Oninaki – Nintendo Switch – Tokyo RPG Factory/Square Enix

Oninaki Switch Review Artikelbild

Oninaki Switch CoverDer Tod ist unvermeidbar, das haben uns Spiele wie „Dark Souls“ und Co. ja schon eindrucksvoll gelehrt.

„Oninaki“, der am 22. August für PC, PS4 und Switch erschienene dritte Titel der Tokyo RPG Factory, setzt sich nach „I´m Setsuna“ und „Lost Sphear“ mit diesem verzwickten Thema auseinander.

Die Tochtergesellschaft, die 2014 von Square Enix gegründet wurde, um mit neuen Games an die großen 16Bit RPG Zeiten anzuknüpfen, lädt ein zum Nachdenken über den Tod und den Wert des Lebens. Ob „Oninaki“ hier an den Erfolg der guten alten Zeiten anknüpfen kann oder Tokyo RPG Factory ihre durchwachsener Kritik an den Vorgängern vererben wird?

Das Ganze wollen wir im Nachstehenden Review durchleuchten.

In „Oninaki“ verkörpern wir den jungen Schleierwächter Kagachi, der in jungen Jahren seine Eltern an eine tödliche Krankheit verlor. Genau hier setzt der große Pfeiler der Handlung des Spiels, die Geschichte und die charakterliche Entwicklung der Spielfiguren, an. Kushi, der Vater von Kagachis Sandkastenfreundin Mayura und Anführer der Schleierwächter, nimmt ihn unter seine Fittiche, erklärt ihm, dass er nicht um seine Eltern trauern soll, sondern sie mit Freude verabschieden müsse. Denn in der Welt von Oninaki ist Wiedergeburt garantiert. Aber an der Sache gibt es einen Haken: Wird ein Mensch betrauert, der nicht mit allem im Reinen ist oder brachte eine Aufgabe in seinem Leben nicht zu Ende, so bleibt seine Seele im Jenseits stecken und wird nicht dem Kreislauf der Wiedergeburt zugeführt.

Verweilen diese Seelen ohne Hilfe auf der anderen Seite, verlieren sie ihre Menschlichkeit durch den Neid auf die Lebenden, sowie die Trauer über das eigene Ableben, was sie auf kurz oder lang zu Kreaturen des Bösen werden lässt, die den Menschen nach dem Leben trachten, die sogenannten Gefallenen. Um dies zu verhindern, gibt es Kushi und seine Schleierwache, zu der auch Kagachi und Mayura gehören. Eine Elitegruppe, die in der Lage ist, den Schleier vom Diesseits ins Jenseits zu durchschreiten, um den „Verlorenen“ zur Seite zu stehen, ihnen ihre letzten Wünsche zu erfüllen und sie auf den Weg ins Licht, zur Wiedergeburt zu ebnen.

Ghost Whisperer lässt grüßen.

Oninaki Switch Review Szenenbild001Diese Aufgaben erstrecken sich von easy vom Gamepad gleitenden Dingen, wie „das Zurückgeben der geborgten Tasse Zucker beim Nachbarn“ oder das „Finden von Gegenständen, welche jemand mal wieder verlegt hat“, bis hin zu Themen die einem definitiv schwer im Magen liegen.

Denn um den in der Welt von Oninaki Heiligen Kreislauf der Wiedergeburt zu gewährleisten, ist ein Schleierwächter zu allem befugt. Das beinhaltet auch die aktive Sterbehilfe. So kommt es zum Beispiel zu Beginn des Spiels vor, dass der Geist eines kleinen Jungen, welcher durch einen Unfall zu Tode kam, noch einmal mit seinen Eltern reden will. Bei dem Gespräch mit den Eltern stellt sich heraus, dass die Trauer der Eltern den Jungen an das Jenseits bindet. Nach kurzem Gespräch beschließt erst die Mutter ihrem Jungen, der sich unsicher und allein fühlt, an die Hand zu nehmen und mit ihm zusammen die Wiedergeburt anzutreten, was zeitgleich den Vater dazu bringt, nicht ohne seine Familie leben zu wollen.

Kurz darauf folgen ein schwarzer Bildschirm und das kalte Geräusch der Klinge Kagachi´s.

Dies sind die Momente, die einem ein mit flauem Gefühl im Bauch und heruntergeklapptem Kiefer auf dem heimischen Sofa zurücklassen. Hier hat man sich mit Sicherheit kein leichtes Thema ausgesucht.

Oninaki Switch Review Szenenbild002Lobenswert – ohne krasse Effekte oder offene Gewalt, dennoch mit unsympathischen Fragen, geht „Oninaki“ vor allem auch in kritischen Momenten respektvoll und zugleich Geschick mit der Thematik Trauer, Suizid sowie dem Tod, als auch dem Glauben an das, was nach dem Leben kommt, um.

Storytechnisch ist „Oninaki“ absolut interessant, wenngleich es eine so bedrückende Geschichte zu erzählen hat. Spannung wird vor allem durch verschiedene Parteien aufgebaut. Der Regierung, die mit der Angst vor einem unerfüllten Leben, ihre teilweise absurden Gesetze durchdrückt. Sekten, die den Glauben an das Leben nach dem Tod oder die Wiedergeburt für ihre Machenschaften missbrauchen und weder vor Kindern noch Massensuizid Halt machen. Und dann gibt es da noch den Ominösen „Nachtteufel“ der es mit aller Gewalt auf die Seelen der Toten abgesehen hat, um sie von einer Wiedergeburt auszuschließen.

Grafisch ist das Spiel sehr liebevoll gestaltet und hat einen leichten Chibi-Touch, der sich sehr gut mit seinem Anime-Style in die optische Aufmachung eines klassischen RPG Spiels integriert. Die Welt, vor allem auch das Jenseits, in das Kagachi jederzeit wechseln kann, sind optisch ansprechend farbenfroh gestaltet, dennoch nur so weit, wie die Atmosphäre des Spiels dies zulässt. Grafisch liegt das Ganze klar unter den Möglichkeiten, welche die Switch bieten könnte. Dennoch sollte nicht vergessen werden, dass hier klar auf diese Aufmachung abgezielt wird, um an die guten alten 16Bit RPG Games zu erinnern.

Leider muss man an diesem Punkt auch auf die negativen Seiten jener eingehen.

Ladebildschirme, die teilweise unendlich lang sind und das meist vor, nach und zwischen einzelnen Sequenzen.  Cutscenes während der Mapwechsel bremsen den Spielfluss extrem aus, das alles scheint man hier übernommen zu haben.

Oninaki Switch Review Szenenbild003In „Oninaki“ präsentieren sie sich in einem schlichtem schwarz mit kleinen blauen Lotus Ornament in einer der unteren Ecke. Hier hätte man so viel machen können.

Tooltipps für die ausgeklügelte Battlemechanik, Erklärungen zu der doch recht komplexen Welt, als auch deren Ansichten. Evtl. einfach liebevoll gestaltete Artworks, wie sie zum Beispiel im Charakter Menü oder im Almanach zu finden sind, welche eine Möglichkeit wären, diese unglaublich oft und abgrundtief nervigen Ladebildschirme zumindest im geringen Maß aufzuwerten, sucht man hier vergebens.

Der Soundtrack ist absolute Spitzenklasse, der zu jederzeit die Gefühle und Gedanken zu Cutscenes sowie Rendersequenzen unterstreicht, als auch sehr elegant die Atmosphäre des Spiels unterstützt, zudem bei Bossbattles richtig gut abgeht, allerdings auch oft einfach gar nicht vorhanden ist.

Die Trauer, welche die Storyline eigentlich mit sich bringt, wird in diesen Momenten mit Stille und leichten Umgebungssounds wiederum optimal eingefangen.

Rendersequenzen, in Form von mehr oder weniger leicht animierten Bildern, sind voll in japanischer Sprache vertont. Cutscenes und Gespräche allerdings nur mit japanischen Wortfetzen versehen.

Für RPG´s typisch, ist hier Lesen angesagt.

Oninaki Switch Review Szenenbild004Bei seiner Mission als Schleierwache trifft Kagachi auf Horden „Gefallener“. So nennen sich die ständig selben Gegner, die es in Massen zu verhauen gilt. Hiervon gibt es nämlich jede Menge. Auch wenn ihr respawn auf einem Mapabschnitt begrenzt ist, sammeln sie sich in alter Frische, sobald man von einem Abschnitt wieder zurück in den vorherigen geht. Zudem existieren auf einem Abschnitt immer die doppelte Menge jener, denn was für Kagachi evtl. eine besondere Gabe ist, ist für uns nur ein Tastendruck, um ins Jenseits zu gelangen. Also kann man hier, genauso wie im Diesseits, in guter alter Action-Combat-Manier Monster für Monster nieder Prügeln. Hierbei steht Kagachi noch eine weitere Besonderheit zur Verfügung. Er kann sich mit sogenannten Daemonen verbünden. Seelen, die willensstark sind, aber ihre Erinnerungen komplett verloren haben, begleiten ihn so in menschlicher Form und sind im Falle eines Kampfes als Waffe zu gebrauchen. Durch das Sammeln von Erfahrung lässt sich nicht nur Kagachis, sondern auch das Level der Daemonen steigern. Jeder Daemon, von denen gleichzeitig vier aktiv gewählt werden können, um im Kampf nahtlos zwischen ihnen variieren zu können, bringt sein ganz eigenes Spielgefühl mit sich und kann mit Skillpunkten Individualisiert werden.

So kann zum Beispiel in einem Moment mit dem Einhänder flink geschnetzelt werden, während man im nächsten Moment mit der Axt keinen Platz für wachsendes Gras zulässt. Das Ganze wird durch für jeden Daemon zusätzliche Fähigkeiten abgerundet, die wirklich brillante Effekt-Animationen mit sich bringen. So wird nicht nur aus dem zu Beginn etwas steif wirkenden Kagachi mit der Zeit ein selbst individuell auf seinen Spielstil angepasster Krieger. Zudem kommt noch eine Art Risk-Reward-System, welches das Herauszögern der ultimativen Fähigkeit, das „Erscheinen“ des Daemons, mit zusätzlicher Angriffskraft bei gleichzeitig abbauendem Rüstungswert belohnt.

Dieses Kampfsystem ist bei der beinahe schon nervig penetranten Menge an nach Spawnenden Gegnern auch sinnvoll, zumal der Schwierigkeitsgrad weniger fordernd ist und das Ganze eigentlich sehr an Grinden erinnert. Wobei dies auch wieder aus Freude erledigt wird, da so durch das stetige Aufleveln der Daemonen Teile ihrer Geschichte, die sehr interessant sein kann, in extra Cutscenes offenbart werden.

Inhaltsverzeichnis

Oninaki Switch Review Szenenbild005Fazit:

„Oninaki“ hat sich ein schwieriges Thema ausgesucht und geht damit auch sehr gut um. Die Story und die Tiefe der Charaktere ist zwar nicht so genial, wie man sie aus den glorreichen Square RPG´s kennt, dennoch überzeugt das Spiel mit seiner absolut stimmigen Atmosphäre.

Im Gegensatz zu seinen Vorgängern macht das Spiel einiges besser, was es meiner Meinung nach zum Besten der Tokyo RPG Factory Titeln macht.

Wer auf Anime, dem Grinden von massig Monstern und Ladebildschirmen steht, sollte sich dieses Werk auf jeden Fall mal ansehen.

Pro:

-schönes Leveldesign.
-gute Story mit unvorhergesehenem Twist.
-packende Atmosphäre
-regt zum Nachdenken über Themen an, über die viele nicht reden wollen.
-individuelles Kampfsystem

Contra:

-Grinding
-fehlende Charaktertiefe
-massig Ladebildschirme
-statische Rendersequenzen
-flache Schwierigkeitsgrade

(Bastian Avermann)

© Bilder Tokyo RPG Factory/Square Enix – Alle Rechte vorbehalten!

 

Oninaki Switch Cover

 

 

 

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Bewertungen: 4.9 / 5. 770

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