Rosalie Goes Shopping – Eine exzentrische Achterbahnfahrt durch den amerikanischen Traum
Percy Adlons „Rosalie Goes Shopping“ aus dem Jahr 1989 ist weit mehr als eine Komödie über eine pathologische Käuferin. Es ist eine liebevolle, schräge und bisweilen melancholische Auseinandersetzung mit dem Konsumwahn, dem amerikanischen Traum und der Suche nach Identität in einer Welt des Überflusses. Der Film entführt uns in das beschauliche Örtchen Harmony, Arkansas, wo Rosalie Gutmann, gespielt von der bezaubernden Marianne Sägebrecht, mit ihrem deutschen Ehemann, dem liebenswerten, aber etwas naiven Flugzeugmechaniker Percy (Brad Davis), und ihren zahlreichen Kindern lebt.
Eine Familie am Rande des finanziellen Ruins
Rosalie ist eine warmherzige Frau, die das Leben liebt und ihre Familie über alles stellt. Doch sie hat ein Problem: Sie kann dem Konsum einfach nicht widerstehen. Mit einem scheinbar unerschöpflichen Vorrat an Kreditkarten und einem Talent für das Fälschen von Schecks stürzt sie ihre Familie immer tiefer in den finanziellen Ruin. Sie kauft nicht nur für sich und ihre Familie, sondern auch für die Nachbarn, die Kirche und jeden, der Hilfe benötigt. Ihr Kaufrausch ist getrieben von dem Wunsch, Liebe und Anerkennung zu schenken, aber auch von einer tiefen Unsicherheit und dem Gefühl, in der amerikanischen Gesellschaft nicht wirklich angekommen zu sein.
Percy, der sich redlich bemüht, seine Familie zu ernähren, ist mit Rosalies Verhalten zunehmend überfordert. Er arbeitet hart, um die Schulden zu begleichen, aber egal wie sehr er sich anstrengt, er scheint den Berg an Rechnungen nie wirklich abtragen zu können. Er liebt Rosalie, aber er verzweifelt an ihrer Unfähigkeit, ihre Sucht zu kontrollieren. Die Beziehung der beiden ist geprägt von Liebe, Streit und der ständigen Angst vor dem finanziellen Kollaps.
Die Nebendarsteller – Ein Spiegelbild der amerikanischen Gesellschaft
Adlon zeichnet ein ebenso liebevolles wie satirisches Bild der amerikanischen Provinz. Die Nebendarsteller sind skurrile Charaktere, die allesamt auf ihre Art und Weise von den Verlockungen und Tücken des Konsums beeinflusst sind. Da ist zum Beispiel der stets hilfsbereite Pfarrer, der selbst nicht ganz unschuldig am Konsumverhalten seiner Gemeinde ist, oder die Nachbarn, die von Rosalies Großzügigkeit profitieren, aber gleichzeitig über ihren verschwenderischen Lebensstil tuscheln.
Neben Marianne Sägebrecht und Brad Davis glänzt auch Judge Reinhold in der Rolle des Schneider, einem Angestellten der Kreditkartenfirma, der Rosalie auf die Schliche kommt. Er ist hin- und hergerissen zwischen seiner Pflicht, die Betrügereien aufzudecken, und seiner Faszination für Rosalies einzigartige Persönlichkeit. Er sieht in ihr nicht nur eine Kriminelle, sondern auch eine Frau, die auf der Suche nach Glück und Erfüllung ist.
Die visuelle Sprache – Ein Fest für die Augen
Percy Adlon ist bekannt für seine einzigartige visuelle Sprache. „Rosalie Goes Shopping“ ist ein Fest für die Augen, mit farbenfrohen Bildern, skurrilen Kameraeinstellungen und einer liebevollen Detailgenauigkeit. Die Ästhetik des Films ist geprägt von einem ironischen Blick auf die amerikanische Popkultur. Die Supermärkte, die Einkaufszentren und die Einfamilienhäuser werden zu Bühnen für Rosalies exzentrische Eskapaden.
Die Musik von Hans-Jürgen Buchner, besser bekannt als Haindling, trägt maßgeblich zur Atmosphäre des Films bei. Die bayerisch-amerikanische Mischung aus Volksmusik, Jazz und Pop unterstreicht die kulturellen Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Rosalie und ihrer neuen Heimat. Die Musik ist mal heiter und beschwingt, mal melancholisch und nachdenklich, und spiegelt so die verschiedenen Facetten von Rosalies Persönlichkeit wider.
Themen, die zum Nachdenken anregen
„Rosalie Goes Shopping“ ist ein Film, der zum Nachdenken anregt. Er wirft Fragen nach dem Sinn des Konsums, der Bedeutung von Familie und der Suche nach Identität in einer fremden Kultur auf. Der Film kritisiert den Materialismus der amerikanischen Gesellschaft, ohne dabei zu moralisieren oder zu verurteilen. Adlon zeigt uns die schönen und die hässlichen Seiten des Konsums, die Freuden und die Leiden, die er mit sich bringt.
Der Film thematisiert auch die Schwierigkeiten der Integration in eine neue Kultur. Rosalie, die aus Deutschland in die USA gekommen ist, fühlt sich oft fremd und unverstanden. Sie versucht, durch ihre Großzügigkeit und ihren Kaufrausch Anerkennung zu finden, aber letztendlich scheitert sie an den Erwartungen der amerikanischen Gesellschaft. Ihre Sucht ist auch ein Ausdruck ihrer Sehnsucht nach Heimat und Geborgenheit.
Die Bedeutung des Films im Werk von Percy Adlon
„Rosalie Goes Shopping“ ist ein wichtiger Film im Werk von Percy Adlon. Er knüpft an seine früheren Erfolge an, wie „Zuckerbaby“ und „Out of Rosenheim“ (Bagdad Cafe), und setzt seine Auseinandersetzung mit dem Thema der kulturellen Unterschiede und der Suche nach Identität fort. Der Film ist jedoch auch eine Weiterentwicklung von Adlons Stil. Er ist noch schräger, noch exzentrischer und noch satirischer als seine Vorgänger.
Adlon gelingt es, eine Balance zwischen Humor und Tragik zu finden. Der Film ist witzig und unterhaltsam, aber er berührt auch tief. Er zeigt uns die Verletzlichkeit und die Einsamkeit von Rosalie, die trotz ihrer exzentrischen Art eine zutiefst menschliche Figur ist. Der Film ist ein Plädoyer für Menschlichkeit, Toleranz und die Akzeptanz von Andersartigkeit.
Kritiken und Auszeichnungen
Obwohl „Rosalie Goes Shopping“ nicht an den kommerziellen Erfolg von „Out of Rosenheim“ anknüpfen konnte, wurde der Film von Kritikern überwiegend positiv aufgenommen. Marianne Sägebrecht wurde für ihre Darstellung der Rosalie Gutmann von vielen Kritikern gelobt. Einige Kritiker bemängelten jedoch die übertriebene Darstellung des Konsumwahns und die skurrilen Charaktere.
Der Film erhielt einige Auszeichnungen, darunter den Bayerischen Filmpreis für die beste Regie und den Preis der deutschen Filmkritik für die beste Schauspielerin (Marianne Sägebrecht).
Fazit – Ein unvergessliches Filmerlebnis
„Rosalie Goes Shopping“ ist ein unvergessliches Filmerlebnis, das noch lange nach dem Abspann nachwirkt. Der Film ist eine Hommage an die Menschlichkeit, die Toleranz und die Akzeptanz von Andersartigkeit. Er ist ein Plädoyer für die Liebe, die Familie und die Suche nach Glück und Erfüllung in einer Welt des Überflusses.
Wenn Sie auf der Suche nach einem Film sind, der Sie zum Lachen, zum Weinen und zum Nachdenken bringt, dann sollten Sie sich „Rosalie Goes Shopping“ unbedingt ansehen. Er ist ein Film, der Sie nicht kalt lässt und der Ihnen noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Die wichtigsten Fakten auf einen Blick:
Fakt | Details |
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Titel | Rosalie Goes Shopping |
Regie | Percy Adlon |
Hauptdarsteller | Marianne Sägebrecht, Brad Davis, Judge Reinhold |
Erscheinungsjahr | 1989 |
Genre | Komödie, Drama |
Land | Deutschland, USA |
Weitere Filme von Percy Adlon, die Sie kennen sollten:
- Zuckerbaby (1985)
- Out of Rosenheim (Bagdad Cafe) (1987)
- Salmonberries (1991)
- Younger and Younger (1993)
Entdecken Sie die wunderbare Welt des Percy Adlon und lassen Sie sich von seinen Filmen verzaubern!