Von Mädchen und Pferden: Eine Ode an die Wildheit und das Erwachsenwerden
In der rauen Schönheit Islands, wo die Landschaft ebenso ungezähmt ist wie die Herzen ihrer Bewohner, entfaltet sich mit „Von Mädchen und Pferden“ eine Geschichte von Leidenschaft, Rebellion und dem Finden der eigenen Identität. Der Film, unter der Regie von Benedikt Erlingsson, ist mehr als nur ein visuelles Gedicht; er ist eine tiefgründige Auseinandersetzung mit den Urinstinkten, die in uns allen schlummern, und der unbändigen Kraft der Natur, die uns formt.
Die Handlung: Eine Sommergeschichte voller Pferde und Hormone
Wir begleiten die junge Stella, ein Mädchen im Teenageralter, das den Sommer auf dem Bauernhof ihrer Großmutter in Island verbringt. Anders als die meisten Jugendlichen in ihrem Alter, die sich nach Ablenkung in der Stadt sehnen, fühlt sich Stella zu den Pferden hingezogen, die die weiten Ebenen durchstreifen. Sie ist fasziniert von ihrer Stärke, ihrer Freiheit und ihrer ungebändigten Wildheit. Besonders angetan hat es ihr der Hengst Brúnn, ein prächtiges Tier mit feurigem Temperament.
Stellas Sommer ist geprägt von der Arbeit auf dem Hof, den ersten zarten Annäherungen an die Liebe und dem unausweichlichen Erwachsenwerden. Doch vor allem ist es die Begegnung mit Brúnn, die sie tiefgreifend verändert. Sie fühlt eine Verbindung zu ihm, die über das bloße Verständnis hinausgeht. Sie sieht in ihm eine Spiegelung ihrer eigenen Sehnsüchte und ihrer eigenen inneren Wildheit.
Getrieben von einer Mischung aus jugendlichem Übermut und einer tiefen Sehnsucht nach Freiheit, lässt sich Stella auf ein gefährliches Spiel ein. Sie beginnt, Brúnn heimlich zu reiten, ohne Sattel und Zaumzeug, nur mit ihrer bloßen Entschlossenheit und einem unerschütterlichen Vertrauen in das Tier. Diese riskanten Ausritte werden zu einem Ausdruck ihrer Rebellion gegen die Regeln der Erwachsenenwelt und zu einem Beweis ihrer unbändigen Lebenskraft.
Doch Stellas Handlungen bleiben nicht unbemerkt. Ihre Großmutter, eine gestrenge, aber warmherzige Frau, erkennt die Gefahr, in die sich Stella begibt. Sie versucht, ihr die Verantwortung und die Konsequenzen ihres Handelns vor Augen zu führen. Auch der junge Bauer Jón, der ein Auge auf Stella geworfen hat, ist besorgt um ihr Wohlergehen. Er warnt sie vor den Gefahren der isländischen Natur und der Unberechenbarkeit der Pferde.
Stella lässt sich jedoch nicht beirren. Sie ist entschlossen, ihren eigenen Weg zu gehen, auch wenn dieser steinig und gefährlich ist. Sie ist bereit, Risiken einzugehen, um ihre Freiheit zu verteidigen und ihre Verbindung zu Brúnn zu bewahren. Doch ihre ungestüme Art führt schließlich zu einer dramatischen Konfrontation, die nicht nur ihr eigenes Leben, sondern auch das von Brúnn in Gefahr bringt.
Themen und Motive: Mehr als nur eine Pferdegeschichte
„Von Mädchen und Pferden“ ist auf den ersten Blick ein Film über die Beziehung zwischen Mensch und Tier, doch er berührt weit mehr als nur dieses Thema. Er ist eine Geschichte über das Erwachsenwerden, die Suche nach der eigenen Identität, die Auseinandersetzung mit Traditionen und die Kraft der Natur.
- Das Erwachsenwerden: Stella befindet sich an der Schwelle zum Erwachsenenalter. Sie ist hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch nach Freiheit und Unabhängigkeit und der Sehnsucht nach Geborgenheit und Akzeptanz. Ihre Beziehung zu Brúnn wird zu einem Symbol für ihren inneren Konflikt.
- Die Verbindung zur Natur: Die isländische Landschaft ist mehr als nur eine Kulisse für den Film. Sie ist ein aktiver Teil der Geschichte. Die raue Schönheit, die unbändige Kraft und die ständige Veränderung der Natur spiegeln die inneren Zustände der Protagonisten wider.
- Tradition und Rebellion: Stella wächst in einer Gemeinschaft auf, die stark von Traditionen geprägt ist. Doch sie stellt diese Traditionen in Frage und sucht nach ihrem eigenen Weg. Ihre Rebellion gegen die Regeln der Erwachsenenwelt ist ein Ausdruck ihrer Suche nach Freiheit und Selbstbestimmung.
- Mensch und Tier: Die Beziehung zwischen Stella und Brúnn ist von gegenseitigem Respekt und Vertrauen geprägt. Sie erkennen ineinander eine tiefe Verbundenheit und eine gemeinsame Sehnsucht nach Freiheit.
Die Inszenierung: Ein visuelles Meisterwerk
Benedikt Erlingsson gelingt es, die Geschichte von Stella und Brúnn mit atemberaubenden Bildern zu erzählen. Die isländische Landschaft wird in all ihrer Schönheit und Wildheit eingefangen. Die Kameraführung ist ruhig und beobachtend, wodurch der Film eine meditative und poetische Qualität erhält.
Besonders hervorzuheben ist die Verwendung von Musik im Film. Die Musik von Davíð Þór Jónsson ist sowohl melancholisch als auch kraftvoll und unterstreicht die emotionalen Höhepunkte der Geschichte. Sie verleiht dem Film eine zusätzliche Ebene der Tiefe und Intensität.
Die Darsteller: Authentisch und überzeugend
Die Darsteller in „Von Mädchen und Pferden“ sind durchweg überzeugend. Besonders beeindruckend ist die Leistung von Ingvar Eggert Sigurðsson, der den Bauern Kolbeinn spielt. Er verkörpert die Stärke und Weisheit der isländischen Traditionen. Auch Charlotte Bøving als Stellas Großmutter ist eine Bereicherung für den Film. Sie spielt die Rolle der gestrengen, aber warmherzigen Frau mit viel Gefühl und Authentizität.
Die junge Thora Bjorg Helga, die Stella verkörpert, überzeugt durch ihre Natürlichkeit und ihre Fähigkeit, die inneren Konflikte ihrer Figur glaubhaft darzustellen. Sie verkörpert die jugendliche Wildheit und die Sehnsucht nach Freiheit auf beeindruckende Weise.
Fazit: Ein Film, der lange nachwirkt
„Von Mädchen und Pferden“ ist ein Film, der noch lange nach dem Abspann im Gedächtnis bleibt. Er ist eine Ode an die Wildheit, die Freiheit und die unbändige Kraft der Natur. Er ist eine Geschichte über das Erwachsenwerden, die Suche nach der eigenen Identität und die Bedeutung von Beziehungen. Der Film ist sowohl visuell beeindruckend als auch emotional berührend und regt zum Nachdenken an. Er ist ein Meisterwerk des isländischen Kinos, das man sich nicht entgehen lassen sollte.
Auszeichnungen (Auswahl)
Auszeichnung | Jahr |
---|---|
Tokyo Sakura Grand Prix (Tokyo International Film Festival) | 2013 |
Bester Film (Transilvania International Film Festival) | 2014 |
Edda Award (Island) – Bester Film | 2014 |
Nordischer Filmpreis | 2013 |
Diese Auszeichnungen unterstreichen die hohe Qualität des Films und seine internationale Anerkennung.
Lassen Sie sich von „Von Mädchen und Pferden“ in eine Welt entführen, in der die Grenzen zwischen Mensch und Tier verschwimmen und die Sehnsucht nach Freiheit zum Lebenselixier wird. Es ist ein Filmerlebnis, das Sie nicht so schnell vergessen werden.