
Meinung und Fazit:
Dieses Mal verzichte ich bewusst auf eine Inhaltsangabe, da ich diese mit meiner Meinung und dem Fazit inhaltlich nur wiederholen würde. Der Einfachheit halber und da ich bereits auch nicht mehr zu den jüngsten gehöre, nehme ich mir Freiheit heraus, Frau Flügel-Anhalt im Review mit ihrem Vornamen zu benennen. Wie bereits erwähnt, nimmt der Trend der gefilmten Fernreisen von Privatleuten immer mehr zu, so auch die von Margot Flügel-Anhalt. Was aber sollte Margot von den anderen Fernreisenden unterscheiden. Es ist nicht nur ihr Alter, wobei man da schon Respekt zollen kann, dass eine 64-jährige Rentnerin die Anstrengungen eines solchen Trips auf sich nimmt. Es ist auch die Wahl des Fortbewegungsmittels, einer Honda Enduro und der Fakt, das sie bis dahin noch niemals wirklich mit einem Motorrad, geschweige denn allein oder länger unterwegs war. Und ihr Weg führt sie sogar sehr weit und zwar mitten durch den Osten und Zentralasien, quer durch Polen, Russland, Tadschikistan, das Pamir-Gebirge, den Iran, die Türkei. Sprich, ihre Reise belief sich auf 117 Tage und durch 18 verschiedene Länder. So kamen rund 18.000 km zusammen, die sie auf ihrer kleinen 125er Enduro von Honda zurücklegte. In meinen Augen ein Trip, der schon für jüngere Menschen zu einer echten Herausforderung werden kann.
Begleitet wird sie in Abschnitten von einem Film-Team um Johannes Meier und Paul Hartmann. Den Großteil ihrer Reise legte sie jedoch völlig auf sich allein gestellt zurück. Dabei filmte sie ihren Weg mit Handy sowie Helm bzw. einer Action-Cam. Umso weiter sie gen Osten vordringt desto mehr entfernt sie sich von der gewohnten Zivilisation. Die Landschaften werden weiter, aber auch karger und die Natur zeigt ihr wahres Antlitz. An ihrem ersten großen Etappenziel trifft sie erstmalig auf das zuvor genannte Filmteam, die sie ein Stück weit begleiten werden. Ein recht guter Zeitpunkt wie ich meine, da die Natur immer rauer, der Höhenunterschied zunimmt, die Luft dünner und die Reise dadurch entsprechend anstrengender werden wird. Bei ihren doch recht umfangreichen Vorbereitungen, sollte sich das Wetter laut Vorhersagen von einer besseren Seite zeigen. Doch wie das Wetter nun mal so ist, hält sich selten an die Vorhersagen meteorologischer Wetterfrösche. So verschlechtert sich die Wetterlage und wo einst eine Straße war, befindet sich nur noch ein breiter Streifen mit tiefem Matsch. Margots Fahrt wird erheblich erschwert und man kann nur erahnen, was mit ihr noch hätte passieren können, wäre da nicht die Unterstützung von Johannes und Paul gewesen. Die Straßen werden immer unbefahrbarer und Margot muss öfter den einen oder anderen Sturz hinnehmen. Das geht nicht nur auf die Technik, sondern auch entsprechend auf ihre Knochen und somit an ihre Substanz. Als Zuschauer spürt man regelrecht, wie beschwerlich die Wege und wie wichtig die Etappenpausen zum regenerieren werden. Auch eine schwerere Prellung, die sie sich im Verlauf ihrer Tour zuzieht, zwingt sie zu einer wesentlich längeren Auszeit. Aber auch die Angst vor weiteren Stürzen wächst. In dieser Zeit ist das Filmteam nicht an ihrer Seite und man spürt regelrecht ihre Furcht, wieder auf den umgangssprachlich genannten „Bock“ zu steigen. Dennoch springt Margot über ihren Schatten und lässt ihre Dämonen hinter sich. Das muss man ihr lassen, Aufgeben scheint kein Teil ihres Wortschatzes zu sein. Entschädigt, wenn nicht sogar belohnt werden ihre Anstrengungen durch die Landschaften und die Begegnungen. Fernab der Heimat und jeglicher bekannten Zivilisation trifft sie auf Einheimische, die ihr Leben in Einöden mit so gut wie nichts fristen und dennoch irgendwie zufrieden scheinen. In diesen Augenblicken vermute ich, erfährt man Demut und lernt wieder das zu schätzen was man hat.

Fazit:
Kommen wir zum Fazit: Mit „Über Grenzen“ nimmt uns Margot Flügel-Anhalt mit auf ihr „grenzüberschreitendes“ Abenteuer, wobei sich grenzüberschreitend nicht nur auf Landesgrenzen, sondern auch auf das Alter bezieht. Ich muss aber auch zugeben das es natürlich wesentlich höherwertige Dokus über Fernreisen gibt. Die auch mit besserer Technik, einem größeren Team, professionelleren Aufnahmen und was weiß ich nicht alles glänzen können. Auch sind Margots Landschaftsaufnahmen zwar schön anzuschauen, aber auch solche konnte man schon spektakulärer sehen. Aber, im Gegensatz zu diesen, wirkt Margots Reise auf mich wesentlich authentischer. Bis auf die paar Male, wo das Filmteam zu ihr stößt, filmt sie alles nur mit Handy und Helmkamera und ist auch sonst meist auf sich alleine gestellt. Manche Kritiken, über die ich bei meiner Recherche stolperte, bemängelten, dass sie Dank des Filmteams doch nicht ganz so auf sich alleine gestellt war. Und brachten Begriffe wie „Mogeln“ in deren Review mit ein. So wie ich diese Doku erfahren habe, lässt Margot Flügel-Anhalt den Zuschauer bei der Erfüllung ihres Traumes teilhaben, nicht mehr, nicht weniger und stellt sich dabei niemals selbst als die tolle Überlebenskünstlerin dar. Wenn dann Menschen jeglicher Herkunft, sei es das Filmteam, Ortsansässige, Fremde oder sonst wer helfend eingreifen, ist das in meinen Augen völlig legitim. Was mich wiederum persönlich begeisterte ist der Mut, diesen Traum auch in einem höheren Alter auszuleben und dabei eigene und gesellschaftliche Grenzen zu überwinden. Denn während sich andere im Rentenalter nach der nächsten vier oder gar fünf Sterneunterkunft auf südlich gelegenen Inseln umschauen, macht sich eine 64-jährige Frau auf, eine 18.000 km lange Reise in recht entlegene Ecken dieser Welt, um Land und Leute in dieser ihrer Natürlichkeit zu entdecken und zu erleben. Natürlich muss man sich dabei allerlei Widrigkeiten, Gefahren und Problemen stellen und auch die ein oder anderen körperlichen Verletzungen in Kauf nehmen, das steht außer Frage. Dass sie dabei aber auch noch andere Menschen, sprich uns Zuschauer auf diese private und persönliche Erfahrung einlädt und auch emotionale Einblicke gewährt, finde ich wirklich außergewöhnlich und möchte mich für diesen Trip bedanken. Und wer weiß, vielleicht nimmt sie uns auch ein zweites Mal auf eine ihrer Reisen mit, ich wäre als Zaungast sicherlich wieder mit dabei.
Habt ihr diese Doku schon gesehen? Wie habt ihr sie empfunden, hat sie euch gefallen, bejubelt ihr sie oder fandet ihr diese eher bescheiden, wenn nicht sogar schlecht? Teilt es uns in den Kommentaren mit.
Bild & Ton:
Bild und Ton fasse ich dieses Mal zusammen, da sich diese mit professionellen Aufnahmen und Hobby Filmerei mit Handy und Helm-Cam mischen. Die Bilder des Filmteams sind scharf, die Farben und Kontraste sind durchweg ausgewogen. Die Handy- und Action-Cam-Bilder wiederum sind zweckdienlich, das gleiche gilt für den Ton. Dieser entspricht der eingesetzten Handy Technik, reißt aber erwartungsgemäß keine Bäume aus. Aber das muss weder das Bild noch der Ton, entscheidend sind die Eindrücke, die diese vermitteln.
Extras:
- Nicht verwendete Szenen
- Diashow und Lesung
Wie immer möchte ich mich für eure Aufmerksamkeit bedanken und hoffe wir lesen uns bei meinem nächsten Review wieder.
(Marc Maurer)
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Meinung und Fazit:
Fazit:
Bild & Ton: