Hexen bis aufs Blut gequält: Ein verstörendes Meisterwerk über Hexenverfolgung und religiösen Fanatismus
„Hexen bis aufs Blut gequält“, auch bekannt unter dem Originaltitel „Mark of the Devil“, ist ein österreichisch-deutscher Horrorfilm aus dem Jahr 1970, der sich mit der Thematik der Hexenverfolgung im 17. Jahrhundert auseinandersetzt. Unter der Regie von Michael Armstrong (teilweise ersetzt durch Adrian Hoven) entstand ein Film, der nicht nur durch seine explizite Gewaltdarstellung schockierte, sondern auch durch seine kritische Auseinandersetzung mit religiösem Fanatismus und der Macht der Institution Kirche.
Handlung: Eine Spirale aus Gewalt und Wahnsinn
Der Film spielt im mittelalterlichen Österreich, einer Zeit, in der Aberglaube und religiöser Eifer das Leben der Menschen bestimmten. Graf Cumberland, ein vom Papst eingesetzter Hexenjäger, reist mit seinem Gehilfen Albino von Ravenstein durch die Lande, um vermeintliche Hexen aufzuspüren und zu bestrafen. Albino, ein junger und idealistischer Mann, hegt zunächst den Glauben, im Dienste der Gerechtigkeit zu stehen.
Doch schon bald muss Albino erkennen, dass die Jagd auf Hexen in Wahrheit ein perfides Spiel ist, das von Korruption, Machtmissbrauch und sadistischen Neigungen geprägt ist. Cumberland und sein Folterknecht verbünden sich mit dem skrupellosen Landvogt, der die Hexenprozesse nutzt, um sich zu bereichern und unliebsame Personen aus dem Weg zu räumen. Unschuldige Frauen werden aufgrund von Denunziationen, Aberglauben oder persönlicher Rache angeklagt, gefoltert und schließlich auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
Albino wird Zeuge unvorstellbarer Grausamkeiten. Er sieht, wie Frauen ohne Beweise gefoltert werden, bis sie gestehen, mit dem Teufel im Bunde zu sein. Er erkennt, dass die „Hexen“ in Wahrheit Opfer einer von Angst und Intoleranz geprägten Gesellschaft sind. Als er versucht, gegen die Ungerechtigkeiten vorzugehen, gerät er selbst in den Fokus der Hexenjäger.
Die Situation eskaliert, als Albinos junge Frau Vanessa, die er vor den Nachstellungen des Landvogts beschützen wollte, ebenfalls der Hexerei beschuldigt wird. Albino ist gezwungen, alles zu riskieren, um Vanessa und sich selbst vor dem sicheren Tod zu retten. Doch je tiefer er in den Sumpf aus Gewalt und Wahnsinn eintaucht, desto mehr verliert er die Kontrolle über die Situation. Er muss erkennen, dass die Macht der Hexenjäger allgegenwärtig ist und dass es fast unmöglich ist, sich gegen sie zu wehren.
Die Figuren: Zwischen Opfer und Täter
„Hexen bis aufs Blut gequält“ zeichnet sich durch seine vielschichtigen Charaktere aus, die zwischen Opfer und Täter changieren und die moralische Ambivalenz der damaligen Zeit widerspiegeln:
- Graf Cumberland: Der sadistische Hexenjäger verkörpert die Macht der Institution Kirche und den religiösen Fanatismus, der die Hexenverfolgung antreibt. Er ist ein Mann ohne Gewissen, der seine Position missbraucht, um seine sadistischen Neigungen auszuleben.
- Albino von Ravenstein: Der idealistische Gehilfe des Hexenjägers ist zunächst von der Richtigkeit seiner Mission überzeugt. Doch im Laufe der Handlung wird er Zeuge der Grausamkeiten und Ungerechtigkeiten und entwickelt sich zu einem Kämpfer gegen die Hexenverfolgung.
- Vanessa: Die junge Frau Albinos wird unschuldig der Hexerei beschuldigt und muss die Hölle der Folterqualen durchleiden. Sie steht stellvertretend für die unzähligen Frauen, die Opfer der Hexenverfolgung wurden.
- Der Landvogt: Der korrupte und skrupellose Landvogt nutzt die Hexenprozesse, um sich zu bereichern und seine Macht auszubauen. Er ist ein opportunistischer Mann, der bereit ist, über Leichen zu gehen, um seine Ziele zu erreichen.
Die Thematik: Mehr als nur Horror
„Hexen bis aufs Blut gequält“ ist mehr als nur ein Horrorfilm. Er ist eine erschreckende Darstellung der Hexenverfolgung im 17. Jahrhundert und eine kritische Auseinandersetzung mit religiösem Fanatismus, Machtmissbrauch und der Unterdrückung von Frauen. Der Film thematisiert:
- Religiösen Fanatismus: Der Film zeigt, wie religiöser Fanatismus zu unvorstellbaren Grausamkeiten und Ungerechtigkeiten führen kann. Die Hexenjäger sind davon überzeugt, im Namen Gottes zu handeln, und rechtfertigen damit ihre sadistischen Handlungen.
- Machtmissbrauch: Die Hexenprozesse werden von den Machthabern missbraucht, um sich zu bereichern, unliebsame Personen aus dem Weg zu räumen und ihre Macht auszubauen.
- Unterdrückung von Frauen: Die Hexenverfolgung war vor allem ein Instrument zur Unterdrückung von Frauen. Frauen, die nicht den gesellschaftlichen Normen entsprachen, wurden schnell der Hexerei beschuldigt und verfolgt.
- Die Macht der Angst: Die Angst vor dem Unbekannten, vor dem Teufel und vor der Hölle spielte eine entscheidende Rolle bei der Hexenverfolgung. Die Menschen waren bereit, alles zu glauben, um sich vor der vermeintlichen Bedrohung zu schützen.
Die Inszenierung: Schock und Provokation
„Hexen bis aufs Blut gequält“ ist bekannt für seine explizite Gewaltdarstellung, die damals für einen Skandal sorgte. Der Film zeigt detailliert die Folterqualen, denen die vermeintlichen Hexen ausgesetzt sind. Diese drastischen Szenen dienen jedoch nicht nur der Sensationsgier, sondern sollen die Zuschauer aufrütteln und die Grausamkeit der Hexenverfolgung verdeutlichen.
Die Kameraarbeit ist dynamisch und unruhig, was die beklemmende Atmosphäre des Films verstärkt. Die düstere Musik und die naturalistischen Kostüme tragen ebenfalls dazu bei, ein authentisches Bild des 17. Jahrhunderts zu vermitteln.
Kontroversen und Zensur
Aufgrund seiner expliziten Gewaltdarstellung war „Hexen bis aufs Blut gequält“ von Beginn an umstritten. In vielen Ländern wurde der Film zensiert oder sogar verboten. In Deutschland wurde der Film zunächst indiziert und später beschlagnahmt. Erst in den letzten Jahren wurde die Beschlagnahmung aufgehoben und der Film ungekürzt freigegeben.
Die Kontroversen um den Film trugen jedoch auch zu seinem Kultstatus bei. „Hexen bis aufs Blut gequält“ gilt heute als ein wichtiger Vertreter des Exploitation-Kinos und als ein Meilenstein des Horrorfilms.
Die Bedeutung heute: Eine Mahnung für die Zukunft
Auch wenn die Hexenverfolgung längst der Vergangenheit angehört, ist die Thematik von „Hexen bis aufs Blut gequält“ nach wie vor relevant. Der Film erinnert uns daran, wie gefährlich religiöser Fanatismus, Machtmissbrauch und Intoleranz sein können. Er mahnt uns, wachsam zu sein und uns gegen jede Form von Diskriminierung und Unterdrückung zu wehren.
„Hexen bis aufs Blut gequält“ ist ein verstörender, aber auch wichtiger Film, der zum Nachdenken anregt. Er ist ein Mahnmal für die Opfer der Hexenverfolgung und eine Aufforderung, aus der Geschichte zu lernen, damit sich solche Gräueltaten niemals wiederholen.
Fazit: Ein schockierendes und wichtiges Filmdokument
„Hexen bis aufs Blut gequält“ ist ein kontroverser und schockierender Film, der aufgrund seiner expliziten Gewaltdarstellung nicht für jeden Zuschauer geeignet ist. Doch wer sich auf die Thematik einlassen kann, wird mit einem verstörenden und wichtigen Filmdokument belohnt, das die Grausamkeit der Hexenverfolgung aufzeigt und zum Nachdenken anregt. Der Film ist ein Mahnmal für die Opfer und eine Aufforderung, die Mechanismen von Fanatismus und Unterdrückung zu erkennen, um eine Wiederholung solcher Gräueltaten in der Zukunft zu verhindern.
Aspekt | Bewertung |
---|---|
Handlung | Beklemmend und erschreckend, aber historisch relevant. |
Schauspielerische Leistungen | Überzeugend, insbesondere Udo Kier. |
Inszenierung | Düster, realistisch und schockierend. |
Thematik | Religiöser Fanatismus, Machtmissbrauch, Unterdrückung. |
Gesamtwertung | Ein verstörendes Meisterwerk des Exploitation-Kinos mit wichtiger Botschaft. |