The Power of the Dog – Streaming-Review | Netflix

The Power of the Dog – Streaming-Review Film 2022 Artikelbild

Seit kurzem kann man „The Power of the Dog “ beim Streamingsender Netflix ansehen und wir haben das Review dazu:

Das von Netflix produzierte und dort auch zu sehende Western-Drama „The Power of the Dog“ von der neuseeländischen Regisseurin Jane Campion, das auf dem gleichnamigen Roman von Thomas Savage aus dem Jahr 1967 basiert, gehört ohne Frage zu den renommiertesten Filmen des Jahres 2021. Bei der ®Oscar-Verleihung 2022 trat „The Power of the Dog“ mit Nominierungen in ganzen 12 Kategorien an – der ®Oscar für die beste Regie ging dann auch an Jane Campion, welche bereits bei der Premiere des Films bei den Internationalen Filmfestspielen in Venedig im September 2021 den Silbernen Löwen in der gleichen Kategorie gewonnen hatte. Wird „The Power of the Dog“ all diesen Gütesiegeln gerecht?

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Cr. KIRSTY GRIFFIN/NETFLIX © 2021

Story:

1925: Im US-Bundesstaat Montana betreiben die Brüder Phil (Benedict Cumberbatch) und George Burbank (Jesse Plemons) die Ranch ihrer Eltern. Bei einem Viehabtrieb kehren sie im Gasthaus der Witwe Rose (Kirsten Dunst) ein. George und Rose verlieben sich rasch ineinander und heiraten bald darauf – sehr zum Missfallen des verbitterten Phil, welcher sich nicht nur Rose, sondern auch ihrem schwächlich und feminin wirkenden Sohn Peter (Kodi Smit-McPhee) gegenüber höchst unanständig verhält…

Eindruck:

„The Power of the Dog“ ist ein Film, der zu einem großen Teil von seinen stark ausgearbeiteten Charakteren lebt. Jede der Hauptfiguren verkörpert einen sorgsam gewählten Figurentypus, welche zueinander im Widerspruch stehen und miteinander kollidieren. Die beiden Brüder könnten unterschiedlicher nicht sein: Phil ist zunächst derb, unfreundlich und ein Misanthrop, George dagegen ruhig, kultiviert und einfühlsam, allerdings auch ein Zauderer, der es allenfalls halbherzig auf die Reihe bekommt, für seine Frau Rose einzustehen. Diese leidet nämlich enorm unter Phils Eskapaden und Unverschämtheiten, bis sie, anstatt sich zur Wehr zu setzen, zunehmend in den Alkohol flüchtet.

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Cr. Courtesy Of Netflix

Es wird deutlich: In „The Power of the Dog“ haben wir es nicht mit irgendwelchen makellosen Figuren ohne Ecken und Kanten zu tun. Stattdessen präsentiert uns der Film real und greifbar wirkenden Menschen, die ihre Fehler und Schwächen, allerdings insbesondere im Falle Phils auch ihre verborgenen Seiten haben, welche man zunächst nicht unbedingt erwarten würde. Das Herzstück der Konfiguration ist das vielschichtige und so manchem Wandel unterliegende Verhältnis zwischen Phil und Roses Sohn Peter. Gerade anhand dieser beiden Charaktere zeigt der Film eindrucksvoll auf, dass Menschen längst nicht immer das sein müssen, was sie im ersten Moment zu sein scheinen. Dass „The Power of the Dog“ herausragend besetzt ist und die namhaften Hauptdarsteller einmal mehr Glanzleistungen vollbringen, tut sein Übriges, um den Charakteren Leben einzuhauchen.

In vielerlei Hinsicht ist „The Power of the Dog“ ein Anti-Mainstream-Film. Wirkliche Spannung wird kaum aufgebaut, er ist von einer nahezu schon entspannenden Ruhe, welche dennoch nie Langeweile aufkommen lässt. Bei all den Themen, welche der Film verhandelt, etwa sexuelle Orientierung, traditionelle Geschlechterrollen oder das Festhalten an der Vergangenheit bei einer sich modernisierenden Gegenwart, sind keine ausschweifenden Erklärungen und erst recht keine mit dem Holzhammer verabreichten Moralisierungen zu erwarten. Es handelt sich stattdessen um einen dieser leider eher seltenen, aber dringend benötigten Filme, welche dem Zuschauer Luft zum Atmen lassen, ihn dazu animieren, sich über das, was auf dem Bildschirm passiert, auch einmal eigene Gedanken zu machen und eigene Schlüsse zu ziehen.

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Passend hierzu sind auch die Dialoge auf das Notwendigste reduziert. Es gibt hier keine langen Expositionen, die genau erläutern, warum sich die Charaktere so verhalten, wie sie es tun – stattdessen lässt „The Power of the Dog“ an vielen Stellen lieber die Bilder sprechen. Auch dies gelingt dem Film vortrefflich. Viele Szenen sind symbolisch aufgeladen, die Drehorte in Neuseeland mit ihren weitläufigen Steppen und Ebenen sorgen zudem für sehr schöne Kulissen. Zusammen mit einem Soundtrack, der vor allem auf atmosphärische Banjo-Musik zurückgreift, entsteht ein stimmiger und authentischer Eindruck von einer vergangenen Zeit, in welcher die Ära des Wilden Westens nachhallte.

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Cr. KIRSTY GRIFFIN/NETFLIX © 2021

Fazit:

Es ist in höchstem Maße bewundernswert, wie „The Power of the Dog“ seinen Weg souverän und selbstbewusst beschreitet und sich den vor allem erzählerischen Konventionen des Mainstream-Films entzieht. Die zurückhaltende und subtile Art des Films lässt ihn nicht minder eindrucksvoll und aussagekräftig erscheinen – ganz im Gegenteil. Mit „The Power of the Dog“ gewann Jane Campion den ®Oscar für die beste Regie völlig zu Recht, verdient gehabt hätte der Film jedoch noch mehr als nur diesen einen.

 

Hier erhältlich:

(Pascal Weber)
© Bilder und Trailer: Netflix – Alle Rechte vorbehalten!

Bewertungen: 4.9 / 5. 850

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