Sinister: Ein Abstieg in den Albtraum
In der Welt des Horrors gibt es Filme, die uns für kurze Zeit erschrecken, und dann gibt es jene, die sich tief in unsere Seele einbrennen und uns auch lange nach dem Abspann noch verfolgen. Scott Derricksons „Sinister“ aus dem Jahr 2012 gehört zweifellos zur zweiten Kategorie. Dieser Film ist nicht einfach nur ein Schocker, er ist eine meisterhaft inszenierte Studie über Angst, Besessenheit und die zerstörerische Kraft des Bösen. Er entführt uns in die düstere Realität eines Schriftstellers, der auf der Suche nach dem nächsten großen Erfolg eine unheimliche Entdeckung macht, die ihn und seine Familie in einen Strudel des Grauens zieht.
Die Geschichte eines Schriftstellers, der zu weit geht
Ellison Oswalt, gespielt von Ethan Hawke, ist ein True-Crime-Autor, dessen Karriere einst Höhen erreichte, die er nun sehnsüchtig vermisst. Um einen neuen Bestseller zu landen und seine schwindende Reputation wieder aufzupolieren, zieht er mit seiner Familie – seiner Frau Tracy (Juliet Rylance) und seinen beiden Kindern Trevor (Michael Hall D’Addario) und Ashley (Clare Foley) – in ein Haus, in dem vor einiger Zeit ein grausames Verbrechen stattgefunden hat. Die vorherigen Bewohner wurden brutal ermordet, und eines ihrer Kinder ist spurlos verschwunden. Ellison verschweigt seiner Familie die dunkle Vergangenheit des Hauses, um seine Recherche nicht zu gefährden.
Im Dachboden des Hauses entdeckt Ellison eine Kiste mit Super-8-Filmen. Diese Filme zeigen verschiedene Familien, die auf unvorstellbar grausame Weise ermordet werden. Fasziniert und gleichzeitig entsetzt, beginnt Ellison, die Filme zu analysieren, in der Hoffnung, das Rätsel der Morde zu lösen und die fehlende Verbindung zwischen den einzelnen Fällen zu finden. Doch je tiefer er in die Materie eindringt, desto mehr merkt er, dass er nicht nur ein Verbrechen aufklärt, sondern eine uralte, bösartige Macht entfesselt.
Die unheimliche Macht von Bughuul
Die Filme, die Ellison findet, sind nicht einfach nur Aufzeichnungen von Morden. Sie sind ein Fenster in eine andere Welt, in die Welt des Bughuul, einer dämonischen Gottheit, die sich von den Seelen unschuldiger Kinder nährt. Bughuul manipuliert Kinder, bringt sie dazu, ihre Familien zu ermorden und die Taten auf Film festzuhalten. Die Filme werden dann in den Häusern der nächsten Opfer platziert, um den Kreislauf des Schreckens von Neuem zu beginnen.
Ellison wird zunehmend von den Filmen und der Geschichte des Bughuul besessen. Er vernachlässigt seine Familie, schläft kaum noch und wird von Albträumen geplagt. Er sieht Dinge, die nicht da sein können, hört Geräusche, die ihn in den Wahnsinn treiben. Seine Frau Tracy spürt, dass etwas nicht stimmt, und versucht, ihn zur Vernunft zu bringen, doch Ellison ist zu tief in seinem eigenen Abstieg versunken, um zuzuhören.
Besonders seine Tochter Ashley wird von dem Bösen beeinflusst. Sie leidet unter Schlafstörungen und malt immer wieder düstere Bilder, die an die Szenen in den Super-8-Filmen erinnern. Ellison erkennt zu spät, dass er seine Familie in größte Gefahr gebracht hat.
Die Elemente des Grauens
Was „Sinister“ so effektiv macht, ist die meisterhafte Kombination verschiedener Horror-Elemente:
- Found Footage: Die Super-8-Filme sind das Herzstück des Films. Sie sind verstörend realistisch und erzeugen ein Gefühl von Unbehagen, das sich nur schwer abschütteln lässt. Die körnige Qualität und die amateurhafte Inszenierung verstärken den Eindruck, dass es sich um authentische Aufzeichnungen von Morden handelt.
- Psychologischer Horror: „Sinister“ verlässt sich nicht nur auf Jumpscares und blutige Szenen. Der Film spielt mit unseren Ängsten, indem er uns in die Psyche eines Mannes eintauchen lässt, der dem Wahnsinn verfällt. Wir erleben Ellisons zunehmende Paranoia, seine Isolation und seine Verzweiflung.
- Übernatürlicher Horror: Die Figur des Bughuul ist eine der gruseligsten Kreaturen der modernen Horrorfilmgeschichte. Sein unheimliches Aussehen und seine Fähigkeit, Kinder zu manipulieren, machen ihn zu einem wahrhaft furchteinflößenden Gegner.
- Atmosphäre: Der Film ist von einer düsteren und beklemmenden Atmosphäre durchzogen. Die dunklen Räume, die unheimlichen Geräusche und die subtile Musik tragen dazu bei, ein Gefühl des Unbehagens und der Angst zu erzeugen.
Die schauspielerischen Leistungen
Ethan Hawke liefert in „Sinister“ eine seiner besten Leistungen ab. Er verkörpert die Rolle des Ellison Oswalt mit einer Intensität und Verletzlichkeit, die uns von Anfang an in seinen Bann zieht. Wir spüren seine Verzweiflung, seine Besessenheit und seine Angst. Juliet Rylance überzeugt als seine besorgte Ehefrau Tracy, die hilflos mitansehen muss, wie ihr Mann und ihre Familie dem Untergang geweiht sind. Die jungen Darsteller Michael Hall D’Addario und Clare Foley spielen ihre Rollen ebenfalls sehr überzeugend und tragen zur beklemmenden Atmosphäre des Films bei.
Die Regie und die visuellen Effekte
Scott Derrickson beweist mit „Sinister“ erneut sein Talent für das Horrorgenre. Er inszeniert den Film mit einer sicheren Hand und versteht es, die Spannung langsam aufzubauen und den Zuschauer bis zum Schluss in Atem zu halten. Die visuellen Effekte sind subtil, aber effektiv. Sie dienen dazu, die unheimliche Atmosphäre zu verstärken und uns einen Blick in die Welt des Bughuul zu gewähren.
Die Musik und der Sound
Die Musik von Christopher Young ist ein weiterer wichtiger Bestandteil des Films. Sie ist düster, unheimlich und trägt dazu bei, die Spannung zu erhöhen. Der Sound ist ebenfalls sehr effektiv eingesetzt. Die unheimlichen Geräusche, die wir im Haus hören, lassen uns immer wieder zusammenzucken und verstärken das Gefühl, dass etwas Böses vor sich geht.
Die Bedeutung des Titels
Der Titel „Sinister“ (auf Deutsch: unheilvoll, finster) ist perfekt gewählt. Er beschreibt nicht nur die Atmosphäre des Films, sondern auch die Natur des Bösen, das im Mittelpunkt der Geschichte steht. Der Bughuul ist eine finstere Gestalt, die Unheil und Tod bringt. Er ist eine Bedrohung, die nicht zu unterschätzen ist.
Ein Film, der unter die Haut geht
„Sinister“ ist kein Film für schwache Nerven. Er ist verstörend, beängstigend und wird Sie auch nach dem Abspann noch lange beschäftigen. Aber er ist auch ein intelligenter und gut gemachter Horrorfilm, der Sie zum Nachdenken anregt. Er ist eine Studie über die Macht des Bösen, die Zerstörungskraft der Besessenheit und die Bedeutung der Familie.
„Sinister“ ist ein Meisterwerk des modernen Horrors. Er ist ein Film, der Sie bis ins Mark erschüttert und Sie mit einem Gefühl des Unbehagens zurücklässt. Wenn Sie auf der Suche nach einem wirklich gruseligen und intelligenten Horrorfilm sind, dann sollten Sie sich „Sinister“ unbedingt ansehen. Aber seien Sie gewarnt: Dieser Film ist nichts für Zartbesaitete.
Für Fans von…
Wenn Ihnen „Sinister“ gefallen hat, könnten Ihnen auch folgende Filme gefallen:
- „The Ring“
- „The Babadook“
- „Hereditary“
- „The Exorcist“
- „Insidious“
Besetzung und Crew
Rolle | Darsteller |
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Ellison Oswalt | Ethan Hawke |
Tracy Oswalt | Juliet Rylance |
Trevor Oswalt | Michael Hall D’Addario |
Ashley Oswalt | Clare Foley |
Deputy So-and-So | James Ransone |
Funktion | Person |
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Regie | Scott Derrickson |
Drehbuch | Scott Derrickson, C. Robert Cargill |
Musik | Christopher Young |
Kamera | Chris Norr |