Keiner kommt hier lebend raus: Ein Film über Verlust, Hoffnung und das Übernatürliche
In der Welt des Horrors gibt es Filme, die uns einfach nur erschrecken wollen. Und dann gibt es Filme, die tiefer gehen, die uns mit existenziellen Fragen konfrontieren und uns gleichzeitig fesseln und berühren. „Keiner kommt hier lebend raus“ (Originaltitel: „No One Gets Out Alive“) aus dem Jahr 2021 ist solch ein Werk. Regisseur Santiago Menghini inszeniert eine Geschichte, die weit über bloße Jump Scares hinausgeht und sich stattdessen auf die psychologischen und emotionalen Abgründe ihrer Protagonistin konzentriert.
Der Film, basierend auf dem gleichnamigen Roman von Adam Nevill, erzählt die Geschichte von Ambar, einer jungen, mittellosen Frau aus Mexiko, die auf der Suche nach dem amerikanischen Traum nach Cleveland, Ohio, kommt. Doch statt des erhofften Glücks findet sie sich in einem heruntergekommenen, unheimlichen Wohnheim wieder, in dem scheinbar übernatürliche Ereignisse vor sich gehen. „Keiner kommt hier lebend raus“ ist somit mehr als nur ein Horrorfilm. Es ist eine Parabel über die Schwierigkeiten, mit denen Migranten konfrontiert sind, über den Verlust von geliebten Menschen und über die Suche nach einem Sinn im Leben.
Die Handlung: Ein Abstieg in die Dunkelheit
Ambar, gespielt von Cristina Rodlo, ist eine Frau am Rande des Abgrunds. Nach dem Tod ihrer Mutter, die ihr einziger Anker war, sieht sie sich gezwungen, ihr Leben neu zu ordnen. Ohne Papiere und mit wenig Geld strandet sie in Cleveland, wo sie in einem billigen Wohnheim unterkommt, das von Red geführt wird, einem undurchsichtigen Vermieter, der mehr zu wissen scheint, als er zugibt.
Das Wohnheim ist ein Ort der Hoffnungslosigkeit. Die anderen Bewohner sind ebenfalls gestrandet, jeder mit seiner eigenen Geschichte von Verlust und Enttäuschung. Doch bald merkt Ambar, dass in dem Haus mehr vor sich geht, als es scheint. Seltsame Geräusche, unerklärliche Ereignisse und albtraumhafte Visionen plagen sie. Sie beginnt zu vermuten, dass das Haus von einer dunklen Macht heimgesucht wird.
Je tiefer Ambar in die Geheimnisse des Hauses eindringt, desto mehr gerät sie in einen Strudel aus Angst und Verzweiflung. Sie entdeckt, dass das Haus eine düstere Vergangenheit hat und dass seine Bewohner schon lange Opfer einer grausamen Macht sind. Um zu überleben, muss Ambar sich ihren eigenen Ängsten stellen und die Wahrheit über das Haus und seine Bewohner aufdecken.
Die Charaktere: Zwischen Hoffnung und Verzweiflung
Der Film lebt von seinen vielschichtigen und glaubwürdigen Charakteren. Besonders hervorzuheben ist Cristina Rodlo als Ambar. Sie verkörpert die Zerrissenheit und den Überlebenswillen ihrer Figur auf beeindruckende Weise. Ambar ist keine typische Horrorfilm-Heldin. Sie ist verletzlich, ängstlich und oft überfordert. Doch sie besitzt auch eine innere Stärke, die es ihr ermöglicht, sich gegen die dunklen Mächte, die sie umgeben, zu behaupten.
Hier eine Übersicht der wichtigsten Charaktere:
Charakter | Schauspieler | Beschreibung |
---|---|---|
Ambar | Cristina Rodlo | Eine junge, mexikanische Immigrantin, die in Cleveland nach einem Neuanfang sucht. Sie ist der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte und muss sich ihren Ängsten stellen, um zu überleben. |
Red | Marc Menchaca | Der undurchsichtige Vermieter des Wohnheims. Er birgt ein dunkles Geheimnis und scheint mehr über die übernatürlichen Ereignisse im Haus zu wissen, als er zugibt. |
Becker | David Figlioli | Ein weiterer Bewohner des Wohnheims, der Ambar zu helfen versucht. Er ist jedoch auch von seiner eigenen Vergangenheit gezeichnet und kann ihr nicht vollkommen beistehen. |
Marc Menchaca als Red ist ebenso überzeugend. Er verleiht seiner Figur eine bedrohliche und gleichzeitig geheimnisvolle Aura. Red ist kein eindimensionaler Bösewicht, sondern ein komplexer Charakter, der von seinen eigenen Dämonen geplagt wird.
Die Themen: Mehr als nur Horror
„Keiner kommt hier lebend raus“ ist ein Film, der viele wichtige Themen anspricht. Im Zentrum steht die Erfahrung von Migration und die Schwierigkeiten, mit denen Immigranten in einem fremden Land konfrontiert sind. Ambar ist eine Außenseiterin, die sich in einer feindlichen Umgebung behaupten muss. Sie wird ausgebeutet, diskriminiert und ist ständig der Gefahr ausgesetzt, entdeckt und abgeschoben zu werden.
Der Film thematisiert auch den Verlust von geliebten Menschen und die Trauer, die damit einhergeht. Ambar ist vom Tod ihrer Mutter traumatisiert und versucht, mit diesem Verlust fertig zu werden. Die übernatürlichen Ereignisse im Haus spiegeln ihre innere Zerrissenheit und ihre Angst vor dem Alleinsein wider.
Ein weiteres wichtiges Thema ist die Frage nach dem Sinn des Lebens. Ambar ist auf der Suche nach einem Neuanfang, nach einem Ort, an dem sie sich zu Hause fühlen kann. Doch ihre Suche wird immer wieder durch Rückschläge und Enttäuschungen unterbrochen. Der Film stellt die Frage, ob es überhaupt möglich ist, in einer Welt voller Leid und Ungerechtigkeit Glück und Erfüllung zu finden.
Die Inszenierung: Atmosphäre pur
Regisseur Santiago Menghini versteht es meisterhaft, eine düstere und beklemmende Atmosphäre zu erzeugen. Das Wohnheim ist ein klaustrophobischer Ort, der von Dunkelheit und Verfall geprägt ist. Die Kameraführung ist ruhig und beobachtend, was die Spannung noch zusätzlich erhöht.
Der Film verzichtet weitgehend auf billige Jump Scares und setzt stattdessen auf psychologischen Horror. Die Zuschauer werden in Ambers Albträume hineingezogen und erleben ihre Ängste und Visionen hautnah mit. Die Special Effects sind subtil eingesetzt und dienen dazu, die übernatürlichen Ereignisse im Haus zu visualisieren, ohne dabei den Realismus der Geschichte zu untergraben.
Die Musik von Carlos José Alvarez trägt ebenfalls zur beklemmenden Atmosphäre des Films bei. Die Klänge sind dissonant und unheimlich und verstärken das Gefühl des Unbehagens, das den Zuschauer während des gesamten Films begleitet.
Kritik und Rezeption
„Keiner kommt hier lebend raus“ wurde von Kritikern überwiegend positiv aufgenommen. Gelobt wurden vor allem die schauspielerische Leistung von Cristina Rodlo, die atmosphärische Inszenierung und die tiefgründigen Themen des Films. Einige Kritiker bemängelten jedoch, dass die Handlung etwas langsam und vorhersehbar sei.
Trotzdem gilt der Film als ein gelungenes Beispiel für intelligenten Horror, der mehr zu bieten hat als bloße Schockeffekte. Er ist ein Film, der zum Nachdenken anregt und den Zuschauer noch lange nach dem Abspann beschäftigt.
Fazit: Ein Horrorfilm mit Herz und Hirn
„Keiner kommt hier lebend raus“ ist ein Horrorfilm, der unter die Haut geht. Er ist spannend, beklemmend und emotional berührend. Der Film ist nicht nur etwas für Horrorfans, sondern auch für Zuschauer, die an tiefgründigen Geschichten und komplexen Charakteren interessiert sind.
Wer einen Film sucht, der mehr bietet als bloße Unterhaltung, der zum Nachdenken anregt und der einen nachhaltigen Eindruck hinterlässt, der sollte sich „Keiner kommt hier lebend raus“ unbedingt ansehen. Es ist ein Film, der uns daran erinnert, dass selbst in den dunkelsten Momenten noch Hoffnung und Stärke vorhanden sein können. Ein Film über Verlust, Trauma, und die Fähigkeit des menschlichen Geistes, selbst in den schlimmsten Umständen zu überleben. Ein wirklich inspiriendes Werk.
Wo kann man den Film sehen?
Der Film ist bei verschiedenen Streaming-Anbietern verfügbar. Informieren Sie sich am besten online, um herauszufinden, wo er aktuell angeboten wird.