Resident Evil 2 – PS4 Review | Capcom

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Resident Evil 2 PS4 Review CoverDas Capcom noch ein Wörtchen im Horrorgenre mitzureden hat, hat das japanische Entwicklerstudio spätestens mit Resident Evil 7 eindrucksvoll gezeigt. Tatsächlich ist der Wunsch vieler Fans in Erfüllung gegangen, weniger Action, mehr Gruselfaktor. Auch mit der Neuauflage von Resident Evil 2 heißt es zurück zu den Wurzeln. Der hierzulande einst indizierte PS1-Zombie-Survival-Klassiker, ist dieses mal nicht nur frei im Handel erhältlich, sondern auch noch brutaler denn je. Im Test schauen wir uns nun die PS4 Version genauer an.

Wir übernehmen wahlweise die Rollen von Leon S. Kennedy oder Claire Redfield. Welchen Pfad ihr zuerst bestreitet, dürft ihr vorher im Hauptmenü festlegen. Je nach Charakterauswahl unterscheiden sich einige Schlüsselelemente, sprich Waffenauswahl, Rätsel und alternative Pfade. Für beide Protagonisten gibt es zudem einen New Game + mit verschiedenen Handlungsabweichungen und Bonus Enden. Apropos Handlung: Leon S. Kennedy, hier noch frisch rekrutiert, hätte sich seinen ersten Arbeitstag im Raccoon Police Department sicherlich auch anders vorgestellt. Das Pharmaunternehmen Umbrella Corporation hat hier seinen Hauptsitz. Mit dem Verkauf von Viren werden Biowaffen an den Mann gebracht, allen voran das neu entwickelte G-Virus. Wie bei Resident Evil üblich, geht mal wieder alles schief und die Stadt wird von dem ansteckenden Virus befallen. Während Leon versucht die Drahtzieher hinter der Misere ausfindig zu machen, sucht Claire auf der anderen Seite ihren Bruder und Serienfavorit Chris Redfield und wird dabei in ein völlig anderes Familiendrama verwickelt.

Resident Evil 2 PS4 Review SzenenbildDas Resident Evil Franchise, ist mit seinen sieben Hauptspielen und unzähligen Spin-Offs, kaum in ein paar Worten zusammenzufassen. Daher ist es schön mit dem zweiten Teil relativ am Anfang der Serie zu stehen. Alles spielt sich in einem kleineren Rahmen ab, vieles hat (noch) kein großes Ausmaß und auch unsere Protagonisten tappen noch im Dunkeln, fungieren als Hobbydetektive und versuchen einfach dem Alptraum zu entkommen. Leon ist hier nicht nur ein Jungspund, sondern auch noch etwas grün hinter den Ohren. Ein Held wie er im Buche steht, Polizist geworden, um aus der Welt einen besseren Ort zu machen. Auch die tragischen Geschichten der Charaktere, welche wir im Laufe unseres Abenteuers kennenlernen, sind simple aber nachvollziehbar gestrickt. Da wäre anfangs der pflichtbewusste Lieutenant Marvin Branagh, der wegen seiner Wunden schon weiß, dass es um ihn geschehen ist und Leon befiehlt nach anderen Überlebenden zu suchen. Oder aber der verzweifelte Vater, der seine infizierte Tochter um keinen Preis aufgeben möchte. Auch die Beziehung zwischen Leon und Femme fatale Ada Wong wird hier spannend in Szene gesetzt. Es ist wie bereits erwähnt der intimere Rahmen der Geschichte, die Naivität der Protagonisten und die Einfachheit der Figuren, welche Resident Evil 2 eine emotionale Note verleihen, wie in keinem anderen Teil der Reihe. Zugleich versprüht das Spiel aber auch einen gewissen ‚B-Movie-Grindhouse‘ Charme. Wenn Leon z.B. einen coolen One-Liner ablässt, nachdem er von einem mutierten Riesenalligator durch die Kanalisation gejagt wurde und dem Biest das Maul gesprengt hat. Ein schmaler Grat, der aber gekonnt cool inszeniert ist und nie ins lächerliche mündet.

Resident Evil 2 PS4 Review SzenenbildResident Evil 2 ist aber keineswegs ein konventionelles Actionspiel, wie die eben beschrieben Szene vielleicht vermuten lässt. Wer bei jeder Zombie Begegnung das Verlangen hat sein Magazin leer zu ballern, wird schnell an seine Grenzen stoßen. Auf dem Standard Schwierigkeitsgrad fressen die normalen Zombies ca. Drei Kugeln bis sie zu Boden fallen und sind danach immer noch putzmunter. In großen Räumen mit viel Spielraum, kann man die Untoten Miesmacher einfach umgehen. Das sorgt zwar auch für Action, aber nicht im Sinne von Feueraction, sondern purer Panik und Angst. Gepaart mit dem phänomenalen Sounddesign, hat man ständig das Gefühl irgendetwas krabbelt einem die Hose hoch oder wartet hinter der nächsten Tür auf einen Überraschungsangriff. Wie gut, dass man zu jederzeit die volle Kontrolle über seinen Charakter hat. Die Steuerung wurde im Zuge des Remakes allen modernen Standards angepasst und spielt sich wie man es von einem 3rd-Person-Spiel erwarten würde. Modern ist natürlich auch die Technik, die RE Engine überzeugt wie bei Resident Evil 7 mit einem flüssigen Spielvergnügen und detaillierter Grafik. Dabei rückt der Einsatz von Licht- und Schatteneffekten besonders in den Vordergrund. Wenn Leon mit seiner Taschenlampe durch die düsteren Räumlichkeiten schlendert, möchte man kurz innehalten und ein Schattenspiel veranstalten, wären da nur nicht die Zombies an unseren Versen. Charaktermodelle und Animationen sind realitätsgetreu und hauchen ironischerweise den Zombies neues Leben ein. Auch in Leon und Co. dürften wir es hier mit den besten 3D-Modellen der Serie zu tun haben. Man kann den Charaktere die Erschöpfung in der Haltung und den Gesichtern ansehen. An der roten Farbe wurde auch nicht gespart, in Sachen Splatter und Gore macht Resident Evil 2 so schnell keiner was vor. Hier wird fast nichts der Fantasie überlassen, alles ist ziemlich explizit dargestellt, somit dürfte es wohl auch der brutalste Ableger der, ohne brutalen, Reihe sein. Für die deutsche Synchronisation hingegen kann ich leider keine allzu großen Lobeshymnen aussprechen, sie ist auf keinen Fall schlecht aber auch nicht sonderlich hervorzuheben. Die englische Sprachausgabe wirkt insgesamt etwas bodenständiger und gereifter. Zusätzlich stehen noch die italienische, spanische, französische und sogar japanischen Sprachausgabe zur Verfügung.

Resident Evil 2 PS4 Review SzenenbildAtmosphärische Spielpassagen mit extremen Nervenkitzel und einer Prise Rätsel Einlagen. So lässt sich Resident Evil 2 zusammenfassen, im Grunde alle Stärken der Reihe in einem Spiel. Alle Gameplay Elemente fließen gekonnt ineinander, hier zeigt sich Capcoms jahrelange Erfahrung. Ein typischer Abstecher in Raccoon City würde wie folgt aussehen: Durch schaurige Orte laufen, überlebenswichtige Gegenstände einsammeln, auf clever platzierte Gegner stoßen und vor verschlossenen Türen stehen. Abgefahrene Bossgegner dürfen natürlich auch nicht fehlen, hier gibt es dann meistens kein Entkommen. Der voraussehende Survival-Profi freut sich dann noch genügend Munition für die Schrotflinte aufbewahrt zu haben. Im Laufe des Abenteuers dürft ihr so einige hilfreiche Waffen euer eigen nennen, allerdings sind viele davon optional und verstecken sich hinter Rätsel, es kann also durchaus passieren, dass man Waffen beim ersten Durchlauf gar nicht entdeckt. Zusätzlich können die Feuerwaffen mit gefundenen Teilen verbessert werden. Dank der hilfreichen Kartenfunktion, zeigt das Spiel uns jederzeit an, welche Orte noch unentdeckt sind und sogar ob die Räume noch versteckte Gegenstände oder Rätsel beinhalten. Trotzdem gibt es so einige Momente wo man auf dem Schlauch steht, daher sollte man stets gefundene Dokumente lesen oder Gegenstände genauer Begutachten, um den ein oder anderen Hinweis zu bekommen. Das Praktische am ‚verloren‘ sein ist aber, dass wir dadurch jeden Winkel der verschiedenen Areale irgendwann auswendig kennen. Das Leveldesign ist ausgeklügelt und regt nicht nur zum Erkunden an, sondern belohnt auch mit Abkürzungen.

Resident Evil 2 PS4 Review SzenenbildDie Neuauflage von Resident Evil 2 ist ein eigenständiges Biest geworden, ohne den Geist des Originals zu vernachlässigen. Ein neu interpretiertes Spiel, ausgerichtet auf den Modernen Videospielmarkt, ohne jedoch seine Wurzeln außer Acht zu lassen. Mit Leon und Kollegen durch Raccoon City zu spazieren, hat sich noch nie so gut angefühlt. Der Technisch saubere und atmosphärisch, düstere Trip nach Raccoon City ist Resident Evil in seiner besten Form. Die Zwei Kampagnen mit ihren alternativen Routen und Geheimnissen, sorgen auch nach erstmaligen Durchspielen für einen hohen Wiederspielwert. Jetzt heißt es nur noch Daumen drücken und hoffen, dass Capcom schon ein Remake des dritten Teils plant.

Positiv:

  • detaillierte Grafik
  • cool inszenierte Zwischensequenzen
  • mehrere Sprachoptionen
  • schaurige Atmosphäre
  • abgefahrenen Effekte
  • fantastische Charakteranimationen und 3D Modelle

Negativ:

  • deutsche Synchronisation gewöhnungsbedürftig

(Sascha Djodaki)

Bewertungen: 4.6 / 5. 827