Thelma: Eine Reise der Selbstentdeckung und des Erwachsenwerdens
Thelma, ein fesselndes und berührendes Filmdrama aus dem Jahr 2017, entführt uns in die Welt einer jungen Frau, die mit den Wirren der ersten Liebe, den Herausforderungen des Erwachsenwerdens und den Geheimnissen ihrer eigenen Identität konfrontiert wird. Unter der Regie von Joachim Trier, der gemeinsam mit Eskil Vogt auch das Drehbuch verfasste, ist Thelma mehr als nur ein Coming-of-Age-Film; er ist eine tiefgründige Auseinandersetzung mit Glauben, Unterdrückung, Begehren und der Macht des Unbekannten.
Der Film besticht durch seine atmosphärische Dichte, die eindringlichen Bilder und die herausragenden schauspielerischen Leistungen, allen voran Eili Harboe in der Rolle der Thelma. Sie verkörpert die Zerrissenheit und Verunsicherung ihrer Figur mit einer Intensität, die den Zuschauer von der ersten Minute an in ihren Bann zieht. Thelma ist ein Film, der lange nachwirkt und zum Nachdenken anregt über die Kräfte, die uns formen und die Entscheidungen, die wir treffen.
Die Geschichte: Ein Leben im Schatten des Glaubens
Thelma wächst in einer strenggläubigen, konservativen Familie an der norwegischen Westküste auf. Ihre Eltern, Trond und Unni, leben ihren Glauben mit unerschütterlicher Hingabe und haben Thelma von klein auf in diesem Glauben erzogen. Die Atmosphäre in ihrem Zuhause ist geprägt von Gebeten, Bibelstunden und einem rigiden Regelwerk, das Thelmas Leben stark einschränkt. Sie wird dazu angehalten, ihre Gefühle zu kontrollieren, ihre Wünsche zu unterdrücken und sich stets dem Willen Gottes unterzuordnen.
Als Thelma zum Studium nach Oslo zieht, gerät ihre Welt ins Wanken. Zum ersten Mal in ihrem Leben ist sie mit einer völlig neuen Umgebung konfrontiert, in der andere Werte und Normen gelten. Sie lernt neue Freunde kennen, erkundet ihre eigenen Interessen und beginnt, sich von den Fesseln ihrer Erziehung zu befreien. Doch diese Freiheit hat ihren Preis. Thelma wird von unerklärlichen Anfällen heimgesucht, die sie selbst nicht kontrollieren kann. Diese Anfälle sind oft begleitet von Visionen und Erinnerungen, die sie sich nicht erklären kann und die sie zutiefst verunsichern.
Die Begegnung mit Anja: Eine verbotene Sehnsucht
Eine entscheidende Wendung in Thelmas Leben ist die Begegnung mit Anja, einer Kommilitonin an der Universität. Zwischen den beiden jungen Frauen entwickelt sich eine tiefe Zuneigung, die Thelma völlig aus der Bahn wirft. Sie spürt eine Anziehungskraft, die sie sich nicht erklären kann und die sie gleichzeitig fasziniert und ängstigt. Ihre religiöse Erziehung hat ihr stets eingetrichtert, dass homosexuelle Gefühle Sünde sind und dass sie auf ewig verdammt sein wird, wenn sie diesen Gefühlen nachgibt.
Der Kampf zwischen Thelmas religiöser Prägung und ihren aufkeimenden Gefühlen für Anja ist einer der zentralen Konflikte des Films. Sie versucht, ihre Gefühle zu unterdrücken, sich von Anja fernzuhalten und zu ihrem alten Leben zurückzukehren. Doch je mehr sie sich wehrt, desto stärker werden ihre Anfälle und desto unerträglicher wird der innere Konflikt. Thelma erkennt, dass sie sich ihren Gefühlen stellen muss, wenn sie Frieden mit sich selbst finden will.
Die dunkle Vergangenheit: Verborgene Kräfte
Im Laufe der Geschichte deckt Thelma immer mehr Details über ihre Vergangenheit auf, die ihr bisher verborgen geblieben sind. Sie erfährt, dass sie über übernatürliche Kräfte verfügt, die sie nicht kontrollieren kann. Diese Kräfte manifestieren sich in ihren Anfällen und in ihrer Fähigkeit, Dinge durch bloße Willenskraft zu bewegen oder zu beeinflussen. Thelma ist entsetzt über diese Entdeckung, denn sie befürchtet, dass ihre Kräfte böse sind und dass sie damit anderen Menschen Schaden zufügen kann.
Ihre Eltern hingegen sehen in ihren Kräften eine Prüfung Gottes. Sie glauben, dass Thelma von einem Dämon besessen ist und dass sie durch Gebete und Exorzismus von dieser Besessenheit befreit werden muss. Thelma wehrt sich gegen diese Vorstellung, denn sie spürt, dass ihre Kräfte nicht böse sind, sondern dass sie Teil ihrer Identität sind. Sie muss lernen, ihre Kräfte zu akzeptieren und zu kontrollieren, um ihr eigenes Schicksal zu bestimmen.
Die Themen des Films: Identität, Freiheit und Akzeptanz
Thelma ist ein Film, der eine Vielzahl von wichtigen Themen anspricht, die auch heute noch hochaktuell sind. Im Kern geht es um die Frage nach der eigenen Identität und darum, wie wir uns selbst akzeptieren können, auch wenn wir anders sind als die anderen. Thelma muss lernen, sich von den Erwartungen ihrer Familie und ihrer religiösen Gemeinschaft zu befreien und ihren eigenen Weg zu gehen.
Ein weiteres zentrales Thema des Films ist die Freiheit. Thelma sehnt sich nach Freiheit, nach der Freiheit, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen, ihre eigenen Gefühle auszuleben und ihr eigenes Leben zu gestalten. Doch diese Freiheit ist mit Risiken verbunden. Sie muss lernen, mit der Verantwortung umzugehen, die mit der Freiheit einhergeht, und die Konsequenzen ihrer Entscheidungen zu tragen.
Nicht zuletzt geht es in Thelma auch um Akzeptanz. Thelma wünscht sich, von ihrer Familie und ihren Freunden akzeptiert zu werden, so wie sie ist. Sie möchte nicht für ihre Gefühle oder für ihre Kräfte verurteilt werden. Der Film plädiert für mehr Toleranz und Akzeptanz gegenüber Menschen, die anders sind als wir selbst.
Die Inszenierung: Eine Meisterleistung der Atmosphäre
Joachim Trier hat mit Thelma einen Film geschaffen, der nicht nur inhaltlich, sondern auch formal überzeugt. Die Inszenierung ist geprägt von einer düsteren, melancholischen Atmosphäre, die die innere Zerrissenheit der Hauptfigur widerspiegelt. Die Bilder sind oft von einer kalten, nordischen Schönheit geprägt, die die Einsamkeit und Isolation Thelmas unterstreicht.
Trier setzt gekonnt visuelle Effekte ein, um Thelmas übernatürliche Kräfte darzustellen. Die Effekte sind subtil und zurückhaltend eingesetzt, aber dennoch beeindruckend. Sie tragen dazu bei, die mystische und unheimliche Atmosphäre des Films zu verstärken.
Die Musik von Ola Fløttum ist ein weiterer wichtiger Bestandteil der Inszenierung. Die Musik ist oft düster und bedrohlich, aber auch von einer gewissen Melancholie geprägt. Sie unterstreicht die emotionalen Höhepunkte des Films und trägt dazu bei, die Spannung aufzubauen.
Die schauspielerischen Leistungen: Eili Harboe brilliert
Eili Harboe liefert in der Rolle der Thelma eine herausragende Leistung ab. Sie verkörpert die Zerrissenheit und Verunsicherung ihrer Figur mit einer Intensität, die den Zuschauer von der ersten Minute an in ihren Bann zieht. Sie spielt die Rolle der Thelma mit einer Mischung aus Verletzlichkeit und Stärke, die tief berührt.
Auch die Nebendarsteller überzeugen in ihren Rollen. Kaya Wilkins spielt die Rolle der Anja mit einer Natürlichkeit und Wärme, die Thelma Geborgenheit und Zuneigung schenkt. Henrik Rafaelsen und Ellen Dorrit Petersen verkörpern Thelmas Eltern mit einer Strenge und Glaubwürdigkeit, die beängstigend wirkt.
Die Symbolik: Wasser als Spiegel der Seele
Wasser spielt in Thelma eine zentrale Rolle. Es ist nicht nur ein wiederkehrendes visuelles Motiv, sondern auch ein Symbol für Thelmas innere Welt. Das Meer, in dem sie aufgewachsen ist, steht für ihre Herkunft, ihre Vergangenheit und ihre religiöse Prägung. Das Wasser ist aber auch ein Spiegel ihrer Gefühle, ihrer Ängste und ihrer Sehnsüchte.
In vielen Szenen des Films wird Thelma im Wasser gezeigt, entweder beim Schwimmen, beim Tauchen oder einfach nur beim Betrachten des Meeres. Diese Szenen sind oft von einer gewissen Mystik und Unheimlichkeit geprägt. Sie symbolisieren Thelmas Suche nach ihrer eigenen Identität und ihre Auseinandersetzung mit ihren übernatürlichen Kräften.
Eine Tabelle der wichtigsten Charaktere:
Charakter | Schauspieler/in | Beschreibung |
---|---|---|
Thelma | Eili Harboe | Die Protagonistin des Films, eine junge Frau mit übernatürlichen Kräften, die mit ihrer Identität und ihrer Sexualität ringt. |
Anja | Kaya Wilkins | Thelmas Kommilitonin, in die sie sich verliebt. |
Trond | Henrik Rafaelsen | Thelmas Vater, ein strenggläubiger Arzt. |
Unni | Ellen Dorrit Petersen | Thelmas Mutter, die unter einer mysteriösen Krankheit leidet. |
Fazit: Ein Film, der lange nachwirkt
Thelma ist ein Film, der lange nachwirkt und zum Nachdenken anregt. Er ist ein tiefgründiges und berührendes Porträt einer jungen Frau, die mit den Herausforderungen des Erwachsenwerdens, den Zwängen ihrer religiösen Erziehung und den Geheimnissen ihrer eigenen Identität konfrontiert wird. Der Film besticht durch seine atmosphärische Dichte, die eindringlichen Bilder und die herausragenden schauspielerischen Leistungen. Thelma ist ein Film, den man gesehen haben muss.
Thelma ist nicht nur ein spannender und unterhaltsamer Film, sondern auch ein wichtiger Beitrag zur Diskussion über Identität, Freiheit und Akzeptanz. Er ist ein Plädoyer für mehr Toleranz und Respekt gegenüber Menschen, die anders sind als wir selbst. Thelma ist ein Film, der uns dazu auffordert, unsere eigenen Vorurteile zu hinterfragen und uns für eine offene und inklusive Gesellschaft einzusetzen.
Lass dich von Thelma in eine Welt entführen, in der die Grenzen zwischen Realität und Fantasie verschwimmen und in der die Suche nach der eigenen Identität zu einer abenteuerlichen Reise wird. Ein Film, der dich berühren, zum Nachdenken anregen und lange in Erinnerung bleiben wird.