Do the Right Thing: Ein Meisterwerk über Rasse, Hitze und die Eskalation eines Sommers
Spike Lees „Do the Right Thing“ ist mehr als nur ein Film; es ist ein kulturelles Phänomen, ein Spiegelbild der amerikanischen Gesellschaft und eine schonungslose Auseinandersetzung mit Rasse, Vorurteilen und sozialer Ungerechtigkeit. Der Film, der 1989 in die Kinos kam, spielt an einem einzigen, brütend heißen Tag im New Yorker Stadtteil Bedford-Stuyvesant und entfaltet eine Geschichte, die von subtilen Spannungen bis zu explosiver Gewalt reicht. „Do the Right Thing“ ist nicht nur ein Film, sondern ein immersives Erlebnis, das den Zuschauer emotional packt, zum Nachdenken anregt und noch lange nach dem Abspann im Gedächtnis bleibt.
Ein Schmelztiegel der Kulturen unter der sengenden Sonne
Die Handlung von „Do the Right Thing“ konzentriert sich auf die multikulturelle Nachbarschaft rund um Sal’s Famous Pizzeria, dem Dreh- und Angelpunkt des Viertels. Sal (Danny Aiello), ein italienisch-amerikanischer Einwanderer, betreibt die Pizzeria seit 25 Jahren und ist eine feste Größe in der Community. Seine Söhne, der rassistische und aufbrausende Pino (John Turturro) und der gutmütige Vito (Richard Edson), arbeiten ebenfalls im Familienbetrieb. Mookie (Spike Lee), ein junger Afroamerikaner, liefert Pizzen für Sal aus und versucht, sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser zu halten.
Neben Sal’s Pizzeria bevölkern zahlreiche weitere Charaktere die Szenerie, die alle auf ihre Weise die Vielfalt und die Konflikte der Nachbarschaft widerspiegeln. Da ist Radio Raheem (Bill Nunn), ein stämmiger Mann, der stets mit seinem Ghettoblaster unterwegs ist und Public Enemy’s „Fight the Power“ in ohrenbetäubender Lautstärke abspielt. Es gibt den betrunkenen Da Mayor (Ossie Davis), der versucht, Frieden zu stiften, und Mother Sister (Ruby Dee), die von ihrem Fenster aus das Geschehen beobachtet und kommentiert. Und natürlich Buggin‘ Out (Giancarlo Esposito), der den Konflikt um die „Wall of Fame“ in Sal’s Pizzeria entfacht.
Die sengende Hitze des Sommers ist nicht nur ein atmosphärisches Element, sondern auch ein Symbol für die steigende Anspannung und die unterschwelligen Konflikte, die in der Luft liegen. Die Charaktere schwitzen, sind gereizt und reagieren schneller als sonst. Die Hitze verstärkt die Emotionen und trägt maßgeblich zur Eskalation der Ereignisse bei.
Der Auslöser: Eine Frage der Repräsentation
Der Konflikt in „Do the Right Thing“ entzündet sich an einem scheinbar banalen Detail: Buggin‘ Out ist empört darüber, dass in Sal’s Pizzeria, die sich in einem afroamerikanisch geprägten Viertel befindet, ausschließlich Bilder von italienisch-amerikanischen Berühmtheiten hängen. Er fordert Sal auf, auch Bilder von schwarzen Persönlichkeiten aufzuhängen, wird jedoch abgewiesen. Dieser Vorfall ist der Auslöser für eine Kette von Ereignissen, die schließlich in Gewalt und Zerstörung münden.
Buggin‘ Out organisiert einen Boykott gegen Sal’s Pizzeria und versucht, andere Bewohner des Viertels zum Mitmachen zu bewegen. Seine Bemühungen stoßen jedoch nicht überall auf Zustimmung. Einige Bewohner sind mit Sal befreundet oder schätzen seine Pizzeria, während andere sich einfach nicht in den Konflikt einmischen wollen. Die Situation eskaliert, als Radio Raheem und Mookie sich Buggin‘ Out anschließen und in der Pizzeria für Unruhe sorgen. Sal verliert die Beherrschung und zerstört Radio Raheems Ghettoblaster, woraufhin eine Schlägerei ausbricht.
Eine Tragödie und ihre Folgen
Die Polizei greift ein und versucht, die Situation zu beruhigen. Im Tumult wird Radio Raheem von einem Polizisten erwürgt. Sein Tod löst eine Welle der Empörung und des Zorns in der Nachbarschaft aus. Die Bewohner sehen in Radio Raheems Tod ein Beispiel für rassistische Polizeigewalt und eine lange Geschichte von Ungerechtigkeit und Diskriminierung. In ihrer Wut wenden sie sich gegen Sal’s Pizzeria und setzen sie in Brand. Mookie wirft den ersten Mülltonnen in das Fenster und facht so die Gewalt noch weiter an.
Die Zerstörung von Sal’s Pizzeria ist ein dramatischer Höhepunkt des Films und ein Ausdruck der tiefen Frustration und des angestauten Zorns der Bewohner. Die Pizzeria, die einst ein Symbol für Zusammenhalt und Gemeinschaft war, wird nun zum Ziel des kollektiven Zorns. In den darauffolgenden Stunden steht das Viertel Kopf. Nach dem Brand werden Spannungen und das Erlebte diskutiert und der Verlust betrauert.
Mehrdeutigkeit und offene Fragen
„Do the Right Thing“ ist kein Film, der einfache Antworten liefert. Der Titel selbst ist ironisch und fordert den Zuschauer auf, sich selbst die Frage zu stellen, was in dieser Situation „das Richtige“ gewesen wäre. Spike Lee verzichtet bewusst auf eine moralische Bewertung der Ereignisse und lässt den Zuschauer mit einer Reihe von Fragen zurück:
- War Mookies Wurf der Mülltonne in das Fenster von Sal’s Pizzeria eine gerechte Reaktion auf den Tod von Radio Raheem, oder hat er die Situation noch verschlimmert?
- Hätte Sal anders handeln können, um den Konflikt zu vermeiden?
- Trägt die Polizei eine Mitschuld an der Eskalation der Gewalt?
- Gibt es eine Möglichkeit, die Rassenkonflikte in der amerikanischen Gesellschaft zu überwinden?
Der Film endet mit zwei Zitaten, die unterschiedliche Perspektiven auf Gewalt und soziale Gerechtigkeit repräsentieren. Das erste Zitat stammt von Martin Luther King Jr., der sich gegen Gewalt als Mittel zur Lösung von Konflikten ausspricht. Das zweite Zitat stammt von Malcolm X, der Gewalt als legitime Form der Selbstverteidigung ansieht.
Ein Film, der noch immer relevant ist
Obwohl „Do the Right Thing“ vor über 30 Jahren gedreht wurde, hat er nichts von seiner Aktualität verloren. Die Themen, die der Film anspricht – Rasse, Vorurteile, Polizeigewalt, soziale Ungerechtigkeit – sind heute genauso relevant wie damals. „Do the Right Thing“ ist ein Spiegelbild der amerikanischen Gesellschaft und eine Mahnung, dass die Rassenkonflikte noch lange nicht überwunden sind.
Die schauspielerischen Leistungen und die Regie
Die schauspielerischen Leistungen in „Do the Right Thing“ sind durchweg herausragend. Spike Lee selbst überzeugt als Mookie, Danny Aiello verkörpert Sal mit vielschichtiger Menschlichkeit, John Turturro spielt den rassistischen Pino mit erschreckender Glaubwürdigkeit, und Bill Nunn beeindruckt als Radio Raheem mit seiner stoischen Präsenz. Auch die Nebenrollen sind hervorragend besetzt und tragen maßgeblich zur Authentizität des Films bei.
Spike Lees Regie ist brillant und innovativ. Er verwendet eine Vielzahl von filmischen Techniken, um die Atmosphäre des Films zu verstärken und die Emotionen der Charaktere zu verdeutlichen. Die farbenfrohe Kameraführung, die dynamische Musik und der schnelle Schnitt tragen dazu bei, dass der Zuschauer in die Welt von Bedford-Stuyvesant eintaucht und die Hitze und die Anspannung förmlich spüren kann.
Einfluss und Vermächtnis
„Do the Right Thing“ hat einen enormen Einfluss auf die Filmgeschichte und die Popkultur gehabt. Der Film hat eine Debatte über Rasse, Gewalt und soziale Gerechtigkeit angestoßen und zahlreiche andere Filmemacher inspiriert, sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen. „Do the Right Thing“ ist ein Meilenstein des Independent-Kinos und ein wichtiger Beitrag zur amerikanischen Filmgeschichte.
Der Film wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter eine Oscar-Nominierung für das beste Originaldrehbuch. Spike Lee hat mit „Do the Right Thing“ bewiesen, dass er einer der wichtigsten und einflussreichsten Filmemacher seiner Generation ist.
Fazit: Ein Muss für jeden Filmliebhaber
„Do the Right Thing“ ist ein Film, den man gesehen haben muss. Er ist provokant, emotional, inspirierend und regt zum Nachdenken an. Der Film ist nicht immer leicht zu ertragen, aber er ist wichtig und relevant. „Do the Right Thing“ ist ein Meisterwerk, das noch lange nach dem Abspann im Gedächtnis bleibt.
Die wichtigsten Darsteller und ihre Rollen
Darsteller | Rolle | Beschreibung |
---|---|---|
Spike Lee | Mookie | Ein junger Afroamerikaner, der Pizzen ausliefert und versucht, seinen Platz im Leben zu finden. |
Danny Aiello | Sal | Der italienisch-amerikanische Besitzer von Sal’s Famous Pizzeria, der seit 25 Jahren im Viertel lebt. |
John Turturro | Pino | Sals ältester Sohn, der rassistische Vorurteile hat und mit dem Viertel hadert. |
Bill Nunn | Radio Raheem | Ein stämmiger Mann, der stets mit seinem Ghettoblaster unterwegs ist und für seine Überzeugungen einsteht. |
Giancarlo Esposito | Buggin‘ Out | Ein Aktivist, der den Boykott gegen Sal’s Pizzeria initiiert und für seine Rechte kämpft. |
Ossie Davis | Da Mayor | Ein betrunkener Mann, der versucht, Frieden zu stiften und die Gemeinschaft zusammenzuhalten. |
Ruby Dee | Mother Sister | Eine weise Frau, die von ihrem Fenster aus das Geschehen beobachtet und kommentiert. |