Stella: Ein Leben. Ein Krieg. Eine unglaubliche Geschichte.
Stella Goldschlag. Ein Name, der in der deutschen Geschichte wie ein dunkler Schatten liegt. Der Film „Stella“, unter der Regie von Kilian Riedhof, wagt es, sich diesem komplexen und schmerzhaften Kapitel zu stellen und erzählt die Geschichte einer jungen jüdischen Frau, die im Berlin der 1940er Jahre zur tragischen Figur zwischen Opfer und Täterin wird. Es ist ein Film, der aufwühlt, der Fragen aufwirft und der uns zwingt, über Schuld, Überleben und die Grausamkeit des Krieges nachzudenken.
Eine schillernde Persönlichkeit im Angesicht des Schreckens
Stella, gespielt von Paula Beer, ist keine einfache Figur. Sie ist jung, lebenshungrig, träumt von einer Karriere als Jazzsängerin und sehnt sich nach Liebe und Anerkennung. Ihr Talent und ihre Schönheit öffnen ihr Türen, doch sie lebt in einer Zeit, in der ihre jüdische Herkunft sie zur Zielscheibe macht. Der Film zeigt Stella als eine Frau voller Widersprüche, hin- und hergerissen zwischen ihrem Wunsch nach Freiheit und der zunehmenden Bedrohung durch das NS-Regime.
Wir erleben, wie Stella und ihre Familie zunächst versuchen, sich dem Zugriff der Nazis zu entziehen. Sie tauchen unter, leben in ständiger Angst vor Entdeckung. Doch die Realität des Holocaust holt sie unweigerlich ein. Als ihre Eltern deportiert werden, bricht für Stella eine Welt zusammen. In ihrer Verzweiflung trifft sie eine folgenschwere Entscheidung: Um ihr eigenes Leben und das ihres Mannes zu retten, beginnt sie, für die Gestapo zu arbeiten und andere untergetauchte Juden zu verraten.
Der Preis des Überlebens: Verrat und Schuld
Der Film scheut sich nicht, die dunklen Seiten von Stellas Geschichte zu zeigen. Wir sehen, wie sie Juden aufspürt, sie an die Gestapo ausliefert und damit zum Werkzeug des Terrors wird. Es sind Szenen, die schmerzen, die uns mit der Frage konfrontieren, wie weit man gehen darf, um das eigene Leben zu retten. „Stella“ verurteilt nicht, aber er glorifiziert auch nicht. Er zeigt die Zerrissenheit einer Frau, die in einer unmenschlichen Situation eine unmenschliche Wahl trifft.
Die Frage der Schuld ist ein zentrales Thema des Films. Kann man Stella für ihre Taten verantwortlich machen? War sie eine Täterin, ein Opfer oder beides? Der Film lässt diese Frage bewusst offen und überlässt es dem Zuschauer, sich sein eigenes Urteil zu bilden. Er zeigt, dass es in Zeiten des Krieges und der Verfolgung keine einfachen Antworten gibt und dass die Grenzen zwischen Gut und Böse oft verschwimmen.
Die Inszenierung: Authentizität und Atmosphäre
Kilian Riedhof gelingt es, das Berlin der 1940er Jahre auf beeindruckende Weise wieder zum Leben zu erwecken. Die detailgetreue Ausstattung, die Kostüme und die Musik tragen dazu bei, eine authentische und beklemmende Atmosphäre zu schaffen. Der Film verzichtet auf effekthascherische Darstellungen von Gewalt, sondern konzentriert sich auf die psychologische Ebene. Er zeigt die Angst, die Verzweiflung und die Hoffnungslosigkeit der Menschen, die in dieser Zeit lebten.
Besonders hervorzuheben ist die Leistung von Paula Beer. Sie verkörpert Stella mit einer unglaublichen Intensität und Verletzlichkeit. Sie zeigt die Stärke und den Überlebenswillen dieser Frau, aber auch ihre Schwäche und ihre innere Zerrissenheit. Beer gelingt es, den Zuschauer mit auf eine emotionale Reise zu nehmen und ihm die Komplexität dieser Figur nahezubringen.
Historischer Kontext und Relevanz
„Stella“ ist nicht nur ein Film über eine einzelne Frau, sondern auch ein wichtiges Zeitdokument, das uns an die Schrecken des Holocaust erinnert. Er zeigt, wie schnell eine Gesellschaft in Barbarei abgleiten kann und wie wichtig es ist, sich gegen jede Form von Diskriminierung und Rassismus zu stellen. Der Film ist ein Mahnmal für die Opfer des NS-Regimes und eine Erinnerung daran, dass die Geschichte sich nicht wiederholen darf.
Die Geschichte von Stella Goldschlag ist eine Geschichte, die uns auch heute noch berührt und zum Nachdenken anregt. Sie wirft Fragen nach Moral, Verantwortung und der Fähigkeit des Menschen auf, unter extremen Bedingungen zu überleben. „Stella“ ist ein Film, der uns nicht loslässt, der uns mit unseren eigenen Vorurteilen und Ängsten konfrontiert und der uns dazu auffordert, aus der Vergangenheit zu lernen.
Die Besetzung
Der Erfolg eines Films hängt natürlich auch stark von seiner Besetzung ab. „Stella“ kann hier auf ein Ensemble von talentierten Schauspielerinnen und Schauspielern zählen, die ihre Rollen mit Bravour ausfüllen:
Schauspieler/in | Rolle |
---|---|
Paula Beer | Stella Goldschlag |
Jannis Niewöhner | Rolf Friedländer |
Katja Riemann | Stellas Mutter |
Lukas Miko | Gestapo-Kommissar Hagen |
Max von der Groeben | Peter Riehmers |
Paula Beer, bereits bekannt für ihre beeindruckenden Leistungen in Filmen wie „Frantz“ und „Transit“, liefert hier eine ihrer bisher besten Darbietungen ab. Sie verkörpert die Zerrissenheit und Ambivalenz von Stella Goldschlag auf eine Weise, die den Zuschauer tief berührt. Jannis Niewöhner spielt Rolf Friedländer, Stellas Ehemann, mit großer Sensibilität und zeigt die innere Stärke und den moralischen Kompass dieser Figur.
Hinter den Kulissen: Die Produktion
Die Produktion von „Stella“ war ein ambitioniertes Projekt, das mit großer Sorgfalt und Recherche umgesetzt wurde. Das Drehbuch, geschrieben von Kilian Riedhof, Jan Berger und Marc Blöbaum, basiert auf umfangreichen Recherchen und Interviews mit Zeitzeugen. Die Filmemacher haben sich bemüht, die Geschichte von Stella Goldschlag so authentisch und respektvoll wie möglich zu erzählen.
Die Dreharbeiten fanden an Originalschauplätzen in Berlin und Umgebung statt, was dazu beitrug, die Atmosphäre der Zeit einzufangen. Die Musik, komponiert von Annette Focks, unterstreicht die emotionale Intensität des Films und verstärkt die Wirkung der Bilder.
Kritik und Auszeichnungen
„Stella“ hat bei seiner Veröffentlichung gemischte Reaktionen hervorgerufen. Einige Kritiker lobten den Film für seine mutige Auseinandersetzung mit einem schwierigen Thema und für die herausragenden schauspielerischen Leistungen. Andere bemängelten die Darstellung von Stella Goldschlag und warfen dem Film vor, sie zu verharmlosen oder gar zu glorifizieren. Die Debatte um den Film zeigt, wie kontrovers das Thema bis heute ist und wie wichtig es ist, sich kritisch mit der Geschichte auseinanderzusetzen.
Trotz der Kontroversen wurde „Stella“ mit mehreren Preisen ausgezeichnet, darunter der Deutsche Filmpreis für die beste Hauptdarstellerin (Paula Beer). Der Film wurde auch auf verschiedenen internationalen Filmfestivals gezeigt und hat dort ein breites Publikum erreicht.
Fazit: Ein Film, der zum Nachdenken anregt
„Stella“ ist ein Film, der unter die Haut geht, der uns berührt und der uns zum Nachdenken anregt. Er erzählt die Geschichte einer Frau, die in einer unmenschlichen Zeit eine unmenschliche Entscheidung trifft. Er zeigt die Grausamkeit des Krieges, die Zerrissenheit der Menschen und die Frage nach Schuld und Verantwortung. „Stella“ ist ein wichtiger Film, der uns daran erinnert, dass die Geschichte sich nicht wiederholen darf und dass wir uns gegen jede Form von Diskriminierung und Rassismus stellen müssen.
Auch wenn der Film kontroverse Diskussionen auslösen kann, ist er ein wertvoller Beitrag zur Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte und ein Mahnmal für die Opfer des NS-Regimes. Er fordert uns heraus, unsere eigenen Vorurteile und Ängste zu hinterfragen und uns für eine gerechtere und menschlichere Welt einzusetzen.
Für wen ist dieser Film geeignet?
„Stella“ ist ein Film für ein erwachsenes Publikum, das sich für Geschichte, Politik und menschliche Schicksale interessiert. Er ist geeignet für:
- Geschichtsinteressierte, die sich mit der Zeit des Nationalsozialismus auseinandersetzen möchten.
- Menschen, die sich für psychologische Dramen und komplexe Charaktere interessieren.
- Zuschauer, die bereit sind, sich mit schwierigen Themen auseinanderzusetzen und sich eine eigene Meinung zu bilden.
Der Film ist jedoch nicht für Zuschauer geeignet, die sich leicht von Gewalt oder verstörenden Bildern beeinflussen lassen. Auch für junge Zuschauer ist der Film aufgrund seiner komplexen Thematik und seiner emotionalen Intensität möglicherweise nicht geeignet.
Insgesamt ist „Stella“ ein Film, der polarisiert, der aber auch zum Nachdenken anregt und der uns die dunklen Seiten der menschlichen Natur vor Augen führt. Er ist ein Mahnmal für die Vergangenheit und eine Aufforderung, aus ihr zu lernen.