If…. – Die Terroristen von Morgen: Ein verstörender Blick in die Abgründe der Rebellion
„If…“ ist mehr als nur ein Film; er ist ein explosives Manifest, eine verstörende Vision der Rebellion und eine gnadenlose Abrechnung mit der britischen Internatskultur der 1960er Jahre. Regisseur Lindsay Anderson schuf 1968 ein Werk, das bis heute nichts von seiner Schockwirkung verloren hat und den Zuschauer mit unbequemen Fragen zurücklässt. Dieser Film ist ein Aufschrei, ein Weckruf und eine Provokation, der dazu auffordert, Autoritäten zu hinterfragen und die Konsequenzen von Unterdrückung zu bedenken.
Die Geschichte: Eine Eskalation der Gewalt
Die Handlung von „If…“ spielt in einem traditionsreichen, elitären englischen Internat für Jungen. Im Zentrum der Geschichte stehen Mick Travis (Malcolm McDowell in einer seiner prägendsten Rollen) und seine Freunde Johnny und Wallace. Sie sind Außenseiter, die sich den rigiden Regeln und der herrschenden Hierarchie widersetzen. Ihre Rebellion beginnt mit kleinen Ungehorsamkeiten, entwickelt sich aber zunehmend zu offener Opposition und schließlich zu brutaler Gewalt.
Der Film zeigt den Alltag im Internat: Drill, Demütigungen durch ältere Schüler und Lehrer, strenge Strafen und ein Klima der Angst. Mick und seine Freunde werden ständig schikaniert und gedemütigt. Diese Erfahrungen führen zu einem wachsenden Gefühl der Entfremdung und des Hasses auf das System. Sie beginnen, sich gegen die Autoritäten aufzulehnen, zunächst auf subtile Weise, dann immer offener und gewalttätiger.
Die Eskalation der Gewalt kulminiert in einer surrealen und schockierenden Schlussszene, in der Mick und seine Freunde mit Maschinengewehren auf das Internatsgelände feuern. Sie richten sich gegen Lehrer, Mitschüler und alle, die das System repräsentieren, das sie so verachten. Diese Szene ist ein Sinnbild für die explosive Kraft der Rebellion und die verheerenden Folgen von Unterdrückung.
Die Charaktere: Gezeichnete Rebellen
Die Charaktere in „If…“ sind komplex und vielschichtig. Sie sind keine eindimensionalen Bösewichte, sondern gezeichnete Menschen, die unter den Bedingungen des Internats leiden und nach einem Ausweg suchen.
- Mick Travis (Malcolm McDowell): Mick ist der charismatische Anführer der Gruppe. Er ist intelligent, rebellisch und voller Zorn. Er ist derjenige, der die anderen dazu anstiftet, sich gegen das System aufzulehnen. McDowell verkörpert die Rolle mit einer Intensität und Präsenz, die den Zuschauer in ihren Bann zieht.
- Johnny und Wallace: Sie sind Micks engste Freunde und Verbündete. Sie teilen seine Abneigung gegen das Internat und unterstützen ihn bei seinen Aktionen.
- Die Lehrer: Die Lehrer in „If…“ sind größtenteils unsympathische Figuren, die ihre Macht missbrauchen und die Schüler unterdrücken. Sie repräsentieren das verhasste System und sind die Hauptziele der Rebellion.
Themen und Motive: Eine tiefe Analyse
„If…“ ist ein Film voller tiefgründiger Themen und Motive, die den Zuschauer zum Nachdenken anregen.
- Rebellion und Autorität: Der Film stellt die Frage nach der Legitimität von Autorität und der Berechtigung zur Rebellion. Er zeigt die verheerenden Folgen von Unterdrückung und die explosive Kraft des Widerstands.
- Gewalt: „If…“ ist ein gewalttätiger Film, der die Brutalität des Systems und die Eskalation der Gewalt zeigt. Er stellt die Frage nach der Ursache von Gewalt und ihren Konsequenzen.
- Entfremdung: Die Protagonisten fühlen sich vom System entfremdet und suchen nach einem Sinn in ihrem Leben. Sie finden ihn in der Rebellion und der gemeinsamen Ablehnung der Autoritäten.
- Sexualität: Der Film thematisiert auch die unterdrückte Sexualität der Internatsschüler und die daraus resultierenden Spannungen.
- Gesellschaftskritik: „If…“ ist eine scharfe Kritik an der britischen Gesellschaft der 1960er Jahre, insbesondere an den elitären Internaten und den herrschenden Klassen.
Die Inszenierung: Stilmittel und Symbolik
Lindsay Anderson setzt in „If…“ eine Vielzahl von Stilmitteln ein, um die Wirkung des Films zu verstärken.
- Schwarzweiß- und Farbaufnahmen: Der Film wechselt zwischen Schwarzweiß- und Farbaufnahmen, um die Realität und die Fantasie der Protagonisten zu vermischen. Die Schwarzweiß-Szenen stellen die tristen Realität des Internats dar, während die Farbszenen die Fantasien und Träume der Schüler repräsentieren.
- Surreale Elemente: Der Film enthält immer wieder surreale Elemente, die die Realitätsebene verlassen und die innere Welt der Protagonisten widerspiegeln.
- Symbolik: „If…“ ist voller symbolischer Bilder und Motive, die die Botschaft des Films unterstreichen.
Die Bedeutung des Titels: Eine offene Frage
Der Titel „If…“ (Wenn…) ist bewusst offen gehalten und lässt Raum für Interpretationen. Er deutet an, dass die Ereignisse im Film nicht zwangsläufig eintreten müssen, aber dass sie möglich sind, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind. Der Titel stellt die Frage, was passiert, wenn Unterdrückung und Gewalt ein bestimmtes Maß überschreiten und zur Rebellion führen.
Die Rezeption: Kontrovers und einflussreich
„If…“ wurde bei seiner Veröffentlichung kontrovers aufgenommen. Einige Kritiker lobten den Film für seine Originalität und seine scharfe Kritik an der Gesellschaft, während andere ihn für seine Gewalt und seine pessimistische Sichtweise verurteilten. Trotz der Kontroversen wurde „If…“ zu einem Kultfilm und einem wichtigen Werk des New British Cinema. Er beeinflusste zahlreiche Filmemacher und Künstler und regte eine breite gesellschaftliche Diskussion über Autorität, Rebellion und Gewalt an.
Die Wirkung: Ein Film, der nachwirkt
„If…“ ist ein Film, der den Zuschauer nicht unberührt lässt. Er verstört, provoziert und regt zum Nachdenken an. Er zeigt die dunklen Seiten der menschlichen Natur und die verheerenden Folgen von Unterdrückung und Gewalt. Gleichzeitig ist er aber auch ein Aufruf zur Freiheit, zur Rebellion und zur Veränderung. „If…“ ist ein Film, der lange nachwirkt und den Zuschauer mit unbequemen Fragen zurücklässt.
Fazit: Ein Meisterwerk der Provokation
„If… – Die Terroristen von Morgen“ ist ein Meisterwerk der Provokation, ein Film, der die Grenzen des Konventionellen sprengt und den Zuschauer mit einer verstörenden Vision der Rebellion konfrontiert. Er ist ein Aufschrei gegen Autorität, Unterdrückung und Gewalt und ein Plädoyer für Freiheit, Veränderung und den Mut, sich gegen das System zu stellen. Ein Film, der polarisiert, der schockiert, aber vor allem eines: der lange nachwirkt.
Für alle, die sich trauen, hinter die Fassade der Konventionen zu blicken und sich den unbequemen Fragen unserer Gesellschaft zu stellen, ist „If…“ ein Muss. Tauchen Sie ein in die düstere Welt eines Internats und erleben Sie, wie aus Unterdrückung eine unkontrollierbare Rebellion entsteht. Seien Sie gewarnt: Dieser Film wird Sie nicht kaltlassen.