Das Haus der Vergessenen (Limited Mediabook Edition) – Blu-ray Review | Koch Films | 12.12.2019

Das Haus der Vergessenen Review

„Sind da wirklich Menschen unter der Treppe?“

Da haus der Vergessenen Mediabook Film Shop kaufenVielleicht habe ich zu viele Wes Craven – Filme in zu jungen Jahren gesehen, aber seine Werke hatten und haben einen großen Einfluss auf meinen Filmgeschmack. In der Tat sind Cravens (sowie selbstverständlich auch Raimis und Carpenters) Filme ein wichtiger Grund, warum ich mich überhaupt im Genre der Horrorfilme so wohl fühle.

Aber genug von mir, widmen wir uns doch lieber dem Review zu „Das Haus der Vergessenen“ (im Original „The people under the stairs“), welcher bereits vor längerer Zeit schon als schickes Limited Edition Blu-ray Mediabook (inkl. 2 DVDs) im Vertrieb von Koch Media in den hiesigen Handel landete.

Story:

Der aus ärmsten Verhältnissen stammende Pointdexter (Brandon Adams aus Michael Jacksons „Moonwalker“) geht auf Raubzug, um Geld für seine kranke Mutter zu besorgen. Gemeinsam mit zwei Einbrechern macht er sich auf ins schaurige Haus der reichen Robesons (dargestellt von dem famosen Twin Peaks-Paar Everett McGill und Wendy Robie) – und damit seinem Spitznamen „Fool“ alle Ehre: Das Haus entpuppt sich als regelrechte Festung, aus der es kein Entkommen gibt. Bei den Besitzern handelt es sich offensichtlich um ein mordlüsternes, geisteskrankes Geschwisterpaar mit kannibalischen Neigungen.

In Cravens Portfolio geht „Das Haus der Vergessenen“ neben den berühmten „Nightmare on Elm Street“ – Teilen, der bahnbrechenden „Scream“ Reihe und dem Exploitation-Klassiker „The Hills Have Eyes“ oft unter. Obwohl der Film besonders unter den Hardcore-Horror-Fans sicherlich seine Anhänger hat, scheint dies ein weitgehend unterbewerteter Titel in seinem Lebenslauf zu sein. Vielleicht liegt es auch daran, dass man ihn nur schwer einordnen kann, denn er bewegt sich geschickt von Terror über Komödie bis hin zu doppeldeutiger Sozialkritik, der wunderbar in einen verrückten Low-Budget-Horrorfilm verpackt wurde.

Das Haus der Vergessenen ReviewDas Haus der Vergessenen“ zeigt Cravens Können als Geschichtenerzähler (er schrieb auch das Drehbuch dazu) und Filmemacher, denn all diese oben genannten Elemente verbinden sich gut und ergänzen sich später auf unerwartete Weise. In vielerlei Hinsicht dient der Film auch als Brücke zwischen Cravens früheren Filmen im Low-Budget-Exploitation-Stil und seinen späteren aufpolierten Filmen.

Obwohl es als Zuschauer heutzutage auf den ersten Blick ein wenig irritierend sein kann, all diese scheinbar unterschiedlichen Fäden in Einklang zu bringen, ist Wes Cravens Werk von 1991, der sich einer einfachen Kategorisierung entzieht, auch heute noch absolut empfehlenswert, da viele erschreckende Bilder auch nach dem Abspann noch im Gedächtnis herumgeistern. Fan von überspitzter Darstellung, wie zum Beispiel der von Bruce Campbell in den „Tanz der Teufel“ – Teilen und geschickt platzierter Gesellschaftssatire sollte man aber schon sein, um seinen Spaß am Film zu haben. Nur so entfaltet er auch seine bewusst trashige Wirkung. So oder so,Das Haus der Vergessenen“ ist sicherlich einer der originellsten, abgefahrensten und ungewöhnlichsten Filme des Regisseurs.

Das Haus der Vergessenen ReviewErst im Jänner 2018 wurde der Film vom Index gestrichen und bekam eine neue FSK 16 Wertung spendiert. Die Wertung geht auch vollkommen in Ordnung, da er, im Vergleich zu Cravens anderen Titeln, recht harmlos und fast blutarm daherkommt, was nun bitte nicht als Kritik gesehen werden soll. Das Haus der Vergessenen“ ist zwar bei weitem kein Meisterwerk, bietet Genrefreunden aber solide Unterhaltung, auch wenn man im Jahr 2019 durch die sogenannten und gut vergleichbaren Home-Invasion Filme sicher blutigere, modernere und wesentlich erschreckendere Bilder gewohnt ist.

Bild:

Der Film wird in seinem ursprünglichen fast bildschirmfüllenden original Seitenverhältnis 1,85:1 präsentiert. Die Außenaufnahmen bei Tageslicht bieten eine hervorragende Auflösung, die Bäume und das Haus der Robesons sehr detailliert darstellt. Auch im Haus lassen sich in den dunklen Bereichen die Maserung vom Holz oder kleinere antike Objekte gut ausmachen.

Der Kontrast ist auch gut ausbalanciert und angenehm hell. Er zeigt klare Weißtöne und starke Schwarzwerte mit guter Durchzeichnung. Feines Filmkorn ist stets präsent, fällt aber leider in ganz wenigen dunklen Szenen unangenehm und unruhig auf. Für das Alter des Filmes und unter Berücksichtigung des Ausgangsmaterials geht das Bild der Blu-ray aber mehr als in Ordnung und bietet gegenüber der DVD einen sichtlichen Mehrwert.

Das Haus der Vergessenen ReviewTon:

  • Deutsch DTS-HD MA 2.0 (Blu-ray)
  • Englisch DTS-HD MA 2.0 (Blu-ray)
  • Deutsch Dolby Digital 2.0 (DVD)
  • Englisch Dolby Digital 2.0 (DVD)

Tja, was soll man 2019 schon von einer Stereo-Tonspur erwarten, außer, dass man den Dialogen jederzeit folgen kann? Und das kann man definitiv, auch wenn die Gespräche ab und an muffig und dumpf erklingen. Der Ton bringt leider auch zu wenig Druck mit, denn wenn „Daddy“ in seinem (überaus lächerlichen) S/M-Outfit mit unzähligen Schießeisen Löcher in sein eigenes Haus ballert, fehlt einfach der gewisse Punch und lässt so, zumindest akustisch, die Schüsse verpuffen. Schade auch, dass bei einem Film von 1991 die hinteren Lautsprecher nicht mitmischen dürfen, denn gerade die Tatsache, dass in den bewohnten (Zwischen)Wänden des Hauses sehr oft Geräusche und Schreie zu hören sind, hätten dem Film zu wesentlich mehr Atmosphäre verholfen.

Extras:

  • 20 seitiges Booklet
  • kompletter Film auch auf DVD enthalten
  • Audiokommentar mit Wes Craven
  • Audiokommentar mit Brandon Adams, A.J. Langer, Sean Whalen & Yan Birch
  • „What Lies Beneath“ – Interviews mit Special Make-up Effects Artists Greg Nicotero, Howard Berger & Robert Kurtzman
  • „House Of Horrors“ – Interview mit Kameramann Sandi Sissel
  • „Setting The Score“ – Interview mit Komponist Don Peake
  • „House Mother“ – Interview mit Wendy Robie
  • Making of
  • Bildergalerie
  • Trailer

Das Haus der Vergessenen ReviewGanz besonders hervorheben möchte ich den Audiokommentar mit Wes Craven selbst, der recht unterhaltsam und informativ geraten ist. Leider wurden beide Audiokommentare nicht untertitelt und sind somit nur Fans zu empfehlen, die der englischen Sprache mächtig sind.

Ebenfalls gibt es da das fast 20-minütige Interview mit Schauspielerin Wendy Robie, die einen Einblick in ihre Entstehungsgeschichte und ihre Karriere im Allgemeinen gibt. Obendrein erzählt sie auch noch viel über Twin Peaks, was so oder so als ein Bonus gewertet werden darf.

Ein weiteres langes Feature befasst sich mit den Spezialeffekten von „Das Haus der Vergessenen“ und bietet umfangreiche Interviews mit den Special-Make-up-Legenden Howard Berger, Robert Kurtzman und Greg Nicotero, die sich auch an die Auswirkungen des Films auf ihre Karriere erinnern.

Abgerundet wird das ganze durch eine Sammlung von Original-Storyboards, ein Vintage-Making-of, einige Aufnahmen hinter den Kulissen, eine Galerie mit Fotos aus der Produktion, den Original-Trailer (SD) und einige TV-Spots (SD).

Fazit:

Während das Bild, gemessen am Alter und des Ausgangsmaterials, auch heute noch mit einer soliden Schärfe, natürlichen Farben und gutem Schwarzwert überzeugen kann, schafft es der (gelegentliche) dumpfe 2.0 Ton leider nicht übers Mittelfeld hinaus.

Dafür punktet das Mediabook mit einer Vielzahl von interessanten Bonusfeatures.

Wes Craven´s „Das Haus der Vergessenen“ ist ein unterschätzter Genre-Beitrag, der neben seinem verstörenden Trash-Faktor auch einige gesellschaftskritische Seitenhiebe zu bieten hat. Fans dürfen zugreifen.

Testgeräte:

TV: LG OLED 55C8PLA
Player: Sony UBP X-700
AV-Receiver: Denon AVR X-1500 H
Lautsprecher: Teufel Motiv 6 (5.1)
Atmos Lautsprecher: Teufel Reflekt (Front Height)

(Alexander Gabler)

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Bewertungen: 4.6 / 5. 461

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