Young Guns (1988): Eine Legende wird geboren
In den staubigen Weiten des Wilden Westens, wo Recht und Ordnung oft nur leere Worte waren, entfaltet sich die epische Geschichte von „Young Guns“. Dieser fesselnde Western aus dem Jahr 1988, unter der Regie von Christopher Cain, entführt uns in das raue und unbarmherzige Lincoln County, New Mexico, im Jahr 1878. Doch „Young Guns“ ist mehr als nur ein Western – er ist eine Coming-of-Age-Geschichte, eine Ode an Freundschaft, Loyalität und den unbändigen Wunsch nach Gerechtigkeit in einer Welt, die von Gesetzlosigkeit und Gewalt geprägt ist.
Die Saat des Unrechts
Der Film beginnt mit dem charismatischen John Tunstall (Terence Stamp), einem gebildeten und moralisch integren Viehzüchter, der eine Gruppe junger, verwaister Männer unter seine Fittiche nimmt. Tunstall lehrt sie nicht nur das Handwerk des Viehtriebs, sondern auch Lesen, Schreiben und die Bedeutung von Anstand und Ehre. Er bietet ihnen eine Perspektive, ein Zuhause und vor allem – Hoffnung. Zu diesen jungen Männern gehören unter anderem der impulsive und unberechenbare William H. Bonney, besser bekannt als Billy the Kid (Emilio Estevez), der wortgewandte „Doc“ Scurlock (Kiefer Sutherland), der schweigsame Chavez y Chavez (Lou Diamond Phillips), der naive Dick Brewer (Charlie Sheen) und der stotternde, aber loyale Steve Stephens (Dermot Mulroney). Sie alle sind auf der Suche nach einem Platz in der Welt, nach Anerkennung und nach einer Familie, die sie in Tunstall gefunden zu haben scheinen.
Doch das friedliche Leben auf Tunstalls Ranch findet ein jähes Ende, als er von Handlangern des skrupellosen Geschäftsmannes Lawrence Murphy (Jack Palance) ermordet wird. Murphy, der das gesamte Lincoln County kontrollieren und Tunstall aus dem Weg räumen wollte, um seine Monopolstellung zu festigen, löst damit eine Kette von Ereignissen aus, die das Leben der jungen Männer für immer verändern wird.
Der Ruf nach Vergeltung
Nach Tunstalls Tod schwören die jungen Männer Rache und schließen sich zu einer Gruppe zusammen, die sich selbst „The Regulators“ nennt. Unter der Führung des besonnenen Dick Brewer machen sie sich auf, die Mörder Tunstalls zur Rechenschaft zu ziehen. Ihr Ziel ist Gerechtigkeit, doch die Grenzen zwischen Recht und Unrecht verschwimmen in diesem unerbittlichen Krieg immer mehr. Billy the Kid, der von Rachedurst getrieben wird, wird schnell zum Anführer der Gruppe, und sein unkonventioneller Umgang mit dem Gesetz macht ihn zu einer Legende – und zu einem Gejagten.
Die Regulators ziehen durch das Land und hinterlassen eine blutige Spur. Sie töten nicht nur die Mörder Tunstalls, sondern auch andere, die mit Murphy in Verbindung stehen. Ihre Taten werden von einigen als heldenhaft gefeiert, von anderen aber als kaltblütig verurteilt. Billy the Kid, der anfangs noch von einem Gefühl der Gerechtigkeit getrieben wird, verliert sich zunehmend in einem Strudel der Gewalt. Die Frage, ob ihre Racheaktionen wirklich gerechtfertigt sind, wird immer drängender.
Freundschaft, Loyalität und Verrat
Während ihres Rachefeldzugs werden die Freundschaften der Regulators auf eine harte Probe gestellt. Billys zunehmende Unberechenbarkeit und sein Hang zur Gewalt führen zu Spannungen innerhalb der Gruppe. Doc Scurlock, der sensible und intellektuelle Teil der Gruppe, zweifelt immer mehr an der Richtigkeit ihrer Handlungen. Chavez y Chavez, der stoische und spirituelle Native American, versucht, die Gruppe zusammenzuhalten und sie vor dem Abgrund zu bewahren. Dick Brewer, der ursprüngliche Anführer, kämpft darum, die Kontrolle über die Situation nicht zu verlieren. Steve Stephens, der loyalste von allen, steht immer an Billys Seite, auch wenn er dessen Entscheidungen nicht immer gutheißt.
Im Laufe der Zeit werden die Regulators nicht nur von ihren Feinden, sondern auch von Verrat und Misstrauen innerhalb ihrer eigenen Reihen bedroht. Die politischen Intrigen und Machtkämpfe im Lincoln County reißen tiefe Gräben zwischen ihnen auf und zwingen sie, sich zu entscheiden, wem sie wirklich vertrauen können.
Die Legende von Billy the Kid
Billy the Kid wird im Laufe der Ereignisse zu einer Symbolfigur des Wilden Westens. Er ist ein junger Mann, der von den Umständen zu einem Outlaw gemacht wurde. Seine Taten sind oft widersprüchlich – er ist sowohl ein kaltblütiger Mörder als auch ein charismatischer Anführer, der die Herzen der Menschen berührt. Seine Unberechenbarkeit und sein Hang zur Rebellion machen ihn zu einer Legende, zu einem Mythos, der bis heute fortlebt.
Emilio Estevez verkörpert Billy the Kid mit einer Mischung aus jugendlicher Naivität und unbändiger Wildheit. Er fängt die Zerrissenheit und die innere Zerrissenheit des Charakters perfekt ein und macht ihn zu einer faszinierenden und ambivalenten Figur.
Die Kulisse des Wilden Westens
„Young Guns“ fängt die Atmosphäre des Wilden Westens auf beeindruckende Weise ein. Die staubigen Landschaften, die heruntergekommenen Saloons, die rauen Charaktere – all das trägt dazu bei, ein authentisches Bild einer Zeit zu zeichnen, in der das Gesetz oft nur eine leere Hülle war und in der das Überleben von Stärke und Entschlossenheit abhing.
Die epischen Schlachten und Schießereien sind actionreich und packend inszeniert, aber auch die ruhigeren Momente, in denen die Charaktere ihre Gefühle und Ängste offenbaren, tragen zur Tiefe und Komplexität des Films bei.
Ein Vermächtnis, das weiterlebt
„Young Guns“ ist mehr als nur ein unterhaltsamer Western – er ist eine Geschichte über Freundschaft, Loyalität, Gerechtigkeit und die Suche nach dem eigenen Platz in der Welt. Der Film wirft wichtige Fragen über die Natur von Gewalt und Rache auf und zeigt, wie leicht man sich in einem Strudel von Hass und Zerstörung verlieren kann.
Die Charaktere sind vielschichtig und glaubwürdig, und die Darstellungen der Schauspieler sind durchweg überzeugend. Emilio Estevez, Kiefer Sutherland, Lou Diamond Phillips, Charlie Sheen und Dermot Mulroney bilden ein unvergessliches Ensemble, das die Geschichte von „Young Guns“ zu einem unvergesslichen Filmerlebnis macht.
Der Film hat bis heute nichts von seiner Faszination verloren und inspiriert weiterhin Generationen von Zuschauern. „Young Guns“ ist ein Muss für alle Western-Fans und für alle, die sich für die Geschichte des Wilden Westens interessieren.
Die Regulators im Detail
Charakter | Schauspieler | Beschreibung |
---|---|---|
William H. Bonney (Billy the Kid) | Emilio Estevez | Der impulsive und unberechenbare Anführer der Regulators. |
„Doc“ Scurlock | Kiefer Sutherland | Der intellektuelle und sensible Teil der Gruppe. |
Chavez y Chavez | Lou Diamond Phillips | Der stoische und spirituelle Native American. |
Dick Brewer | Charlie Sheen | Der ursprüngliche Anführer der Regulators. |
Steve Stephens | Dermot Mulroney | Der loyale Freund von Billy the Kid. |
Die Gegenspieler
- Lawrence Murphy (Jack Palance): Der skrupellose Geschäftsmann, der Tunstalls Tod zu verantworten hat.
- Die Handlanger Murphys: Eine Gruppe von Gesetzlosen, die für Murphy arbeiten und seine schmutzigen Geschäfte erledigen.
Die zentralen Themen
- Freundschaft und Loyalität: Die Bindungen zwischen den Regulators werden auf eine harte Probe gestellt.
- Gerechtigkeit und Rache: Die Frage, ob Rache jemals gerechtfertigt ist, wird immer wieder aufgeworfen.
- Coming-of-Age: Die jungen Männer müssen im Laufe der Ereignisse erwachsen werden und Verantwortung übernehmen.
- Die Legendenbildung des Wilden Westens: Der Film zeigt, wie Mythen und Legenden entstehen und wie sie die Realität verzerren können.
„Young Guns“ ist ein fesselnder Western, der durch seine actionreiche Inszenierung, seine glaubwürdigen Charaktere und seine tiefgründigen Themen überzeugt. Der Film ist ein Muss für alle, die sich für die Geschichte des Wilden Westens interessieren und eine spannende und emotionale Geschichte erleben möchten. Er ist eine Hommage an die Freundschaft, ein Appell für Gerechtigkeit und eine Erinnerung daran, dass die Grenzen zwischen Gut und Böse oft fließend sind.