Star Wars: Obi-Wan Kenobi – Streaming Review | Disney+ Plus

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Seit einer Weile kann man die Serie „Star Wars: Obi-Wan Kenobi“ auf Disney+ sehen und wir haben das Review dazu.

Angesichts der nach wie vor ungebrochenen Beliebtheit und Popularität von Star Wars (obgleich viele Fans nach wie vor lieber auf die „gute alte Zeit“ rekurrieren, in der es nur drei und noch keine neun Episoden gab) erscheint es verwunderlich, dass es vergleichsweise lange dauerte, bis das Franchise eine Live-Action-Serie spendiert bekam – in Serienform konnte man sich Star Wars einige Zeit lang nur in Form der Animationsserien „Star Wars: The Clone Wars“, „Star Wars: Rebels“ und „Star Wars: Resistance“ zu Gemüte führen. Den Anfang machte erst 2019 die erste Staffel von „The Mandalorian“ mit Pedro Pascal in der Hauptrolle. Seitdem aber scheinen Live-Action-Serien wie Pilze aus dem Boden zu sprießen: Mit „The Book of Boba Fett“ erhielt „The Mandalorian“ 2021 eine Art Spin-Off, eine Serie um den in der zweiten Staffel von „The Mandalorian“ erstmals in einer Live-Action-Version auftretenden „The Clone Wars“-Charakter Ahsoka (gespielt von Rosario Dawson) ist derzeit unter dem Titel „Star Wars: Ahsoka“ in Produktion.

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© 2022 Lucasfilm Ltd. & ™. All Rights Reserved.

GelungenWer sich schon immer dafür interessierte, wie die Vorgeschichte des im Film „Rogue One: A Star Wars Story“ von 2016 eingeführten Charakters Cassian Andor (gespielt von Diego Luna) aussieht, wird ab Ende August mit „Star Wars: Andor“ fündig. Die aktuellste Live-Action-Produktion aber widmet sich einem der wohl beliebtesten Star Wars-Charaktere und bietet eine lange erhoffte Rückkehr. Zwischen der Prequel- und der Originaltrilogie angesiedelt, zeigt „Star Wars: Obi-Wan Kenobi“ Ewan McGregor wieder in seiner aus der Prequel-Trilogie übernommenen Rolle des Titelhelden.

Story:

Zehn Jahre nach dem Fall der Republik und des Jedi-Ordens und dem Aufstieg des Imperiums waltet der einstige Jedi-Ritter Obi-Wan Kenobi (Ewan McGregor) ein Dasein als Eremit auf dem Wüstenplaneten Tatooine. Jedweden Verbindungen zur Macht und zu den Jedi hat er entsagt, er wartet lediglich darauf, dass Luke Skywalker, der Sohn seines ehemaligen Schülers Anakin Skywalker, der mittlerweile sowohl den Namen Darth Vader (Hayden Christensen) sowie eine schwarze Rüstung trägt, alt genug ist, um in den Künsten der Jedi unterwiesen zu werden. Doch nicht nur die vom Imperium entsandten Inquisitoren, darunter die „Dritte Schwester“ Reva (Moses Ingram), die auf der Jagd nach verbliebenen Jedi-Rittern sind, sorgen für Unruhe: Obi-Wan wird von seinem ehemaligem Verbündeten, dem Senator Bail Organa (Jimmi Smits) von Alderaan, damit beauftragt, seine entführte Ziehtochter Leia, die ebenfalls von Anakin Skywalker abstammt, zu finden. Damit ist für ihn die Zeit gekommen, aus dem Schatten zu treten und sein altes, einst im Wüstensand verscharrtes Lichtschwert wieder auszugraben…

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Eindruck:

Die sechsteilige Serie beziehungsweise ihre erste Staffel (über eine Fortsetzung ist derzeit nichts bekannt) braucht nicht lange, um nahezulegen, dass es sich bei ihr zuvorderst um eine Charakterstudie Obi-Wan Kenobis handelt. Die Ereignisse der Vergangenheit aus der Zeit der Prequel-Trilogie, insbesondere der Bruch und die Konfrontation mit seinem ehemaligen Schüler Anakin Skywalker, lasten schwer auf seinen Schultern. So erleben wir den einstigen Jedi zu Beginn der Serie als introvertiert, gebrochen und durch die Vergangenheit schwer gezeichnet. Trotz des geringen Umfangs von lediglich sechs Folgen nimmt sich „Star Wars: Obi-Wan Kenobi“ angenehm viel Zeit, den Weg Obi-Wans zurück zu alter sowohl körperlicher als auch geistiger Stärke zu thematisieren. Das mag gerade in der ersten Folge stellenweise dazu führen, dass die Handlung sehr langsam an Fahrt aufnimmt. Später ist die Geschichte jedoch stringenter erzählt, und betrachtet man rückblickend die Charakterentwicklung, die Obi-Wan innerhalb seiner eigenen Serie vollzieht, muss man doch festhalten, dass sich das Warten definitiv auszahlt. Wenn Obi-Wan sich, gerade ab der zweiten Staffelhälfte, langsam aber sicher zu alter Physis und geistiger Stärke zurückarbeitet, sorgt das für so manchen beeindruckenden und höchst gelungenen Charaktermoment. Selbstverständlich profitiert all dies nicht zuletzt auch vom lobenswerten Spiel Ewan McGregors, der keine sichtlichen Mühen hat, in die Rolle seines Charakters zurückzufinden.

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Der zweite große Rückkehrer aus den Prequels neben McGregor ist Hayden Christensen als Anakin Skywalker beziehungsweise Darth Vader. In vereinzelten Rückblenden darf man Christensen erneut als Schüler Obi-Wans begutachten, wobei man gewillt ist, das sichtlich höhere Alter des Darstellers im Vergleich zu den 2000ern zu verzeihen – lobenswert ist dabei, dass man den Mut aufbrachte, zu Christensens jetzigem Erscheinungsbild zu stehen und nicht oder wenigstens nicht übermäßig mit Deepfakes arbeitete, um ihn künstlich zu verjüngen. Den größten Teil seiner gar nicht einmal knapp bemessenen Screentime verbringt Christensen jedoch ohnehin im ikonischen Outfit Darth Vaders, wobei der Charakter in der Originalfassung abermals vom Stammsprecher James Earl Jones synchronisiert ist. Darth Vaders Charakterzeichnung ist derjenigen Obi-Wans keineswegs unähnlich. Auch er leidet noch unter den Geschehnissen der Vergangenheit, insbesondere den schweren Verletzungen, die er sich im Kampf gegen Obi-Wan auf Mustafar zuzog, und verwendet dieses Leid als Motor für sein jetziges Vorgehen. Diejenigen Augenblicke in der Serie, die auf ein Zusammentreffen Obi-Wans und Darth Vaders zusteuern, gehören nicht zuletzt deswegen zu den besten Spannungsmomenten, die „Star Wars: Obi-Wan Kenobi“ zu bieten hat.

Ebenfalls eine bedeutsame Rolle trägt der berühmte Charakter Leia Organa, wenn auch in anderer Form, ist sie zum Zeitpunkt der Serie gerade einmal zehn Jahre alt. Man könnte diese Kind-Version Leias voreilig als zu besserwisserisch und zu vorausschauend abstempeln, doch wird jederzeit deutlich, wie sie sich auf genau die Version ihres Charakters zubewegt, welche wir insbesondere aus der Star Wars-Originaltrilogie kennen und schätzen. Mit der Inquisitorin Reva gibt es zudem eine weitere bedeutende Frauenfigur, bei der sich von Anfang an die Frage nach ihrer Motivation stellt. Schnell wird nämlich deutlich, dass sie sehr persönliche Gründe zu haben scheint, speziell nach Obi-Wan zu suchen und ihn zu stellen. Die Antwort auf die Frage, was sie antreibt, bietet die Serie dann auch an genau der richtigen Stelle in Verbindung mit einem interessanten Plot-Twist.

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In handwerklicher Hinsicht ist „Star Wars: Obi-Wan Kenobi“ durchaus anzumerken, dass es sich eben um eine Serie und nicht um eine hoch budgetierte Filmproduktion handelt. Damit im Hinterkopf kann sich das Gezeigte allerdings durchaus sehen lassen – mehr noch, es gibt sogar große Projekte des Mainstream-Blockbuster-Kinos, die trotz deutlich höherem Budget optisch und handwerklich keineswegs eine viel bessere Figur machen. Der Vorwurf, die Serie würde wie ein „Fanfilm“ aussehen (ohnehin ein höchst beliebtes Totschlagargument bei Star Wars-Diskussionen, das auch vor den neuen Episoden nicht Halt macht), ist jedenfalls ebenso unhaltbar wie das immer wiederkehrende Aufzählen angeblicher Logikfehler und Widersprüche zum Star Wars-Kanon. Ja, „Star Wars: Obi-Wan Kenobi“ leistet sich die eine oder andere erzählerische Schwäche, bei welcher dem Vorantreiben des Plots der inneren Logik gegenüber der Vorzug eingeräumt wurde. Nichts davon ist jedoch so gravierend und unerklärbar, wie es aktuell gerne dargestellt wird. Das gilt auch für die angeblichen Kanon-Widersprüche, welche oftmals eher dem Unwillen der Zuschauer, die Serie als Bestandteil von Star Wars zu akzeptieren, entspringen als auf einer wirklich fundierten Faktenlage zu basieren.

Fazit:

„Star Wars: Obi-Wan Kenobi“ ist keine makellose Serie und mit Blick auf das Produktionsniveau natürlich nicht auf eine Stufe mit den Filmen zu stellen. Eine runde Angelegenheit ist die Serie aber allemal, welche den Charakter Obi-Wan Kenobi noch einmal näher beleuchtet, sich sehr kurzweilig präsentiert und an den richtigen Stellen Nostalgie mit neuen Erzählelementen verknüpft.

Hier erhältlich:

(Pascal Weber)
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