Where to Invade Next: Eine Reise der Hoffnung und Inspiration
In einer Welt, die oft von Konflikten und negativen Schlagzeilen dominiert wird, präsentiert Michael Moore mit seinem Dokumentarfilm „Where to Invade Next“ eine erfrischend andere Perspektive. Anstatt sich auf die üblichen Kriegsgebiete zu konzentrieren, „invadiert“ Moore verschiedene europäische Länder, um von ihren fortschrittlichen sozialen und politischen Systemen zu lernen. Es ist keine Invasion mit Waffen, sondern eine mit Neugier und dem Wunsch, die besten Ideen für sein eigenes Land, die USA, zu finden.
Die Ausgangslage: Ein Amerika im Umbruch
Der Film beginnt mit einer klaren Diagnose: Die Vereinigten Staaten stehen vor zahlreichen Herausforderungen. Von einem dysfunktionalen Bildungssystem über eine hohe Kriminalitätsrate bis hin zu einem Mangel an sozialer Sicherheit – die Liste ist lang. Moore wird vom Pentagon „beauftragt“, eine Lösung zu finden, indem er andere Länder „invadiert“ und deren besten Ideen stiehlt. Diese humorvolle Prämisse dient als Rahmen für eine tiefgründige Auseinandersetzung mit den Werten und Prioritäten verschiedener Gesellschaften.
Die „Invasionen“: Ein Blick über den Atlantik
Moores Reise führt ihn durch eine Vielzahl europäischer Länder, jedes mit seinen eigenen einzigartigen Stärken und Errungenschaften:
- Italien: Hier entdeckt Moore die großzügige Urlaubsregelung und die hohe Lebensqualität der Arbeitnehmer. Er spricht mit Arbeitern, die bezahlten Urlaub von bis zu acht Wochen pro Jahr genießen, und stellt fest, dass dies nicht zu einer geringeren Produktivität führt, sondern im Gegenteil, zu motivierteren und gesünderen Mitarbeitern.
- Frankreich: In Frankreich widmet sich Moore dem Schulessen und der Ernährung der Kinder. Er ist erstaunt über die Qualität und Vielfalt der Speisen, die in den Schulkantinen angeboten werden, und wie viel Wert auf gesunde Ernährung und Esskultur gelegt wird. Er vergleicht dies mit dem oft ungesunden und wenig ansprechenden Essen in amerikanischen Schulen.
- Finnland: Finnland, bekannt für sein exzellentes Bildungssystem, steht im Fokus, wenn Moore die dortige Schulkultur untersucht. Er lernt, dass es in Finnland weniger Tests, weniger Hausaufgaben und mehr Wert auf das Wohlbefinden der Schüler gibt. Die Lehrer sind hochqualifiziert und genießen ein hohes Ansehen in der Gesellschaft.
- Slowenien: In Slowenien erfährt Moore, dass Bildung, einschließlich Universitätsbildung, für alle Bürger kostenlos ist. Er interviewt Studenten, die dank dieser Politik ohne Schulden studieren können, und stellt die Frage, warum dies in den USA nicht möglich ist.
- Deutschland: In Deutschland begegnet Moore einer Gesellschaft, die sich ihrer dunklen Vergangenheit stellt und aktiv versucht, aus ihren Fehlern zu lernen. Er besucht eine Firma, in der Arbeitnehmer ein Mitspracherecht bei wichtigen Entscheidungen haben, und sieht, wie dies zu einer besseren Arbeitsatmosphäre und höherer Produktivität führt.
- Portugal: Portugal hat eine progressive Drogenpolitik, die auf Entkriminalisierung und Behandlung statt Bestrafung setzt. Moore spricht mit Experten und ehemaligen Drogenabhängigen, die bestätigen, dass dieser Ansatz erfolgreicher ist als die repressive Politik, die in vielen anderen Ländern verfolgt wird.
- Norwegen: In Norwegen besucht Moore ein Gefängnis, das eher einem Studentenwohnheim als einer Strafanstalt ähnelt. Er lernt, dass das norwegische Justizsystem auf Rehabilitation statt Vergeltung setzt und dass dies zu einer niedrigeren Rückfallquote führt.
Die Enthüllung: Amerikanische Wurzeln europäischer Errungenschaften
Im Laufe seiner Reise macht Moore eine überraschende Entdeckung: Viele der „gestohlenen“ Ideen haben tatsächlich amerikanische Wurzeln. Die bezahlte Urlaubsregelung, die er in Italien bewundert, wurde ursprünglich von amerikanischen Gewerkschaften gefordert. Die progressive Bildungspolitik in Finnland basiert auf den Ideen des amerikanischen Pädagogen John Dewey. Moore erkennt, dass die USA einst Vorreiter in vielen sozialen Bereichen waren, sich aber im Laufe der Zeit von ihren eigenen Idealen entfernt haben.
Mehr als nur „Diebstahl“: Eine Frage der Werte
„Where to Invade Next“ ist jedoch mehr als nur eine Liste von Ideen, die die USA von anderen Ländern übernehmen könnten. Der Film ist eine tiefgründige Auseinandersetzung mit den Werten und Prioritäten verschiedener Gesellschaften. Moore stellt die Frage, warum die USA so viel Geld in das Militär investieren, während andere Länder in Bildung, Gesundheitswesen und soziale Sicherheit investieren. Er fordert die Zuschauer auf, über ihre eigenen Werte nachzudenken und zu überlegen, welche Art von Gesellschaft sie sich wünschen.
Humor und Provokation: Moores Markenzeichen
Wie in seinen anderen Filmen setzt Moore auch in „Where to Invade Next“ auf Humor und Provokation, um sein Publikum zu erreichen. Er stellt unbequeme Fragen, konfrontiert Politiker und Experten mit ihren Widersprüchen und scheut sich nicht, seine eigene Meinung zu äußern. Sein unkonventioneller Ansatz mag nicht jedermanns Sache sein, aber er sorgt dafür, dass der Film im Gedächtnis bleibt und zum Nachdenken anregt.
Die Botschaft: Hoffnung und Veränderung
Trotz der Kritik an den Zuständen in den USA ist „Where to Invade Next“ letztendlich ein optimistischer Film. Moore glaubt, dass die USA das Potenzial haben, sich zu verändern und eine gerechtere und lebenswertere Gesellschaft zu werden. Er zeigt, dass es in anderen Ländern bereits Lösungen für viele der Probleme gibt, vor denen die USA stehen, und dass es möglich ist, von diesen zu lernen. Der Film ermutigt die Zuschauer, sich für positive Veränderungen einzusetzen und nicht aufzugeben.
Die Stärken des Films
Die Stärken von „Where to Invade Next“ liegen in seiner humorvollen und provokativen Art, komplexe Themen anzusprechen. Moore schafft es, die Zuschauer zum Lachen und zum Nachdenken zu bringen. Er präsentiert eine Fülle von Informationen und Perspektiven, ohne dabei belehrend oder langweilig zu wirken. Der Film ist gut recherchiert und fundiert, und er bietet eine willkommene Abwechslung zu den üblichen negativen Schlagzeilen.
Mögliche Kritikpunkte
Ein möglicher Kritikpunkt an „Where to Invade Next“ ist, dass Moore dazu neigt, die positiven Aspekte der besuchten Länder hervorzuheben und die negativen Aspekte auszublenden. Einige Kritiker werfen ihm vor, ein zu vereinfachtes Bild der Realität zu zeichnen und die komplexen Herausforderungen, vor denen diese Länder stehen, zu ignorieren. Es ist wichtig zu beachten, dass der Film eine subjektive Perspektive darstellt und nicht den Anspruch erhebt, eine umfassende Analyse zu liefern.
Fazit: Ein inspirierender Aufruf zum Handeln
„Where to Invade Next“ ist ein inspirierender und zum Nachdenken anregender Dokumentarfilm, der die Zuschauer dazu auffordert, über die Welt um sie herum nachzudenken und sich für positive Veränderungen einzusetzen. Obwohl der Film nicht unumstritten ist, bietet er eine wertvolle Perspektive auf die Stärken und Schwächen verschiedener Gesellschaften und zeigt, dass es immer Hoffnung auf eine bessere Zukunft gibt. Es ist ein Film, der Mut macht und inspiriert, sich für eine Welt einzusetzen, in der soziale Gerechtigkeit, Bildung und Lebensqualität für alle im Vordergrund stehen. „Where to Invade Next“ ist mehr als nur ein Film – er ist ein Aufruf zum Handeln.
Die wichtigsten „gestohlenen“ Ideen in einer Tabelle:
Land | „Gestohlene“ Idee | Nutzen |
---|---|---|
Italien | Großzügiger bezahlter Urlaub | Motivierte und gesunde Mitarbeiter, höhere Lebensqualität |
Frankreich | Hochwertiges Schulessen | Gesunde Ernährung, Esskultur, bessere Konzentrationsfähigkeit der Schüler |
Finnland | Weniger Tests, weniger Hausaufgaben, mehr Wert auf Wohlbefinden | Weniger Stress für Schüler, bessere Lernergebnisse, glücklichere Kinder |
Slowenien | Kostenlose Bildung | Gleiche Bildungschancen für alle, keine Studienkredite, qualifizierte Arbeitskräfte |
Deutschland | Mitspracherecht der Arbeitnehmer | Bessere Arbeitsbedingungen, höhere Produktivität, geringere Fluktuation |
Portugal | Entkriminalisierung von Drogen | Weniger Kriminalität, mehr Hilfe für Drogenabhängige, weniger Überlastung des Justizsystems |
Norwegen | Rehabilitationsorientiertes Justizsystem | Niedrigere Rückfallquote, weniger Kriminalität, menschlichere Behandlung von Straftätern |