Mord mit Aussicht Staffel 2 – Blu-ray Review | Studio Hamburg

Mma S2 Review Artikelbild

Mma S2 Review CoverFilm: Eigentlich wollte Kriminalkommissarin Sophie Haas das Eifeldorf Hengasch verlassen und wieder nach Köln ziehen, doch ein gesundheitliches Problem ihres Vaters zwingt sie zum Bleiben. Zum Glück, denn in Hengasch regiert das Chaos: Bombenleger, Mörder, Drogendealer, Motorradbanden – all das gibt es in dem beschaulichen Dörfchen im Landkreis Liebernich, und die beiden Polizisten Bärbel Schmied und Dietmar Schäffer sind absolut überfordert. Vor allem, weil bei letzterem auch noch der Hausfrieden schief hängt, seit dessen Jugendfreundin wieder in Hengasch aufgetaucht ist.

Das Erfolgsrezept der ersten Staffel wird auch in Staffel 2 fortgeführt und um einige Punkte erweitert. Da die Figuren inzwischen bekannt sind und keiner Vorstellung mehr bedürfen, kann nun an der Charakterentwicklung geschraubt werden. Dies betrifft insbesondere Dietmar Schäffer – phänomenal gespielt von Bjarne Mädel – und seine Ehefrau. Eigentlich ist bei den beiden alles in Ordnung, doch als Diemtars Jugendliebe Katja im beschaulichen Hängasch auftaucht, packt Heike die Eifersucht. Obwohl augenscheinlich überhaupt nichts zwischen ihrem „Bär“ und dessen früherer Flamme passiert ist, verweigert sich fortan jedwede Kommunikation. Das schlägt sich natürlich auch auf die Arbeitsmoral des Wachtmeisters nieder, der nun sehr gereizt und aufbrausend ist. Zumindest so lange, bis es ihm gelingt, seine Muschi mit ihren eigenen Waffen zu schlagen. Fabelhaft!

Auch Sophie trifft es hart, denn eigentlich hatte sie Hängasch bereits verlassen und ihren Platz für den Sohn ihres Vorgängers geräumt, doch als ihr Vater einen Herzinfarkt erleidet und mehr oder minder pflegebedürftig wird, sieht Sophie sich gezwungen, in Hängasch zu bleiben. Nun ist dies gerade für Zielonka junior, ihren Nachfolger in Spe, überhaupt kein Problem, da dieser ohnehin ein lukratives Jobangebot vorliegen hat, dem er viel lieber nachgehen würde. Seinem Vater passt das allerdings gar nicht, und da Sophie nun doch als Revierleiterin bleibt, gibt dieser ihr die Schuld an dem Fortgang seines Sohnes.

Was Sophies Vater angeht, der ist nicht halb so krank, wie man glauben sollte. Zur Betreuung engagiert Sophie die polnische Pflegerin und Haushaltshilfe Danuta, die zunächst das Leben der beiden gehörig umkrempelt und ein striktes Rauchverbot im Haaschen Haushalt durchsetzt. Keine leichte Kost für die Kettenrauchende Kommissarin, die nun auch auf Alkohol, Kaffee und Fleisch verzichten muss. Ebenso wie ihr Vater, freilich, doch werden diesem für seinen Verzicht andere fleischliche Gelüste dargebracht, die ebenso für jede Menge Wirbel sorgen.

Für Wirbel sorgt auch Sophies Liebesleben, denn sie plant nun letztendlich doch den Bund fürs Leben einzugehen. Mit wem wird an dieser Stelle nicht verraten, doch das Ende der Staffel sorgt mit einem fiesen Cliffhanger, der unter anderem auch diesen Aspekt zur Grundlage hat, dafür, dass man es kaum erwarten kann, die dritte Staffel in den Player zu legen.

Mma S2 Review Szenenbild001Bei all dem Privaten Geplänkel kommen aber auch die Kriminalfälle in der zweiten Staffel nicht zu kurz. Diesmal bekommen es Bärbel, Dietmar und die Chefin mit Drogendealern zu tun, deren Handeln einiges aufdeckt, was die Drei sich niemals zu denken getraut hätten. Außerdem geht ein Bombenleger in Hengasch um, der dafür sorgt, dass eine besorgte Bürgerwehr – angeführt von Herrn Zielonka Senior – den örtlichen Dönerladen terrorisieren. Hier ist die Welt eben noch in Ordnung, und Vorurteile sparen so viel Zeit!

Überhaupt wird auch in Staffel 2 wieder herrlich in der Vorurteils-Suppe gerührt. Alles was man über die Landbevölkerung zu glauben meint, wird hier voll und ganz durch den Kakao gezogen. Und wenn in der Großstadt Bad Münstereifel (immerhin haben die eine eigenen Autobahnauffahrt!) ein Mord geschieht, dann müssen Sophie und Dietmar auch schon mal inkognito auf dem Campingplatz ermitteln.

Alles in allem macht die zweite Staffel alles richtig, was schon in der ersten funktioniert hat, und legt dabei sogar noch eine ordentliche Schippe zu. Der Humor ist nicht mehr ganz so hintergründig, sondern wird teilweise schon comedyartig in die Handlung hinein gedroschen. Macht aber nichts, da der unverwechselbare Charme nach wie vor erhalten bleibt. Die Serie ist noch weit von dem plumpen Comedy-Einheitsbrei der Privaten Fernsehsender und deren Eigenproduktionen entfernt, aber ebenso weit ist sie auch von der drögen Rentnerunterhaltung weg, wie man sie bei den öffentlich-rechtlichen Sendern erwarten würde. Eine tolle Mixtur aus Comedy, Crime und Heimatfilm. Von allem ein wenig, von nichts zu viel und einfach großartig. So kann die Serie Jung und Alt gleichermaßen in ihren Bann ziehen.

Im Gegensatz zur bereits sehr erfolgreichen ersten Staffel konnte die zweite sogar noch zulegen. Die Quoten stiegen auf bis zu 17,7 Prozent Marktanteil bei der werberelevanten Zielgruppe.

Natürlich ist auch hier wieder die grandiose Leistung der Darsteller einer der Schlüssel zum Erfolg. Caroline Peters erhielt für die Episode „Die Venus von Hengasch“ den Bayrischen Fernsehpreis, der sich sicherlich gut neben ihrem Roland-Krimi-Preis machen dürfte, den sie ebenfalls für ihre Rolle verliehen bekam. Über Bjarne Mädels Darstellung haben wir ja bereits im Review zur letzten Staffel zur Genüge berichtet, dabei vergaßen wir leider seine bessere Hälfte Petra Kleinert, die in ihrer Rolle als Dietmars Ehefrau Heike, aka „Muschi“ mindestens ebenso überzeugend ist. Auch Sophies Vater Hannes, gespielt von der Schauspiellegende Hans Peter Hallwachs kann hier in dieser Staffel zeigen, dass er noch lange nicht zum alten Eisen gehört.

Neu mit dabei ist Karina Krawczyk als polnische Pflegerin Danuta, die Hannes ganz schön den Kopf verdreht und Sophie langsam, aber sicher in den Wahnsinn treibt. Die Schauspielerin ist bekannt aus Filmen wie „Der Eisbär“, wo sie neben Til Schweiger die weibliche Hauptrolle spielte, und ist neben ihrer Arbeit als Schauspielerin und Model noch die Mutter des Sohnes des Tote Hosen Sängers Campino.

Wer Staffel 1 mochte, der wird Staffel 2 lieben, denn hier wird alles geboten was Staffel 1 zu einem Quotenhit machte – und noch einiges mehr. Von einem Geheimtipp kann aufgrund der hohen Zuschauerzahlen und der allgemein positiven Resonanz wohl nicht gesprochen werden, aber ein Tipp ist die Serie auf jeden Fall.

Bildqualität: Die Bildqualität ist im direkten Vergleich mit der ersten Staffel ein wenig besser, aber noch weit von dem entfernt, was technisch möglich wäre. Die Schärfe bewegt sich im oberen Mittelfeld und bietet nur wenig HD-Feeling. Die Detailzeichnung punktet vor allem in Nahaufnahmen mit einigen Details, die in der vorherigen Staffel noch nicht zu erkennen waren. Alles in allem ist das Bild aber nach wie vor noch etwas zu weich und kann somit ebenfalls nicht über ein gutes Mittelmaß hinausreichen. Die Farben allerdings wirken natürlich und satt und geben ebenso wenig Anlass zur Kritik wie der gut eingestellte Kontrast. Der Schwarzwert kommt kaum zur Geltung und ist bei dieser Serie ohnehin nur von geringer Bedeutung, kann aber in den wenigen Fällen dennoch überzeugen. Das Bild ist sogar in einigen Szene ein wenig plastisch, vor allem auf dem Polizeirevier. Landschaftsaufnahmen hingegen bleiben leider noch sehr zweidimensional.

Die Kompressionsartefakte der ersten Staffel fallen auch hier wieder auf, allerdings nur noch sehr selten.

Kurzum: Es ist eine deutliche Steigerung wahrnehmbar, wobei noch massig Luft nach oben gelassen wurde.

Mma S2 Review Szenenbild002Tonqualität: Der Ton liegt leider nach wie vor nur in Dolby Digital 2.0 vor, war angesichts des relativ jungen Produktionszeitraums umso bedauerlicher ist. Räumlichkeit und Direktionalität werden in diesem Zusammenhang natürlich nicht geboten und auch der Subwoofer bleibt – da er nicht angesteuert wird – stumm. Dafür ist die Tonspur wieder sehr schön ausbalanciert und lässt die Dialoge zu jeder Zeit gut verständlich und natürlich erklingen. Die Musik ist einigermaßen dynamisch, kann aber leider fast ausschließlich im Vorspann punkten. Natürlich stellt eine derartige Tonspur bei einer Krimiserie, die ohne großartige Actionkomponente auskommt, kein wirkliches Manko dar, aber es wäre trotzdem nett gewesen, etwas mehr zu bekommen. So kann die Tonspur lediglich als zweckdienlich bezeichnet werden, kann aber im Großen und Ganzen dennoch überzeugen.
Da es sich hier um eine deutsche Serie handelt fällt der Unterpunkt „Synchronisation“ aus der Wertung heraus.

Extras: Das Menü ist unspektakulär und übersichtlich gestaltet. Während im oberen Viertel der (unpassend) zurechtgeschnittene Vorspann (inklusive Musik) abläuft hat man ganz unten die Auswahl, ob man die Episoden der Reihe nach abspielen oder eine bestimmte Episode auswählen möchte.

Ein Wendecover gibt’s nicht, dafür befindet sich auf der Innenseite – beziehungsweise Rückseite des Covers – ein Inhaltsverzeichnis der einzelnen Episoden.

Eine etwas ansprechendere Präsentation wäre ebenso wünschenswert gewesen wie irgendwelches Bonusmaterial.

Fazit: Qualitativ liegt die zweite Staffel des Quotenrenners ein wenig zu und kann etwas Boden gut machen. Die Schärfe ist etwas erhöht und auch der Kontrast ist gut eingestellt. Hin und wieder bekommen die Bilder sogar eine schöne Plastizität. Der Ton kann, trotz veralteterer Dolby Digital 2.0 Abmischung, dennoch überzeugen, da es der Serie ohnehin an Potential für eine höherwertige Tonspur mangelt. Allerdings können weder Bild noch Ton dem Medium gerecht werden und lassen noch enormen Spielraum nach oben. Auch das bei der Zweiten Staffel wieder keinerlei Bonusmaterial gereicht wird dürfte den Freunden der Serie übel aufstoßen, zumal hier doch bereits abzusehen war, dass die Serie vom Publikum angenommen wurde.

Auch inhaltlich legt Staffel 2 deutlich zu: Wesentlich witziger und flotter als die vorherige, dabei mit einer schönen Charakterentwicklung der Figuren, die nun nicht erst noch vorgestellt werden müssen, sondern sich frei entfalten können. Neue Figuren bereichern die Serie obendrein. Lediglich der Cliffhanger am Ende der letzten Episode ist ein wenig störend, wobei dies bei erfolgreichen Serien mit fortlaufender Handlung (auch wenn dies hier nur bedingt zutrifft) inzwischen gang und gäbe ist. Wer nun neugierig auf den ARD-Hit geworden ist, darf gerne zugreifen. Ein Einstieg ist hier auch ohne größere Vorkenntnis möglich, da die Episoden mehr oder weniger in sich abgeschlossen sind und die Schrullen der Figuren auch so funktionieren.

(Michael Speier)

 © Copyright Bilder Studio Hamburg – Alle Rechte vorbehalten

Bewertungen: 4.9 / 5. 845