Das 1. Evangelium nach Matthäus – Ein Meisterwerk der Filmkunst
Pier Paolo Pasolinis „Das 1. Evangelium nach Matthäus“ ist weit mehr als eine Verfilmung der Bibel; es ist eine tiefgründige, bewegende und zutiefst menschliche Interpretation des Matthäus-Evangeliums, die den Zuschauer in ihren Bann zieht und ihn über die Bedeutung von Glauben, Gerechtigkeit und Mitmenschlichkeit nachdenken lässt. Der Film, gedreht im Jahr 1964, besticht durch seine Authentizität, seinen Realismus und seine spirituelle Kraft und gilt bis heute als eines der bedeutendsten Werke der Filmgeschichte.
Eine Reise zurück zu den Ursprüngen des Christentums
Pasolini verzichtet in seinem Film bewusst auf prunkvolle Kulissen und theatralische Inszenierungen. Stattdessen entführt er den Zuschauer in eine karge, von Armut geprägte Landschaft, die an das historische Palästina erinnert. Die Laiendarsteller, ausgewählt aus der Bevölkerung Süditaliens, verleihen den biblischen Figuren eine ergreifende Glaubwürdigkeit. Allen voran Enrique Irazoqui, der den Jesus von Nazareth verkörpert, beeindruckt durch seine schlichte Würde und seine tiefe Überzeugung.
Der Film folgt dem Leben Jesu von seiner Geburt bis zu seiner Auferstehung. Beginnend mit der Verkündigung an Maria und der Geburt in Bethlehem, zeichnet Pasolini ein eindringliches Bild von Jesu Kindheit und Jugend. Wir erleben seine Taufe durch Johannes den Täufer, seine Predigten am See Genezareth, seine Wunderheilungen und seine Auseinandersetzungen mit den Pharisäern und Schriftgelehrten.
Pasolini scheut sich nicht, die menschliche Seite Jesu zu zeigen. Er ist nicht nur ein göttlicher Heiland, sondern auch ein Mann, der leidet, zweifelt und kämpft. Seine Wut über die Ungerechtigkeit und die Heuchelei der Mächtigen ist ebenso spürbar wie seine Liebe zu den Armen und Ausgestoßenen.
Die Botschaft der Bergpredigt – Ein Appell an die Menschlichkeit
Ein zentraler Bestandteil des Films ist die Bergpredigt, die Pasolini mit großer Sorgfalt und Hingabe inszeniert. Jesu Worte über die Seligpreisungen, die Nächstenliebe und die Vergebung hallen in der kargen Landschaft wider und treffen den Zuschauer mitten ins Herz. Sie sind ein Aufruf zur Menschlichkeit, zur Gerechtigkeit und zur Solidarität mit den Schwachen und Unterdrückten.
Pasolini gelingt es, die zeitlose Relevanz der Bergpredigt für die heutige Welt herauszustellen. Ihre Botschaft der Hoffnung und des Friedens ist angesichts von Krieg, Gewalt und Ungerechtigkeit aktueller denn je. Der Film fordert den Zuschauer auf, sich mit den ethischen und moralischen Fragen auseinanderzusetzen, die Jesus aufwirft, und sich für eine bessere Welt einzusetzen.
Der Leidensweg – Ein Spiegelbild menschlichen Leidens
Der Leidensweg Jesu, seine Verurteilung durch Pontius Pilatus, seine Kreuzigung und seine Auferstehung werden von Pasolini mit großer Intensität und emotionaler Wucht dargestellt. Die Szenen sind schmerzhaft, aber auch von einer tiefen spirituellen Kraft durchdrungen. Der Film zeigt, wie Jesus für seine Überzeugung einsteht und bereit ist, das höchste Opfer zu bringen.
Die Kreuzigungsszene ist besonders eindringlich. Pasolini verzichtet auf jeglichen Kitsch oder Sentimentalität. Stattdessen zeigt er das Leiden Jesu in seiner ganzen Brutalität und Realität. Der Zuschauer wird Zeuge des Schmerzes, der Verzweiflung und der Einsamkeit Jesu am Kreuz. Doch gerade in diesem Moment der größten Not offenbart sich die unendliche Liebe und Barmherzigkeit Gottes.
Die Auferstehung Jesu ist ein Symbol der Hoffnung und des Neuanfangs. Sie zeigt, dass der Tod nicht das letzte Wort hat, sondern dass das Leben über den Tod siegt. Der Film endet mit einem hoffnungsvollen Ausblick auf eine bessere Zukunft, in der Frieden, Gerechtigkeit und Liebe herrschen.
Musikalische Untermalung – Eine Symphonie der Emotionen
Die musikalische Untermalung des Films ist ein weiteres Meisterwerk. Pasolini verwendet eine Vielzahl von Musikstücken aus verschiedenen Epochen und Kulturen, von Johann Sebastian Bach über afroamerikanische Spirituals bis hin zu traditioneller Musik aus der ganzen Welt. Diese Vielfalt spiegelt die Universalität der Botschaft Jesu wider und unterstreicht die emotionale Tiefe des Films.
Die Musik verstärkt die Wirkung der Bilder und verleiht den Szenen eine zusätzliche Dimension. Sie begleitet den Zuschauer auf seiner Reise durch das Leben Jesu und berührt ihn tief in seinem Inneren. Die Musik ist nicht nur ein Beiwerk, sondern ein integraler Bestandteil des Films, der dessen Aussagekraft und spirituelle Kraft noch verstärkt.
Die Bedeutung des Films heute – Ein zeitloses Meisterwerk
„Das 1. Evangelium nach Matthäus“ ist mehr als nur eine Verfilmung der Bibel; es ist ein zeitloses Meisterwerk der Filmkunst, das auch heute noch seine Zuschauer begeistert und bewegt. Der Film ist ein Appell an die Menschlichkeit, zur Gerechtigkeit und zur Solidarität mit den Schwachen und Unterdrückten. Er fordert den Zuschauer auf, sich mit den ethischen und moralischen Fragen auseinanderzusetzen, die Jesus aufwirft, und sich für eine bessere Welt einzusetzen.
Pasolinis Film ist ein Werk, das zum Nachdenken anregt und den Zuschauer nicht unberührt lässt. Er ist eine Einladung, sich mit den Wurzeln des Christentums auseinanderzusetzen und die Botschaft Jesu in einer neuen und zeitgemäßen Weise zu verstehen. „Das 1. Evangelium nach Matthäus“ ist ein Film, der uns daran erinnert, was es bedeutet, Mensch zu sein, und der uns Mut macht, für unsere Überzeugungen einzustehen und für eine bessere Zukunft zu kämpfen.
Einige bemerkenswerte Aspekte des Films:
- Die Verwendung von Laiendarstellern verleiht dem Film eine große Authentizität und Glaubwürdigkeit.
- Die karge Landschaft Süditaliens erinnert an das historische Palästina und verstärkt den Realismus des Films.
- Die musikalische Untermalung ist vielfältig und emotional und unterstreicht die Botschaft des Films.
- Die Bergpredigt wird mit großer Sorgfalt und Hingabe inszeniert und ist ein zentraler Bestandteil des Films.
- Der Leidensweg Jesu wird mit großer Intensität und emotionaler Wucht dargestellt.
Auszeichnungen (Auswahl):
Auszeichnung | Jahr |
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Großer Preis der Jury, Internationale Filmfestspiele von Venedig | 1964 |
OCIC Award, Internationale Filmfestspiele von Venedig | 1964 |
Nominiert für 3 Oscars: Bestes adaptiertes Drehbuch, Bestes Kostümdesign (Schwarzweiß), Beste Filmmusik | 1967 |
„Das 1. Evangelium nach Matthäus“ ist ein Film, den man gesehen haben muss. Er ist ein Meisterwerk der Filmkunst, das den Zuschauer in seinen Bann zieht und ihn über die Bedeutung von Glauben, Gerechtigkeit und Mitmenschlichkeit nachdenken lässt. Lassen Sie sich von diesem außergewöhnlichen Film berühren und inspirieren!