Manero |
Cynthia Rhodes | Jackie |
Finola Hughes | Laura |
Steve Inwood | Jesse |
Julie Bovasso | Florence Manero |