
Zunächst zur optischen Seite von „Trüberbrook“, die wirklich etwas Besonderes bietet. Alle Hintergründe bzw. Sets wurden in mühsamer Kleinarbeit von der Crew handgefertigt. Ähnlich wie in den Aardman-Serien „Wallace & Grommit“ oder „Shaun – Das Schaf“ wurden somit kleine Puppenhausmäßige Szenerien geschaffen. Die Figuren wurden später digital in die Sets eingearbeitet und animiert. Die Animationen der einzelnen Figuren sind auch durchaus gelungen und passen ins Gesamtbild. Allerdings muss man auch erwähnen, dass durch die vielfache digitale Nachbearbeitung viele Szenen ihre dritte Dimension verloren haben und eher zweidimensional wirken. Es gibt leider generell nicht allzu viel verschiedenen Settings. Oftmals besuchen unsere Helden denselben Ort nur zu einer anderen Tageszeit.


Auf der Suche nach seinen Aufzeichnungen trifft unser Hans auf die Wissenschaftlerin Gretchen, die alte Völker und Riten untersucht und in den umliegenden Wäldern von „Trüberbrook“ eine alte Kultstätte vermutet. Auf ihrer gemeinsamen Suche nach den verschwundenen Aufzeichnungen und der Kultstätte durchstreifen die beiden diverse Locations in- und um „Trüberbrook“ herum. Die Hauptcharaktere werden per Analog-Stick durch die einzelnen Szenen gesteuert und mit dem Analogen Steuerkreuz werden die notwendigen Befehle zum Nutzen oder Verbinden von Objekten durchgeführt. Über eine der Schultertasten lassen sich alle Objekte innerhalb der Szene die genutzt oder betrachtet werden können, sichtbar machen. Ein nettes Gimmick, wenn man einer Stelle nicht mehr weiterkommt.

Alle Figuren, die man trifft, haben einen gewissen Charme, aber es fehlt der besondere Kick, sie wirken austauschbar und bleiben leider nicht lange im Gedächtnis. Auch Anspielungen wie z.B. ein Wachroboter mit einer sonoren Stimme, der einen nur durch die verschlossene Tür lassen will, wenn er mit ihm bekannt gemacht wurde (klingt irgendwie nach HAL – aus Stanley Kubrick´s „Space Odyssee“) wirken gewollt aber irgendwie nicht gekonnt. Die Rätsel im Spiel sind stellenweise ebenfalls zu abstrakt. Oder würdet ihr darauf kommen, um einen Sumpf zu überqueren, Mülltonnendeckel zu verwenden? Oder wie schafft man es zum Teufel ein Hochstromkabel bei einer defekte Seilbahnstation zu überbrücken? Vielleicht kann ja das Denkmal im Ort irgendwie zur Lösung beitragen…

Aber die Rätsel sind mir an einigen Stellen zu abstrakt und unlogisch. Die Figuren wirken, als ob man versucht hätte, Anleihen bei Guybrush Treepwood sowie „Maniac Mansion – Day of the Tentacle“ zu nehmen und diese kurzerhand in ein deutsches Mystery-Setting zu verpacken. Dies gelingt aber aus meiner Sicht nicht wirklich – vieles im Spiel wirkt wie ein bunter Genre-Mix aus Mystery, Science-Fiction und einer kruden Spur Lucas-Arts-Humor, der nicht richtig funktionieren will und stellenweise auch durch das lahme Spieltempo und die schleppende Hauptstory ermüdet. Das soll aber nicht bedeuten, dass „Trüberbrook“ ein komplett schlechtes Spiel ist.Trotz der Kritik hatte ich beim Spielen von „Trüberbrook“ auch Spaß – das liegt an den detailverliebten, handgebauten Kulissen, der interessanten Story und an den tollen Sprechern Nora Tschirner und Jan Böhmermann.
Am Ende bleibt „Trüberbrook“ ein nettes, durchschnittliches Adventure für zwischendurch – es ist aber leider nicht die Renaissance der Point-and-Click-Adventures.
(Michael Schröder)