Monsanto – Mit Gift und Genen: Ein Blick hinter die Kulissen der Saatgutindustrie
Monsanto, heute Teil von Bayer, ist einer der umstrittensten Konzerne der Welt. Der Dokumentarfilm „Monsanto – Mit Gift und Genen“ von Marie-Monique Robin, veröffentlicht im Jahr 2008, wirft einen kritischen Blick auf die Geschäftspraktiken des Agrarchemie- und Saatgutkonzerns. Der Film beleuchtet die Auswirkungen von Monsantos Produkten und Strategien auf Landwirte, Umwelt und die menschliche Gesundheit. Es ist ein Weckruf, der uns dazu anregt, kritisch zu hinterfragen, woher unsere Nahrung kommt und welchen Preis wir dafür zahlen.
Die dunkle Vergangenheit: Von Agent Orange zu genmanipuliertem Saatgut
Der Film beginnt mit einem Blick in die Vergangenheit von Monsanto. Gegründet im Jahr 1901, war das Unternehmen zunächst in der chemischen Industrie tätig. Eine traurige Berühmtheit erlangte Monsanto durch die Produktion von „Agent Orange“, einem Entlaubungsmittel, das im Vietnamkrieg eingesetzt wurde. Die verheerenden Folgen für die vietnamesische Bevölkerung und die beteiligten US-Soldaten sind bis heute spürbar. Der Film zeigt, wie diese dunkle Vergangenheit das Image des Unternehmens nachhaltig geprägt hat.
In den 1980er und 1990er Jahren wandte sich Monsanto verstärkt der Biotechnologie und der Entwicklung von gentechnisch verändertem Saatgut zu. Das Unternehmen entwickelte unter anderem herbizidresistente Pflanzen, die mit dem von Monsanto produzierten Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat (bekannt unter dem Markennamen Roundup) behandelt werden können. Dieser Ansatz versprach zunächst höhere Erträge und eine einfachere Unkrautbekämpfung.
Die Folgen für Landwirte: Abhängigkeit und Verschuldung
Der Film zeigt auf eindringliche Weise, wie Monsantos Geschäftspraktiken Landwirte in eine Abhängigkeit treiben können. Durch Patente auf ihr Saatgut kontrolliert das Unternehmen den Markt. Landwirte, die Monsantos Saatgut verwenden, dürfen das geerntete Saatgut nicht für die nächste Aussaat verwenden. Sie sind gezwungen, jedes Jahr neues Saatgut zu kaufen. Dies führt zu einer finanziellen Belastung, insbesondere für Kleinbauern in Entwicklungsländern.
Der Film beleuchtet auch die aggressive Durchsetzung von Monsantos Patenten. Landwirte, die unbeabsichtigt Monsantos gentechnisch verändertes Saatgut auf ihren Feldern haben, wurden von Monsanto verklagt und mussten hohe Entschädigungen zahlen. Dies hat zu einem Klima der Angst und Unsicherheit unter Landwirten geführt.
Ein besonders bewegendes Beispiel im Film ist der Fall des indischen Baumwollanbaus. Monsanto führte gentechnisch veränderte Baumwolle ein, die resistent gegen bestimmte Schädlinge sein sollte. Obwohl die Erträge anfangs stiegen, führte der steigende Bedarf an Pestiziden und die Abhängigkeit von teurem Saatgut zu einer Verschuldung vieler Landwirte. In der Folge kam es zu einer erschreckenden Zunahme von Selbstmorden unter indischen Baumwollbauern.
Glyphosat und die Gesundheit: Ein umstrittenes Herbizid
Ein weiterer Schwerpunkt des Films liegt auf den gesundheitlichen Auswirkungen von Glyphosat, dem weltweit am häufigsten eingesetzten Herbizid. „Monsanto – Mit Gift und Genen“ zitiert wissenschaftliche Studien, die einen Zusammenhang zwischen Glyphosat und verschiedenen Gesundheitsproblemen, wie Krebs, neurologischen Erkrankungen und Missbildungen bei Neugeborenen, herstellen. Der Film zeigt, wie Monsanto versuchte, diese wissenschaftlichen Erkenntnisse zu unterdrücken und die Risiken von Glyphosat zu verharmlosen.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stufte Glyphosat im Jahr 2015 als „wahrscheinlich krebserregend“ ein. Diese Einstufung führte zu einer Welle von Klagen gegen Monsanto in den USA. In einigen dieser Verfahren wurden Monsanto zu hohen Schadenersatzzahlungen verurteilt. Der Film zeigt, wie diese Prozesse die Machenschaften des Unternehmens ans Licht brachten und das öffentliche Bewusstsein für die Risiken von Glyphosat schärften.
Die ökologischen Folgen: Artenvielfalt in Gefahr
Der Film beleuchtet auch die ökologischen Folgen von Monsantos Geschäftspraktiken. Der Einsatz von Glyphosat führt zu einer Verarmung der Artenvielfalt auf den Feldern. Unkräuter, die nicht resistent gegen Glyphosat sind, werden vernichtet, was zu einem Rückgang der Insektenpopulation führt. Dies hat Auswirkungen auf die gesamte Nahrungskette und gefährdet die Gesundheit der Ökosysteme.
Ein weiteres Problem ist die Ausbreitung von gentechnisch verändertem Saatgut. Durch Wind und Insekten kann es zu einer ungewollten Vermischung von gentechnisch verändertem und traditionellem Saatgut kommen. Dies gefährdet die genetische Vielfalt und die Existenzgrundlage von Landwirten, die gentechnikfreies Saatgut anbauen wollen.
Die Macht der Konzerne: Einfluss auf Politik und Wissenschaft
„Monsanto – Mit Gift und Genen“ zeigt auf, wie Monsanto versucht, Einfluss auf Politik und Wissenschaft zu nehmen, um seine Interessen durchzusetzen. Der Film dokumentiert, wie das Unternehmen wissenschaftliche Studien finanziert, die die Risiken seiner Produkte verharmlosen, und wie es versucht, kritische Wissenschaftler zu diskreditieren. Ehemalige Mitarbeiter von Monsanto haben hohe Positionen in Regierungsbehörden übernommen, was zu einem Interessenkonflikt führen kann.
Der Film zeigt, wie Monsanto Lobbyarbeit betreibt, um Gesetze und Verordnungen zu beeinflussen, die den Einsatz von gentechnisch verändertem Saatgut und Glyphosat regeln. Kritiker werfen dem Unternehmen vor, dass es versucht, eine Monopolstellung auf dem Saatgutmarkt zu erlangen und die Kontrolle über die globale Nahrungsmittelversorgung zu übernehmen.
Ein Aufruf zum Handeln: Für eine nachhaltige Landwirtschaft
Trotz der düsteren Bilder, die der Film zeichnet, ist „Monsanto – Mit Gift und Genen“ auch ein Aufruf zum Handeln. Der Film ermutigt uns, kritisch zu hinterfragen, woher unsere Nahrung kommt und welchen Einfluss unser Konsumverhalten auf die Umwelt und die Gesundheit hat. Er zeigt Alternativen auf, wie eine nachhaltige Landwirtschaft, die auf ökologischen Prinzipien basiert und die Artenvielfalt fördert.
Der Film inspiriert dazu, sich für eine gerechtere und nachhaltigere Welt einzusetzen, in der die Interessen der Menschen und der Umwelt Vorrang vor den Profitinteressen von Konzernen haben. Er zeigt, dass es möglich ist, eine Landwirtschaft zu betreiben, die gesunde Lebensmittel produziert, die Umwelt schont und die Lebensgrundlage von Landwirten sichert.
Die wichtigsten Kritikpunkte des Films in der Übersicht:
- Patentierung von Saatgut: Kritisiert wird die Patentierung von Saatgut, die Landwirte in eine Abhängigkeit von Monsanto treibt und die genetische Vielfalt gefährdet.
- Glyphosat: Der Film beleuchtet die gesundheitlichen Risiken von Glyphosat und wirft Monsanto vor, diese Risiken zu verharmlosen und wissenschaftliche Erkenntnisse zu unterdrücken.
- Gentechnik: Die Risiken und Nebenwirkungen von gentechnisch veränderten Pflanzen werden thematisiert.
- Lobbyismus: Der Film kritisiert Monsantos Einfluss auf Politik und Wissenschaft, um seine Interessen durchzusetzen.
- Auswirkungen auf Landwirte: Die negativen Auswirkungen von Monsantos Geschäftspraktiken auf Landwirte, insbesondere in Entwicklungsländern, werden aufgezeigt.
Monsanto heute: Die Übernahme durch Bayer
Im Jahr 2018 wurde Monsanto vom deutschen Chemie- und Pharmakonzern Bayer übernommen. Diese Übernahme hat die Kritik an Monsanto nicht verstummen lassen. Im Gegenteil, viele befürchten, dass Bayer die umstrittenen Geschäftspraktiken von Monsanto fortsetzen und sogar ausweiten wird. Die Klagen gegen Glyphosat gehen weiter und belasten Bayer finanziell und reputationstechnisch.
Fazit: Ein wichtiger Film für eine bewusste Entscheidung
„Monsanto – Mit Gift und Genen“ ist ein wichtiger Film, der uns die Augen für die dunklen Seiten der Saatgutindustrie öffnet. Er zeigt, wie Konzerne versuchen, die Kontrolle über unsere Nahrungsmittel zu erlangen, und welche Folgen dies für Mensch und Umwelt hat. Der Film ist ein Weckruf, der uns dazu anregt, bewusste Entscheidungen zu treffen und uns für eine nachhaltige Landwirtschaft einzusetzen. Er ist eine Erinnerung daran, dass wir als Konsumenten eine Verantwortung haben und mit unserem Konsumverhalten die Zukunft unserer Welt mitgestalten können.