Es gibt selten Serien wo das Remake beliebter und bekannter ist als die Vorlage. „Shameless“ ist aber eine Serie, die den Ruf tatsächlich geschafft hat. 11 Staffeln lang von 2004 bis 2013 lief die Originalserie extrem erfolgreich in den UK und war unter anderem der Startschuss für große Karrieren wie z. B. die von James McAvoy.
Das US Remake soll nun auch 11 Staffeln haben und während sich die erste Staffel, die sich noch sehr nah an das Original hielt, ging man inhaltlich mit der zweiten Staffel schon in eine andere Richtung. Gefeiert wurde die Familie Gallagher aber stets. Die Zuschauerzahlen waren für den Sender Showtime sehr gut und die Kritiken waren von dem überragenden Cast begeistert. Nun ging in den USA die 10. Staffel zu Ende. Amazon Prime hat aber zum 11.02.2020 die Staffel 9 in ihr Programm aufgenommen. Grund genug für uns reinzuschauen, sodass wir euch sagen können, ob die Serie auch in Staffel 9 weiterhin zu Recht begeistert.
Story:
Das Chaos rund um die Familie Gallagher geht weiter. Fiona übernimmt sich total mit ihren Immobilieninvestitionen. Carl versucht nach West Point zu gelangen und kriegt Hilfe von einem etwas verrückten Militärmädchen. Ian muss sich entscheiden, wie lange er wohl bereit ist, ins Gefängnis zu gehen. Lip versucht in seinem Beziehungschaos nicht wieder einen Alkoholrückfall zu bekommen. Debbie hat nun die Leitung über die Familie und Frank, na ja er ist Frank. Er wurschtelt sich so da durch, Hauptsache er bekommt weiterhin sein Alkohol. Stets ist Fremdschämen angesagt.
Eindruck:
Eindruck:Diese Staffel besteht aus 14 Folgen zwischen 53 und 58 Minuten und ist durchgängig erzählt. Wie üblich hat auch jede Folge eine Mid Credit Szene im Abspann. Vor dem Start von Staffel 9 wurde bekannt gegeben, dass Hauptdarstellerin Emmy Rossum die Serie verlassen wird. Wer aber nun denkt, dass sie mit einem großen Knall verabschiedet wird, den muss ich leider täuschen. Leider erweist sich ausgerechnet ihre Storyline ein bisschen als Schwachpunkt der ansonsten gewohnt guten Staffel 9. Klar, die Familienmitglieder hatten immer ihre eigenen selbstständigen Storylines, aber da es hier in Staffel 9 die Fiona Storyline oft ohne die Familie Gallagher auskommen muss, wirkt das Ganze wie ein Fremdkörper innerhalb der Geschichte.
Ab der zweiten Hälfte ist sie dann zwar wieder bei der Familie und auch wenn Schauspielerisch Emmy Rossum hier die Sache wirklich klasse macht, wirkt es aber leider „nur“ wie eine Kopie von Frank, wodurch der Charakter Fiona gewaltig an Charme verliert und schlichtweg nur noch nervt. Ihr Abgang selbst ist zwar an sich rund und man kann auch gut damit leben, aber es geht dann plötzlich auch alles irgendwie recht schnell, nach dem Motto, oh Staffel schon vorbei, mhmm dann schreiben wir sie mal eben raus. Während also Fiona hier schwächelt muss aber gesagt sein, dass der Rest des Casts weiterhin das verdammt hohe Level hält und gewohnt klasse rüberkommen. Okay Lip hat immer noch mit Herzschmerz zu kämpfen, aber im Verlauf gibt es hier tolle Entwicklungen, sodass wie gewohnt, auf sehr interessante Art alles außer Kontrolle gerät. Hier fügt sich auch Kate Miner als neue Darstellerin richtig klasse ein. Ihr Zusammenspiel mit Lip ist klasse.
Als absolutes Highlight erweist sich die Storyline rund um Karl. Der Typ kriegt auch immer die verrücktesten Mädels. Der Humor kommt dann herrlich schwarz und extrem durchgeknallt rüber. Hier heißt es Fremdschämen pur. Jess Gabor in der Rolle der Militärtochter auf Freigang gehrt richtig klasse ab und man merkt, dass es ihr Spaß macht, so richtig die Sau herauszulassen. Bei der Debbie Storyline merkt man dann, dass hier die Grundlage geschaffen wird, sie als neues Familienoberhaupt einzuführen, sprich sie übernimmt dann die Rolle, die einst Emmy Rossum als Fiona hatte. In dem Fall passt der Wechsel ganz gut, weil Fiona vermisst man in dieser Staffel definitiv nicht.
William H. Macy als Frank ist natürlich weiterhin der ganz große Star. Seine Weisheiten und Monologe sind ganz, ganz großes Kino und schauspielerisch ist er sich auch zu nichts zu Schade. Was er ihr wieder darbietet, bleibt weiterhin ein ganz großes Highlight und natürlich heißt es auch hier wieder Fremdschämen pur. Ebenfalls für Humor sorgen dann auch wieder die Nachbarn Kevin und Veronica. Auch hier geht es kaum verrückter und so verrückt es auch ist, es bleibt stets fast wie aus dem Leben gegriffen, okay so extrem geht es vermutlich nicht bei allen zu Hause ab, aber definitiv sehr authentisches Ghetto Leben.
Alles in allem harmoniert der Cast bis auf Emmy Rossum wieder recht gut miteinander und sie spielen sich gekonnt die Bälle zu. Der Grat zwischen Comedy und Drama wird erneut bei allen Charakteren fast perfekt getroffen, außer halt der von Fiona.
Die Entwicklungen der Charaktere sind klasse und optisch bleibt die Serie auf gewohnt sehr hohem Showtime-Niveau. Man bekommt einfach tolles Chicago Southside Feeling geboten, natürlich mit allen kaputten Momenten, die es gibt und die neue Ausgangslage zum Ende der Serie lässt einen auch sehr gespannt auf die Staffel 10 zurück, zumal dann Fiona nicht auftauchen wird und ihre Storyline die Serie nicht mehr runterziehen kann.
Fazit:
In Staffel 9 merkt man so langsam, dass die Serie ihren Zenit erreicht hat. Wo sonst jede Storyline brillant war, erweist sich ausgerechnet die Fiona Storyline, die unter anderem auch immer die treibende Kraft war, als große Schwäche dieser Staffel, sodass an fast schon richtig froh ist, dass sie von nun an nicht mehr dabei ist. Der Rest der Story bleibt aber gewohnt richtig, richtig klasse. Dramatisch, intensiv, spannend, lustig. Ein wundervolles Rundum-Sorglos-Paket und natürlich mit jeder Menge Fremdschäm-Momenten.
(Pierre Schulte)
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