Spoilerfreie Kritik zur Netflix-Serie
Lange Zeit versuchte man vergeblich, die Graphic Novels von Joe Hill zu adaptieren. Nun probiert Netflix sich mit der ersten Staffel von „Locke & Key“ an einer Umsetzung der Geschichte rund um mysteriöse Schlüssel.
Kritik:
Beginnend 2008, veröffentlichte Joe Hill in Zusammenarbeit mit Gabriel Rodriguez die Comicreihe „Locke & Key“. Im Zentrum seiner Geschichten stehen geheimnisvolle Schlüssel („Keys“), die einem verschiedene Kräfte geben. Bereits vor einigen Jahren versuchte man, beim Streaminganbieter Hulu die Reihe umzusetzen, doch scheiterte bereits nach einer Pilotfolge. Netflix wagt mit der zehn Folgen umfassenden ersten Staffel eine Neuauflage, die vieles richtig macht, jedoch Potenzial liegen lässt.
Nach dem mysteriösen Tod von Vater und Ehemann Rendell Locke (Bill Heck) braucht Mutter Nina einen Neuanfang. Aus Seattle weggezogen, scheint die vierköpfige Familie weiterhin vom Unglück verfolgt zu sein. Denn das geerbte Gemäuer, scheint neben der Familiengeschichte deutlich mehr zu verbergen. Die drei Geschwister Tyler (Connor Jessup), Kinsey (Emilia Jones) und Bode (Jackson Robert Scott) finden in der Villa magische Schlüssel. Neben besonderen Kräften erwecken sie allerdings auch einen bösen Dämon zum Leben. Und so müssen die Geschwister nicht nur das Erbe ihres Vaters, sondern auch die Sicherheit aller bewahren.
Im sogenannten „Key House“ sind diverse magische Schlüssel versteckt. Jeder von ihnen bietet andere Möglichkeiten, wie etwa das Entfernen oder Hinzufügen von Erinnerungen. Dadurch eröffnet Netflix sich eine Basis, auf der diskutiert werden kann. Über die Richtigkeit und Problematik von solchen Möglichkeiten, spricht man jedoch weniger. Hier ist der Zuschauer selbst angehalten, sich eine Nebenhandlung zu schaffen. Neben der Wichtigkeit des Familienzusammenhalts, werden auch weitere gesellschaftliche Motive angerissen, allerdings nicht zielführend ausgeführt. Sie dienen hier hauptsächlich der Fortführung des Plots.
Auch handwerklich ist diese Serie schön gestaltet. Der Trailer bot viel Raum für Skepsis darüber, wie gut die CGI-Effekte wohl eingebaut sein könnten. Doch Netflix überraschte auch in dieser Hinsicht. Die Effekte fügen sich gut in die teils märchenhafte, wenn auch alltägliche Welt ein. Die Effekte spiegeln jedoch auch die frappierenden Stimmungswechsel der Serie wieder. In einem Moment wirkt die Serie familiengerecht und im nächsten finden sich Horrorelemente, die auf jeden Fall die Freigabe ab 12 Jahren rechtfertigen. So tut sich die Serie teils schwer, sich einer spezifischen Zielgruppe zuzuordnen.
Abgesehen von der wechselnden Charakteristik der Serie liefert man dennoch ein rundum solides Werk ab. Die Rollen der jungen Schauspieler entwickeln sich im Laufe der Serie enorm und so tragen sie die spannende Geschichte sehr gut. Die Rollen in „Locke and Key“ sind manchmal überzogen geschrieben, in anderen Momenten allerdings sehr gut nachzuvollziehen. Die erste Staffel fühlt sich daher in manchen Momenten, nicht nur für die Protagonisten, sondern auch für die Serie, als eine Suche nach der eigenen Identität an.
Die komplette erste Staffel ist ab heute bei Netflix verfügbar.
(Nils Zehnder)
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