Superman: Red Son – Eine alternative Realität, ein Held im Zeichen des Kommunismus
Superman: Red Son ist mehr als nur ein Superheldenfilm. Es ist eine faszinierende und tiefgründige Auseinandersetzung mit Ideologien, Macht und der Frage, was es wirklich bedeutet, ein Held zu sein. Basierend auf der gleichnamigen Comic-Miniserie von Mark Millar, entführt uns dieser animierte Film in eine alternative Realität, in der das Raumschiff mit dem Baby Kal-El nicht in Kansas, USA, sondern in der Ukraine, in der damaligen Sowjetunion, landet. Diese simple Änderung der Ausgangslage hat weitreichende Konsequenzen und formt einen Superman, den wir so noch nie gesehen haben.
Die Geburt eines Sowjethelden
Statt eines behüteten Aufwachsens in einer amerikanischen Kleinstadt, wird Kal-El in einem kollektiven Landwirtschaftsbetrieb der UdSSR großgezogen. Er verkörpert von Kindesbeinen an die Ideale des Kommunismus: Kollektivismus, Gerechtigkeit und den Dienst am Volke. Seine Superkräfte werden nicht als Mittel zur persönlichen Bereicherung oder Ruhm angesehen, sondern als Werkzeuge, um die Sowjetunion zu stärken und die Welt vom Kapitalismus zu befreien.
Anders als der strahlende Held aus Metropolis trägt dieser Superman nicht die Farben der amerikanischen Flagge, sondern das Hammer-und-Sichel-Symbol der Sowjetunion. Er ist ein Symbol der Hoffnung für Millionen von Menschen, die in der kommunistischen Weltordnung leben. Doch seine Existenz wirft auch Fragen auf. Kann ein einzelner Mann, egal wie mächtig er ist, eine ganze Welt verändern, ohne dabei seine eigenen Ideale zu kompromittieren?
Die Konkurrenz im Kalten Krieg
Die Ankunft Supermans in der Sowjetunion verändert das Kräfteverhältnis im Kalten Krieg dramatisch. Die USA, unter der Führung des genialen Lex Luthor, sehen sich einer neuen Bedrohung gegenüber. Luthor, getrieben von seinem unbändigen Ehrgeiz und seinem Misstrauen gegenüber allem Übermenschlichen, setzt alles daran, Superman zu stoppen. Er ist überzeugt, dass Superman, egal wie gut seine Absichten auch sein mögen, eine Gefahr für die Freiheit und die Demokratie darstellt.
Der Film präsentiert ein faszinierendes Katz-und-Maus-Spiel zwischen Superman und Lex Luthor. Luthor, ohne Superkräfte, muss sich auf seinen Intellekt, seine Ressourcen und seine Skrupellosigkeit verlassen, um Superman zu bekämpfen. Er schmiedet Allianzen mit anderen Superschurken wie Batman und Brainiac, um seine Ziele zu erreichen. Die Konfrontationen zwischen den beiden sind nicht nur spektakulär, sondern auch intellektuell anregend, da sie die unterschiedlichen Philosophien und Weltanschauungen der beiden Kontrahenten widerspiegeln.
Bekannte Gesichter in neuem Gewand
Superman: Red Son bietet eine einzigartige Interpretation bekannter Charaktere aus dem DC-Universum. Batman ist in dieser Version ein radikaler Terrorist, der gegen das totalitäre Regime Supermans kämpft. Er ist getrieben von dem Verlust seiner Eltern, die in einem von Superman angeordneten Massaker ums Leben kamen. Wonder Woman ist eine Botschafterin der Amazonen, die versucht, eine friedliche Lösung zwischen der Sowjetunion und der westlichen Welt zu vermitteln. Green Lantern, hier Hal Jordan, ist ein amerikanischer Pilot, der mit einem Green Lantern-Ring ausgestattet wird und gegen Superman in den Kampf zieht.
Die Darstellung dieser Charaktere in einer veränderten Realität ist eine der größten Stärken des Films. Sie zwingt uns, unsere eigenen Vorstellungen von Gut und Böse zu hinterfragen und zu erkennen, dass die Umstände einen großen Einfluss darauf haben können, wie sich eine Person verhält.
Ideologie gegen Menschlichkeit
Im Kern ist Superman: Red Son eine Geschichte über die Schwierigkeit, Ideale in der realen Welt umzusetzen. Superman, der von den Idealen des Kommunismus überzeugt ist, versucht, eine gerechtere und friedlichere Welt zu schaffen. Doch seine Methoden sind oft autoritär und unterdrückerisch. Er überwacht die Bevölkerung, zensiert Meinungen und setzt seine Superkräfte ein, um jeden Widerstand zu unterdrücken.
Der Film stellt die Frage, ob das Ziel die Mittel heiligt. Kann man eine bessere Welt schaffen, indem man die Freiheit und die Individualität der Menschen opfert? Superman selbst wird im Laufe der Geschichte immer wieder mit dieser Frage konfrontiert. Er muss erkennen, dass seine Macht ihn nicht unfehlbar macht und dass er Fehler begehen kann, die verheerende Konsequenzen haben.
Die Rolle des Individuums
Ein zentrales Thema des Films ist die Rolle des Individuums in einer Gesellschaft, die von einer starken Ideologie geprägt ist. Superman, als mächtigste Person der Welt, hat die Möglichkeit, die Welt nach seinen Vorstellungen zu formen. Doch er muss auch erkennen, dass er nicht allwissend ist und dass er auf die Meinungen und Bedürfnisse anderer Menschen hören muss.
Der Film zeigt, dass auch in einem totalitären System Platz für Widerstand und Rebellion ist. Batman, Lex Luthor und andere Charaktere kämpfen gegen Superman, weil sie an die Freiheit und die Individualität glauben. Sie riskieren ihr Leben, um ihre Ideale zu verteidigen. Ihre Taten erinnern uns daran, dass der Kampf für Freiheit und Gerechtigkeit niemals aufhören darf.
Die Animation und der Soundtrack
Die Animation in Superman: Red Son ist hochwertig und detailreich. Die Charaktere sind ausdrucksstark gezeichnet und die Actionsequenzen sind dynamisch und spannend. Der Film fängt die düstere und beklemmende Atmosphäre der alternativen Realität perfekt ein.
Der Soundtrack von Frederik Wiedmann ist ebenfalls sehr gelungen. Er untermalt die emotionalen Momente des Films und verstärkt die Spannung in den Actionsequenzen. Die Musik ist ein wichtiger Bestandteil des Gesamterlebnisses und trägt dazu bei, dass der Film noch lange nach dem Abspann im Gedächtnis bleibt.
Die Botschaft von Superman: Red Son
Superman: Red Son ist ein Film, der zum Nachdenken anregt. Er fordert uns heraus, unsere eigenen Überzeugungen zu hinterfragen und uns mit den komplexen Fragen von Macht, Ideologie und Moral auseinanderzusetzen. Der Film zeigt, dass es keine einfachen Antworten gibt und dass jede Entscheidung Konsequenzen hat.
Obwohl der Film in einer alternativen Realität spielt, sind die Themen, die er anspricht, von großer Relevanz für unsere heutige Welt. Die Frage, wie wir mit Macht umgehen, wie wir Ideologien bewerten und wie wir die Freiheit und die Individualität schützen, sind Fragen, die uns alle betreffen.
Superman: Red Son ist ein außergewöhnlicher Superheldenfilm, der weit über das Genre hinausgeht. Er ist eine intelligente, emotionale und inspirierende Geschichte, die uns lange nach dem Abspann beschäftigen wird. Ob man ein Fan von Superman ist oder nicht, dieser Film ist definitiv sehenswert.
Weitere Informationen
Regie | Sam Liu |
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Drehbuch | J.M. DeMatteis |
Basierend auf | Superman: Red Son von Mark Millar |
Musik | Frederik Wiedmann |
Produktionsfirma | Warner Bros. Animation, DC Entertainment |
Erscheinungsjahr | 2020 |
Die wichtigsten Sprecher im Original:
- Jason Isaacs als Superman
- Amy Acker als Lois Lane
- Diedrich Bader als Lex Luthor
- Vanessa Marshall als Wonder Woman
- Roger Craig Smith als Batman
Superman: Red Son ist ein Muss für alle Comic- und Superhelden-Fans, aber auch für alle, die sich für politische und philosophische Fragen interessieren. Lasst euch von dieser alternativen Realität verzaubern und entdeckt Superman von einer ganz neuen Seite!