
Story:
Das in der brandenburgischen Provinz liegende Dorf Unterleuten, scheint auf den ersten Blick einer typisch ländlichen Idylle zu gleichen. Einem Ort, an dem man seine Kinder großziehen will, weit weg vom Lärm und Dreck der Großstädte, eine Gegend, in der man eins mit der Natur sein kann. Wären da nicht die Einwohner Unterleutens, mit all ihren Geheimnissen, ungeklärten Problemen, verklärten Sichtweisen, vergrabenen „Leichen“, Eigeninteressen, fälschlich angenommener Wahrheiten, heuschreckenartiger Investoren sowie finanzieller Probleme des Dörfchens selbst. Doch was verbindet und entzweit die Bewohner Unterleutens gleichermaßen? Es ist die Aussicht des Bürgermeisters auf finanziellen Aufschwung, dank der Windkraft-Technologie. Diese Entwicklung schürt nicht nur neue Hoffnungen, sondern erregt auch die Gemüter. In diesem Zusammenhang werden alte Wunden aufgerissen, Verborgenes kommt ans Tageslicht, Intrigen werden gesponnen und alte Rechnungen wollen beglichen werden. Die letztendlich gefällten Entscheidungen eines jeden Einwohners werden nicht erwartete Folgen nach sich ziehen. Ebenso tritt Gewalt an Stelle der Vernunft, es wird Opfer fordern und fast niemand ist mehr frei von Schuld. Schlussendlich steht sinnbildlich kein Stein mehr auf dem anderen und allen ist klar, der Preis, den sie für ihr Handeln zahlten, war eindeutig zu hoch.
Meinung und Wertung:
Juli Zehs Roman „Unterleuten“ aus dem Jahre 2016 war mir bis dato unbekannt, umso positiv überraschter war ich von dieser Romanverfilmung. Der Dreiteiler fängt eigentlich recht harmlos an und könnte auch eine Episode aus der alten deutschen Serie „Neues aus Uhlenbusch“ mit einem Hauch „Lindenstraße“ sein. Ein Dorf mit Bewohnern jeglichen Alters und bunt gemischt: alteingesessene Einheimische, Zugezogene, Ökos, Grantler, Frei-Denker, etc. so wie man es auch aus der „Lindenstraße“ kennt. Im Verlauf des ersten Teils, lernen wir wie verschiedenen Protagonisten kennen, allen voran der alte Rudolf Gombrowski, seines Zeichens Großgrundbesitzer und nach der Wende Hauptarbeitgeber im Dorf samt Frau: Sowie den ebenfalls alten Kron, standhafter Kommunist aus den alten Zeiten der DDR. Diese beiden verbindet seit Jugendtagen eine alte Feindschaft, die nach dem Tod eines gemeinsamen Bekannten ihren Höhepunkt fand. Seitdem vermutet Kron, dass Gombrowski für sein zerschmettertes Knie und den Tod Eriks verantwortlich ist und Bodo Schaller sein ausführendes Organ war. Beweise gab es nie, Aussprachen ebenso wenig, einzig verhärtete Fronten und alte Wunden blieben zurück. Als Zuschauer spürt man fast schon zur ersten Minute, dass dort etwas unheilvolles in der Luft liegt. Die weiteren Protagonisten sind Krons und Grombowskis alte Freundin Hilde und Witwe von Erik sowie Krons Tochter nebst Ehemann und Enkelin, der Naturbeauftragte Dr. Gerhard Fleiß mit seiner wesentlich jüngeren Frau Jule und kleinem Töchterchen. Der neuste Zugang im Dorf Linda Franzen mit Freund Frederick, deren größter Traum eine Reitanlage ist. Sowie der zurückgekehrte Bodo Schaller, der Bürgermeister, Anne Pilz (wie der Champignon) Beauftragte der Vento Direkt und der durchreisende Investor Konrad Meiler, der eine gewinnbringende Investition wittert.

Fazit:
Es wird Zeit fürs Fazit: „UNTERLEUTEN“ erzählt sehr eindringlich die Geschichte seiner Einwohner, die im Verlaufe der drei Teile ihren Irrungen und Wirrungen erliegen. Was bis dahin noch nicht dramatisch wäre, wenn sie diese nicht zu Aktionen verleitet hätten, die weit über dem Akzeptierbaren liegen. Was Anfangs mit Unwillen und Missgunst beginnt, wandelt sich von einer Chance zu Gier bis hin zu Betrug. Aus Recht und Ordnung entsteht Angst und daraus wiederum Gewalt. Halb oder gar völlige Unwissenheit sowie fälschliche Annahmen verleiten die Bewohner zu Taten, die nicht mehr rückgängig zu machen sind und in Dramen enden. Interessant dabei zu beobachten ist, wie sich die Spirale der direkten und indirekten Gewalt immer weiter ausdehnt. Aus einem idyllischen Dörfchen wird ein Schlachtfeld und so gut wie keiner bleibt mehr ohne Schuld zurück, von den Kollateral-Geschädigten mal ganz abgesehen. Das Schauspiel ist auf sehr hohem Niveau, was nicht zuletzt an dem Cast liegt, der unter anderem aus: Thomas Thieme (Das Parfüm), und Miriam Stein („Unsere Mütter, unsere Väter“), Alexander Held („Tannbach“), Charly Hübner („Lindenberg! Mach dein Ding“), Bjarne Mädel („Tatortreiniger“), Ulrich Noethen („Der Untergang“), Jörg Schüttauf („Bad Banks“), Mina Tander („jerks“) besteht. Regie führte Matti Geschonneck („In Zeiten des abnehmenden Lichts“).

Wie immer möchte ich mich für eure Aufmerksamkeit bedanken und hoffe wir lesen uns bei meinem nächsten Review wieder.
(Marc Maurer)
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Meinung und Wertung: