Alles in bester Ordnung: Eine Reise durch Erinnerung, Verlust und die Suche nach Ordnung im Chaos
In der tiefgründigen und bewegenden Tragikomödie „Alles in bester Ordnung“ entführt uns Regisseurin Natja Brunckhorst in das Leben des Künstlers Marcs, dessen Welt durch den Verlust seiner Frau Valerie aus den Fugen gerät. Der Film, der sich zwischen berührender Trauerbewältigung und humorvollen Momenten bewegt, ist ein sensibles Porträt eines Mannes, der versucht, im Angesicht des größten Schmerzes Ordnung und Sinn wiederzufinden.
Die Geschichte: Ein Leben im Ausnahmezustand
Marc, überzeugend verkörpert von Corinna Harfouch, ist ein gefeierter Aktionskünstler, dessen Leben von Kreativität, Spontaneität und einem gewissen Maß an Chaos geprägt ist. Zusammen mit seiner Frau Valerie lebte er ein unkonventionelles, aber erfülltes Leben. Valeries plötzlicher Tod reißt jedoch ein tiefes Loch in Marcs Existenz. Er ist nicht nur mit dem Schmerz des Verlustes konfrontiert, sondern auch mit der überwältigenden Aufgabe, ihr gemeinsames Leben neu zu ordnen – ein Leben, das nun ohne sie weitergehen muss.
Überfordert von den praktischen Dingen des Alltags und dem emotionalen Chaos, das in ihm tobt, beschließt Marc, die Wohnung, die er mit Valerie teilte, originalgetreu zu konservieren. Jedes Möbelstück, jeder Gegenstand, jede Erinnerung soll an ihrem Platz bleiben, als wäre Valerie nur kurz abwesend. Er engagiert ein Team von Restauratoren, die unter der Leitung von Mika, gespielt von Daniel Sträßer, damit beginnen, die Wohnung in ein lebendiges Museum zu verwandeln. Was als Akt der Liebe und des Gedenkens beginnt, entwickelt sich jedoch bald zu einer obsessiven Suche nach Kontrolle und einer Flucht vor der Realität.
Ein Balanceakt zwischen Trauer und Komik
„Alles in bester Ordnung“ ist kein klassischer Trauerfilm. Vielmehr gelingt es Brunckhorst, die Schwere des Themas mit einer feinen Prise Humor aufzulockern. Die skurrilen Situationen, die sich aus Marcs ungewöhnlichem Vorhaben ergeben, sorgen für unerwartete Lacher und erleichtern es dem Publikum, sich mit dem Protagonisten zu identifizieren. Die Interaktionen zwischen Marc und den Restauratoren, insbesondere Mika, sind von einer entwaffnenden Ehrlichkeit und einem subtilen Humor geprägt, der den Film so besonders macht.
Der Film scheut sich nicht, die Absurdität des Lebens und die menschliche Unfähigkeit, mit dem Tod umzugehen, aufzuzeigen. Marcs Versuch, die Vergangenheit einzufrieren, ist letztendlich zum Scheitern verurteilt. Er muss lernen, dass Erinnerungen lebendig bleiben, auch wenn sich die Welt um ihn herum verändert. Er muss sich dem Schmerz stellen, um loslassen und einen neuen Weg finden zu können.
Die Charaktere: Vielschichtige Figuren mit Ecken und Kanten
Die Stärke des Films liegt zweifellos in seinen authentischen und vielschichtigen Charakteren. Marc ist keine perfekte Figur. Er ist exzentrisch, egozentrisch und oft ratlos. Doch gerade seine Unvollkommenheit macht ihn so menschlich und nahbar. Corinna Harfouch brilliert in der Rolle des trauernden Künstlers und verleiht ihm eine Tiefe und Verletzlichkeit, die berührt.
Auch die Nebenfiguren sind liebevoll gezeichnet und tragen zur Vielschichtigkeit der Geschichte bei. Mika, der junge Restaurator, ist ein Gegenpol zu Marcs chaotischer Persönlichkeit. Er ist pragmatisch, einfühlsam und versucht, Marc mit beiden Beinen auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen. Die Beziehung zwischen den beiden entwickelt sich im Laufe des Films zu einer ungewöhnlichen Freundschaft, die von gegenseitigem Respekt und Verständnis geprägt ist.
Valerie, obwohl sie nur in Rückblenden und Erinnerungen präsent ist, spielt eine entscheidende Rolle in der Geschichte. Sie wird als warmherzige, lebensfrohe Frau dargestellt, deren Verlust eine unüberbrückbare Lücke hinterlässt. Ihre Anwesenheit ist in jedem Raum spürbar, in jedem Gegenstand, den Marc konservieren möchte.
Die Inszenierung: Eine Hommage an die Schönheit des Alltags
Natja Brunckhorst beweist mit „Alles in bester Ordnung“ ihr Talent als Regisseurin und Drehbuchautorin. Sie erzählt die Geschichte mit viel Fingerspitzengefühl und einem Blick für die kleinen, unscheinbaren Details des Lebens. Die Inszenierung ist unaufgeregt, aber dennoch eindringlich. Die Kamera fängt die Atmosphäre der Wohnung perfekt ein und lässt den Zuschauer in Marcs Welt eintauchen.
Die Farbpalette des Films ist dezent und zurückhaltend, was die melancholische Stimmung der Geschichte unterstreicht. Die Musik von Karim Sebastian Elias ist einfühlsam und untermalt die emotionalen Momente auf subtile Weise. Die Dialoge sind pointiert und authentisch, und die Schauspieler überzeugen durch ihre natürliche Spielweise.
Themen und Motive: Eine Auseinandersetzung mit den großen Fragen des Lebens
„Alles in bester Ordnung“ ist mehr als nur ein Film über Trauerbewältigung. Er ist eine Auseinandersetzung mit den großen Fragen des Lebens: Wie gehen wir mit Verlust um? Wie finden wir Sinn im Chaos? Wie können wir die Vergangenheit loslassen, ohne sie zu vergessen?
Der Film thematisiert die Bedeutung von Erinnerungen und die Schwierigkeit, mit ihnen umzugehen. Marc versucht, die Vergangenheit zu konservieren, um Valerie nicht zu vergessen. Doch er muss erkennen, dass Erinnerungen lebendig bleiben, auch wenn sich die Umstände ändern. Er muss lernen, die Vergangenheit anzunehmen und loszulassen, um Platz für Neues zu schaffen.
Ein weiteres wichtiges Thema des Films ist die Suche nach Ordnung im Chaos. Marc ist ein Künstler, dessen Leben von Kreativität und Spontaneität geprägt ist. Doch nach Valeries Tod verliert er den Halt und versucht, durch die Konservierung der Wohnung Kontrolle zurückzugewinnen. Er muss jedoch erkennen, dass das Leben unvorhersehbar ist und dass es keine absolute Ordnung gibt. Er muss lernen, das Chaos anzunehmen und darin seinen eigenen Weg zu finden.
Die Botschaft: Hoffnung und die Kraft der Veränderung
Trotz der Schwere des Themas ist „Alles in bester Ordnung“ ein Film voller Hoffnung. Er zeigt, dass es auch nach dem größten Verlust möglich ist, wieder ins Leben zurückzufinden. Er zeigt, dass Trauer ein individueller Prozess ist und dass es keinen richtigen oder falschen Weg gibt, damit umzugehen.
Der Film ermutigt dazu, sich dem Schmerz zu stellen und sich nicht vor den eigenen Gefühlen zu verstecken. Er zeigt, dass es wichtig ist, sich Hilfe zu suchen und sich mit anderen Menschen auszutauschen. Er zeigt, dass es auch in den dunkelsten Stunden noch Lichtblicke gibt und dass die Liebe stärker ist als der Tod.
Letztendlich ist „Alles in bester Ordnung“ ein Film über die Kraft der Veränderung. Er zeigt, dass das Leben immer weitergeht, auch wenn wir es uns nicht vorstellen können. Er zeigt, dass wir uns anpassen und neue Wege finden müssen, um mit den Herausforderungen des Lebens umzugehen. Er zeigt, dass wir aus unseren Erfahrungen lernen und gestärkt daraus hervorgehen können.
Fazit: Ein berührender Film, der lange nachwirkt
„Alles in bester Ordnung“ ist ein beeindruckender Film, der lange nachwirkt. Er ist ein sensibles Porträt eines Mannes, der versucht, mit dem Verlust seiner Frau umzugehen und seinen Platz im Leben neu zu finden. Der Film ist humorvoll, berührend und tiefgründig und regt zum Nachdenken über die großen Fragen des Lebens an.
Corinna Harfouch liefert eine herausragende Leistung und verkörpert Marc mit einer Tiefe und Verletzlichkeit, die berührt. Auch die Nebendarsteller überzeugen durch ihre authentische Spielweise. Natja Brunckhorst beweist mit diesem Film ihr Talent als Regisseurin und Drehbuchautorin und schafft ein Werk, das sowohl unterhält als auch berührt.
Wenn Sie auf der Suche nach einem Film sind, der Sie zum Lachen, zum Weinen und zum Nachdenken bringt, dann sollten Sie sich „Alles in bester Ordnung“ unbedingt ansehen. Es ist ein Film, der Sie nicht unberührt lassen wird.
Auszeichnungen (Beispielhaft)
Auszeichnung | Jahr | Kategorie | Ergebnis |
---|---|---|---|
Deutscher Filmpreis | 2021 | Beste Hauptdarstellerin (Corinna Harfouch) | Nominiert |
Filmfest München | 2020 | Bester Film | Nominiert |
Besetzung
- Corinna Harfouch als Marc
- Daniel Sträßer als Mika
- Christine Schorn als Marcs Mutter
- Nicole Heesters als Nachbarin